Illness name: schlafapnoe
Description:
Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.
Die
Schlafapnoe
(Schlafapnoe-Syndrom) ist eine schlafbezogene Atmungsstörung: Die Betroffenen erleiden Atemaussetzer im Schlaf. Die dabei auftretenden Geräusche sind besonders laut und unregelmäßig im Vergleich zu normalem Schnarchen (ebenfalls eine schlafbezogene Atmungsstörung). Die Schlafapnoe betrifft besonders Männer, die zu viele Kilos auf den Rippen haben. Hier lesen Sie alles Wichtige rund um die Schlafapnoe.
Schnarchen
ist ein häufiges Phänomen, das im Alter zunimmt. Fast jeder Zweite produziert die nächtlichen Geräusche:
Im Schlaf entspannt sich die Mund- und Rachenmuskulatur, die Atemwege werden enger, und es entsteht das typische flatternde Geräusch von Haumenzäpfchen und Gaumensegel – normalerweise kommt es dabei aber nicht zu einem kurzzeitigen Atemstillstand.
Anders bei der Schlafapnoe: Hier setzt der Atem des Schnarchers immer wieder kurz aus. Der Begriff "Schlafapnoe" stammt aus dem Griechischen: "A-Pnoe" bedeutet so viel wie "ohne Atem".
Die Schlafapnoe stört den Schlaf und sorgt dafür, dass Betroffene morgens nicht erholt aufwacht. Das gilt oft auch für den Bettnachbarn, der sich durch das besonders laute und unregelmäßige Schnarchen mit den Atemaussetzern gestört fühlt. Gefährlich ist das Schlafapnoe-Syndrom, weil die kurzen Atemaussetzer im Schlaf sich zu länger andauernden, bedrohlichen Atemstillständen ausdehnen können.
Die Schlafapnoe sowie das normale Schnarchen zählen zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS). Diese Atmungsstörungen treten ausschließlich oder in erster Linie im Schlaf auf.
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie häufig die Schlafapnoe tatsächlich auftritt – nicht jeder "Schnarcher" geht zum Arzt. Dem Internationalen Klassifikationssystem für
Schlafstörungen
(ICSD) zufolge haben rund zwei bis sieben Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung eine Schlafapnoe. Vor allem Übergewichtige sind betroffen: Rund zwei Drittel der Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom sind zu dick.
Zudem nimmt die Häufigkeit der Schlafapnoe mit dem Alter zu.
Mediziner unterscheiden zwischen obstruktiver und zentraler Schlafapnoe:
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist die häufigste Form der Schlafapnoen. Während des Schlafs erschlaffen die Muskeln des weichen Gaumens. In der Folge führt bei Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe der beim Einatmen erzeugte Unterdruck dazu, dass die Luftröhre an verschiedenen Stellen im oberen Atemtrakt in sich zusammenfällt, also kollabiert. Die Luft kann dann nicht mehr frei fließen – der Schlafende bekommt kurzzeitig keine Luft.
Durch diesen Atemstillstand sinkt der Sauerstoffgehalt im
Blut
(Hypoxämie), und es kommt zu einer Mangelversorgung des Gewebes. Das veranlasst den Körper zu einer "Weckreaktion": Er aktiviert abrupt die Atemmuskeln von Zwerchfell und Brustkorb, auch das
Herz
erhöht seine Leistung, und der Blutdruck steigt. Der Schlafende wacht dabei meist kurzzeitig auf. Dieses durch die Schlafapnoe verursachte Aufwachen nennen Mediziner "arousal". Setzt die
Atmung
anschließend wieder ein, folgen meist mehrere tiefe Atemzüge.
Die kurzen Atemstillstände bei obstruktiver Schlafapnoe können bis zu 100-mal pro Nacht auftreten. Der Betroffene kann sich am nächsten Morgen meist nicht mehr daran erinnern, dass er nachts wegen Sauerstoffmangels immer wieder kurz aufgewacht ist.
