Illness name: depression
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Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Eine
Depression
ist eine schwere seelische Erkrankung, die in jedem Alter auftritt. Die Patienten fühlen sich sehr niedergeschlagen, verlieren ihre Interessen und sind erschöpft und antriebslos. Die Krankheit besteht über längere Zeit und bessert sich ohne Behandlung nur selten von alleine. Woran erkennen Sie eine Depression, welche Depressionsformen gibt es und welche Therapien helfen? Lesen Sie hier alles Wichtige darüber!
Eine Depression ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen sich niedergeschlagen, freudlos und ohne Antrieb fühlen. Dazu kommen häufig Symptome wie ein geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle,
Schlafstörungen
und
Konzentrationsschwäche
. Depressionen beeinträchtigen die Betroffenen in der Regel stark, schränken ihren Alltag ein, belasten Liebesbeziehungen und führen bei manchen Patienten zur Arbeitsunfähigkeit – im schlimmsten Fall sogar zum Suizid.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erleiden jedes Jahr etwa sieben Prozent der Bevölkerung in Europa eine Depression. Werden Angstzustände und leichtere Formen der Depression hinzugerechnet, betreffen diese Störungen jeden vierten Europäer.
Es gibt verschiedene Formen der Depression. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Art und Häufigkeit der Symptome, die Ursache sowie durch persönlichkeitsspezifische Merkmale:
Die unipolare Depression zählt als die "klassische Version": Hierbei treten typische Depressionssymptome wie
Traurigkeit
und Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten auf. Eine solche depressive Episode geht häufig vorbei, insbesondere dank der Therapie. Nach einer Zeit ohne Beschwerden besteht jedoch die Gefahr, dass erneut eine depressive Episode auftritt.
Bei einer bipolaren Depression oder bipolaren Störung wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab. Typische Merkmale einer
Manie
sind ein übermäßiges Hochgefühl, überdrehtes Verhalten und Maßlosigkeit.
Weitere Informationen zu einer
Manie
erhalten Sie
hier
.
Bei der
Dysthymie
sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, aber über einen langen Zeitraum vorhanden. Daher wird diese Form auch als "chronische Depression" bezeichnet. Für die Diagnosestellung müssen die Symptome mindestens zwei Jahre lang vorliegen.
Weitere Informationen zu dieser Depressions-Art lesen Sie
hier
.
Manche Menschen sind nur in der dunklen Jahreszeit depressiv, aber dafür jedes Jahr wieder. Depressionen im Winter zählen zu den saisonal auftretenden Störungen des Gefühlslebens (SAD = seasonal affective disorders). Die Betroffenen berichten etwa über Antriebslosigkeit, Interessenverlust und Niedergeschlagenheit – Symptome, wie sie auch bei einer klassischen Depression auftreten. Bei einer
Winterdepression
fallen sie meist milder aus.
Mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung dieser Störung erfahren Sie im Artikel
Winterdepression
.
Depressionen treffen auch Kinder und Jugendliche. Sie zeigt sich bei ihnen oft durch Symptome wie Traurigkeit, Rückzug, aber auch Wutanfälle. Insbesondere die Pubertät als Zeit des Umbruchs mit hormonellen Turbulenzen und Stress macht die jungen Menschen für Depressionen besonders anfällig.
Mehr darüber, wie sich
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
äußern, erfahren Sie im Beitrag
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
.
Alt werden ist für viele Menschen ein Prozess, der vor allem Verluste mit sich bringt: Das Ausscheiden aus dem Berufsleben und das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, stürzt so manchen in eine Leere. Dies bereitet für einige Menschen den Weg in eine Depression.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie sich Depressionen bei alten Menschen äußern und wie sie behandelt werden, lesen Sie den Beitrag
Altersdepression
.
Bei manchen Frauen entsteht eine Depression nach der
Geburt
. Mediziner sprechen dann von einer postnatalen Depression oder postpartalen Depression. Umgangssprachlich wird sie auch
Wochenbettdepression
genannt. In einigen Fällen tritt eine Depression auch in der Schwangerschaft erstmals auf.
