Illness name: plazenta praevia
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Als
Plazenta praevia
bezeichnet man eine Fehllage des Mutterkuchens bei schwangeren Frauen. Typisches Symptom ist eine Blutung aus der Scheide im späten Verlauf der Schwangerschaft. Je nach Ausmaß ist die Plazenta praevia in manchen Fällen für Mutter und Kind lebensbedrohlich. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Plazenta praevia!
Bei einer
Plazenta
praevia (Placenta praevia) handelt es sich um einen nicht normal sitzenden Mutterkuchen (Plazenta) in der Gebärmutter (Uterus). Die Plazenta ist ein scheibenförmiges Organ mit einem Durchmesser von etwa fünf bis 20 Zentimetern. Sie ist zwei bis vier Zentimeter dick und wiegt im Durchschnitt etwa 500 Gramm. Die Plazenta dient der Nährstoff- und Sauerstoffversorgung des ungeborenen Kindes. Außerdem produziert sie wichtige
Hormone
wie
Progesteron
, Östrogen und hCG (humanes Choriongonadotropin). Diese Botenstoffe sind für den Erhalt der Schwangerschaft wichtig.
Eine Plazenta praevia bedeckt mehr oder weniger vollständig den inneren Muttermund, also den Ausgang der Gebärmutter, den das Kind bei der Geburt passiert. Normalerweise befindet sich der Mutterkuchen deutlich entfernt vom Gebärmutterausgang. Je nach Ausmaß der Fehllage unterscheidet man:
Wenn bei einer Schwangeren eine Plazenta praevia während einer Vorsorgeuntersuchung festgestellt wird, rät der Arzt zunächst zu strikter Bettruhe. Jegliche Aktivitäten werden auf ein Minimum beschränkt. Außerdem ist es wichtig, das kleine Becken zu schonen. Das bedeutet für die Schwangere, besser auf Sex zu verzichten, nichts in die Scheide einzuführen und diese auch nicht zu spülen.
Blutungen sind immer ein Alarmsignal. Suchen Sie in diesem Fall unverzüglich einen Arzt auf!
Falls eine
Frühgeburt
droht, verschreibt der Arzt meist Medikamente, die die Wehentätigkeit hemmen. Dazu zählt zum Beispiel Atosiban. Manchmal kommen Glukokortikoide (
Betamethason
) zum Einsatz, um die Lungenreife des ungeborenen Kindes zu beschleunigen.
Kommt es durch die Plazenta praevia zu einer Blutung, werden die Vor- und Nachteile der Therapie abgewogen: Was wiegt schwerer für Mutter und Kind – eine Frühgeburt oder der Erhalt der risikoreichen Schwangerschaft? Starke Blutungen gefährden sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind.
Ist die Schwangerschaft bereits über die 36. Woche hinaus fortgeschritten, wird in der Regel die Geburt eingeleitet.
Bei manchen Frauen kommt es während der Schwangerschaft immer wieder zu Blutungen unterschiedlicher Intensität. Einige Schwangere bleiben zeitweise oder bis zum Ende der Schwangerschaft im Krankenhaus.
Ist der Zeitpunkt der Geburt bekommen – entweder, weil das Kind reif genug ist oder das Fortführen der Schwangerschaft zu riskant wäre –, wird fast immer ein Kaiserschnitt gemacht. Eine vaginale Entbindung ist nur bei Frauen mit einer tiefliegenden Plazenta und ausreichend Abstand zum Muttermund möglich – und selbst dann entscheiden sich Ärzte häufig für einen Kaiserschnitt.
Typisches Symptom der Plazenta praevia ist eine plötzlich einsetzende vaginale Blutung. Am ehesten tritt sie in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf, am häufigsten zum Ende des zweiten Trimenons beziehungsweise zu Beginn des dritten Trimenons. Manchmal werden die Blutungen von Krämpfen begleitet.
Es gibt Fälle, bei denen eine tiefsitzende Plazenta oder eine Plazenta praevia marginalis komplikationslos und unbemerkt bleiben. Bei anderen Formen, zum Beispiel bei der Plazenta praevia totalis, kommt es manchmal zu so starken Blutungen, dass für Mutter und Kind Lebensgefahr besteht.
Während einige Blutungen bei Plazenta praevia spontan – also ohne Behandlung – zum Stillstand kommen, ist es bei anderen Blutungen notwendig, dass die Schwangere eine
Bluttransfusion
erhält.
Normalerweise bewegt sich der Mutterkuchen im Verlauf der Schwangerschaft in Richtung des mütterlichen Kopfes, also zum oberen Ende der Gebärmutter hin. Das geschieht aufgrund des Wachstums der Gebärmutter. So wird gewährleistet, dass der Geburtskanal frei liegt. Bleibt diese Bewegung der Plazenta aus, entsteht eine Placenta praevia. Zum Ende der Schwangerschaft dehnt sich der Uterus aus, sodass die Plazenta praevia droht, einzureißen und zu bluten.
Es gibt einige Faktoren, die mit einem erhöhten Risiko für eine Plazenta praevia einhergehen. Dazu zählen unter anderem:
Frauen, die während der Schwangerschaft eine Blutung aus der Scheide bemerken, wird dringend geraten, einen Gynäkologen aufzusuchen. Er befragt sie zunächst ausführlich zu ihrer Krankengeschichte (
Anamnese
). Mögliche Fragen dabei sind:
Anschließend folgt eine Untersuchung: Dabei tastet der Arzt den Bauch der Schwangeren ab, um eventuelle Verhärtungen und die Lage des Kindes festzustellen. Danach untersucht er die Scheide, um die Blutungsquelle zu lokalisieren.
Zusätzlich führt er eine Ultraschalluntersuchung des Bauches, eine sogenannte transabdominelle Sonografie, durch. Sie gibt zum Ende des zweiten Trimenons Aufschluss über den Sitz der Plazenta. Idealerweise ist dabei die
Harnblase
der Patientin etwa zur Hälfte gefüllt, um eine bessere Übersicht der Lagebeziehungen der einzelnen Organe zueinander zu erhalten.
Es ist nicht möglich, einer Plazenta praevia zuverlässig vorzubeugen. Keine Frau ist in der Lage, die Anlage des Mutterkuchens zu beeinflussen. Bestenfalls verringern Frauen die Gefahr einer Plazenta praevia, indem sie Risikofaktoren wie Drogen- oder Nikotinkonsum ausschalten.
Zu den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen, Blutungen bei einer Plazenta praevia zu vermeiden, zählt die Bettruhe. Vielen Frauen mit einem vorliegenden Mutterkuchen wird dringend geraten, den Rest der Schwangerschaft im Liegen zu verbringen und Anstrengungen zu vermeiden. Je nach Ausprägung der Plazenta praevia haben Schwangere häufig ein Beschäftigungsverbot, müssen also in der Schwangerschaft nicht mehr arbeiten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Plazenta praevia
Kurzübersicht
Was ist Plazenta praevia?
Plazenta praevia: Was muss beachtet werden?
Wie läuft die Geburt ab?
Wie macht sich eine Plazenta praevia bemerkbar?
Was verursacht eine Plazenta praevia?
Wie wird eine Plazenta praevia festgestellt?
Wie lässt sich einer Plazenta praevia vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen