Illness name: lymphdruesenkrebs
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Lymphdrüsenkrebs
(Malignes Lymphom) ist eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems. Dabei unterscheidet man zwei große Gruppen – das Hodgkin-Lymphom und die Nicht-Hodgkin-Lymphome. Typische Symptome dieser Krebsformen sind schmerzlos geschwollene Lymphknoten, Fieber, Gewichtsverlust und nächtliches Schwitzen. Therapie und Prognose hängen von Typ und Stadium des Lymphdrüsenkrebs ab. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Lymphdrüsenkrebs.
Lymphdrüsenkrebs ist die umgangssprachliche Bezeichnung für ein bösartiges (malignes) Lymphom und wurde früher auch Lymphosarkom genannt. Diese Tumorerkrankung geht von entarteten Zellen des lymphatischen Systems (Lymph-Systems) aus.
Das Lymph-System ist ein wichtiger Teil des körpereigenen Abwehrsystems. Es besteht aus dem Lymphgefäß-System – einem Netzwerk von Gefäßen vergleichbar mit dem der
Blutgefäße
– und den lymphatischen Organen wie
Thymus
, Knochenmark, Lymphknoten,
Milz
und Gaumen-/Rachenmandeln. Das Lymphsystem sammelt und transportiert die Gewebsflüssigkeit (Lymph-Flüssigkeit, Lymphe).
Außerdem dient das Lymphsystem der Bildung, Reifung und Differenzierung einer bestimmten Art von weißen Blutkörperchen, den
Lymphozyten
(= Lymphzellen). Sie sind extrem wichtig für die Immunabwehr, weil sie gezielt Krankheitserreger erkennen und beseitigen. Die meisten Lymphozyten bleiben dort, wo sie entstanden sind; nur ein kleiner Teil tritt ins
Blut
und in die Lymphe über.
Mehr über die Lymphozyten und ihre zwei Untergruppen (T- und B-Lymphozyten) erfahren Sie
hier
.
Die Lymphknoten filtern die Gewebsflüssigkeit (Lymphe), die sie durchströmt. Fangen sie dabei Fremdkörper wie Krankheitserreger oder Krebszellen ab, werden die in den Lymphknoten eingelagerten Lymphozyten aktiviert. Das Immunsystem bekämpft und beseitigt so nach Möglichkeit die Fremdkörper.
Die Milz spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Immunabwehr sowie in der Blutreinigung. Mehr dazu lesen Sie
hier
.
Lymphdrüsenkrebs entsteht, wenn eine Lymphzelle (Lymphozyt) entartet und sich zu einer Krebszelle entwickelt. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Lymphozyten in den Lymphknoten oder in der Milz oder um Stammzellen im Knochenmark (die neben Lymphozyten auch alle anderen weißen Blutzellen hervorbringen). Die Krebszellen sehen anders aus als gesunde Lymphzellen, erfüllen nicht mehr die eigentliche Aufgabe einer gesunde Zelle und vermehren sich unkontrolliert.
Im weiteren Krankheitsverlauf breitet sich Lymphdrüsenkrebs oft über das Lymph-System hinaus aus und befällt andere Organe.
Lymphdrüsenkrebs ist eine seltene Form von Krebs. Pro Jahr erkranken zwei bis zehn von 100.000 Einwohnern neu an einem malignen Lymphom. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.
Anhand von feinen Unterschieden in der Gewebe-Struktur unterscheiden Mediziner zwei große Gruppen von Lymphdrüsenkrebs:
Auch Kinder können an Lymphdrüsenkrebs erkranken. Bei ihnen treten beide Hauptgruppen der Erkrankung etwa gleich häufig auf. Das Hodgkin-Lymphom und die Non-Hodgkin-Lymphome machen jeweils ungefähr sechs Prozent aller Krebserkrankungen bei Kindern aus.
Mehr über Symptome, Ursachen, Diagnose, Behandlung und Prognose bei dieser Form von Lymphdrüsenkrebs lesen Sie im Beitrag
Morbus Hodgkin
.
Alles Wichtige über diese viel häufigere Gruppe von Lymphdrüsenkrebs erfahren Sie im Beitrag
Non-Hodgkin-Lymphome
.
Ob Lymphdrüsenkrebs heilbar ist, hängt wesentlich vom Stadium und von der histologischen Form der Erkrankung ab. Aber auch andere Faktoren beeinflussen die Prognose, etwa das Lebensalter des Patienten, eventuelle Komplikationen und Vorerkrankungen. Somit lassen sich keine allgemein gültigen Angaben zu den Heilungschancen bei Lymphdrüsenkrebs machen.
Generell gilt aber: Die Prognose beim
Hodgkin-Lymphom
ist im Allgemeinen recht günstig. Bei vielen Patienten ist eine Heilung möglich. 84 Prozent der erkrankten Frauen und 86 Prozent der erkrankten Männer leben nach der Diagnose noch mindestens fünf Jahre (relative 5-Jahres-Überlebensrate).
Etwas schlechter sieht es in der Regel bei
Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL)
aus. Im Durchschnitt leben nach fünf Jahren noch 70 Prozent der Frauen und 68 Prozent der Männer. Im Einzelfall ist bei dieser Gruppe von Lymphdrüsenkrebs aber eine ganz unterschiedliche Lebenserwartung und Heilungschance möglich. Das Wachstumsverhalten des Tumors erlaubt dabei eine erste Einschätzung. Unterschieden werden dabei zwei Gruppen von NHL:
Die hoch-malignen Lymphome haben aber nicht zwangsläufig eine schlechte Prognose. Denn durch die hohe Zellteilungsrate sprechen diese Formen von Lymphdrüsenkrebs meist recht gut auf die Behandlung (wie
Chemotherapie
) an. Wenn der Tumor frühzeitig entdeckt wird, ist er bei vielen Betroffenen schon mit einer ersten intensiven Behandlung heilbar.
Niedrig-maligne Lymphome lassen sich hingegen meist nur zurückdrängen, aber nicht dauerhaft heilen. Betroffene stehen daher lebenslang unter medizinischer Betreuung. Bei Bedarf ist eine wiederholte Behandlung erforderlich.
Für beide Hauptgruppen von Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphome) gilt zudem: Sowohl Chemo- als auch Strahlentherapie verursachen teilweise einen Zweittumor als Spätfolge. Das heißt, sie lösen noch Jahre oder Jahrzehnte später eine neue Krebserkrankung aus.
Die genauen Ursachen von Lymphdrüsenkrebs sind noch nicht bekannt, es scheint aber eine Kombination mehrerer Faktoren beteiligt zu sein.
Schon seit langem weiß man, dass das
Epstein-Barr-Virus
(EBV) – der Erreger des
Pfeifferschen Drüsenfiebers
(Infektiöse Mononukleose) – häufiger an der Entstehung dieser Form von Lymphdrüsenkrebs ursächlich beteiligt ist. Das lässt sich aber nur bei einem Teil der Hodgkin-Lymphome bestätigen. Das liegt zum einen daran, dass nur bei etwa der Hälfte aller Hodgkin-Lymphom-Patienten Hinweise auf eine vorausgegangene EBV-Infektion zu finden sind. Zum anderen sind solche Infektionen weit verbreitet, während Lymphdrüsenkrebs selten ist.
Als weitere Risikofaktoren für Morbus Hodgkin gelten
angeborene Erkrankungen des Immunsystems
sowie
erworbene Immundefekte
, zum Beispiel infolge einer
HIV-Infektion
.
Möglicherweise erhöht auch
langjähriges Rauchen
das Erkrankungsrisiko.
Ebenfalls diskutiert wird eine mögliche
genetische Veranlagung
: Kinder und Geschwister von Hodgkin-Lymphom-Patienten haben ein leicht erhöhtes Risiko, selbst an dieser Form von Lymphdrüsenkrebs zu erkranken. Dieser Zusammenhang ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht und bestätigt.
Es lassen sich keine allgemein gültigen Risikofaktoren für die heterogene Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) benennen.
Für einzelne Formen von NHL gelten
bestimmte Krankheitserreger
als Risikofaktoren. Beispielsweise das bereits oben erwähnte Epstein-Barr-Virus, das oft zur Entstehung eines Burkitt-Lymphoms beiträgt – einer vor allem in Afrika auftretenden Form von Lymphdrüsenkrebs. Das sogenannte MALT-Lymphom des Magens begünstigt dagegen der "Magenkeim" Helicobacter pylori. MALTsteht dabei für "Mucosa associated lymphoid tissue" oder "Schleimhaut-assoziiertes lymphatisches Gewebe".
Verschiedene
chemische Substanzen
erhöhen ebenfalls das Risiko für manche Non-Hodgkin-Lymphome, so zum Beispiel Benzol und andere organische Lösungsmittel, die in der Industrie breite Anwendung finden.
Wie bei Morbus Hodgkin trägt auch bei manchen Non-Hodgkin-Lymphomen eine
angeborene oder erworbene Immunschwäche
zur Tumorentstehung bei. Eine erworbene Immunschwäche entsteht zum Beispiel nach einer HIV-Infektion, einer Chemotherapie oder einer immunsuppressiven Therapie (etwa nach Organtransplantationen).
Radioaktive Strahlung
und
höheres Alter
gelten ebenfalls als Risikofaktoren.
Erforscht werden weitere mögliche Risikofaktoren wie etwa
genetische Faktoren
(bei mehreren Erkrankungsfällen in einer Familie) oder ein bestimmter
Lebensstil
.
Alles Wichtige zu den typischen Anzeichen von Lymphdrüsenkrebs lesen Sie im Beitrag
Lymphdrüsenkrebs-Symptome
.
Die Diagnose von Lymphdrüsenkrebs ist besonders im frühen Stadium nicht immer einfach. Schmerzlos geschwollene Lymphknoten als typisches Symptom sind auch bei vielen anderen Erkrankungen zu beobachten.
Hält die schmerzlose Schwellung der Lymphknoten jedoch über Wochen an, eventuell begleitet von Symptomen wie Fieber,
Nachtschweiß
und ungewolltem Gewichtsverlust, sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen. Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs ist Ihr Hausarzt oder ein Facharzt für Innere Medizin und Onkologie.
Der Arzt erhebt zuerst in einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen Ihre Krankengeschichte (
Anamnese
). Mögliche Fragen sind dabei:
Im Rahmen der körperlichen Untersuchung tastet der Arzt Ihre Lymphknoten und den Bauch ab (Palpation) und sieht sich Ihre Gaumenmandeln an. Bei Lymphdrüsenkrebs sind typischerweise lymphatische Organe wie Lymphknoten und/oder Milz etc. vergrößert, sie schmerzen jedoch nicht.
Blutuntersuchungen sind ein wichtiges diagnostisches Mittel bei Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs. Das Blutbild von Betroffenen zeigt veränderte Blutwerte für die verschiedenen Blutzellen. Da die entarteten Lymphomzyten sich stark vermehren, verdrängen sie die anderen Zellen des Blutes. Das führt beispielsweise zu einem Mangel an roten Blutkörperchen (
Erythrozyten
) und somit zu einer Blutarmut (Anämie) oder zu einem Mangel an Blutplättchen (Thrombopenie oder
Thrombozytopenie
) oder an
Leukozyten
(
Leukopenie
oder Leukozytopenie).
Letztere können allerdings auch erhöht sein (
Leukozytose
), so oftmals bei Morbus Hodgkin. Schlüsselt der Arzt im Rahmen eines sogenannten Differential-Blutbildes die verschiedenen Untergruppen der Leukozyten auf, zeigt sich hier, dass die Erhöhung der Gesamt-Leukozyten auf die Vermehrung der Untergruppe der "
eosinophilen Granulozyten
" zurückzuführen ist (Eosinophilie).
Ebenfalls im Blutbild ersichtlich sind die Funktionswerte für verschiedene Organe wie
Leber
und
Niere
. Weichen diese Werte von der Norm ab, weist das unter Umständen darauf hin, dass der Lymphdrüsenkrebs bereits das betreffende Organ in Mitleidenschaft gezogen hat.
Im Blut von Patienten mit Lymphdrüsenkrebs fallen oft auch erhöhte Entzündungswerte auf (vor allem eine erhöhte
Blutsenkung
). Eine solche Erhöhung ist allerdings unspezifisch und hat möglicherweise andere Gründe.
Wann wird eine Antikörpertherapie eingesetzt?
Sie wird bei fast allen sogenannten B-Zell-Lymphomen gewählt. Dort kann sie die Heilungsraten deutlich erhöhen. Es ist ein cleveres Prinzip: Die Antikörper binden passgenau an die Oberflächen der Krebszellen und helfen so dem Immunsystem sie zu beseitigen. Die Behandlung wird meist mit einer Chemotherapie kombiniert. So werden die Krebszellen auf verschiedenen Ebenen attackiert.
Wie gut vertragen Patienten denn die Antikörpertherapie?
Vor allem beim ersten Einsatz können die Patienten Fieber oder Schüttelfrost bekommen. Was daran liegt, dass die Antikörper ein körperfremdes Eiweiß sind und daher zunächst einmal das Immunsystem des Patienten alarmieren. Aber diese Nebenwirkungen kann man gut in Kauf nehmen – die Vorteile überwiegen ja bei Weitem.
Was kann ich selbst tun, um die Behandlung zu unterstützen?
Krebs ist eine ernste Krankheit. Aber sie wird noch bedrohlicher, wenn Sie sich von Ängsten überwältigen lassen. Nehmen Sie die Diagnose an und finden Sie Ihren Weg damit. Das Dankbare ist, dass man Lymphome in vielen Fällen heilen kann. Und wenn sie nicht, kann man sie zumindest über einen langen Zeitraum hinweg gut kontrollieren. Es ist daher wichtig, dass Sie bei Ihrer Behandlung gut mitarbeiten.
Prod. Dr. med. Marcus Hentrich ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt, sowie Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Rotkreuzklinikum München.
Für eine gesicherte Lymphdrüsenkrebs-Diagnose ist die Entnahme und Analyse von Gewebeproben notwendig. Damit lässt sich auch feststellen, um welche Art von Lymphdrüsenkrebs es sich handelt.
In der Regel entnimmt der Chirurg dazu einen kompletten Lymphknoten (Lymphknoten-Exstirpation), zum Beispiel aus der Hals- oder Leistenregion. Diesen untersucht er dann unter dem Mikroskop feingeweblich (histologisch) auf das Vorhandensein von Lymphomzellen.
Bei einem NHL lassen sich die Krebszellen dann mittels immunhistochemischer Untersuchung noch weiter spezifizieren. Anhand bestimmter Merkmale auf der Oberfläche der Lymphomzellen erkennt man, ob das
Non-Hodgkin-Lymphom
seinen Ursprung in entarteten B- oder T-Lymphozyten hat- Denn B-Lymphozyten tragen das Oberflächenmerkmal "CD20" und T-Lymphozyten "CD3" auf ihrer Oberfläche. Zur Identifizierung dieser Oberflächenmerkmale setzen Ärzte unter anderem Antikörper und bestimmte chemische Substanzen ein (daher "Immunhisto-Chemie").
Proben (Biopsien) lassen sich nicht nur aus Lymphknoten, sondern bei Bedarf auch aus anderen Geweben entnehmen. Bei Verdacht auf ein Hautl-Lmphom (kutanes Lymphom) ist es eine Probe aus der
Haut
, bei Verdacht auf ein MALT-Lymphom eine Probe aus der Magenschleimhaut. Beide Lymphome zählen zu den Non-Hodgkin-Lymphomen.