Weitere Informationen zu einer Wochenbettdepression erhalten Sie
hier
.
Eine agitierte Depression äußert sich in ängstlicher Getriebenheit. Die Betroffenen laufen unruhig umher und klagen über Luftnot und
Herzrasen
. Eine agitierte Depression wird daher auch als "Jammerdepression" bezeichnet.
Während Depressive sonst eher Schwierigkeiten haben, sich zu irgendeiner Handlung aufzuraffen, haben Menschen mit agitierter Depression einen ständigen Bewegungsdrang. Ihr Verhalten ist hektisch und ziellos.
Im Unterschied zur klassischen Ausprägung einer Depression lässt sich die Stimmung bei der atypischen Depression durch positive Ereignisse verbessern. Weitere Anzeichen sind gesteigerter Appetit und ein starkes Bedürfnis, tagsüber zu schlafen. Die Betroffenen geben sich häufig sehr theatralisch und sind leicht zu kränken.
Wie erkennt man Depressionen?
Typisch für die Erkrankung sind folgende drei Hauptsymptome:
Typisch für Depressionen sind zudem die folgenden Nebensymptome:
Bei Männern werden Depressionen seltener diagnostiziert. Zum Teil liegt es daran, dass die Erkrankung sich bei Männern oft anders äußert als bei Frauen. Aggressionen, starke Reizbarkeit, eine geringe Impulskontrolle und wenig Stresstoleranz sind hier häufige Begleiterscheinungen.
Viele betroffene Männer gehen zudem mehr Risiken ein als gewöhnlich, fahren beispielsweise viel zu schnell Auto. Oft konsumieren sie mehr Alkohol als sonst oder rauchen mehr. Sie machen ihren Mitmenschen Vorwürfe und sind unzufrieden mit sich und der Welt. Ein Grund dafür ist möglicherweise, dass sie sich aufgrund der depressiven Gefühle als schwach und unmännlich empfinden und ihre Gefühle daher anders ausleben.
Die negativen Gedanken werden bei schweren Depressionen manchmal so stark, dass Suizidgedanken aufkommen. Es besteht Selbsttötungsgefahr!
Wenn Sie selbst an Suizid denken oder Suizidgedanken bei einem Angehörigen vermuten, suchen Sie unverzüglich Hilfe. Hoffnungslosigkeit und scheinbare Ausweglosigkeit sind Anzeichen der Depression, die sich mit der richtigen Unterstützung überwinden lassen. Erste Hilfe bei Depressionen und Suizidgedanken erhalten Sie bundesweit bei der Telefonseelsorge unter 0800-1110111 (evangelisch), 0800-1110222 (katholisch) und 116123. Sie können dort anonym, kostenlos und rund um die Uhr anrufen. Angebote von Selbsthilfegruppen bietet die Deutsche Depressionsliga unter
https://depressionsliga.de/
.
Sie haben den Eindruck, möglicherweise unter einer Depression zu leiden? Wichtige Hinweise geben Online-Selbsttests, so etwa der renommierte
Goldberg-Test
, der von dem Psychiater Ivan K. Goldberg entwickelt wurde. Aber Achtung: Ein solcher Selbsttest ersetzt nicht die Diagnosestellung durch einen Arzt oder Therapeuten. Suchen Sie auf jeden Fall Hilfe, wenn der Test diese Empfehlung gibt oder Sie sich unabhängig vom Testergebnis entsprechende Sorgen machen.
Depressionen gehen oft mit körperlichen Beschwerden einher, die keine erkennbare organische Ursache haben. Solche Symptome nennt man somatisch. Typische körperliche Symptome sind beispielsweise:
Manchmal stehen die körperlichen Beschwerden sogar so stark im Vordergrund, dass die Depression nicht gleich erkannt wird. Mediziner sprechen dann von einem somatischen Syndrom. Die körperlichen Symptome treten phasenweise auf und klingen mit der Behandlung der Depression wieder ab.
Findet der Arzt keine organische Ursache für die Beschwerden, deckt er durch gezieltes Nachfragen die versteckte Depression als eigentliche Ursache auf. Ist das der Fall, wird er eine sogenannte Somatisierungsstörung diagnostizieren. Das bedeutet nicht, dass die Patienten sich die Beschwerden nur einbilden, sondern nur, dass sich die Depression in körperlicher Form äußert.
Eine schwere depressive Episode wird manchmal von Wahnvorstellungen und
Halluzinationen
begleitet. Die Patienten leiden dann beispielsweise unter Verfolgungswahn oder
Zwangsgedanken
. Solche wahnhaften Depressionen sind besonders schwer zu behandeln. Neben Antidepressiva werden dazu auch antipsychotische Medikamente eingesetzt.
Noch vor einigen Jahren hat man Depressionen abhängig von den vermuteten Ursachen in endogene und exogene Depressionen unterteilt. Diese Begriffe sind heute in der Fachwelt nicht mehr üblich, aber ansonsten noch weit verbreitet.
Unter einer
endogenen Depression
verstand man eine Depression ohne erkennbaren äußeren Auslöser oder organische Ursache. Diese Krankheitsform wurde auf veränderte Stoffwechselprozesse im Gehirn, beispielsweise aufgrund einer entsprechenden genetischen Veranlagung, zurückgeführt.
Schien dagegen ein konkreter Auslöser für eine Depression erkennbar, sprach man von einer
exogenen Depression
. Häufig wurden auch die Begriffe
"reaktive Depression"
oder
"depressive Reaktion"
verwendet. Wenn als Ursache einer reaktiven Depression eine seelische Belastung angenommen wurde, bezeichnete man dies als "
psychogene Depression"
.
Wie eine Depression entsteht, ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Mediziner davon aus, dass dabei immer mehrere Faktoren zusammenspielen. Dazu gehören biologische, genetische und psychosoziale Auslöser. Wie groß der Einfluss der verschiedenen Faktoren ist, ist von Fall zu Fall verschieden.
Zwillings- und Adoptionsstudien haben gezeigt, dass Depressionen auch eine genetische Wurzel haben. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, ist um 50 Prozent höher, wenn andere Blutsverwandte ersten Grades bereits erkrankt sind. Wenn also etwa eine Mutter an einer depressiven Störung leidet, ist dies ein Risikofaktor für das Kind – besonders dann, wenn die Störung bereits in einem frühen Alter auftrat.
Die Vulnerabilität, zu deutsch Verletzlichkeit, beschreibt, wie anfällig ein Mensch für eine seelische Störung ist. Bei Menschen mit hoher Vulnerabilität zieht schon wenig Stress möglicherweise eine Depression nach sich. Ist die Vulnerabilität dagegen gering, schaffen es Menschen, auch sehr belastende Ereignisse gut zu bewältigen. Solche Personen bezeichnet man als
resilient
, also widerstandsfähig. Nicht nur die objektive Schwere der Belastung entscheidet also, ob ein Mensch an einer Depression erkrankt, sondern die Fähigkeit, mit ihr umzugehen.
Erheblichen Einfluss haben dazu die Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Leben gemacht hat. Ein besonders großes Risiko, eine Depression zu entwickeln, haben beispielsweise Personen, die traumatische Erlebnisse wie Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit erlebt haben. Entscheidend ist aber auch, welche Fähigkeiten ein Mensch erworben hat, um mit belastenden Situationen fertig zu werden.
Nervenzellen im Gehirn kommunizieren untereinander über elektrische Impulse und Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Es gibt Hinweise darauf, dass dieser sogenannte Hirnstoffwechsel während einer Depression verändert ist.
So ist ein gestörter Noradrenalin- oder Serotoninspiegel im Gehirngewebe möglicherweise mitverantwortlich für eine Depression. Sind diese Botenstoffe nicht im Gleichgewicht, stört das den Austausch zwischen den Nervenzellen. Und das wiederum beeinflusst Gefühle und Gedanken negativ.
Andere Erklärungsansätze bezüglich der Ursache von Depressionen sehen eine Fehlregulation der Stresshormone
Adrenalin
, Noradrenalin und
Cortisol
im Mittelpunkt. Insbesondere hat man bei depressiven Menschen einen erhöhten Cortisolspiegel festgestellt. Ein solcher kommt als Auslöser einer Depressionserkrankung infrage, aber auch als deren Folge.
Stress spielt bei der Entstehung einer Depression eine entscheidende Rolle. Umgekehrt verursacht eine Depression auch selbst Stress – beispielsweise, weil durch die Erkrankung viel Lebensqualität verloren geht. Manche Lebensphasen sind per se mit verstärktem Stress verbunden. Dazu gehören beispielsweise die Pubertät oder der Eintritt in die Rente. In solchen Phasen steigt daher das Depressionsrisiko.
Auch einschneidende Lebensereignisse sind belastend. Dazu gehören negative Erfahrungen wie Jobverlust, Trennung oder eine schwere Krankheit. Allerdings verursachen auch positive Ereignisse Stress: So steigt bei einer Beförderung, der Geburt eines Kindes oder einer Hochzeit ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken.
Tatsächlich berichten Menschen mit Depressionen oft von schwierigen Ereignissen vor Ausbruch der Krankheit. In vielen anderen Fällen taucht eine Depression hingegen scheinbar aus dem Nichts auf.
Es sind nicht immer das Schicksal oder die Gene: Auch die persönliche Lebenseinstellung hat einen Einfluss auf das Depressionsrisiko. Menschen, die schlecht von sich und über die Welt denken und für die Zukunft schwarz sehen, werden eher depressiv. Ein gutes Selbstwertgefühl und Optimismus schützen hingegen vor Depressionen.
Negative Denkmuster und Vorstellungen lassen sich durch entsprechende Übungen positiv verändern.
Frauen erkranken etwa doppelt so häufig an einer Depression wie Männer. Eine mögliche Erklärung ist, dass Frauen aufgrund hormoneller Schwankungen gefährdeter sind. Solche Hormonschwankungen treten etwa im Laufe des Menstruationszyklus sowie während und nach einer Schwangerschaft auf.
Hinzu kommt, dass Depressionen bei Männern seltener entdeckt werden. Manche scheuen sich, Schwäche zu zeigen und Hilfe zu suchen. Sie haben aber auch zum Teil untypische Symptome wie aggressives und exzessives Verhalten, was die Diagnose erschwert.
Manche körperlichen Krankheiten begünstigen eine Depression. Besonders Erkrankungen des Gehirns sowie Hormonstörungen beeinflussen die Gefühlswelt. Zu letzteren zählen etwa Schilddrüsenunter- und
Schilddrüsenüberfunktion
oder das sogenannte
Cushing-Syndrom
, bei dem die Nebennieren zu große Mengen an Cortisol ausschütten – die Folge ist oft eine depressive Phase.
Schwere und chronische Krankheiten sind zudem eine Dauerbelastung für die Psyche. So entwickeln Menschen, die unter Krebs, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes leiden, häufig Depressionen. Möglich ist zudem, dass die zur Behandlung eingesetzten Medikamente oder mit der Krankheit verknüpfte physiologische Prozesse das Depressionsrisiko erhöhen.
Umgekehrt beeinflusst eine Depression den Verlauf solcher Erkrankungen ungünstig oder fördert sogar ihre Entstehung. Bei einer solchen Kombination aus körperlichen und seelischen Erkrankungen gilt es also immer, das psychische und das körperliche Leiden gleichermaßen zu behandeln.
Die Einnahme bestimmter Medikamente schlägt gelegentlich ebenfalls auf die Stimmung. Dazu gehören unter anderem Herz-Kreislauf-Medikamente wie Betablocker, Kortison und verwandte Stoffe, hormonelle Verhütungsmittel und einige neurologische Medikamente wie Antiepileptika und Parkinsonmittel.
Ebenso begünstigen Drogen wie Alkohol, Cannabis und andere Substanzen, welche die Psyche beeinflussen, den Ausbruch von Depressionen.
Wenn Sie befürchten, an einer Depression zu leiden, sollten Sie dringend Ihren Hausarzt oder direkt einen Psychiater oder Psychotherapeuten kontaktieren. Der Arzt wird sich zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (
Anamnese
).
Folgende Fragen, die auf typische Symptome von Depression abzielen, sind häufig Teil dieses Erstgesprächs:
Schwieriger ist die Diagnose, wenn vor allem
körperliche Symptome
im Vordergrund stehen. Viele Patienten klagen über Kopf-, Rücken- oder
Bauchschmerzen
sowie Herz-Kreislauf-Probleme. Schildern Sie dem Arzt möglichst genau alle Beschwerden.
Verschiedene Untersuchungen ermöglichen es, körperliche Ursachen der Depressions-Symptome auszuschließen. Dazu gehört eine
Blutuntersuchung
, unter Umständen auch eine
Computertomografie
(CT) des Gehirns. Denn manchmal lassen sich depressive Symptome beispielsweise auf einen niedrigen Blutzuckerspiegel, einen Mangel an
Vitamin B12
, Drogenmissbrauch, eine
Demenz
, eine
Schilddrüsenunterfunktion
oder Veränderungen im Gehirn zurückführen.
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Depressionserkrankung, wird der Arzt Sie an eine spezialisierte Klinik oder einen ambulanten Psychiater oder Psychotherapeuten überweisen.
Eine Depression gilt grundsätzlich als heilbar. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Betroffenen ihre Depression loswerden oder nicht wieder einen Rückfall erleiden (rezidivierende Depression). Da der Leidensdruck der Betroffenen oftmals groß ist, ist es wichtig, dass eine Depression zeitnah professionell behandelt wird. Zudem wird die Therapie nach längerer Zeit schwieriger. Das Risiko, dass die Krankheit chronisch wird, wächst.
Abhängig von der Schwere der Krankheit werden Depressionen in der Regel mit einer Psychotherapie, antidepressiven Medikamenten oder einer Kombination aus beidem behandelt. Die Kombinationstherapie ist besonders bei chronischen und wiederkehrenden Depressionen angezeigt. Auch bei schweren Depressionen empfehlen Experten eine Kombination beider Behandlungsansätze.
Bei einer Psychotherapie sind über Monate hinweg Geduld und Engagement des Patienten gefordert. Wer sich darauf einlässt, überwindet seine Depression aber oft langfristig und verbessert seine psychische Stabilität insgesamt.
Für Menschen mit Depressionen gibt es viele psychotherapeutische Angebote. Die Kassen übernehmen etwa die Kosten für
tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
, analytische Psychotherapie (
Psychoanalyse
) und systemische Therapie.
Die klassische Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie gehören zu den psychodynamischen Psychotherapien. Sie basieren auf der Vorstellung, dass Depressionen oft durch Verlust- und Kränkungserlebnisse ausgelöst werden, die nicht richtig verarbeitet wurden. Diese werden im Verlauf der Therapie aufgearbeitet.
Auch die kognitive
Verhaltenstherapie
– eine Erweiterung der klassischen Verhaltenstherapie – kommt zur Therapie von Depressionen zum Einsatz. Hierbei sucht der Patient mit Unterstützung des Therapeuten nach Wegen, um aus der Depression herauszufinden. Dazu werden unter anderem negative Gedanken, Muster und Überzeugungen aufgedeckt, auf ihre Richtigkeit überprüft und gegebenenfalls durch neue, positivere Denkweisen ersetzt.
Die Interpersonelle Therapie (IPT) ist eine Kurzzeittherapiemethode, die speziell für die Behandlung depressiver Erkrankungen entwickelt wurde. Sie kombiniert therapeutische Konzepte aus Verhaltenstherapie und psychodynamischer Therapie. Ein wichtiges Therapieziel ist es, Fähigkeiten und Strategien zum Umgang mit Konflikten zu erlernen, die zur Entstehung oder Aufrechterhaltung der Depression beitragen.
Ebenfalls als ergänzende therapeutische Maßnahmen werden bei Depression zum Beispiel Psychoedukation,
Ergotherapie
, Angehörigengruppen,
Kunsttherapie
, das Erlernen von Entspannungstechniken sowie körper- und bewegungsbezogene Therapien angeboten.
Antidepressiva werden meist bei schwereren Depressionen verordnet oder wenn der Patient einer Psychotherapie ablehnend gegenübersteht. Es lassen sich damit die Symptome der Depression erfolgreich behandeln. Allerdings setzt die Wirkung der Medikamente oft erst nach Wochen ein.
Zu den Medikamenten, die bei Depressionen zum Einsatz kommen, zählen zum Beispiel:
Mithilfe einer
Elektrokrampftherapie
lässt sich in vielen Fällen eine Depression behandeln, bei der Medikamente und Psychotherapie versagen. Dabei wird unter Kurznarkose durch Stromimpulse ein kurzer "epileptischer Anfall" ausgelöst. Diese Vorstellung mag erst einmal erschreckend sein. Tatsächlich bekommt der Patient von dem Eingriff jedoch nichts mit und die Risiken sind gering.
Für die Wachtherapie müssen die Patienten die zweite Nachthälfte oder die gesamte Nacht wach bleiben. Mit dieser Methode heilt man zwar die Depression nicht, aber die Symptome werden kurzfristig aufgehoben. Die Patienten fühlen sich zum ersten Mal seit Langem wieder gut, wenn auch nur für kurze Zeit. Das ist nicht nur eine enorme Erleichterung, es weckt in ihnen auch wieder die Hoffnung, dass sie tatsächlich in der Lage sind, ihre Depression zu überwinden. Und eine hoffnungsvolle Einstellung trägt zum Therapieerfolg bei.
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation ist eine neue Technik, die in Betracht kommt, wenn sich eine Depression nicht mit Medikamenten behandeln lässt. Es werden dabei verschiedene Bereiche in der vorderen rechten oder linken Gehirnhälfte durch Magnetfelder angeregt. Diese schmerzlose Behandlung wird über drei bis sechs Wochen täglich zehn bis 30 Minuten in einer Klinik durchgeführt.
Neuere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass auch Hilfsangebote ohne direkten Therapeutenkontakt hilfreich sind. Eine Möglichkeit sind Anleitungen zur Selbsthilfe. Die Betroffenen lesen sich dabei viele Informationen selbst an und haben nur gelegentlich Kontakt zu einem Experten, der sie unterstützt. Dies hilft zum Beispiel, die Wartezeit bis zur Therapie zu überbrücken.
Eine weitere Möglichkeit für Menschen mit Depression ist eine professionelle Beratung über das Internet. Die Therapie wird mithilfe eines speziellen Computerprogramms durchgeführt. Inzwischen gibt es auch sogenannte Depressions-Apps und Chatbots, die den Umgang mit Depressionen erleichtern. Sie basieren auf Elementen der kognitiven Verhaltenstherapie.
Raus aus dem Haus, raus aus der Depression: Bei Depressionen empfehlen Experten regelmäßiges körperliches Training. Dadurch lassen sich depressive Symptome erheblich reduzieren – sowohl kurzfristig als auch auf längere Sicht. Tatsächlich wirkt regelmäßiger Sport bei manchen Betroffenen ähnlich gut wie ein Antidepressivum. Denn er baut Stress ab und beeinflusst möglicherweise die Spiegel der Botenstoffe im Gehirn (etwa von Serotonin und Noradrenalin) positiv.
Noch größere Wirkung hat womöglich der psychologische Effekt von Sport: Die Patienten kommen durch die körperliche Aktivität aus der Spirale von Antriebslosigkeit und Rückzug heraus. Das Selbstwertgefühl wird gestärkt, die Hoffnungslosigkeit verdrängt. Wer Sport in einer Gruppe treibt, profitiert zusätzlich von dem Gemeinschaftsgefühl und dem sozialen Kontakt, der sonst bei einer Depression meist immer seltener wird.
