Illness name: zervikale intraepitheliale neoplasie
Description:
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Als zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnen Ärzte Zellveränderungen am Gebärmutterhals. Sie gelten als Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs. Die Diagnose CIN stellt der Arzt durch die Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Gebärmutterhals. Lesen Sie hier, ob sich eine CIN wieder zurückbilden kann und wann eine Behandlung notwendig ist.
CIN ist die Abkürzung für „zervikale intraepitheliale Neoplasie“ (engl. cervical intraepithelial neoplasia). Damit bezeichnen Mediziner oberflächliche Zellveränderungen am Gebärmutterhals, die sich unbehandelt unter Umständen zu Gebärmutterhalskrebs entwickeln.
Ursache für die Zellveränderungen ist eine chronische Infektion mit humanen Papillomviren (HPV). HP-Viren sind sehr verbreitet, fast jede Frau steckt sich im Laufe ihres Lebens damit an. Die Übertragung erfolgt über Geschlechtsverkehr.
HPV-Infektionen heilen häufig von selbst aus. Bleiben sie jedoch bestehen, können sie die Schleimhautzellen am Gebärmutterhals schädigen. Diese entwickeln sich unter Umständen zunächst zu Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs (Präkanzerosen, CIN) und erst in der weiteren Folge zu Krebs. Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsform bei Frauen.
Die Diagnose CIN bedeutet nicht automatisch, dass Sie an Krebs erkranken werden. Einige CIN bilden sich von alleine zurück. Ob und wie CIN behandelt werden, hängt vom Ausmaß der Zellveränderungen (Dysplasie) ab.
Mediziner teilen zervikale intraepitheliale Neoplasien in drei Schweregrade ein:
Bei CIN I handelt es sich um leichte Zellveränderungen, die bei gut der Hälfte der Frauen von selbst wieder ausheilen.
CIN II beschreibt eine mittelschwere Form der Zellveränderung. Sie bildet sich bei einem Drittel der betroffenen Frauen von selbst wieder zurück.
Bei CIN III sind die Zellveränderungen bereits weit fortgeschritten. Die Veränderungen sind noch auf die oberen Gewebeschichten begrenzt (Carcinoma in situ, CIS), könnten aber in ein Karzinom übergehen. Da sich eine CIN IIl nur bei sehr wenigen Frauen von alleine wieder zurückbildet, raten Ärzte bei diesem Befund in der Regel unverzüglich zu einer Operation.
Stellt der Arzt eine zervikale intraepitheliale Neoplasie (Dysplasie am Gebärmutterhals) fest, ist das noch kein Grund zur Sorge. Die Zellveränderungen wachsen oberflächlich und bilden sich unter Umständen wieder zurück. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass CIN von alleine wieder verschwindet, hängt von Ausmaß und Dauer der Infektion ab. Als Faustregel gilt: Je länger eine Infektion mit HPV-Hochrisikovirustypen (HPV 16 und 18) besteht, desto unwahrscheinlicher ist eine Rückbildung und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für Gebärmutterhalskrebs.
CIN I heilt in 60 Prozent der Fälle spontan und ohne Behandlung aus. In 30 Prozent der Fälle bleiben die Zellveränderungen bestehen. Hier kontrolliert der Arzt den Gebärmutterhals einmal pro Jahr bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung. 10 Prozent aller CIN I-Fälle entwickeln sich über viele Jahre hinweg bis zur CIN III. Liegt eine CIN I vor, kontrolliert der Arzt alle drei Monate, ob sich die Zellveränderungen wieder zurückbilden. Besteht CIN I länger als zwei Jahre, empfehlen Ärzte eine Operation (Konisation).
