Illness name: hallux valgus

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Hallux valgus

Von Dr. med. Fabian Sinowatz
und Carola Felchner , Wissenschaftsjournalistin
Dr. med. Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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Hallux valgus (Ballenzeh) ist eine Fehlstellung der großen Zehe, die das Laufen erschweren und schmerzen kann. Möglichen Ursachen sind etwa zu enge Schuhe und schwaches Bindegewebe. Oft lassen sich die Beschwerden mit konservativen Methoden wie Physiotherapie oder einer Hallux valgus-Schiene bessern. Manchmal ist aber auch eine Operation nötig. Lesen Sie hier mehr über Ursachen und Symptome von Hallux valgus, Therapie und Prognose!

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. Q66 M20

Kurzübersicht

  • Was ist Hallux valgus? Meist schmerzhafte Abweichung der Großzehe (mediz. Hallux) zur Körperaußenseite (mediz. Valgusstellung). Häufigste Deformität des Vorfußes. Betroffen sind vor allem Frauen im mittleren und höheren Alter.
  • Symptome: Im Bereich des Grundgelenks ist die große Zehe zur Körperaußenseite hin abgewinkelt. An dieser Stelle zeigen sich Schmerzen und eine verdockte, gerötete Haut .
  • Ursachen: z.B. zu enge und/oder hohe Schuhe, Veranlagung (schwaches Bindegewebe), Spreizfuß oder andere bereits bestehende Fehlstellungen
  • Behandlung: konservative Methoden wie Gymnastik, Schiene, Bandage; gegebenenfalls operativer Eingriff zur Korrektur der Fehlstellung
  • Zuständiger Facharzt: Orthopäde oder Fußchirurg
  • Prognose: Konservative Maßnahmen können eine Zunahme der Fehlstellung verhindern, diese aber nicht rückgängig machen. Das gelingt nur mittels Operation (hohe Erfolgsquote).
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Hallux valgus: Behandlung

Je nachdem, wie stark die Fehlstellung der großen Zehe ausgeprägt ist, kommen unterschiedliche Formen der Hallux-valgus-Therapie in Frage. Sie zielen darauf ab, vorhandene Schmerzen zu reduzieren, die Fehlstellung zu korrigieren oder deren Fortschreiten zu verhindern. Außerdem will man mit der Therapie die normale Funktionsfähigkeit von Fuß und Großzehe erhalten beziehungsweise wiederherstellen.

Nicht-operative Hallux-valgus-Behandlung

Bei manchen Patienten lässt sich die große Zehe noch aktiv (etwa mit Zehengymnastik) oder passiv (etwa mittels Schiene oder Einlagen) in ihre Normalstellung bringen. Dann wird der Hallux valgus konservativ (nicht-operativ) behandelt. Dabei sind verschiedene Therapieverfahren möglich, zum Beispiel:

Physiotherapie und Zehengymnastik

Bei Hallux valgus können Betroffene selbst aktiv werden: Regelmäßige Zehengymnastik ist in jedem Fall einen Versuch wert. Sie stärkt die Muskulatur und die Fuß-Sehnen. Dies ist vor allem bei schwach ausgeprägtem Hallux valgus sinnvoll, um zu verhindern, dass sich die Schiefstellung verstärkt. Als vorbeugende Maßnahme kann Zehengymnastik dafür sorgen, dass die Fehlstellung gar nicht erst entsteht.

Sie können zum Beispiel den Fuß regelmäßig über einen Tennis- oder einen sogenannten Igelball (Gummiball mit abgerundeten „Stacheln“) rollen. Das baut das Fußquergewölbe auf. Auch Barfußlaufen kräftigt die oft verkümmerten Fußstrukturen. Letzteres sollten Sie am besten auf unebenem Grund wie Kies, Sand, Gras oder Rindenmulch tun. Dabei wird der Fuß mehr stimuliert als auf glattem Boden.

Lassen Sie sich von Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten passende Übungen für eine Hallux-valgus-Therapie zuhause zeigen!

Hallux-valgus-Schiene

Eine Hallux-valgus-Schiene soll die große Zehe durch mechanischen Druck in Richtung der Fußinnenseite - also weg von den anderen Zehen - drücken. Durch Anpassung von Muskeln und Sehnen können so mit der Zeit die Beschwerden reduziert werden.

Es gibt verschiedene Systeme und Designs bei Hallux-valgus-Schienen. Manche werden nur nachts getragen. Andere passen auch in normale Konfektionsschuhe und können tagsüber angelegt werden.

Die Hallux-valgus-Therapie mittels Schiene ist unter Umständen nicht die angenehmste Behandlungsmethode. Durch den ständigen Druck haben Betroffene vor allem in den ersten Wochen oft Schmerzen, oder die Haut wird gereizt. Diese Nebenwirkungen werden mit der Zeit weniger. Es kann aber sinnvoll sein, bei sehr starken Schmerzen die Schiene ein bis zwei Tage wegzulassen.

Hallux valgus Schiene
Eine Hallux-valgus-Schiene drückt die große Zehe in Richtung der Fußinnenseite

Nach gängiger Lehrbuchmeinung können Schienen eine bestehende Fehlstellung nicht korrigieren, sondern nur die Schmerzen lindern und das Voranschreiten der Deformierung verlangsamen.

Alternativen zur Schiene

Neben der Hallux-valgus-Schiene gibt es verschiedene andere Möglichkeiten zur nicht-operativen Behandlung der Fehlstellung:

Eine Hallux-valgus-Bandage ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Patient eine Schiene nicht gut verträgt. Die Bandage verteilt nämlich den Druck auf die große Zehe gleichmäßiger. Wichtig für das richtige „Druckmaß“ ist jedoch die passende Größe der Bandage. Lassen Sie sich hierzu von einem Fachmann (zum Beispiel einem Orthopädietechniker) beraten.

Auch spezielle Hallux-valgus-Schuhe können sinnvoll sein, vor allem um die Schmerzen zu lindern. Diese Schuhe sind im Vorfußbereich meist geräumiger als normale Schuhe. So wird der Vorfuß nicht eingeengt.

Außerdem gibt es spezielle Hallux-valgus-Einlagen . Sie unterstützen den Mittelfuß durch ein kugelförmiges Polster (Pelotte) und entlasten so den Vorfußbereich. Die Einlagen lassen sich mit Hallux-valgus-Schuhen oder normalen Schuhen tragen.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten der konservativen Hallux-valgus-Behandlung. Neben Zehenspreizer , Zehenpolster und Ballenrolle zählt dazu auch das Taping :

Dabei werden elastische Klebebänder in spezieller Weise am Fuß angebracht. Sie sollen den Blut- und Lymphfluss erhöhen, die sensiblen Hautrezeptoren stimulieren und so die Schmerzen reduzieren. Es gibt für das Tapen zwar (Video-)Anleitungen im Internet, aber dennoch sollten Sie das nicht selbst übernehmen. Ohne die notwendige Erfahrung ist es eher unwahrscheinlich, dass Sie mit selbst angebrachten Tapes einen nachhaltigen Erfolg erzielen. Lassen Sie sich lieber von einem Physiotherapeuten oder Arzt tapen, der sich damit auskennt.

Medikamentöse Therapie

Wenn Hallux-valgus-Patienten die Schmerzen nicht anderweitig in den Griff bekommen, besteht die Möglichkeit, auf Schmerzmittel zurückzugreifen. Normalerweise empfehlen Mediziner hierfür nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ibuprofen . Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten!

Operative Hallux-valgus-Behandlung

Wirken die konservativen Therapiemethoden nicht oder sind die Schmerzen zu stark, kommt bei Hallux valgus auch ein chirurgischer Eingriff in Frage. Es gibt mittlerweile etwa 150 bis 200 verschiedene Arten der Hallux-valgus-OP . Allerdings wird davon nur eine Handvoll in der Praxis durchgeführt.

Die verschiedenen Op-Verfahren folgen meist einem ähnlichen Grundprinzip. Ihr Ziel ist es, die normalen anatomischen Verhältnisse bestmöglich wiederherzustellen. So sollen der Fuß und die Großzehe wieder normal „funktionieren“ und die Schmerzen verschwinden oder zumindest nachlassen. Allerdings hängt es immer von der individuellen Ausgangslage ab, welches Operationsziel mit einer Hallux-OP möglich ist.

Bei leichten bis mittelschweren Hallux-valgus-Fehlstellungen ist das Resultat meist gut. Das heißt, der Patient ist (und bleibt) schmerzfrei und die große Zehe in Normalposition.

Eine Hallux-valgus-Operation sollte nicht aus rein kosmetischen Gründen durchgeführt werden. Wie bei jeder anderen Operation sollte es für den Eingriff medizinische Gründe geben, bei einem Hallux valgus zum Beispiel starke Schmerzen oder Probleme beim Gehen.

Wie läuft die Hallux-valgus-OP ab?

Um die Operation gut planen zu können, sind die ärztliche Untersuchung und Röntgenbilder des Fußes sehr wichtig. Trotzdem geben diese dem Arzt nur eine grobe Orientierung. Er kann meist erst während des Eingriffs die Situation genau einschätzen, etwa den Zustand des Knorpels im Großzehengrundgelenk. Deshalb entscheidet er sich oft erst kurzfristig für eine bestimmte OP-Methode.

Grundsätzlich läuft eine Hallux-valgus-OP grob wie folgt ab:

  • Der Arzt löst das Zehengrundgelenk der großen Zehe aus der zusammengezogenen Gelenkkapsel und befreit es von Sehnen, um es beweglich zu machen.
  • Der Mittelfußknochen wird durchtrennt ( Osteotomie ) und in Richtung der anderen Zehen verschoben. Dies korrigiert die Hauptursache des Hallux valgus: den zu großen Winkel zwischen den ersten beiden Mittelfußknochen.
  • Der Mittelfußknochen wird mindestens bis zur vollständigen Heilung mittels winziger Schrauben fixiert. In der Regel bleiben diese aber dauerhaft im Knochen (sie bereiten meist keinerlei Probleme).
  • Abschließend trägt der Arzt die typische Schwellung oberhalb des Großzehengrundgelenks ( Pseudoexostose ) ab und verschließt Gelenkkapsel und Gewebeschichten.

Wenn das Grundgelenk durch Gelenkverschleiß ( Arthrose ) zu stark geschädigt ist, kann es zur Schmerzentlastung operativ entfernt (Resektionsarthroplastik, zum Beispiel die „Keller-Brandes-Operation“) oder versteift werden ( Arthrodese ).

Was passiert nach der Operation?

Nach der Operation muss der Fuß mindestens vier Wochen lang so gut wie möglich entlastet werden. Dann können Bänder und Knochen in Ruhe heilen. Auch physiotherapeutische Maßnahmen können in dieser Phase die Regeneration unterstützen.

Danach gewöhnt man den Fuß über weitere vier Wochen wieder langsam an Belastung und daran, die Gewichtsverteilung zu koordinieren. Nach etwa acht Wochen können Betroffene also normalerweise wieder gehen. Sport sollte nach etwa 12 Wochen wieder möglich sein.

Welche Risiken birgt die Operation?

Grundsätzlich handelt es sich bei der Hallux-valgus-Operation um einen risikoarmen und meist wenig belastenden Eingriff ( minimal-invasive OP-Methoden ). Wie bei jeder Operation bestehen aber einige allgemeine Risiken wie Blutungen oder Verletzungen von Nerven oder Gefäßen.

Außerdem können trotz Hallux-valgus-OP die Schmerzen weiter bestehen. Manchmal kommt es auch zu einem Rückfall (Rezidiv): Die Fehlstellung der Großzehe bildet sich erneut. Ganz selten vertragen Patienten die eingesetzten Fixierschrauben nicht (Unverträglichkeitsreaktionen).

Da der Fuß recht weit weg ist vom Herz , kann sich zudem das Blut rückstauen. Es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass das Fußgewebe nach einer Hallux-valgus-Operation noch drei bis 12 Monate lang geschwollen ist.

  • Hallux valgus – Kinder brauchen gute Schuhe

    Drei Fragen an

    Dr. med. Frank Meinhard Balensiefen ,
    Facharzt für Orthopädie
  • 1

    Ein Hallux valgus tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Warum?

    Dr. med. Frank Meinhard Balensiefen

    Oft kommen bei Frauen mehrere Faktoren zusammen, die einen Hallux valgus begünstigen. Neben der genetischen Veranlagung spielt das Bindegewebe eine große Rolle. Das ist bei Frauen generell meist schwächer als bei Männern. Eine Schwangerschaft verstärkt diesen Effekt noch. Auch tragen Frauen gerne Schuhe mit höheren Absätzen, die den Vorfuß belasten und die Zehenfehlstellung fördern.

  • 2

    Welche Möglichkeiten zur Vorbeugung gibt es?

    Dr. med. Frank Meinhard Balensiefen

    Barfußlaufen, und das bereits als Kind, ist eine einfache und wirksame Methode, die Fußinnenmuskulatur zu stärken. Hohe Absätzen oder sehr enge Schuhe sollten Sie meiden. Und achten Sie bei Ihren Kindern von Anfang an auf Schuhe, die an der Ferse gut sitzen und die ein optimales Abrollen der Füße ermöglichen. Schläppchen mit sehr dünnen Sohlen, ohne Halt und Fußbett, sind für Kinder absolut ungeeignet.

