Illness name: alzheimer
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Alzheimer
ist die häufigste Form von Demenz. Die langsam fortschreitende Hirnerkrankung führt zu Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Desorientierung. Alzheimer ist nicht heilbar, kann aber gelindert und gebremst werden. Lesen Sie hier mehr zum Thema: Wie entsteht Alzheimer? Wie erkennt man die Erkrankung bereits im Frühstadium? Wie lässt sich ihr Fortschreiten verlangsamen? Wie kann man Alzheimer vorbeugen?
Im Gehirn von Alzheimer-Patienten sterben nach und nach Nervenzellen und deren Verbindungen untereinander ab. Dadurch schrumpft das Gehirn um bis zu 20 Prozent: Die Windungsfurchen an der Oberfläche des Gehirns vertiefen sich, die Hirnkammern erweitern sich. Der Untergang der Nervenzellen beginnt im sogenannten Riechhirn. Er greift dann auf Hirnregionen über, die für das Gedächtnis zuständig sind. Irgendwann umfasst er die gesamte Hirnoberfläche.
Besonders frühzeitig vom Zelluntergang betroffen ist der Meynert-Basalkern: Die Nervenzellen dieser tiefer liegenden Hirnstruktur produzieren den Nervenbotenstoff Acetylcholin. Der Zelltod im Meynert-Basalkern löst also einen erheblichen Mangel an Acetylcholin aus. Dadurch wird die Informationsverarbeitung gestört: Die Betroffenen können sich kurz zurückliegende Ereignisse kaum noch merken. Ihr Kurzzeitgedächtnis schwindet also.
In den betroffenen Hirnregionen finden sich zwei verschiedene Arten von Eiweißablagerungen, welche die Nervenzellen töten. Warum diese sich bilden, ist unklar.
Beta-Amyloid
: Zwischen den Nervenzellen und in manchen Blutgefäßen bilden sich harte, unauflösliche Plaques aus Beta-Amyloid. Dabei handelt es sich um Bruchstücke eines größeren Proteins, dessen Funktion noch unbekannt ist.
Normalerweise wird Beta-Amyloid abgebaut. Bei Alzheimer-Patienten funktioniert dieser Aufräumprozess im Gehirn nicht mehr, sodass sich das Proteinfragment ablagert. Das hemmt die Energie- und Sauerstoffversorgung des Gehirns – Nervenzellen sterben ab.
Tau-Protein
: Außerdem bilden sich bei Alzheimer-Patienten in den Nervenzellen des Gehirns abnormale Tau-Fibrillen – unauflösliche, gedrehte Fasern aus dem sogenannten Tau-Protein. Sie stören die Stabilisierungs- und Transportprozesse in den Gehirnzellen, sodass diese absterben.
Hauptrisikofaktor für Alzheimer ist das Alter: Nur zwei Prozent der unter 65-Jährigen erkranken an dieser Demenz-Form. Bei der Altersgruppe der 80- bis 90-Jährigen ist dagegen mindestens jeder Fünfte betroffen, bei den über 90-Jährigen leidet sogar mehr als ein Drittel an Alzheimer.
Das Alter allein verursacht aber kein Alzheimer. Vielmehr gehen Experten davon aus, dass noch weitere Risikofaktoren hinzutreten müssen, bevor es zum Krankheitsausbruch kommt.
Insgesamt können folgende Faktoren eine Alzheimer-Erkrankung begünstigen:
Es gibt noch weitere Faktoren, die möglicherweise das Alzheimer-Risiko erhöhen, aber noch genauer erforscht werden müssen. Dazu gehören Entzündungen im Körper, die über längere Zeit bestehen: Sie könnten Gehirnzellen schädigen und die Bildung von Eiweißablagerungen fördern, glauben Forscher.
Weitere mögliche Alzheimer-Risikofaktoren sind ein niedriges allgemeines Bildungsniveau, Kopfverletzungen, eine Gehirninfektion durch
Viren
sowie eine Erhöhung autoimmuner Antikörper bei älteren Menschen.