Eine leichte oder mittelschwere depressive Phase lässt sich oft durch eine ambulante Psychotherapie behandeln. Der stationäre Aufenthalt in einer Klinik ist vor allem bei einer schweren Depression notwendig. Die Kombination aus medikamentöser Behandlung, vielfältigen psychotherapeutischen Therapieangeboten und intensiver Betreuung in der Klinik hilft den Patienten, zu einem strukturierten Tagesablauf zurückzukehren.
Besteht ein hohes Suizidrisiko, ist es möglich, depressive Menschen gegen ihren Willen in eine Klinik einzuweisen.
Gute Strategien, wie Angehörige von Betroffenen mit Depressionen umgehen, lesen Sie im Artikel
Depression – Angehörige
.
Depressionen verlaufen individuell ganz unterschiedlich. Den meisten Menschen, die unter einer Depression leiden, hilft eine konsequente Behandlung gut. Die Therapie ermöglicht es, depressive Episoden zu durchbrechen oder vollkommen abklingen zu lassen. Eine Depression gilt als heilbar.
Unbehandelt ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass eine Depression über Monate oder Jahre bestehen bleibt. Das gilt insbesondere für schwere Depressionen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten.
Etwa die Hälfte der Menschen, die einmal eine depressive Episode durchlebt haben, erleidet einen Rückfall. Bei Betroffenen mit einer schweren Depression sind es 75 Prozent. Mit jedem Rückfall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere depressive Phasen auftreten. Besonders schwer zu heilen sind chronische Depressionen. Sie werden nicht selten zum lebenslangen Begleiter und bedürfen ständiger Behandlung.
Es gibt viele Faktoren, die eine Depression begünstigen. Nicht alle lassen sich ausschalten. Um die eigene psychische Gesundheit zu stärken und damit womöglich das Risiko einer Depression zu verringern, empfiehlt es sich, Stress zu reduzieren.
Auch ein stabiles soziales Netzwerk wirkt schützend. Pflegen Sie daher regelmäßig Kontakt zu Freunden und tauschen Sie sich über Sorgen und Probleme aus.
Sport und regelmäßige Bewegung haben sich in der Therapie von Depressionen bewährt und leisten einen Beitrag, um der Entstehung einer Depression vorzubeugen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Depression
Kurzübersicht
Was ist eine Depression?
Häufigkeit von Depressionen
Welche Arten/Formen der Depression gibt es?
Unipolare Depression
Bipolare Depression
Dysthymie
Winterdepression
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Altersdepression
Postnatale Depression
Agitierte Depression
Atypische Depression
Wie äußert sich eine Depression?
Depressions-Symptome bei Männern
Achtung, Suizidgefahr!
Selbsttest für Depressionen
Körperliche Symptome bei Depressionen
Somatisierungsstörung
Wahnvorstellungen und Halluzinationen bei Depression
Endogene und exogene Depression
Was verursacht eine Depression?
Genetische Einflüsse
Vulnerabilität: Anfälligkeit für Depressionen
Gestörter Botenstoffwechsel im Gehirn
Fehlregulierte Stresshormone
Stress als Auslöser
Negative Denkmuster
Risikofaktor weibliches Geschlecht
Körperliche Erkrankungen und Depressionen
Medikamente und Drogen
Wie wird eine Depression festgestellt?
Körperliche Untersuchungen
Wie wird eine Depression behandelt?
Psychotherapie bei Depression
Weitere Psychotherapieformen bei Depression
Depression: Therapie mit Medikamenten
Elektrokrampftherapie
Wachtherapie
Repetitive transkranielle Magnetstimulation
Depression: Hilfe zur Selbsthilfe
Internetbasierte Therapien und Apps
Sport als Antidepressivum
Stationäre oder ambulante Therapie bei Depressionen?
Wie verläuft eine Depression?
Wie lässt sich einer Depression vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen