Illness name: spielsucht

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Spielsucht

Von Julia Dobmeier , Masterstudium in Psychologie
und Eva Rudolf-Müller , Ärztin
Julia Dobmeier

Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.

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Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Menschen mit Spielsucht leiden unter dem zwanghaften Drang, Glücksspiele zu spielen. An Spielautomaten, in Kasinos oder durch Wetten verlieren sie oftmals ihr gesamtes Vermögen. Aus Spiel wird Ernst, denn die Folgen der Spielsucht sind häufig dramatisch. Spielsucht ist eine Krankheit, die die Betroffenen ohne professionelle Hilfe meist nicht bewältigen. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema Spielsucht.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. F63

Kurzübersicht

  • Symptome: Weiterspielen trotz Verlusten und Schulden, Vernachlässigung anderer Interessen und Aufgaben, Heimlichkeit, Entzugserscheinungen wie Nervosität oder Reizbarkeit
  • Ursachen und Risikofaktoren: Konditionierung des Belohnungszentrums im Gehirn , gestörte Impulskontrolle, geringes Selbstwertgefühl, familiäre Konflikte
  • Diagnose: Kriterien sind u. a. starkes Verlangen, Entzugserscheinungen, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, Verlust von Interessen, Gefährdung von Beziehungen, Beruf oder Ausbildung, Verschleierung des Konsums
  • Behandlung: Ambulante oder stationäre Therapie, Einzel- und Gruppensitzungen zur Verhaltenstherapie
  • Verlauf und Prognose: Unbehandelt entsteht ein Teufelskreis von Suchtverhalten, sozialen und beruflichen Problemen und weiterem Rückzug in das Suchtverhalten. Mit therapeutischer Hilfe Normalisierung des Verhaltens möglich.
  • Vorbeugen: Verzicht auf Glückspiel, gemäßigtes Glücksspiel, klare Geld- und Zeitlimits, Spielen in Gesellschaft
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Was ist Spielsucht?

Spielsüchtige verbringen oft viele Stunden täglich vor dem Spielautomaten, in Kasinos oder beim Online-Poker. Sie verlieren dabei nicht nur ihr Geld, sondern auch ihre Familie und ihre Freunde. Die Abhängigkeit ist für Betroffene verhängnisvoll, auch wenn sie nicht an einen bestimmten Stoff gebunden ist, wie beispielsweise bei der Kokain- oder Alkohol-Abhängigkeit.

Auch bei den sogenannten Verhaltenssüchten, zu denen die Spielsucht gehört, verliert der Betroffene die Kontrolle und muss aus einem inneren Zwang heraus immer wieder spielen.

Spielsucht wird von den Krankenkassen als Krankheit anerkannt und im englischen als „pathological gambling“ bezeichnet. Auf Deutsch übersetzt heißt das "krankhaftes (pathologisches) Glücksspielen". Bei den meisten dieser Spiele entscheidet nicht das Können über den Spielerfolg. Vielmehr sind Gewinn oder Verlust sind vom Zufall abhängig.

Die Glücksspielsucht umfasst verschiedene Arten des Spielens. Am häufigsten spielen Glücksspielsüchtige am Geldspielautomaten, danach folgen Spiele in Kasinos, Wetten, Karten- und Würfelspiele. Auch Online-Glücksspiele wie Pokern im Internet gewinnen an Beliebtheit. Seltener findet man Spielsüchtige unter den Lottospielern.

Weitere psychische Störungen

Neben der Spielsucht treten sehr häufig noch weitere psychische Störungen auf (Komorbidität). Betroffene leiden oft gleichzeitig unter Persönlichkeits-, Angst- und depressiven Störungen sowie unter Drogensucht. Über die Hälfte aller Glücksspielsüchtigen ist alkoholabhängig. Die Süchtigen haben oft außerdem ein gestörtes Selbstwertgefühl, erleben Panikzustände und Bindungsangst.

Spielsucht und Videospiele

Ebenfalls zu den Verhaltenssüchten zählt die Videospielsucht. Diese sogenannte "Gaming Disorder" wird bei Menschen diagnostiziert, wenn sie über einen Zeitraum von zwölf Monaten drei Kriterien erfüllen:

  1. Kontrollverlust beim Spielen: Die betroffene Person hat die Kontrolle darüber verloren, wann, wie lange, zu welchen Zeiten, wie intensiv und in welchem Zusammenhang sie spielt.
  2. Verlust anderer Aktivitäten: Das Spielen bekommt eine zunehmende Priorität. Es dominiert den Alltag auf Kosten anderer Aktivitäten.
  3. Negative Konsequenzen durch das Spielen: Das Spielverhalten der Betroffenen hat bereits deutliche negative Konsequenzen gehabt – trotzdem spielen die Betroffenen weiter.

Computer- oder Videospielsucht trifft nicht nur Erwachsene. Diese Form der Spielsucht zeigt sich auch vermehrt bei Kindern und Jugendlichen.

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Was sind die Symptome von Spielsucht?

Die Glücksspielsucht entwickelt sich meist in einem langsamen Prozess oft über mehrere Jahre hinweg. Experten unterteilen die Glücksspielsucht in drei Phasen: das positive Anfangsstadium, das Gewöhnungsstadium und das Suchtstadium. In jeder Phase treten spezifische Anzeichen auf.

Das positive Anfangsstadium

Zu Beginn spielt der Betroffene nur gelegentlich. Die Einsätze sorgen für Nervenkitzel, die Gewinne für Freude. Sie lassen die alltäglichen Probleme für einige Zeit verschwinden. Das Spiel verläuft reguliert und der Spieler geht weiterhin seinen Verpflichtungen, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten nach. Man spricht in dieser Phase vom Unterhaltungs- oder Gelegenheitsspielern. Häufig führen jedoch erste größere Gewinne zu einer starken Verlockung, immer wieder zu spielen.

Das Gewöhnungsstadium

In der Gewöhnungsphase verliert der Spieler allmählich die Kontrolle darüber, wie viel er spielt und wie viel Geld er einsetzt. Das Glücksspiel wird zur regelmäßigen Ablenkung im alltäglichen Leben. Die Gewinne erzeugen ein starkes Glücksgefühl. Anstatt mit dem Gewinn aufzuhören, fordern die Spieler ihr Glück heraus. Da Glücksspiele darauf basieren, dass auf Dauer nicht die Spieler gewinnen, sondern die Anbieter, übertreffen die Verluste langfristig den Gewinn.

Typische Spielsucht-Symptome in der Gewöhnungsphase sind:

  • Kontrollverlust über das Spielverhalten
  • "Magisches Denken": die Idee, dass das eigene Verhalten und nicht das Glück das Spiel steuert
  • Glaube, dass Glücksbringer, Rituale oder Strategien den Spielerfolg beeinflussen
  • Enge Kopplung von Emotionen, Selbstbewusstsein und Lebensfreude an das Glücksspiel
  • Reizbarkeit und Anspannung vor, während oder nach des Spielens
  • Weniger Fokus auf Freunde, Hobbys und die Arbeit
  • Heimlichkeit und Lügen in Bezug auf das Spielen und dessen Folgen

Gefährlich wird es vor allem, wenn Spieler sich zunehmend verschulden. Schwierigkeiten mit der Bank, im Beruf und mit der Familie sind erst der Anfang der Abwärtsspirale der Spielsucht. Angehörigen, die das Verhalten des Spielsüchtigen ansprechen, begegnet dieser oft mit Aggressionen und Leugnung. Um Konfrontationen zu vermeiden, distanzieren sich die Betroffenen zunehmend von ihrem sozialen Umfeld.

Das Suchtstadium

Im letzten Stadium nennt man die Spieler auch Exzessiv- und Verzweiflungsspieler. Für die Dauer und den Einsatz des Spieles gibt es nun keine rationalen Grenzen mehr. Die Spieler müssen immer mehr Risiko bei den Einsätzen eingehen, um noch einen Nervenkitzel zu erleben (Toleranz-Entwicklung). Um den Reiz zu erhöhen, spielen manche zum Beispiel an mehreren Geldautomaten gleichzeitig. Sie haben nun vollständig die Kontrolle verloren.

