Illness name: niereninsuffizienz
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Bei einer
Niereninsuffizienz (Nierenschwäche, Nierenversagen)
arbeiten die Nieren nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr. Dadurch kann der Körper unter anderem giftige Stoffwechselprodukte kaum oder nicht mehr mit dem Urin ausscheiden - es drohen ernste gesundheitliche Probleme. Eine Niereninsuffizienz kann akut oder chronisch verlaufen. Mehr über ihre Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie und Prognose lesen Sie hier!
Bei einer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche, Nierenversagen) können die Nieren ihre Hauptaufgabe gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt erfüllen. Diese besteht darin, kontinuierlich das
Blut
zu filtern und zu reinigen - das heißt, überschüssiges Wasser, Mineralien und Stoffwechselprodukte herauszufiltern und als
Urin
auszuscheiden.
Wenn die Nieren das Blut nicht mehr (ausreichend) filtern können, sammeln sich harnpflichtige Substanzen im Körper. Das sind Endprodukte des Stoffwechsels, die zwingend mit dem Harn ausgeschieden werden müssen wie etwa Harnstoff,
Harnsäure
und Kreatinin.
Reichern sie sich aufgrund der Nierenschwäche im Körper an, mündet das schließlich in eine "Harnvergiftung" (Urämie) - mit negativen Folgen für den ganzen Körper, angefangen von Juckreiz über Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Verwirrtheit und Bewusstlosigkeit. Unbehandelt endet eine Urämie mit dem Tod.
Zudem stauen sich bei Niereninsuffizienz auch Wasser und Mineralstoffe im Körper. Das kann unter anderem Gewebeschwellungen (Ödemen) und
Herzrhythmusstörungen
(durch zu viel
Kalium
) hervorrufen. Als weitere Folge kann sich etwa eine metabolische Azidose (stoffwechselbedingt "saures" Blut) bei Niereninsuffizienz entwickeln.
Von
akuter Niereninsuffizienz
sprechen Mediziner, wenn die
Nierenfunktion
akut nachlässt, also innerhalb kurzer Zeit. Dieser Funktionsverlust ist potenziell umkehrbar (reversibel). Mehr darüber erfahren Sie im Beitrag
Akutes Nierenversagen
.
Bei der
chronischen Niereninsuffizienz
lässt die Nierenfunktion schleichend und dauerhaft nach. Weitere Informationen zu dieser Verlaufsform der Nierenschädigung finden Sie im Beitrag
Chronische Niereninsuffizienz
.
Bei einer Niereninsuffizienz spricht man allgemein oft auch von Nierenversagen. Streng genommen steht dieser Begriff aber nur für das
Endstadium
einer chronischen Niereninsuffizienz (auch "terminale Niereninsuffizienz" genannt).
Ist mit "Nierenversagen" korrekterweise das Endstadium der chronischen Niereninsuffizienz gemeint, lautet die Antwort: Nein (in Bezug auf die erkrankten Nieren). Der Nierenschaden ist hier so umfassend, dass die Betroffenen zum Überleben auf eine Dialyse ("Blutwäsche") angewiesen sind - oder auf eine neue
Niere
(Nierentransplantation).
Auch in früheren Stadien ist eine chronische Niereninsuffizienz nicht heilbar in dem Sinne, dass das bereits zerstörte Nierengewebe wieder seine Funktionsfähigkeit zurückgewinnt. Mit der frühzeitigen und richtigen Behandlung schreitet die Erkrankung aber gar nicht erst zum Endstadium fort (oder wenigstens nur sehr langsam).
Eine akute Niereninsuffizienz wiederum kann ausheilen: Wird sie rasch behandelt, erholt sich die Nierenfunktion meist vollständig. Bei einem kleinen Teil der Patienten bleibt allerdings eine chronische Nierenschwäche zurück. Ohne Behandlung verläuft das Nierenversagen in der Regel tödlich.
Eine pauschale Antwort auf diese Frage ist nicht möglich. Grundsätzlich gilt:
Eine Dialyse kann bei einer schwerwiegenden Nierenschädigung lebensrettend sein. Die Lebenserwartung von chronischen Dialysepatienten ist allerdings deutlich reduziert (im Vergleich zur gleichaltrigen Normalbevölkerung).
Besonders kritisch ist die Situation, wenn zusätzlich Begleiterkrankungen wie Diabetes oder eine Herzschwäche (
Herzinsuffizienz
) vorliegen. Auch andere Faktoren wie das Alter des Patienten beeinflussen, in welchem Ausmaß bei Nierenversagen die Lebenserwartung verkürzt ist.
Besser sieht die Prognose aus, wenn schwer Nierenkranke eine Spenderniere erhalten: Sie haben nach der Nierentransplantation eine deutlich höhere Lebenserwartung als Dialysepatienten.
Mehr zur Lebenserwartung von Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz lesen Sie
hier
.
Eine
akute Niereninsuffizienz
kann beispielsweise durch einen starken Blutverlust infolge eines Unfalls oder einer großen Operation verursacht werden. Die Nieren werden dann nicht mehr ausreichend durchblutet, was ihre Funktion beeinträchtigt.
Gerade bei alten und gebrechlichen Menschen beruht ein akutes Nierenversagen oft darauf, dass sie viel zu wenig trinken, sodass der Körper austrocknet (Dehydration). Auch bestimmte Medikamente, Infektionen, nicht-infektiöse Nierenentzündungen, Tumore oder eine Herzschwäche können eine plötzliche Nierenschwäche auslösen.
Mehr zu den Ursachen des akuten Nierenversagens erfahren Sie
hier
.
Einer
chronischen Nierenschwäche
liegt sehr oft die Zuckerkrankheit Diabetes zugrunde. Die anhaltend erhöhten
Blutzuckerwerte
schädigen die Nierenkörperchen (Glomeruli), also die Filtereinheiten der Nieren. Diese Form der Nierenschädigung wird "diabetische
Nephropathie
" genannt.
Auch langjähriger Bluthochdruck schädigt die Nieren häufig chronisch. Weitere mögliche Ursachen sind zum Beispiel Nierenentzündungen und Zystennieren (meist angeborene Bildung zahlreicher flüssigkeitsgefüllter Hohlräume (
Zysten
) in den Nieren).
Mehr über mögliche Ursachen und Risikofaktoren einer chronischen Niereninsuffizienz lesen Sie
hier
.
Eine
akute Niereninsuffizienz
verläuft oft mit nur unspezifischen Beschwerden wie rasche Ermüdbarkeit. Als auffälligstes Symptom kann sich auch die Harnmenge verringern. Das passiert aber nicht immer. Manche Betroffene scheiden sogar übermäßig viel Urin aus (Polyurie).
Eine
chronische Nierenschwäche
zeigt anfangs keine Symptome. Erst mit zunehmender Nierenschädigung stellen sich allmählich Krankheitszeichen ein, zum Beispiel Schwäche, Juckreiz, schmutzig-gelbe Hautfärbung (Café-au-lait-Hautfarbe) und urinartiger Geruch der Ausatemluft, der
Haut
und des Schweißes (urämischer Fötor).
Scheiden die Nieren zu wenig Wasser aus, sammelt es sich für gewöhnlich im Gewebe. Die Folge sind beispielsweise Wassereinlagerungen (Ödeme) in den Beinen. Die „Überwässerung“ kann aber auch die Lungen betreffen (
Lungenödem
).
Mit der Zeit zieht eine Nierenschwäche verschiedene Organe und Organsysteme in Mitleidenschaft, was sich etwa in Übelkeit und Erbrechen,
Herzbeutelentzündung
, Blutarmut (Anämie) sowie Krampfanfällen äußern kann.
Mehr über die Anzeichen einer gestörten Nierenfunktion lesen Sie im Beitrag
Nierenversagen - Symptome
.
Am Beginn steht ein ausführliches Arzt-Patient-Gespräch zur
Erhebung der Krankengeschichte
(
Anamnese
). Dabei fragt der Arzt unter anderem, welche Beschwerden der Patient hat und wie lange diese schon bestehen. Zudem erkundigt er sich nach Grunderkrankungen (wie Bluthochdruck) und Medikamenten, die der Patient einnimmt.
Nach dem Anamnesegespräch folgen eine
körperliche Untersuchung
sowie
Blut- und Urinuntersuchungen
. Bei Niereninsuffizienz relevante Blutwerte sind unter anderem
Kreatinin
,
Harnstoff
und die
Kreatinin-Clearance
. Diese Nierenwerte geben dem Arzt einen Hinweis darauf, wie sehr die Nierenfunktion beeinträchtigt ist.
Ebenfalls aufschlussreich ist der Nachweis einer erhöhten Menge an
Eiweiß im Urin
(Proteinurie). Sie signalisiert oftmals eine Niereninsuffizienz, kann aber auch andere Ursachen haben.
Mittels
Ultraschalluntersuchung
kann der Arzt gegebenenfalls krankhafte Veränderungen im Bereich der Nieren oder ableitenden Harnwege feststellen. Je nach Bedarf stehen noch
weitere Untersuchungen
an, zum Beispiel die Entnahme und Analyse einer Gewebeprobe aus der Nieren (Nierenbiopsie). Sie kann helfen, bei nachgewiesener Nierenschwäche die Ursache abzuklären.
Genaueres zu Untersuchungen und Diagnose der akuten Niereninsuffizienz erfahren Sie
hier
. Wenn Sie mehr über die Abklärung einer chronischen Nierenschwäche wissen möchten, lesen Sie bitte
hier
weiter.
Bei einer
akuten Niereninsuffizienz
lassen sich unter anderem vier Phasen im Krankheitsverlauf unterscheiden: Es beginnt mit der Schädigungsphase (Initialphase), die nur Stunden bis Tage andauert, und endet mit der Wiederherstellungsphase. Während letzterer erholt sich die Nierenfunktion mehr oder weniger wieder, was bis zu zwei Jahre dauern kann. Zudem wird das akute Nierenversagen je nach Ausmaß in drei Stadien eingeteilt, abhängig von den Nierenwerten und der Urinausscheidung.
Mehr über die Stadien und Verlaufsphasen einer akuten Nierenschwäche erfahren Sie
hier
.
Die
chronische Niereninsuffizienz
teilen Mediziner üblicherweise in fünf Stadien ein. In den frühen Stadien ist die Nierenfunktion nur leicht beeinträchtigt. Im Stadium 5 hingegen haben die Nieren ihre Funktion (fast) ganz eingestellt.
Mehr über die verschiedenen Schweregrade der chronischen Nierenschwäche lesen Sie im Beitrag
Niereninsuffizienz - Stadien
.
Die Niereninsuffizienz-Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung.
Bei jeder Form von Nierenschwäche überwachen und regulieren Ärzte den Säure-Basen- und den Elektrolythaushalt (
Elektrolyte
= Blutsalze). Hierfür verordnen sie möglicherweise Medikamente. Sogenannte Diuretika ("Wassertabletten") sind manchmal nötig, damit Betroffene noch ausreichend urinieren und "Giftstoffe" ausscheiden können.
Ebenfalls wichtig ist es, nierenschädigende Medikamente bei einer Niereninsuffizienz zu meiden beziehungsweise nur mit Vorsicht und in reduzierter Dosis anzuwenden. So darf zum Beispiel das bekannte Schmerz- und Fiebermittel
Ibuprofen
bei schwerer Niereninsuffizienz nicht eingenommen werden.
Nehmen Sie Medikamente am besten nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein.
Bei hochgradigem Nierenversagen besteht die Therapie in einer künstlichen Blutreinigung (Dialyse) oder einer Nierentransplantation.
Mehr über die Therapie der akuten Niereninsuffizienz erfahren Sie
hier
. Wie eine chronische Nierenschwäche behandelt wird, lesen Sie
hier
.
Patienten können bei Niereninsuffizienz auch selbst etwas tun, um ihre Nieren zu entlasten und ihren Allgemeinzustand zu verbessern. Wichtig ist beispielsweise, die eigene Eiweiß- und Kalorienzufuhr im
Auge
zu behalten. Durch die beeinträchtigte Nierenfunktion kann es nämlich zu einem verstärkten Eiweißabbau sowie Fettstoffwechselstörungen kommen.
Menschen mit chronischer Niereninsuffizienz verzehren etwa Lebensmittel, die natürlicherweise oder als Zusatz viel
Phosphat
enthalten, am besten nur in Maßen. Dazu gehören etwa Nüsse, Innereien, Vollkornbrot, Milch, Schmelzkäse und manche Wurstsorten.
Besondere Empfehlungen gelten zudem für Patienten mit Nierenversagen, die eine Dialyse erhalten.
Mehr zum Thema erfahren Sie im Beitrag
Ernährung bei Niereninsuffizienz
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Niereninsuffizienz
Kurzübersicht
Was ist eine Niereninsuffizienz?
Was passiert bei Nierenversagen?
Niereninsuffizienz - akut oder chronisch
Ist Nierenversagen heilbar?
Wie schnell stirbt man an Nierenversagen?
Wie kommt es zum Nierenversagen?
Niereninsuffizienz: Symptome
Niereninsuffizienz: Diagnose
Niereninsuffizienz: Stadien
Niereninsuffizienz: Behandlung
Niereninsuffizienz: Ernährung
Autoren- & Quelleninformationen