Die zweite Form der Schlafapnoe ist die zentrale Schlafapnoe. Auslöser dieser Form ist eine Fehlfunktion im Zentralen Nervensystem (ZNS). Hier bleiben zwar die oberen Atemwege geöffnet, aber die Atemmuskeln von
Brust
und Zwerchfell bewegen sich nicht ausreichend. In der Folge atmet der Betroffenen zu wenig und nicht tief genug ein. Der entstehende Sauerstoffmangel alarmiert das
Gehirn
, das sofort dafür sorgt, dass tief eingeatmet wird.
Eine zentrale Schlafapnoe betrifft vor allem ältere Menschen. Sie ist oft harmlos und muss in der Regel nicht behandelt werden – es sei denn, sie tritt in Kombination mit einer Herzschwäche oder Nervenstörungen auf. Dann sollten Betroffene zum Arzt gehen.
Typische Symptome einer Schlafapnoe sind wiederholte
Atemaussetzer im Schlaf
. Die Atemstillstände dauern zwischen 10 und 120 Sekunden an und treten pro Stunde mehr als fünfmal auf. Es folgen Phasen von
übermäßigem Luftholen
(
Hyperventilation
) sowie lautes und unregelmäßiges
Schnarchen
(wenn der Patient angestrengt Luft holt). Partnern und Angehörigen fallen neben dem Schnarchen auch oft die Atempausen in der Nacht auf, während sie dem Betroffenen selbst nicht bewusst sind.
Eine Schlafapnoe hat Folgen. Ganz allgemein wird der Schlaf gestört, sodass Betroffene unter einem chronischen Schlafdefizit und
Müdigkeit
am Tag leiden. Sie sind außerdem vergesslich und können sich schlecht konzentrieren. Dadurch steigt auch die Unfallgefahr im Straßenverkehr.
Manche Menschen mit Schlafapnoe leiden zudem unter Angstzuständen oder Depressionen. Zum Teil führt die Atemstörung zu
Kopfschmerzen
(vor allem in den Morgenstunden) und verringerter sexueller Lust. Bei Männern kann es zu Erektionsstörungen kommen.
Auch Kinder können von einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) betroffen sein. Die Atemstörungen spielen nach Ansicht von Experten möglicherweise auch eine Rolle beim plötzlichen Kindstod.
Ältere Kinder mit OSAS wirken oft träge und schwerfällig. Sie fallen in der Schule häufig durch schlechtere Leistungen auf.
Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Entstehung eines
obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms
begünstigen. Dazu zählen unter anderem:
Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol, eine Schwangerschaft sowie bestehende Erkrankungen wie Rheuma,
Akromegalie
,
Schilddrüsenunterfunktion
oder das
polyzystische Ovarialsyndrom
. Auch eine große Zunge, vergrößerte Mandeln (
Tonsillen
), Nasenpolypen sowie viel Fett- und Bindegewebe am Eingang der Atemwege können die Schlafapnoe begünstigen. Allgemein können unregelmäßige Schlafenszeiten die Symptome verstärken.
Die
zentrale Schlafapnoe
ist selten und entsteht durch Störungen im zentralen Nervensystem (ZNS). Aufgrund von neurologischen Schäden funktioniert die Steuerung der Atemmuskulatur nur mangelhaft.
Eine mögliche Ursache ist
Neuroborreliose
– ein Krankheitsstadium der durch Zecken übertragenen
Borreliose
. Auch Patienten mit
Herzinsuffizienz
leiden oft an einer zentralen (manchmal auch an einer obstruktiven) Schlafapnoe. Ebenso kann infolge einer chronischen Nierenschwäche (chronische
Niereninsuffizienz
) oder kurz nach einem
Schlaganfall
eine zentrale Schlafapnoe auftreten.
Wer schnarcht (fällt oft dem Partner, aber nicht dem Betroffenen selbst auf) und unter Atemstillständen im Schlaf leidet, sollte einen Hals-Nasen-Ohren-(HNO)-Arzt aufsuchen. Der Weg zur Diagnose "Schlafapnoe" erfordert mehrere Schritte – es gibt nicht "den einen" Schlafapnoe-Test.
Der Arzt wird Sie zunächst zu Ihrer
Krankengeschichte
(
Anamnese
) befragen, zum Beispiel:
Zusätzlich zu diesen Fragen bittet Sie der Arzt möglicherweise, einen Fragebogen auszufüllen. Der sogenannte STOP-BANG-Fragebogen ist sehr kurz und beinhaltet allgemeine Fragen unter anderem zum Schlafverhalten.