Viele haben in diesem Stadium ihre Arbeit, ihren Partner und die sozialen Kontakte verloren und große Schwierigkeiten in allen anderen Bereichen des Lebens. Es gehört dazu, dass Spielsüchtige in dieser Phase keine realistische Vorstellung mehr von normalen Geldbeträgen haben. Die Schulden sind oft so hoch, dass sie nicht mehr zurückgezahlt werden. Dennoch schaffen süchtige Spieler es häufig nicht mehr, mit dem Spielen aufzuhören. Die möglichen Gewinne scheinen der einzige Ausweg aus den Schwierigkeiten zu sein – ein folgenschwerer Fehlschluss.

Im Suchtstadium zeigen die Spieler auch körperliche und psychische Symptome. Stress und Angstzustände nehmen zu. Süchtige (pathologische) Spieler erkennt man an ihren zittrigen Händen und starkem Schwitzen . Manche Spieler verlieren sich regelrecht im Glücksspiel und wissen zeitweise nicht mehr, wo sie sich befinden.

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Was sind die Ursachen von Spielsucht?

Eine einzelne Ursache für pathologisches Spielen gibt es nicht. Mehrere Faktoren spielen bei der Entstehung der Glücksspielsucht eine Rolle. Vermutlich liegt die Wurzel in der Wechselwirkung der genetischen, psychosozialen und biologischen Einflüsse.

Spielsucht: Genetische Faktoren

Mithilfe von Zwillings- und Adoptionsstudien haben Forscher den genetischen Anteil der Glücksspielsucht untersucht. Ebenso wie bei anderen Süchten, tritt auch die Glücksspielsucht in Familien gehäuft auf. Leidet ein Elternteil unter Glücksspielsucht, haben die Kinder ein Risiko von 20 Prozent, ebenfalls spielsüchtig zu werden. Der eineiige Zwilling eines Betroffenen wird mit 23-prozentiger Wahrscheinlichkeit der Glücksspielsucht verfallen.

Die Gene sind jedoch nicht allein verantwortlich. Sie erhöhen zwar die Anfälligkeit (Vulnerabilität) einer Person, eine Glücksspielsucht zu entwickeln. Für ihre Entstehung müssen jedoch entsprechende Umweltfaktoren hinzukommen.

Spielsucht: Psychosoziale Faktoren

Glücksspielsüchtige haben häufig nur ein geringes Selbstwertgefühl, das aus frühen negativen Erfahrungen herrührt. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit sind ein großer Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Störungen und somit auch für die Spielsucht.

Spielsüchtige geben oft an, eine gestörte Beziehung zu ihrem Vater zu haben. Werden die Bedürfnisse im frühen Kindesalter von den Eltern nicht ausreichend beachtet, hat das oft weitreichende Folgen. Viele Betroffene haben dann auch als Erwachsene Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Emotionen.

Das Spielen wird – ebenso wie andere Süchte – von den Abhängigen zur Regulierung ihrer Emotionen missbraucht. Es lenkt von den eigentlichen Problemen in der Realität ab. Alle Sinne konzentrieren sich voll und ganz auf das Spiel. Die Gewinne vermitteln den Spielern die Illusion der Kontrolle über ihr Glück beim Spiel und steigern ihr Selbstwertgefühl. Bei Verlusten spielen sie weiter. Denn die Aufregung vor dem nächsten Spiel erzeugt wieder ein positives Gefühl.

Ein wichtiger sozialer Faktor ist, dass Glücksspiele in gewissem Maße gesellschaftlich akzeptiert sind. Das Lottospiel wird beispielsweise nicht nur öffentlich beworben, sondern auch in vielen Geschäften angeboten. Das fördert die Spielsucht.

Spielsucht: Biologische Faktoren

Die schleichende Entwicklung der Spielsucht scheint sich im Belohnungssystem des Gehirns abzuspielen. Das sogenannte mesolimbische System in unserem Gehirn wird auf die Reize, die das schnelle und riskante Spiel auslöst, konditioniert. Es lernt schrittweise, ihnen immer mehr Aufmerksamkeit zu schenken – auf Kosten anderer Gedanken und Empfindungen.

Das liegt vor allem am Botenstoff Dopamin , der auch beim Glücksspiel freigesetzt wird. Dieser Botenstoff löst angenehme Emotionen aus, belohnt bestimmte Verhaltensweisen und lenkt die Aufmerksamkeit auf sie. Bei übermäßigem Glücksspiel nimmt die Wirkung von Dopamin jedoch ab. Denn der Körper hat sich an den Botenstoff gewöhnt und reagiert nicht mehr so stark darauf. Der Spieler möchte jedoch wieder das Belohnungsgefühl erleben. Dafür muss er die Spielzeiten verlängern oder höhere Geldsummen einsetzen.

Untersuchungen zeigen zudem, dass eine geringere Aktivität im vorderen Bereich des Gehirns (frontaler Kortex) und ein Mangel an Serotonin die Impulskontrolle stören. Diese Veränderungen erklären möglicherweise, warum es Menschen mit Glücksspielsucht trotz der negativen Konsequenzen schwerfällt, auf das Spielen zu verzichten.

Suchtpotenzial der Spiele

Auch ein gewisses Suchtpotenzial der Spiele trägt zur Entwicklung einer Spielsucht bei. Dieses Suchtpotenzial basiert auf der Art und Weise, wie die Spiele aufgebaut sind, und auf deren Verfügbarkeit. Der Spielverlauf der meisten Glücksspiele ist schnell und schafft dadurch einen gewissen Kick.

Die Spiele erwecken außerdem Illusion, dass der Spieler sie steuert und die Kontrolle behält. Verliert der Spieler, fällt das Ergebnis oft knapp aus und verleitet dazu, es erneut zu versuchen. Statt mit echtem Geld wird oft mit Ersatzwerten gespielt, zum Beispiel Jetons oder Punkten. Der Bezug zum echten Wert des Geldes geht so verloren.

Die Sucht wird außerdem dadurch unterstützt, dass es viele Gelegenheiten zu spielen gibt. Automaten für Glücksspiele befinden sich nicht nur in Spielhallen, sondern auch in Gaststätten oder Bars. Weitere Angebote bestehen im Internet.

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Wie wird Spielsucht festgestellt?

Eine Glücksspielsucht wird nicht durch eine körperliche Untersuchung, sondern durch Gespräche – gegebenenfalls auch mit Angehörigen – sowie spezielle Fragebögen diagnostiziert.

Im Rahmen der Erstuntersuchung stellen der Arzt oder Psychotherapeut zum Beispiel folgende Fragen:

  • Haben Sie schon einmal das gesamte Geld verspielt, das sie dabei hatten?
  • Verspüren Sie einen inneren Drang, Glücksspielen nachzugehen?
  • Haben Sie Freunde oder Familie in der Vergangenheit wegen Ihres Glücksspiels belogen?
  • Fällt es Ihnen schwer, nach einem Verlust im Spiel aufzuhören?

Wenn eine Glücksspielsucht vorliegt, findet der Arzt oder Therapeut durch gezielte Fragen heraus, wie stark die Sucht ausgeprägt ist. Die Glücksspielsucht tritt häufig zusammen mit anderen Süchten oder psychischen Störungen auf. Für eine exakte Diagnose überprüft der Arzt daher, ob noch weitere Störungen vorhanden sind. Diese Informationen sind für die folgende Behandlung von Bedeutung.

Diagnose: pathologisches Glücksspielen

Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) müssen für die Diagnose der Spielsucht mindestens fünf der folgenden Kriterien zutreffen. Glücksspielsüchtige:

  • Beschäftigen sich gedanklich ständig mit dem Glücksspiel
  • Steigern ihre Einsätze, um die gewünschte Erregung zu spüren
  • Versuchen immer wieder erfolglos, das Spiel zu kontrollieren oder aufzuhören
  • Macht der Versuch, aus dem Glücksspiel auszusteigen, unruhig und gereizt
  • Spielen, um sich von ihren Problemen und ihrer negativen Stimmung abzulenken
  • Spielen auch nach Geldverlusten weiter
  • Belügen andere Menschen, um ihre Spielproblematik zu verheimlichen
  • Handeln illegal, um ihr Spielen weiterhin zu finanzieren
  • Gefährden oder verlieren aufgrund des Spielens wichtige Beziehungen, den Arbeitsplatz oder Zukunftschancen
  • Hoffen, dass andere Personen ihnen Geld zur Verfügung stellen

Im Internet werden viele Tests angeboten, die eine Einschätzung der Sucht ermöglichen. Ein Online-Spielsucht-Test wird jedoch niemals die Diagnose eines Spezialisten ersetzen. Bei Verdacht auf eine Glücksspielsucht ist es dringend angeraten, sich an einen Arzt, einen Therapeuten oder eine Sucht-Beratungsstelle zu wenden.

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Wie wird Spielsucht behandelt?

Die Behandlung von Spielsucht gehört in professionelle Hände. Alle wichtigen Informationen zur Therapie von Spielsucht finden Sie unter Spielsucht-Therapie .

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Wie verläuft Spielsucht?

Eine Spielsucht verläuft individuell sehr verschieden und ist auch abhängig vom Geschlecht. Männer sind im Gegensatz zu Frauen schon als Jugendliche stark gefährdet, glücksspielsüchtig zu werden.

In der Regel ist Spielsucht ein schleichender Prozess. Zu Beginn ist das Spielen nur ein netter Zeitvertreib. Die Bindung an das Glücksspiel wird jedoch immer stärker. Mit der Zeit entwickelt die Sucht eine so starke Eigendynamik, dass der Spieler vollkommen die Kontrolle über sein Spielverhalten verliert. Längere Spielzeiten und höhere Einsätze sind als deutliches Warnzeichen für Sucht zu sehen.

Die Prognose der Spielsucht hängt von der Schwere und den Folgen der Abhängigkeit, den Behandlungsmöglichkeiten und der Motivation des Betroffenen ab. Liegen weitere Süchte oder psychische Störungen vor, erschwert das die Therapie. Die Unterstützung durch Freunde und Familie übt hingegen oft einen positiven Einfluss auf die Entwicklung aus. Generell gilt, wie bei anderen Krankheiten auch: Je früher die Spielsucht behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, sie zu überwinden.

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Wie lässt sich einer Spielsucht vorbeugen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einer Spielsucht vorzubeugen. Die wirkungsvollste ist es, überhaupt nicht zu spielen. Doch viele Menschen möchten nicht auf den Spaß einer gelegentlichen Partie Poker oder Roulette verzichten. Diese Tipps helfen dabei, verantwortungsvoll zu spielen und den Abrutsch in die Suchtfalle zu vermeiden:

  • Setzen Sie sich ein Limit, wie viel Geld und Zeit Sie für das Glücksspiel aufbringen.
  • Leihen Sie sich niemals Geld, um zu spielen.
  • Verwenden Sie ausschließlich Bargeld zum Spielen.
  • Spielen Sie nur in Gesellschaft.
  • Spielen Sie nicht, wenn Sie Probleme haben oder es Ihnen zu diesem Zeitpunkt schlecht geht.
  • Priorisieren Sie stets Freunde, Familie, Beruf und Hobbys vor dem Glücksspiel.
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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Fabian Seyfried
Autoren:
Julia Dobmeier

Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.

Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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ICD-Codes:
F63
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen: Glücksspiel, unter: www.dhs.de (Abruf: 24.02.2022)
  • Grawe K. Neuropsychotherapie. Hogrefe Verlag. 1. Auflage, 2004
  • Mann K. Verhaltenssüchte. Springer Verlag. 1. Auflage, 2014
  • Meyer G., Bachmann M. Spielsucht. Springer Verlag. 4. Auflage, 2017
  • Petry J. Glücksspielsucht. Hogrefe Verlag. 1. Auflage, 2003
  • SOS-Spielsucht.ch: Verantwortungsvoll spielen, unter: www.sos-spielsucht.ch (Abruf: 24.02.2022)
  • Spahn-Müller F., Margraf J. Wenn Spielen pathologisch wird. Karger Verlag. 1. Auflage, 2003