Autopsien haben gezeigt, dass das Gehirn von verstorbenen Alzheimer-Kranken eine erhöhte Aluminium-Konzentration aufweist. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass Aluminium Alzheimer verursacht. Tierversuche sprechen dagegen: Wenn man Mäusen Aluminium verabreicht, erkranken sie dennoch nicht an Alzheimer.
Möglicherweise sind erhöhte Aluminium-Werte vielmehr eine Folge der Erkrankung und keine Alzheimer-Ursache. Ob das tatsächlich so ist, muss in weiteren Studien erforscht werden.
Ich bin in letzter Zeit sehr vergesslich. Kann das Alzheimer sein?
Keine Sorge - meistens handelt es sich bei beginnenden Gedächtnisstörungen um die normale Altersvergesslichkeit. Problematisch wir es allerdings, wenn die Probleme immer gravierender werden und weitere Defizite hinzukommen - etwa Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen, Störungen der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit, zeitliche und räumliche Orientierungsstörungen, Verlust der geteilten Aufmerksamkeit, Rechenstörungen. Dann ist eine Demenz sehr wahrscheinlich.
Wie eindeutig lässt sich die Diagnose Alzheimer stellen?
Neben den typischen Symptomen gibt es einige Untersuchungsverfahren. Dazu gehören spezielle Denk- und Gedächtnistests sowie bildgebende Verfahren (Kernspintomographie des Gehirns, PET). Auch eine Nervenwasseruntersuchungen auf spezielle Veränderungen hin (Tau-Proteine, ß-Amyloid) kann hilfreich sein. Insgesamt lässt sich die Diagnose so mit einer Wahrscheinlichkeit von über 75 Prozent stellen. Künftig werden sich die Diagnosemöglichkeiten sicher noch verbessern.
Kann ich als Alzheimer-Patient etwas tun, um die Krankheit zu verlangsamen?
Ja, nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig! Es gibt mehrere (z. B. sog. Cholinesterasehemmer, Memantin, Galantamin), die das Fortschreiten der Alzheimerkrankheit verlangsamen können. Gut ist auch, ein kognitives Training zu absolvieren und sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Eine Rückbildung der Symptome oder eine Heilung der Krankheit ist mit den derzeitigen Mitteln leider nicht möglich.
Dr. Fuchs ist in der Privatambulanz für Neurologie im Marianowicz Zentrum und in der Privatklinik am Jägerwinkel / Tegernsee tätig.
Nur etwa
ein Prozent
aller Alzheimer-Patienten weisen die familiär bedingte Form der Erkrankung auf: Alzheimer wird hier von verschiedenen Gen-Defekten ausgelöst, die weitervererbt werden. Von der Mutation betroffen sind das Amyloid-Vorläufer-Protein-Gen und die Gene presenilin-1 und presenilin-2. Wer diese Mutationen in sich trägt, erkrankt in jedem Fall an Alzheimer, und zwar bereits zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.
Die überwiegende Mehrheit der Alzheimer-Patienten zeigt aber die sporadische Form der Erkrankung, die im Allgemeinen erst nach dem 65. Lebensjahr ausbricht. Zwar scheint auch die sporadische Alzheimer-Form eine genetische Komponente zu haben: Hierbei geht es etwa um Veränderungen im Gen für das Eiweiß
Apo-Lipoprotein E
, das für den Cholesterin-Transport im Blut zuständig ist. Veränderungen in diesem Gen führen aber nicht zum sicheren Ausbruch der Erkrankung, sondern erhöhen nur das Risiko dafür.
Generell gilt: Je älter jemand beim Ausbruch von Alzheimer ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die familiär bedingte Form handelt. Verwandte müssen sich dann also meist keine Sorgen machen, dass sie die Krankheit möglicherweise geerbt haben.
Im Laufe der Alzheimer-Erkrankung verstärken sich die Symptome, und es kommen neue Beschwerden hinzu. Deshalb finden Sie im Folgenden die Symptome geordnet nach den drei Stadien, in die man den Krankheitsverlauf unterteilt: Frühstadium, mittleres Stadium und Spätstadium:
Erste Alzheimer-Symptome sind
kleinere Gedächtnislücken
, die das Kurzzeitgedächtnis betreffen: Die Patienten können zum Beispiel kürzlich abgelegte Gegenstände nicht wiederfinden oder sich an den Inhalt eines Gesprächs nicht erinnern. Sie können auch mitten in einem Gespräch "den Faden" verlieren. Diese zunehmende
Vergesslichkeit
und Zerstreutheit kann die Betroffenen verwirren und ängstigen. Manche reagieren darauf auch mit Aggressivität, Abwehr, Depression oder Rückzug.
Auch an
Wortfindungsstörungen
kann man manchmal Alzheimer erkennen, wobei es für solche aber auch andere Ursachen geben kann. Bei einer Wortfindungsstörung fallen den Betroffenen manchmal bekannte Begriffe nicht mehr ein.
Weitere frühe Alzheimer-Anzeichen können
leichte Orientierungsprobleme
,
Antriebsschwäche
sowie
verlangsamtes Denken und Sprechen
sein.
Das Alltagsleben kann bei leichter Alzheimer-Demenz meist noch problemlos bewältigt werden. Nur bei komplizierteren Dingen brauchen die Betroffenen oft Hilfe, zum Beispiel beim Führen ihres Bankkontos oder beim Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel.
Alzheimer-Symptome in mittleren Krankheitsstadien sind
verschärfte Gedächtnisstörungen
: An kurz zurückliegende Ereignisse können sich die Patienten immer weniger erinnern, und auch die Langzeiterinnerungen (etwa an die eigene Hochzeit) verblassen allmählich. Vertraute Gesichter werden immer schlechter erkannt.
Auch die
Schwierigkeiten, sich zeitlich und räumlich zu orientieren
, verstärken sich. Die Patienten suchen zum Beispiel nach ihren lang verstorbenen Eltern oder finden vom gewohnten Supermarkt nicht mehr nach Hause.
Zudem brauchen die Patienten nun auch bei
einfachen Tätigkeiten
wie Kochen, Kämmen oder Baden immer mehr
Hilfe
. Ein selbstständiges Leben ist dann kaum noch möglich.
Die
Kommunikation
mit den Patienten wird außerdem zunehmend schwierig: Die Betroffenen können oft keine ganzen Sätze mehr bilden. Sie brauchen klare Aufforderungen, die oft noch wiederholt werden müssen, bevor sie sich zum Beispiel an den Esstisch setzen.
Weitere mögliche Alzheimer-Symptome in mittleren Krankheitsstadien sind
zunehmender Bewegungsdrang
und starke
Unruhe
. Die Patienten laufen zum Beispiel rastlos hin und her oder stellen fortwährend die gleiche Frage.
Wahnhafte Befürchtungen oder Überzeugungen
(etwa bestohlen zu werden) können ebenfalls auftreten.
Im Spätstadium der Erkrankung sind die Patienten
vollkommen pflegebedürftig
. Viele brauchen einen Rollstuhl oder sind bettlägerig. Sie erkennen Familienangehörige und andere nahestehende Menschen nicht mehr. Das Sprechvermögen ist nun auf wenige Wörter begrenzt. Schließlich können die Patienten Blase und
Darm
nicht mehr kontrollieren (Harn- und
Stuhlinkontinenz
).
Zunehmende Probleme beim Kauen, Schlucken und Atmen sowie Versteifungen der Gliedmaßen sind typische Alzheimer-Symptome im Spätstadium. Aufgrund des geschwächten Immunsystems kommt es oft zu Infektionen (etwa einer
Lungenentzündung
), die dann vielfach zum Tode führen.
Bei etwa einem Drittel der Patienten, die in jüngerem Lebensalter erkranken (insgesamt eine kleine Gruppe), ist der Alzheimer-Verlauf untypisch:
Wenn Sie an sich selbst (oder bei einem Angehörigen) eine zunehmende Vergesslichkeit feststellen, sollten Sie einen Hausarzt aufsuchen. Gegebenenfalls überweist Sie dieser an einen Neurologen, Psychiater oder eine Gedächtnisambulanz. Bei einer solchen Ambulanz handelt es sich um eine auf Hirnleistungsstörungen spezialisierte Abteilung eines Krankenhauses. Dort werden verschiedene Untersuchungen gemacht, um dem Verdacht auf Alzheimer auf den Grund zu gehen. Bislang gibt es nämlich keine einzelne Untersuchung und keinen spezifischen Labortest, mit denen sich eine Alzheimer-Diagnose eindeutig stellen ließe.
Bei Verdacht auf Alzheimer wird der Arzt sich zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (
Anamnese
). Er befragt Sie zu Ihren Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach allen Medikamenten, die Sie einnehmen. Denn manche Präparate können die Hirnleistung beeinträchtigen. Im Gespräch achtet der Arzt auch darauf, wie gut Sie sich konzentrieren können.
Idealerweise begleitet Sie eine nahestehende Person zu diesem Arztgespräch. Denn im Laufe der Alzheimer-Erkrankung kann sich auch das Wesen des Betroffenen verändern. So können Phasen von Aggressivität, Argwohn, Depression, Ängsten und
Halluzinationen
auftreten. Solche Veränderungen fallen Mitmenschen manchmal schneller auf als den Betroffenen selbst.
Nach dem Gespräch wird der Arzt Sie routinemäßig untersuchen. Beispielsweise misst er den Blutdruck und prüft die Muskelreflexe und den Pupillenreflex.
Mit einem Demenztest lässt sich anhand einfacher Übungen feststellen, ob eine Demenzerkrankung vorliegt. Dabei müssen Sie sich zum Beispiel aus einer Wortliste mit zehn Begriffen möglichst viele merken und wiederholen. Wichtige Demenztests sind der
Uhrentest
,
MMST
(Mini Mental Status Test) und der
DemTect
(Demenz-Detektions-Test). In einem frühen Stadium lässt sich Demenz damit allerdings nicht gut erkennen. Außerdem erlauben solche Tests keine Unterscheidung zwischen verschiedenen Demenzformen (Alzheimer, vaskuläre Demenz etc.).
Neben den genannten Kurztests werden oft auch ausführlichere neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt.
Bei deutlichen Anzeichen einer Demenzerkrankung wird das Gehirn des Patienten in der Regel mittels
Positronen-Emmissions-Computertomografie
(
PET/CT
) oder
Magnetresonanztomografie
(MRT, auch
Kernspintomografie
genannt) untersucht. So lässt sich herausfinden, ob die Hirnsubstanz abgenommen hat. Dies würde den Verdacht auf eine Demenz erhärten.
Bildgebende Untersuchungen des Schädels dienen auch dazu, eventuell andere Erkrankungen festzustellen, die für die Demenz-Symptome verantwortlich sein können wie etwa ein Hirntumor.
Auch anhand von
Blut- und Urinproben
des Patienten lässt sich herausfinden, ob eine andere Erkrankung als Alzheimer die Demenz verursacht. Das kann zum Beispiel eine Schilddrüsenerkrankung oder eine Mangelversorgung mit bestimmten Vitaminen sein.
Relativ zuverlässige Ergebnisse liefert die
Liquordiagnostik
: Dabei wird eine Probe der Hirn-Rückenmarksflüssigkeit (
Liquor
) aus der
Lendenwirbelsäule
entnommen (
Lumbalpunktion
) und im Labor untersucht. Wenn die Konzentrationen bestimmter Eiweiße (Amyloid-Protein und Tau-Protein) im Liquor charakteristisch verändert sind, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Alzheimer-Erkrankung vor.
Hat der Arzt den Verdacht, dass der Patient an der seltenen vererbbaren Form der Alzheimer-Krankheit leidet, kann ein
Gentest
Gewissheit bringen.
Es gibt nur eine symptomatische Behandlung von Alzheimer – eine Heilung ist bislang nicht möglich. Die richtige Therapie kann aber helfen, dass die Patienten möglichst lange ihren Alltag selbstständig bewältigen können. Außerdem lindern Alzheimer-Medikamente und nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen die Beschwerden der Patienten und fördern damit die Lebensqualität.
Bei der medikamentösen Alzheimer-Therapie kommen verschiedene Wirkstoffgruppen zum Einsatz:
Sogenannte
Cholinesterasehemmer
(wie
Donepezil
oder Rivastigmin) blockieren im Gehirn ein Enzym, das den Nervenbotenstoff Acetylcholin abbaut. Dieser Botenstoff ist wichtig für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, die Konzentration und Orientierung.
Bei Alzheimer-Patienten wird nicht mehr ausreichend Acetylcholin produziert. Dieser Mangel lässt sich in frühen bis mittleren Krankheitsstadien mit Cholinesterasehemmern einige Zeit ausgleichen: Alltagsaktivitäten fallen den Betroffenen dadurch leichter. Zudem bleiben kognitive Fähigkeiten wie Denken, Lernen, Erinnern und Wahrnehmen länger erhalten.
Bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz wird oft der Wirkstoff
Memantin
gegeben. Er kann wie Cholinesterasehemmer den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit bei manchen Patienten verzögern. Genauer gesagt verhindert Memantin, dass ein Überschuss des Nervenbotenstoffes Glutamat die Gehirnzellen schädigt. Experten vermuten, dass bei Alzheimer-Patienten ein Glutamat-Überschuss zum Absterben von Nervenzellen beiträgt.
Extrakte aus Ginkgoblättern
(Ginkgo biloba) sollen die Durchblutung des Gehirns verbessern und die Nervenzellen schützen. Patienten mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz können dadurch möglicherweise Alltagsaktivitäten wieder besser bewältigen. In hoher Dosierung scheint Ginkgo auch die Gedächtnisleistung zu verbessern und psychische Beschwerden zu lindern, wie manche Studien zeigen.
Die Alzheimer-Krankheit geht oft mit psychischen Beschwerden und Verhaltensänderungen einher, etwa mit Aggressivität, Passivität, Unruhe oder Ängstlichkeit. Wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht dagegen helfen, kann der Arzt sogenannte
Neuroleptika
(wie
Risperidon
oder
Haloperidol
) verschreiben.
Diese Wirkstoffe können aber ernste Nebenwirkungen haben. Dazu gehören ein erhöhtes Schlaganfallrisiko und eine erhöhte Sterblichkeit. Die Anwendung von Neuroleptika wird daher engmaschig überwacht. Zudem sollten diese Medikamente möglichst niedrig dosiert und nicht langfristig eingenommen werden.
Viele Alzheimer-Patienten leiden zusätzlich unter Depressionen. Dagegen helfen
Antidepressiva
wie
Citalopram
,
Paroxetin
oder
Sertralin
.
Darüber hinaus müssen auch andere bestehende Grund- und Begleiterkrankungen wie erhöhte
Blutfettwerte
, Diabetes oder Bluthochdruck medikamentös behandelt werden.
Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen sind sehr wichtig bei Alzheimer. Sie können helfen, den Verlust der geistigen Fähigkeiten hinauszuzögern und die Selbstständigkeit im Alltag so lange wie möglich zu erhalten.
So hilft zum Beispiel ein
Realitäts-Orientierungs-Training
den Patienten, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden. Die räumliche Orientierung wird etwa durch farbige Markierungen verschiedener Wohnräume wie Bad und Küche unterstützt. Die zeitliche Orientierung lässt sich mithilfe von Uhren, Kalendern und Bildern der aktuellen Jahreszeit verbessern.
Vor allem bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz kann ein
kognitives Training
sinnvoll sein: Es kann die Lernfähigkeit und das Denkvermögen trainieren. Dazu eignen sich etwa einfache Wortspiele, das Erraten von Begriffen oder das Ergänzen von Reimen oder bekannten Sprichwörtern.