Bei CIN II heilen 40 Prozent innerhalb von zwei Jahren von alleine aus, weitere 40 Prozent bleiben bestehen und in 20 Prozent der Fälle entwickelt sich daraus eine CIN III. Eine CIN II muss nicht sofort behandelt werden. Der Arzt führt jedoch alle drei Monate einen PAP-Test (mikroskopische Untersuchung eines Abstrichs aus dem Gebärmutterhals) und eine Scheidenspiegelung durch, um zu kontrollieren, wie sich die CIN II entwickelt. Sind die Zellveränderungen nach einem Jahr nicht verschwunden, raten Ärzte in der Regel zu einer Operation (Konisation).
Stellt der Arzt die Diagnose CIN III, liegen die Chancen auf Rückbildung der Zellveränderungen nur noch bei 33 Prozent. Bei diesem Befund ist es sehr wahrscheinlich, dass die Dysplasie in einen Gebärmutterhalskrebs übergeht. Deswegen empfehlen Ärzte in diesem Stadium unverzüglich eine Operation.
Zervikale intraepitheliale Neoplasien verursachen in der Regel keine Symptome. Sie werden daher üblicherweise nur zufällig – im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen – entdeckt.
Erkrankungen des Genitaltrakts verursachen oftmals keine eindeutigen Beschwerden. Schmerzen oder
Juckreiz
im Bereich der Scheide beziehungsweise Blutungen (außerhalb der Regelblutung) sollten daher immer ernst genommen werden. Wenden Sie sich bei Auffälligkeiten an Ihren Gynäkologen. Er klärt die Ursache ab und entscheidet, ob und welche Behandlung sinnvoll ist.
Eine CIN entwickelt sich aus einer
Infektion mit humanen Papillomviren (HPV).
Sie ist die weltweit am häufigsten durch HPV übertragene Erkrankung. Genitale HP-Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und dringen in die Schleimhäute ein.
Die meisten Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HP-Viren, doch nur bei wenigen entwickelt sich daraus eine CIN. In 80 Prozent der Fälle heilt die Infektion innerhalb von ein bis zwei Jahren von selbst und ohne Symptome wieder ab.
Gelingt es dem Immunsystem nicht, die Infektion abzuwehren, können die Zellen am Gebärmutterhals durch die HPV-Infektion so geschädigt werden, dass sich daraus Krebsvorstufen entwickeln. Bis sich aus einer andauernden HPV-Infektion tatsächlich Krebs entwickelt, dauert es aber etwa fünf bis zehn Jahre.
Die meisten HPV-Infektionen sind ungefährlich und werden vom Immunsystem erfolgreich bekämpft. Besonders groß ist das Erkrankungsrisiko jedoch, wenn sich sogenannte
Hochrisikovirus-HPV-Typen
(HPV 16 und 18) am Gebärmutterhals ansiedeln. Dabei handelt es sich um Virustypen, die dort potenziell Krebs verursachen können, indem sie Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs (Präkanzerosen) auslösen. Es ist aber auch möglich, dass Infektionen mit Hochrisiko-HPV-Typen ohne Behandlung wieder ausheilen.
Neben der Ansteckung mit den Hochrisikotypen HPV 16 und 18 erhöhen weitere Faktoren das Risiko für eine CIN:
Zellveränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses verursachen keine spürbaren Symptome. Ob solche Veränderungen vorliegen, überprüft der Gynäkologe routinemäßig bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung.
Um Zellveränderungen am Gebärmutterhals feststellen zu können, führt der Arzt einen sogenannten PAP-Test durch. Dabei nimmt er mit einem Wattetupfer einen Abstrich aus dem Bereich des Gebärmutterhalses. Dieser wird anschließend in einem spezialisierten Labor auf Veränderungen der Zellen hin untersucht.
PAP I:
Normale, gesunde Zellen, kein Hinweis auf Veränderungen, nächste Kontrolle in einem Jahr
PAP II:
Leichte Zellveränderungen (wie beispielsweise eine harmlose Entzündung oder eine Pilzinfektion), kein Verdacht auf Krebsvorstufen oder Krebs, nächste Kontrolle in einem Jahr
PAP III:
Unklarer Befund, stärker ausgeprägte Entzündung beziehungsweise Zellveränderungen, weitere Untersuchungen notwendig
PAP IIID:
Es liegen Zellveränderungen (Dysplasien) vor, aber kein Krebs. Weitere Untersuchungen sind notwendig.