  • 3

    Und wenn es schon erste Anzeichen für einen Hallux valgus gibt?

    Dr. med. Frank Meinhard Balensiefen

    Gehen sie rechtzeitig zu einem Orthopäden, vor allem wenn bereits ein Hallux valgus in der Familie aufgetreten ist. Maßangepasste Hilfsmittel wie Einlagen, Nachtschienen oder Bandagen können nämlich verhindern, dass sich Sehnen, Gelenkkapsel und Bänder verkürzen und die Großzehe noch mehr verformt. Oft lässt sich damit eine Operation umgehen oder zumindest hinauszögern.

  • Dr. med. Frank Meinhard Balensiefen ,
    Facharzt für Orthopädie

    Chefarzt des Endozentrums am Orthopädiezentrum München Ost, Hüft- und Knieendoprothetik, Kinderorthopädische Erkrankungen, Sportmedizin, Hand- und Fußchirurgie, seit 1997 betreuender Arzt der deutschen Eishockey-Nationalmannschaften

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Hallux valgus: Ursachen und Risikofaktoren

Verschiedene Faktoren begünstigen die Entstehung von Hallux valgus:

  • Häufiges Tragen zu enger und/oder hochhakiger Schuhe: Die Zehen werden in solchen Schuhen zusammengedrückt. Durch einen hohen Absatz lastet zudem mehr Druck auf den Zehengrundgelenken.
  • Andere Fußfehlstellungen: Ein Hallux valgus kann beispielsweise die Folge eines Spreizfußes sein. Dabei ist das Quergewölbe im Vorfußbereich abgeflacht, die Mittelfußknochen weichen auseinander. Ein Hinweis auf den oft beschwerdefreien Spreizfuß können Schwielen an den Fußsohlen sein.
  • Veranlagung: Meist sind in einer Familie mehrere Personen von Hallux valgus betroffen. Experten glauben daher, dass die Fehlstellung oder Faktoren, welche diese begünstigen, vererbt werden können. Eltern mit (ehemaligem) Hallux valgus sollten deshalb die Füße ihrer Kinder regelmäßig kontrollieren: Im Kindes- und Jugendalter lassen sich Fehlstellungen noch gut korrigieren.
  • Übermäßige Krafteinwirkung: Wenn man sich zum Beispiel den Fuß an einer Tür etc. anschlägt, können Teile der Gelenkkapsel abreißen und die Zugkräfte im Fuß aus dem Gleichgewicht geraten. Die Folge kann ein Hallux valgus sein. Dabei gilt: Je größer der Zug in „die falsche Richtung“ ist, desto stärker weicht die große Zehe ab, was wiederum den Zug erhöht usw.
  • Sonstiges: Auch rheumatische Erkrankungen, angeborene Fehlstellungen oder ein in Fehlstellung verheilter Knochenbruch können (in selteneren Fällen) eine Verkrümmung der großen Zehe begünstigen.
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Hallux valgus: Symptome

Ein Hallux valgus ist mit bloßem Auge an der typischen Fehlstellung zu erkennen: Die große Zehe ist im Bereich des Großzehengrundgelenks zur Körperaußenseite in Richtung der Nachbarzehen abgewinkelt anstatt eine annähernd gerade Linie zu bilden.

Außerdem ist an dieser Stelle die Haut oft gerötet und stark verdickt . Manchmal sieht es so aus, als hätte sich dort ein neuer Knochen gebildet. Deshalb bezeichnet man dieses Hallux-valgus-Symptom auch als Pseudoexostose (griechisch: pseudês = falsch; Exostose = Anbau neuer Knochensubstanz). Tatsächlich handelt es sich aber nicht um Knochenmasse, sondern zum einen um das Köpfchen des Mittelfußknochens, das zum Fußinnenrand gedrückt wird, und zum anderen um die darüber liegende, geschwollene Haut.

Eine Sonderform des Hallux valgus ist der sogenannte Hallux valgus interphalangeus. In diesem Fall ist der Winkel zwischen den Mittelfußknochen normal groß – allein die Zehenglieder der großen Zehe (Phalangen) weichen in Richtung der anderen Zehen ab.

Oft verursacht ein Hallux valgus Schmerzen , besonders nach längerem Stehen oder Gehen. Je stärker und anhaltender Druck (etwa durch zu enge Schuhe) einwirkt, desto mehr werden die Haut, der Schleimbeutel am Gelenk und das Großzehengrundgelenk geschädigt. Dies kann zu Schmerzen im Bereich des Grundgelenks beziehungsweise der Mittelfußknochen führen ( Metatarsalgie ). Sie nehmen im Laufe der Jahre zu. Im schlimmsten Fall wird das Großzehengrundgelenk so stark geschädigt, dass es dort nach einigen Jahren zu Gelenkverschleiß (Arthrose) kommt.

Hallux-valgus-Stadien
Der Hallux valgus ist eine Fehlstellung der großen Zehe. Die Verschiebung verläuft in 4 Stadien (selten).

Das Ausmaß der Fehlstellung erlaubt keinen Rückschluss auf die Stärke der Schmerzen! Manchmal verursacht schon ein gering ausgeprägter Hallux valgus stärkste Schmerzen. Andere Menschen haben trotz massiver Fehlstellung nur wenig Schmerzen. Gelegentlich bereitet ein Hallux valgus auch gar keine merklichen oder einschränkenden Beschwerden.

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Hallux valgus: Untersuchungen und Diagnose

Um einen Hallux valgus festzustellen, sind keine aufwändigen diagnostischen Maßnahmen notwendig. In der Regel reichen dafür der geschulte Blick eines Arztes, bestenfalls eines Orthopäden oder Fußchirurgs . Dieser inspiziert Ihren Fuß genau und achtet dabei etwa auf Schwellungen, Schwielen und die Stellung der Zehen und Gelenke. Außerdem tastet er den Fuß ab und fühlt den Puls

Meist wird auch ein Röntgenbild aufgenommen - im Stehen, während das Gewicht des Körpers auf dem Fuß lastet (Belastungsaufnahme). So lassen sich beispielsweise verschiedene Winkel oder der Arthrosegrad bestimmen.

Ein MRT (Magnetresonanz- oder Kernspintomografie ) des Fußes wird nur bei speziellen Fragestellungen angefertigt.

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Hallux valgus: Verlauf und Prognose

Ohne Behandlung verstärkt sich die Fehlstellung der großen Zehe bei einem Hallux valgus meist im Laufe der Jahre. Durch den ständigen Druck auf das Großzehengrundgelenk kann selbiges zudem verschleißen (Arthrose).

Konservative Therapiemethoden können das Fortschreiten der Fehlstellung verhindern und die Schmerzen lindern. Die Fehlstellung beseitigen können sie nicht.

Wenn Physiotherapie, Schiene & Co. die Beschwerden nicht ausreichend bessern können und/oder starke Schmerzen bestehen, wird operiert. Die Erfolgsquote dabei ist hoch: Laut Fachliteratur erzielt die Hallux-valgus-OP bei etwa 85 Prozent der behandelten Patienten ein sehr gutes oder gutes Ergebnis.

Nach der chirurgischen Korrektur eines Hallux valgus kann man für eine gewisse Zeit weder arbeiten noch Sport treiben. Wie lange diese Phase dauert, hängt vom Beruf beziehungsweise der jeweiligen Disziplin ab. Bei körperlich anstrengender Arbeit kann die Zwangspause durchaus bis zu zehn Wochen dauern. Mit Sport sollte man etwa 12 Wochen warten. Genauere Empfehlungen erhalten Hallux valgus -Patienten von ihrem behandelnden Arzt.

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Weiterführende Informationen

Buchempfehlungen:

  • Das Buch für den Hallux - Füße gut, alles gut: Ganzheitliche Hilfe ohne OP (Carsten Stark, Südwest Verlag, 2017)

Leitlinien:

  • Leitlinie „Hallux valgus“ der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) et al. (Stand: April 2014)
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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Martin Schäfer
Autoren:
Dr. med. Fabian Sinowatz

Dr. med. Fabian Sinowatz ist freier Mitarbeiter der NetDoktor-Medizinredaktion.

Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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ICD-Codes:
Q66 M20
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Leitlinie „Hallux valgus“ der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) et al. (Stand: April 2014)
  • Niethard F. U. et al.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2017
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.psychrembel.de (Abruf: 20.10.2021)
  • Sommer C. (Hrsg.): Fußchirurgie. Ein praktischer Leitfaden, Springer Vienna, 2. Auflage, 2010
  • Wülker N. & Mittag F.: Therapie des Hallux valgus, in: Deutsches Ärzteblatt International (2012), Volume 109, Issue 49, Pages 857-68
  • Wülker N.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015