Im Rahmen einer
Verhaltenstherapie
hilft ein Psychologe oder Psychotherapeut den Patienten, mit psychischen Beschwerden wie Wut, Aggression, Ängsten und Depression besser umzugehen.
Um die Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte wach zu halten, eignet sich die
autobiografische Arbeit
: Angehörige oder Betreuer fragen dabei Alzheimer-Patienten gezielt nach ihrem früheren Leben. Dabei können Fotos, Bücher oder persönliche Gegenstände helfen, Erinnerungen wachzurufen.
Mittels
Ergotherapie
lassen sich alltägliche Fähigkeiten erhalten und fördern. Alzheimer-Patienten üben zum Beispiel Ankleiden, Kämmen, Kochen und das Aufhängen von Wäsche.
Weitere nicht-medikamentöse Verfahren, die bei Morbus Alzheimer Anwendung finden, sind zum Beispiel
Kunst- und
Musiktherapie
, Physiotherapie, Aromatherapie und "Snoezelen"
(Stimulation der Sinne wie Tasten, Riechen, Schmecken etc.).
Die Alzheimer-Krankheit führt im Durchschnitt nach acht bis zehn Jahren zum Tod. Manchmal verläuft die Krankheit auch viel schneller, manchmal langsamer – die Zeitspanne reicht nach derzeitigem Wissensstand von drei bis zwanzig Jahren. Im Allgemeinen gilt: Je später im Leben die Erkrankung auftritt, desto kürzer ist der Alzheimer-Verlauf.
Wie bei vielen Erkrankungen lässt sich auch die Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu bekommen, durch einen
gesunden Lebensstil
verringern. Faktoren wie erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, Bluthochdruck und Rauchen können nämlich Alzheimer und andere Demenzerkrankungen begünstigen. Solche Risikofaktoren sollten also nach Möglichkeit vermieden beziehungsweise behandelt werden.
Außerdem scheint eine
mediterrane Ernährung
mit viel Obst, Gemüse, Fisch, Olivenöl und Vollkornbrot Alzheimer und anderen Demenzformen vorzubeugen.
Auch
regelmäßige Bewegung
und Sport können das Erkrankungsrisiko senken: Der Grund ist, dass körperliche Aktivität unter anderem den Stoffwechsel und die Durchblutung im Gehirn anregen. Dadurch können sich Nervenzellen besser und dichter vernetzen, was ihre Kommunikation fördert.
Das Risiko für Alzheimer und andere Demenzformen sinkt auch, wenn man Zeit seines Lebens in Beruf und Freizeit
geistig rege
ist. So können zum Beispiel kulturelle Aktivitäten, Rätsel und kreative Hobbies das Gehirn stimulieren und das Gedächtnis bewahren.
Wie Untersuchungen belegen, kann auch ein
reges Sozialleben
Demenzerkrankungen wie Alzheimer vorbeugen: Je mehr man unter Leute geht und sich in Gemeinschaften engagiert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, auch im höheren Alter noch geistig fit zu sein.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Alzheimer
Alzheimer: Kurzübersicht
Alzheimer: Ursachen und Risikofaktoren
Eiweißablagerungen töten Nervenzellen
Alzheimer: Risikofaktoren
Aluminium & Alzheimer
Drei Fragen zu Alzheimer
Drei Fragen an
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie
Ist Alzheimer vererbbar?
Alzheimer: Symptome
Alzheimer-Symptome im Frühstadium
Alzheimer-Symptome im mittleren Krankheitsstadium
Alzheimer-Symptome im Spätstadium
Untypischer Alzheimer-Verlauf
Alzheimer: Untersuchungen und Diagnose
Erhebung der Krankengeschichte
Körperliche Untersuchung
Demenztests
Apparative Untersuchungen
Labortests
Alzheimer: Behandlung
Antidementiva
Weitere Medikamente bei Alzheimer
Nicht-medikamentöse Behandlung
Alzheimer: Verlauf und Prognose
Alzheimer vorbeugen
Weiterführende Informationen
Leitlinien:
Selbsthilfegruppen:
Autoren- & Quelleninformationen