PAP IV:
Es liegen Krebsvorstufen, Krebs im Frühstadium oder Krebs vor. Zur Abklärung sind weitere Untersuchungen nötig.
PAP V:
Nachweis von bösartigen Tumorzellen, Krebs ist sehr wahrscheinlich.
Bei PAP I und II besteht kein weiterer Handlungsbedarf, der nächste Abstrich erfolgt bei der Vorsorgeuntersuchung in einem Jahr. Ab PAP III sind weiterführende Untersuchungen wie eine Scheidenspiegelung und/oder ein HPV-Test notwendig.
Lautet das Ergebnis des PAP-Tests PAP III oder mehr, führt der Arzt eine Scheidenspiegelung (
Kolposkopie
) durch. Dabei untersucht er mit einem speziellen Mikroskop und einer angeschlossenen Kamera die Schleimhaut des Gebärmutterhalses auf Veränderungen. Bei Auffälligkeiten entnimmt der Arzt mit einer kleinen Zange kleine Gewebeproben vom Gebärmutterhals (Biopsie). Diese werden anschließend an ein Labor geschickt und mikroskopisch untersucht.
Die Entnahme der Gewebeproben kann leichte Schmerzen verursachen, dauert aber in der Regel nur kurz. Bis die Wunden am Gebärmutterhals wieder abgeheilt sind, kann es zu leichten Blutungen kommen. Es ist daher ratsam, in den Tagen danach Slipeinlagen zu benutzen.
Beim HPV-Test wird festgestellt, ob eine Infektion mit HPV-Viren vorliegt. Das Vorgehen ist ähnlich wie beim PAP-Test: Der Arzt entnimmt mit einem Bürstchen Zellen vom Gebärmutterhals. Manche Frauen empfinden die Untersuchung als unangenehm und leicht schmerzhaft.
Im Anschluss werden die Zellen im Labor untersucht. Dabei wird festgestellt, ob überhaupt eine Infektion mit HP-Viren vorliegt und um welchen Virustyp es sich handelt:
Der HPV-Test kommt auch nach einer Konisation zum Einsatz. Dabei überprüft der Arzt, ob das Virus nach der Operation noch vorhanden ist. Wenn ja, ist das Risiko des Wiederauftretens von Zellveränderungen erhöht.
CIN I heilt bei rund der Hälfte der Frauen von selbst aus. Liegen Anzeichen für eine Entzündung durch
Bakterien
oder Pilze vor, behandelt der Arzt diese mit entsprechenden Medikamenten. Die nächste Kontrolle beim Frauenarzt erfolgt in sechs Monaten. Bei positivem HPV-Test folgt eine weitere Scheidenspiegelung und bei Bedarf eine Biopsie.
CIN 2 muss nicht sofort behandelt werden. In der Regel reicht es aus, abzuwarten und nach sechs Monaten per Abstrich zu kontrollieren, wie sich die Zellveränderungen entwickelt haben. Liegt nach zwei Jahren immer noch eine CIN II vor, raten Ärzte zur chirurgischen Entfernung der Veränderung (Konisation).
Bei CIN III, also weit fortgeschrittenen Krebsvorstufen, raten Ärzte zur sofortigen Entfernung per Konisation.
Bei einer Konisation entfernt der Arzt das erkrankte Gewebe aus dem Gebärmutterhals. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose oder in örtlicher Betäubung. Zur Entfernung verwendet der Arzt eine elektrische Heizschlinge (LEEP-Konisierung) oder einen Laser und entnimmt ein kegelförmiges Stück Gewebe aus dem Muttermund. Bei den meisten Frauen führt die Konisation zur vollständigen Heilung.
Nach dem Eingriff können leichte Blutungen auftreten, sie sind aber normalerweise schwächer als eine Regelblutung. Am achten bis zehnten Tag, wenn sich der Wundschorf löst, kann es zu einer erneuten Blutung kommen.
Verzichten Sie in den ersten drei bis vier Wochen nach der Konisation auf Geschlechtsverkehr, Bäder und Tampons!
Nach der Konisation untersucht der Arzt die Patientin erneut. Gute Sicherheit bietet ein PAP-Test in Kombination mit einem HPV-Test. Eine Scheidenspiegelung ist nur dann notwendig, wenn die CIN nicht vollständig entfernt wurde und/oder der HPV-Test weiterhin positiv ist.
Zervikale intraepitheliale Neoplasien werden von HP-Viren verursacht. Zur Vorbeugung eignen sich also alle Maßnahmen, die eine HPV-Infektion frühzeitig aufdecken oder im besten Fall verhindern.
Derzeit sind zwei Impfungen gegen humane Papillomviren am Markt. Sie verhindern eine HPV-Infektion und schützen vor Zellveränderungen, die unter Umständen zu Gebärmutterhalskrebs werden können. Derzeit sind zwei Impfungen verfügbar:
Die HPV-Impfung ist ein sogenannter Totimpfstoff. Das bedeutet, dass der Impfstoff das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anregt, aber selbst keine Infektion auslösen kann.
Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Mädchen zwischen dem neunten und dem 14. Lebensjahr. Sie bekommen – abhängig vom Präparat – zwei oder drei Dosen. Am besten wirkt die Impfung, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen ist.
Die Impfung ist grundsätzlich auch zu einem späteren Zeitpunkt (nach dem ersten Sex) möglich. Auch wenn es bereits zu einer HPV-Infektion mit einem bestimmten Virustyp gekommen ist, schützt die Impfung noch vor den anderen im Impfstoff enthaltenen Virustypen.
Zur Behandlung einer bestehenden HPV-Infektion ist die Impfung nicht geeignet. Es gibt aber Hinweise darauf, dass Frauen, die nach einer Konisation geimpft werden, seltener erneut an CIN erkranken.
Wie bei allen Impfungen sind auch nach einer HPV-Impfung Nebenwirkungen möglich. Dazu zählen Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle,
Kopfschmerzen
oder
Schwindel
. Diese Reaktionen des Immunsystems sind aber in der Regel harmlos und klingen innerhalb weniger Tage von selbst wieder ab.
Eine CIN verursacht in der Regel keine Beschwerden. Umso wichtiger ist es, die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt wahrzunehmen. Denn: Regelmäßige Kontrollen (PAP-Test) verhindern, dass sich Zellveränderungen unentdeckt zu Gebärmutterhalskrebs entwickeln.
Seit Januar 2020 können Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre einen Test auf humane Papillomviren vornehmen lassen.
Auch HPV-Geimpfte sollten nicht auf Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen verzichten, denn die gegenwärtigen Impfstoffe verhindern bislang nur einen Teil der krebsfördernden HPV-Infektionen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN)
Kurzübersicht
Was ist eine zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN)?
Unterscheidung zwischen CIN 1, 2 und 3
Kann sich eine CIN zurückbilden?
Woran erkennt man ein CIN?
Wodurch entsteht eine zervikale intraepitheliale Neoplasie?
Risikofaktoren Hochrisiko HP-Virustyp
Weitere Risikofaktoren für genitale HPV-Infektionen
Wie wird CIN diagnostiziert?
PAP-Test
Was besagt das Ergebnis des PAP-Tests?
Vorgehen abhängig vom PAP-Befund
Scheidenspiegelung
HPV-Test
Wie wird CIN behandelt?
Behandlung von CIN I
Behandlung von CIN II
Behandlung von CIN III
Was ist eine Konisation?
Kann man einer CIN vorbeugen?
HPV-Impfung
Früherkennungsuntersuchung
Autoren- & Quelleninformationen