Illness name: plazenta praevia

Description:

Plazenta praevia

Von Mareike Müller , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Mehr über die NetDoktor-Experten
Alle NetDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Als Plazenta praevia bezeichnet man eine Fehllage des Mutterkuchens bei schwangeren Frauen. Typisches Symptom ist eine Blutung aus der Scheide im späten Verlauf der Schwangerschaft. Je nach Ausmaß ist die Plazenta praevia in manchen Fällen für Mutter und Kind lebensbedrohlich. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Plazenta praevia!

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. O44

Kurzübersicht

  • Behandlung: Bettruhe, möglicherweise wehenhemmende Mittel, bei Gefahr für Mutter und Kind: vorzeitige Einleitung der Geburt
  • Verlauf und Prognose: Blutungen und Gefährdungen sind je nach Plazentalage unterschiedlich stark. Die Geburt erfolgt in den allermeisten Fällen per Kaiserschnitt .
  • Symptome: Blutungen aus der Scheide, manchmal Krämpfe
  • Ursachen und Risikofaktoren: Mehrlingsschwangerschaften, Mehrgebärende, ungewöhnlich geformte Gebärmutter , vorausgegangene Kaiserschnitte oder Narben , Kokain- und Zigarettenkonsum
  • Diagnostik: Tastuntersuchung des Bauches und der Scheide, Ultraschalluntersuchung
  • Vorbeugen: Ausschalten von Risikofaktoren, Bettruhe und Schonung zur Vermeidung von Blutungen
Zum Inhaltsverzeichnis

Was ist Plazenta praevia?

Bei einer Plazenta praevia (Placenta praevia) handelt es sich um einen nicht normal sitzenden Mutterkuchen (Plazenta) in der Gebärmutter (Uterus). Die Plazenta ist ein scheibenförmiges Organ mit einem Durchmesser von etwa fünf bis 20 Zentimetern. Sie ist zwei bis vier Zentimeter dick und wiegt im Durchschnitt etwa 500 Gramm. Die Plazenta dient der Nährstoff- und Sauerstoffversorgung des ungeborenen Kindes. Außerdem produziert sie wichtige Hormone wie Progesteron , Östrogen und hCG (humanes Choriongonadotropin). Diese Botenstoffe sind für den Erhalt der Schwangerschaft wichtig.

Eine Plazenta praevia bedeckt mehr oder weniger vollständig den inneren Muttermund, also den Ausgang der Gebärmutter, den das Kind bei der Geburt passiert. Normalerweise befindet sich der Mutterkuchen deutlich entfernt vom Gebärmutterausgang. Je nach Ausmaß der Fehllage unterscheidet man:

  • Tiefsitzende Plazenta: Sie erreicht den inneren Muttermund nicht, sitzt jedoch näher an ihm als gewöhnlich.
  • Plazenta praevia marginalis: Die Plazenta berührt den inneren Muttermund, verlegt ihn aber nicht.
  • Plazenta praevia partialis: Die Plazenta verlegt den inneren Muttermund teilweise.
  • Plazenta praevia totalis: Die Plazenta bedeckt den inneren Muttermund komplett.
Zum Inhaltsverzeichnis

Plazenta praevia: Was muss beachtet werden?

Wenn bei einer Schwangeren eine Plazenta praevia während einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt wird, rät der Arzt zunächst zu strikter Bettruhe. Jegliche Aktivitäten werden auf ein Minimum beschränkt. Außerdem ist es wichtig, das kleine Becken zu schonen. Das bedeutet für die Schwangere, besser auf Sex zu verzichten, nichts in die Scheide einzuführen und diese auch nicht zu spülen.

Blutungen sind immer ein Alarmsignal. Suchen Sie in diesem Fall unverzüglich einen Arzt auf!

Falls eine Frühgeburt droht, verschreibt der Arzt meist Medikamente, die die Wehentätigkeit hemmen. Dazu zählt zum Beispiel Atosiban. Manchmal kommen Glukokortikoide ( Betamethason ) zum Einsatz, um die Lungenreife des ungeborenen Kindes zu beschleunigen.

Kommt es durch die Plazenta praevia zu einer Blutung, werden die Vor- und Nachteile der Therapie abgewogen: Was wiegt schwerer für Mutter und Kind – eine Frühgeburt oder der Erhalt der risikoreichen Schwangerschaft? Starke Blutungen gefährden sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind.

Ist die Schwangerschaft bereits über die 36. Woche hinaus fortgeschritten, wird in der Regel die Geburt eingeleitet.

Zum Inhaltsverzeichnis

Wie läuft die Geburt ab?

Bei manchen Frauen kommt es während der Schwangerschaft immer wieder zu Blutungen unterschiedlicher Intensität. Einige Schwangere bleiben zeitweise oder bis zum Ende der Schwangerschaft im Krankenhaus.

Ist der Zeitpunkt der Geburt bekommen – entweder, weil das Kind reif genug ist oder das Fortführen der Schwangerschaft zu riskant wäre –, wird fast immer ein Kaiserschnitt gemacht. Eine vaginale Entbindung ist nur bei Frauen mit einer tiefliegenden Plazenta und ausreichend Abstand zum Muttermund möglich – und selbst dann entscheiden sich Ärzte häufig für einen Kaiserschnitt.

Zum Inhaltsverzeichnis

Wie macht sich eine Plazenta praevia bemerkbar?

Typisches Symptom der Plazenta praevia ist eine plötzlich einsetzende vaginale Blutung. Am ehesten tritt sie in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf, am häufigsten zum Ende des zweiten Trimenons beziehungsweise zu Beginn des dritten Trimenons. Manchmal werden die Blutungen von Krämpfen begleitet.

Es gibt Fälle, bei denen eine tiefsitzende Plazenta oder eine Plazenta praevia marginalis komplikationslos und unbemerkt bleiben. Bei anderen Formen, zum Beispiel bei der Plazenta praevia totalis, kommt es manchmal zu so starken Blutungen, dass für Mutter und Kind Lebensgefahr besteht.

Während einige Blutungen bei Plazenta praevia spontan – also ohne Behandlung – zum Stillstand kommen, ist es bei anderen Blutungen notwendig, dass die Schwangere eine Bluttransfusion erhält.

Zum Inhaltsverzeichnis

Was verursacht eine Plazenta praevia?

Normalerweise bewegt sich der Mutterkuchen im Verlauf der Schwangerschaft in Richtung des mütterlichen Kopfes, also zum oberen Ende der Gebärmutter hin. Das geschieht aufgrund des Wachstums der Gebärmutter. So wird gewährleistet, dass der Geburtskanal frei liegt. Bleibt diese Bewegung der Plazenta aus, entsteht eine Placenta praevia. Zum Ende der Schwangerschaft dehnt sich der Uterus aus, sodass die Plazenta praevia droht, einzureißen und zu bluten.

Es gibt einige Faktoren, die mit einem erhöhten Risiko für eine Plazenta praevia einhergehen. Dazu zählen unter anderem:

  • Rauchen
  • Hohes Alter der werdenden Mutter
  • Außergewöhnliche Form der Gebärmutter (Uterusanomalie)
  • Viele Schwangerschaften in der Vergangenheit
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Kokainmissbrauch
  • Narben in der Gebärmutter, zum Beispiel durch Operationen, Kaiserschnitte oder Schwangerschaftsabbrüche (Ausschabungen)
  • In-vitro-Fertilisation (künstliche Befruchtung)
Zum Inhaltsverzeichnis

Wie wird eine Plazenta praevia festgestellt?

Frauen, die während der Schwangerschaft eine Blutung aus der Scheide bemerken, wird dringend geraten, einen Gynäkologen aufzusuchen. Er befragt sie zunächst ausführlich zu ihrer Krankengeschichte ( Anamnese ). Mögliche Fragen dabei sind:

  • In welcher Schwangerschaftswoche befinden Sie sich?
  • Haben Sie Schmerzen?
  • Waren Sie zuvor schon ein- oder mehrmals schwanger?
  • Rauchen Sie?

Anschließend folgt eine Untersuchung: Dabei tastet der Arzt den Bauch der Schwangeren ab, um eventuelle Verhärtungen und die Lage des Kindes festzustellen. Danach untersucht er die Scheide, um die Blutungsquelle zu lokalisieren.

Zusätzlich führt er eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, eine sogenannte transabdominelle Sonografie, durch. Sie gibt zum Ende des zweiten Trimenons Aufschluss über den Sitz der Plazenta. Idealerweise ist dabei die Harnblase der Patientin etwa zur Hälfte gefüllt, um eine bessere Übersicht der Lagebeziehungen der einzelnen Organe zueinander zu erhalten.

Zum Inhaltsverzeichnis

Wie lässt sich einer Plazenta praevia vorbeugen?

Es ist nicht möglich, einer Plazenta praevia zuverlässig vorzubeugen. Keine Frau ist in der Lage, die Anlage des Mutterkuchens zu beeinflussen. Bestenfalls verringern Frauen die Gefahr einer Plazenta praevia, indem sie Risikofaktoren wie Drogen- oder Nikotinkonsum ausschalten.

Zu den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen, Blutungen bei einer Plazenta praevia zu vermeiden, zählt die Bettruhe. Vielen Frauen mit einem vorliegenden Mutterkuchen wird dringend geraten, den Rest der Schwangerschaft im Liegen zu verbringen und Anstrengungen zu vermeiden. Je nach Ausprägung der Plazenta praevia haben Schwangere häufig ein Beschäftigungsverbot, müssen also in der Schwangerschaft nicht mehr arbeiten.

Zum Inhaltsverzeichnis

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Mehr über die NetDoktor-Experten
ICD-Codes:
O44
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Cunningham, F.G. et al.: Pregnancy hypertension. In: Williams Obstetrics. McGraw Hill Verlag, 23. Auflage 2010
  • Dulay, A.T.: Placenta praevia, unter: www.msdmanuals.com (Abruf am: 03.02.2021)
  • Francois, K.E. & Foley, M.R.: Antepartum and postpartum hemorrhage. In: Obstetrics: Normal and Problem Pregnancies. Elsevier, 6. Auflage 2012: Kapitel 19
  • Houry, D.E. & Salhi, B.A.: Acute complications of pregnancy. In: Rosen`s Emergency Medicine; Conecepts and Clinical Practive. Elsevier, 8. Auflage 2013: Kapitel 178
  • Rath, W. et al.: Geburtshilfe und Perinatalmedizin: Pränataldiagnostik – Erkrankungen – Entbindung. Georg Thieme Verlag, 2. Auflage 2010
  • Schneider, H. et al.: Die Geburtshilfe. Springer Verlag, 5. Auflage 2016
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage 2013