Steht die Diagnose Lymphdrüsenkrebs fest, gilt es festzustellen, wie weit sich der Tyumor bereits im Körper ausgebreitet hat. Dabei helfen bildgebende Verfahren wie eine
Röntgen-Untersuchung
des Brustkorbs (
Röntgen-Thorax
), eine
Ultraschall-Untersuchung
des Bauchraumes und/oder
Computertomografie
(CT). Letztere kombinieren Ärzte oftmals mit einer
Positronen-Emissions-Tomografie
(PET). Dieses sogenannte PET/CT ist auch wichtig für die Therapieplanung beim Hodgkin-Lymphom.
Bei manchen Erkrankten ist eine zusätzliche
Untersuchung des Knochenmarks
notwendig, um einen eventuellen Befall festzustellen. Dabei wird meist der Beckenkamm (unter örtlicher Betäubung) mit einer Nadel punktiert und etwas Knochenmark abgesaugt. Der Arzt begutachtet das Knochenmark danach unter dem Mikroskop.
In seltenen Fällen ist es nötig, auch eine
Probe des Nervenwassers
(Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit,
Liquor
) zu entnehmen.
Anhand der weitergehenden Untersuchungen lässt sich das Stadium der Krebserkrankung ermitteln. Sowohl der Therapieplan als auch die Einschätzung der Prognose richten sich nach diesem Tumorstadium.
Lymphdrüsenkrebs (malignes Lymphom) teilen Ärzte auf Basis der Untersuchungsergebnisse in Krankheitsstadien ein (
Staging
). Das geschieht nach der sogenannten Ann-Arbor-Klassifikation mit vier Stadien. Sie wurde ursprünglich für das Hodgkin-Lymphom entwickelt, ist inzwischen aber auch für die Non-Hodgkin-Lymphome gebräuchlich.
Stadium
Befall der Lymphknoten
I
Befall von nur einer Lymphknotenregion
II
Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen
auf der gleichen Seite
des Zwerchfells (also entweder im Brustkorb oder im Bauchraum)
III
Befall von Lymphknotenregionen
auf beiden Seiten
des Zwerchfells (also sowohl im Brustkorb als auch im Bauchraum)
IV
diffuser Befall von extra-lymphatischem Organ/Bezirk (z. B. Knochenmark) mit oder ohne Befall der Lymphknoten-Regionen
Die verschiedenen Stadien sind meist durch Zusätze weiter definiert. Befindet sich ein Lymphdrüsenkrebs-Patient etwa im Stadium III (S), bedeutet das, dass neben Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells auch noch die Milz vom Krebs befallen ist.
Mit den
Parametern A und B
als Zusatz zum Tumorstadium lässt sich anzeigen, ob der Erkrankte
B-Symptome
(Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß) zeigt. Beim Parameter A fehlen die B-Symptome, beim Parameter B sind die B-Symptome vorhanden.
Die Behandlung eines malignen Lymphoms erfolgt in der Regel in einer spezialisierten Klinik. Meistens sind das hämatologisch-onkologische oder internistische Stationen einer Universitätsklinik. Angepasst an das Stadium der Erkrankung erhält der Betroffene einen individuellen Therapieplan. Bei der Erstellung eines solchen Therapieplans werden auch das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt.
Die Therapiemöglichkeiten bei Lymphdrüsenkrebs umfassen in erster Linie Chemotherapie und/oder Strahlentherapie (Bestrahlung). In bestimmten Fällen kommen noch andere Therapien bei der Behandlung maligner Lymphome in Betracht, etwa eine Antikörpertherapie. Wächst der Lymphdrüsenkrebs nur sehr langsam, ist manchmal auch (vorerst) ein Verzicht auf eine Behandlung möglich. Betroffene werden aber stets engmaschig überwacht. Die Strategie nennt sich "watch and wait" (= "beobachten und warten").
In den frühen Stadien von Lymphdrüsenkrebs ist meist eine Strahlentherapie hilfreich, da sich der Krebs noch nicht sehr weit im Körper ausgebreitet hat. Bei
Non-Hodgkin-Lymphomen
reicht in einigen Fällen eine örtliche Bestrahlung aus. Meist wird sie aber mit einem weiteren Therapieverfahren kombiniert – sehr oft mit einer Chemotherapie.
In frühen Stadien von
Morbus Hodgkin
empfehlen Ärzte dagegen immer eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie. Von einer alleinigen Bestrahlung raten Ärzte hier ab. Die Strahlentherapie wird nach Abschluss der Chemotherapie durchgeführt.
Auch in weiter fortgeschrittenen Lymphom-Stadien spielen Chemo- und Strahlentherapie eine wichtige Rolle.
Eine weitere Therapiemöglichkeit in bestimmten Fällen von Lymphdrüsenkrebs ist die
Übertragung blutbildender Stammzellen
(hämatopoetische Stammzelltransplantation). Dabei gewinnt der Arzt zuerst gesunde blutbildende Stammzellen und zwar meist aus dem Körper des Patienten selbst (autologe Stammzell-Transplantation).
Prinzipiell können solche Stammzellen direkt aus dem Knochenmark gewonnen werden (Knochenmark-Transplantation) oder aber aus peripherem Blut, also aus Blut außerhalb des Knochenmarks. Meist entscheiden Ärzte sich für die zweite Variante. Bis zur Rück-Übertragung werden die gewonnenen Stammzellen gefroren gelagert.
Im nächsten Schritt erhält die erkrankte Person eine Hochdosis-Chemotherapie, um ihr ganzes Knochenmark und die darin enthaltenen Krebszellen zu zerstören. Sofort danach übertragen Ärzte die zuvor entnommenen gesunden Stammzellen, die eine neue Blutbildung ohne Krebszellen in Gang setzen.
In bestimmten Fällen kommen auch gespendete Blutstammzellen eines anderen Menschen für die
Transplantation
in Betracht (allogene Stammzell-Transplantation).
Manche Personen mit Lymphdrüsenkrebs erhalten eine
Immuntherapie
– oft in Kombination mit einer anderen Therapie, wie etwa einer Chemotherapie. Diese Kombination wird Chemoimmuntherapie genannt. Eine
Immuntherapie bei Krebs
zielt darauf ab, die Immunabwehr zu verstärken und gezielt gegen die Krebszellen auszurichten.
Es gibt verschiedene Arten von Immuntherapien, die zur Behandlung von malignen Lymphomen verfügbar sind.
Bei dieser Form von Immuntherapie erhält der Erkrankte künstlich hergestellte Antikörper, die gezielt an den Krebszellen binden und auf unterschiedliche Weise für ihre Zerstörung sorgen. Zwei Beispiele sind die Antikörper
Rituximab
und Brentuximab Vedotin.
Der Antikörper
Rituximab
kommt in bestimmten Fällen von Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) zum Ensatz. Er bindet gezielt an das Eiweiß CD20 auf der Oberfläche der Krebszellen und signalisiert so dem Abwehrsystem, diese Zelle zu zerstören. Eine Antikörpertherapie mit Rituximab kommt für NHL-Formen in Betracht, die sich aus entarteten B-Lymphozyten entwickelt haben (B-Zell-Lymphome). Denn dieser Typ von Lymphozyten trägt das Eiweiß CD20 auf seiner Oberfläche, das bei den T-Lymphozyten fehlt.
Für bestimmte Personen mit einem Hodgkin-Lymphom kommt der Wirkstoff
Brentuximab Vedotin
in Betracht. Es handelt sich dabei um einen künstlich hergestellten Antikörper, der mit einem Zytostatikum beladen ist. Das ist eine Substanz, die die Zellteilung hemmt.
BrentuximabVedotin dockt am Oberflächeneiweiß CD30 an, das sich verstärkt auf entarteten B- und T-Lymphozyten findet. Er wird dann mitsamt seiner "Ladung" ins Innere der Krebszelle aufgenommen. Dort wird das Zytostatikum abgespalten und die Krebszelle ist so nicht mehr in der Lage, sich zu vermehren und stirbt ab.
Für einige Personen mit einem Hodgkin-Lymphom kommt eine Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren (Checkpoint-Hemmern) in Frage. Dabei handelt es sich ebenfalls um spezielle Antikörper. Allerdings wirken diese nicht direkt an den Krebszellen, sondern beeinflussen bestimmte Kontrollpunkte des Immunsystems. Diese "Immun-Checkpoints" bremsen die Immunreaktionen.
Manche Tumoren wie die Hodgkin-Lymphome sind in der Lage, diese "Bremsen" des Immunsystems zu aktivieren und sich so vor einem Immunangriff zu schützen. Checkpoint-Inhibitoren wie Nivolumab lösen diese "Bremsen" und ermöglichen den Abwehrzellen gegen den Krebs vorzugehen.
Eine recht neue Form der Immuntherapie ist die CAR-T-Zelltherapie. Sie eignet sich zur Behandlung bestimmter Formen von Non-Hodgkin-Lymphom und
Leukämie
.
Hierbei entnehmen Ärzte dem Erkrankten Immunzellen (T-Zellen), welche im Labor gentechnisch verändert werden. Die T-Zellen bilden dadurch einen Rezeptor an ihrer Oberfläche (CAR = chimärer Antigenrezeptor), der Krebszellen gezielt erkennt und an diese andockt. Er sendet dann der T-Zelle das Signal, die gebundene Krebszelle zu vernichten.
Zur Vorbereitung auf diese Behandlung dient eine milde Chemotherapie. Sie tötet einen Teil der Krebszellen sowie auch der körpereigenen T-Zellen ab. Diese "Lücke" im Bestand der T-Zellen wird durch die im Labor hergestellten CAR-T-Zellen gefüllt, die der Erkrankte über eine
Infusion
erhält.
Eine recht neue Therapiemöglichkeit für gewisse Non-Hodgkin-Lymphome sind sogenannte Signalweg-Inhibitoren. Das sind Medikamente, die wichtige Wachstumssignale in den Krebszellen ausschalten. Die Zellen vermehren sich dadurch nicht mehr.
Ein Beispiel ist der Wirkstoff Idelalisib. Eine solche Therapie kommt bei Personen mit einem follikulären Lymphom (einem NHL) infrage, wenn Chemo- und Antikörpertherapie nicht wirksam waren.
Ausführliche Informationen zur Behandlung der verschiedenen Arten von Lymphdrüsenkrebs finden Sie in den Artikeln
Morbus Hodgkin
und
Non-Hodgkin-Lymphome
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Lymphdrüsenkrebs
Kurzübersicht:
Was ist Lymphdrüsenkrebs?
Lymphatisches System (Lymph-System)
So entsteht Lymphdrüsenkrebs
Häufigkeit und Formen von Lymphdrüsenkrebs
Morbus Hodgkin (Hodgkin-Lymphom)
Non-Hodgkin-Lymphome
Welche Lebenserwartung hat man mit Lymphdrüsenkrebs?
Risiko für Zweittumoren
Welche Ursachen kann Lymphdrüsenkrebs haben?
Risikofaktoren für das Hodgkin-Lymphom
Risikofaktoren für Non-Hodgkin-Lymphome
Lymphdrüsenkrebs: Symptome
Wie wird Lymphdrüsenkrebs festgestellt?
Anamnese
Körperliche Untersuchung
Blutuntersuchungen und Immunhistochemie
„Nehmen Sie die Krankheit an!“
Drei Fragen an
Internistische Onkologie
Internistische Onkologie
Gewebeprobe (Biopsie)
Weitergehende Untersuchungen
Lymphdrüsenkrebs: Stadieneinteilung (nach Ann-Arbor, modifiziert nach Cotswold (1989) und Lugano (2014))
Wie sieht die Therapie bei Lymphdrüsenkrebs aus?
Chemo- und Strahlentherapie bei Lymphdrüsenkrebs
Stammzell-Transplantation bei Lymphdrüsenkrebs
Immuntherapie bei Lymphdrüsenkrebs
Antikörper-Therapie
Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren
CAR-T-Zelltherapie
Therapie mit Signalweg-Inhibitoren
Autoren- & Quelleninformationen