Im Anschluss folgt eine
körperliche Untersuchung
. Der HNO-Arzt sucht nach anatomischen Auffälligkeiten in der Mundhöhle und im Nasen-Rachen-Bereich – zum Beispiel Bissauffälligkeiten (Stellung der Kiefer zueinander), Verkrümmungen der Nasenscheidewand oder Nasen- und Rachenpolypen. Die Nasennebenhöhlen lassen sich mit bildgebenden Verfahren gut darstellen.
Außerdem ermittelt der Arzt Ihren Body-Mass-Index (BMI) aus Ihrer Körpergröße und Ihrem Gewicht.
Manchmal erfordert die Abklärung von Schlafstörungen und schlafbezogenen Atemstörungen auch eine
Polysomnographie
– eine Untersuchung und Messung verschiedener Parameter im Schlaf. Sie müssen dafür in der Regel ein bis zwei Nächte in einem
Schlaflabor
verbringen. Mediziner analysieren dabei Ihr Schlafverhalten, Ihre Atmung im Schlaf und weitere Faktoren, die auf Schlafstörungen hindeuten (Schlafapnoe-Screening). Dabei helfen auf der
Haut
angebrachte Elektroden, die unter anderem den Luftstrom der Atmung, die Pulsfrequenz, den Sauerstoffgehalt im Blut sowie die Bewegungen des Brustkorbs registrieren.
Seit einiger Zeit gibt es außerdem Geräte zur Atemanalyse im Schlaf für zuhause. Sie ermöglichen ähnliche Aufzeichnungen wie jene im Schlaflabor, kommen aber ohne Gurte und Nasenbrille aus. Stattdessen kann hier die Messung etwa am Finger des Patienten erfolgen, wo eine Sonde kleinste Veränderungen in den Blutgefäßen misst und so auf die Atmung rückschließt.
Die aktuellen medizinischen Leitlinien für schlafbezogene Atemstörungen sprechen sich für den Einsatz von Heim-Geräten aus, um die Diagnose einer Schlafapnoe zu unterstützen.
Smartphones und Smartwatches greifen diese Technik ebenfalls auf, sind jedoch normalerweise nicht als Medizinprodukt zugelassen.
Welche Therapiemöglichkeiten es bei Schlafapnoe gibt, erfahren Sie im Beitrag
Schlafapnoe - Behandlung
Die obstruktive Schlafapnoe sollte unbedingt behandelt werden, denn sie beeinflusst die Gesundheit sowie das Berufs- und Privatleben:
Bei Menschen mit
Demenz
ist die Behandlung einer Schlafapnoe auch deshalb wichtig, weil die schlafbezogene Atmungsstörung den geistigen Abbau weiter fördert.
Eine Schlafapnoe in der Schwangerschaft kann dem Ungeborenen schaden. Allerdings fehlen derzeit noch kontrollierte Studien, um eine Therapie der Schlafapnoe (und anderen schlafbezogenen Atmungsstörungen) bei Schwangeren empfehlen zu können.
Von den möglichen gesundheitlichen Folgen abgesehen, belasten Schnarchen und
Schlafapnoe
auch die Partnerschaft nicht unerheblich.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.
Schlafapnoe
Schlafapnoe: Beschreibung
Schlafapnoe: Häufigkeit
Formen von Schlafapnoe
Obstruktive Schlafapnoe (OSAS)
Zentrale Schlafapnoe
Schlafapnoe: Symptome
Folgen der Schlafapnoe
Schlafapnoe bei Kindern
Schlafapnoe: Ursachen und Risikofaktoren
Schlafapnoe: Untersuchungen und Diagnose
Unter Umständen sind zusätzlich
Schläfrigkeitsuntersuchungen
notwendig. Beim Multiplen Schlaflatenztest (MSLT) etwa muss der Patient mehrmals am Tag im Abstand von zwei Stunden einen etwa 20-minütigen Kurzschlaf halten. Der Test erfasst die Einschlafneigung und den Grad der Tagesmüdigkeit.
Schlafapnoe: Behandlung
Schlafapnoe: Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen