Illness name: schlafapnoe

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Schlafapnoe

Von Ingrid Müller , Chemikerin, Medizinjournalistin
Ingrid Müller

Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.

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Die Schlafapnoe (Schlafapnoe-Syndrom) ist eine schlafbezogene Atmungsstörung: Die Betroffenen erleiden Atemaussetzer im Schlaf. Die dabei auftretenden Geräusche sind besonders laut und unregelmäßig im Vergleich zu normalem Schnarchen (ebenfalls eine schlafbezogene Atmungsstörung). Die Schlafapnoe betrifft besonders Männer, die zu viele Kilos auf den Rippen haben. Hier lesen Sie alles Wichtige rund um die Schlafapnoe.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. P28 R06 G47

Schlafapnoe: Beschreibung

Schnarchen ist ein häufiges Phänomen, das im Alter zunimmt. Fast jeder Zweite produziert die nächtlichen Geräusche:

Im Schlaf entspannt sich die Mund- und Rachenmuskulatur, die Atemwege werden enger, und es entsteht das typische flatternde Geräusch von Haumenzäpfchen und Gaumensegel – normalerweise kommt es dabei aber nicht zu einem kurzzeitigen Atemstillstand.

Anders bei der Schlafapnoe: Hier setzt der Atem des Schnarchers immer wieder kurz aus. Der Begriff "Schlafapnoe" stammt aus dem Griechischen: "A-Pnoe" bedeutet so viel wie "ohne Atem".

Die Schlafapnoe stört den Schlaf und sorgt dafür, dass Betroffene morgens nicht erholt aufwacht. Das gilt oft auch für den Bettnachbarn, der sich durch das besonders laute und unregelmäßige Schnarchen mit den Atemaussetzern gestört fühlt. Gefährlich ist das Schlafapnoe-Syndrom, weil die kurzen Atemaussetzer im Schlaf sich zu länger andauernden, bedrohlichen Atemstillständen ausdehnen können.

Die Schlafapnoe sowie das normale Schnarchen zählen zu den schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS). Diese Atmungsstörungen treten ausschließlich oder in erster Linie im Schlaf auf.

Schlafapnoe: Häufigkeit

Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie häufig die Schlafapnoe tatsächlich auftritt – nicht jeder "Schnarcher" geht zum Arzt. Dem Internationalen Klassifikationssystem für Schlafstörungen (ICSD) zufolge haben rund zwei bis sieben Prozent der erwachsenen Gesamtbevölkerung eine Schlafapnoe. Vor allem Übergewichtige sind betroffen: Rund zwei Drittel der Patienten mit Schlafapnoe-Syndrom sind zu dick.

Zudem nimmt die Häufigkeit der Schlafapnoe mit dem Alter zu.

Formen von Schlafapnoe

Mediziner unterscheiden zwischen obstruktiver und zentraler Schlafapnoe:

Obstruktive Schlafapnoe (OSAS)

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist die häufigste Form der Schlafapnoen. Während des Schlafs erschlaffen die Muskeln des weichen Gaumens. In der Folge führt bei Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe der beim Einatmen erzeugte Unterdruck dazu, dass die Luftröhre an verschiedenen Stellen im oberen Atemtrakt in sich zusammenfällt, also kollabiert. Die Luft kann dann nicht mehr frei fließen – der Schlafende bekommt kurzzeitig keine Luft.

Durch diesen Atemstillstand sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut (Hypoxämie), und es kommt zu einer Mangelversorgung des Gewebes. Das veranlasst den Körper zu einer "Weckreaktion": Er aktiviert abrupt die Atemmuskeln von Zwerchfell und Brustkorb, auch das Herz erhöht seine Leistung, und der Blutdruck steigt. Der Schlafende wacht dabei meist kurzzeitig auf. Dieses durch die Schlafapnoe verursachte Aufwachen nennen Mediziner "arousal". Setzt die Atmung anschließend wieder ein, folgen meist mehrere tiefe Atemzüge.

Die kurzen Atemstillstände bei obstruktiver Schlafapnoe können bis zu 100-mal pro Nacht auftreten. Der Betroffene kann sich am nächsten Morgen meist nicht mehr daran erinnern, dass er nachts wegen Sauerstoffmangels immer wieder kurz aufgewacht ist.

Zentrale Schlafapnoe

Die zweite Form der Schlafapnoe ist die zentrale Schlafapnoe. Auslöser dieser Form ist eine Fehlfunktion im Zentralen Nervensystem (ZNS). Hier bleiben zwar die oberen Atemwege geöffnet, aber die Atemmuskeln von Brust und Zwerchfell bewegen sich nicht ausreichend. In der Folge atmet der Betroffenen zu wenig und nicht tief genug ein. Der entstehende Sauerstoffmangel alarmiert das Gehirn , das sofort dafür sorgt, dass tief eingeatmet wird.

Eine zentrale Schlafapnoe betrifft vor allem ältere Menschen. Sie ist oft harmlos und muss in der Regel nicht behandelt werden – es sei denn, sie tritt in Kombination mit einer Herzschwäche oder Nervenstörungen auf. Dann sollten Betroffene zum Arzt gehen.

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Schlafapnoe: Symptome

Typische Symptome einer Schlafapnoe sind wiederholte Atemaussetzer im Schlaf . Die Atemstillstände dauern zwischen 10 und 120 Sekunden an und treten pro Stunde mehr als fünfmal auf. Es folgen Phasen von übermäßigem Luftholen ( Hyperventilation ) sowie lautes und unregelmäßiges Schnarchen (wenn der Patient angestrengt Luft holt). Partnern und Angehörigen fallen neben dem Schnarchen auch oft die Atempausen in der Nacht auf, während sie dem Betroffenen selbst nicht bewusst sind.

Folgen der Schlafapnoe

Eine Schlafapnoe hat Folgen. Ganz allgemein wird der Schlaf gestört, sodass Betroffene unter einem chronischen Schlafdefizit und Müdigkeit am Tag leiden. Sie sind außerdem vergesslich und können sich schlecht konzentrieren. Dadurch steigt auch die Unfallgefahr im Straßenverkehr.

Manche Menschen mit Schlafapnoe leiden zudem unter Angstzuständen oder Depressionen. Zum Teil führt die Atemstörung zu Kopfschmerzen (vor allem in den Morgenstunden) und verringerter sexueller Lust. Bei Männern kann es zu Erektionsstörungen kommen.

Schlafapnoe bei Kindern

Auch Kinder können von einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) betroffen sein. Die Atemstörungen spielen nach Ansicht von Experten möglicherweise auch eine Rolle beim plötzlichen Kindstod.

Ältere Kinder mit OSAS wirken oft träge und schwerfällig. Sie fallen in der Schule häufig durch schlechtere Leistungen auf.

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Schlafapnoe: Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Entstehung eines obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms begünstigen. Dazu zählen unter anderem:

  • zu hoher Body-Mass-Index (Übergewicht)
  • Alter (mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit der Schlafapnoe zu)
  • Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen als Frauen)
  • Einnahme von Schlaftabletten oder Beruhigungsmitteln (Muskeln im Gaumen erschlaffen dann schneller und verschließen die Atemwege)
  • Abweichungen im Aufbau des Gesichtsschädels (kraniofaziale Besonderheiten): Ein Beispiel ist ein zu kleiner beziehungsweise nach hinten fallender Unterkiefer oder eine krumme Nasenscheidewand.

Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Alkohol, eine Schwangerschaft sowie bestehende Erkrankungen wie Rheuma, Akromegalie , Schilddrüsenunterfunktion oder das polyzystische Ovarialsyndrom . Auch eine große Zunge, vergrößerte Mandeln ( Tonsillen ), Nasenpolypen sowie viel Fett- und Bindegewebe am Eingang der Atemwege können die Schlafapnoe begünstigen. Allgemein können unregelmäßige Schlafenszeiten die Symptome verstärken.

Die zentrale Schlafapnoe ist selten und entsteht durch Störungen im zentralen Nervensystem (ZNS). Aufgrund von neurologischen Schäden funktioniert die Steuerung der Atemmuskulatur nur mangelhaft.

Eine mögliche Ursache ist Neuroborreliose – ein Krankheitsstadium der durch Zecken übertragenen Borreliose . Auch Patienten mit Herzinsuffizienz leiden oft an einer zentralen (manchmal auch an einer obstruktiven) Schlafapnoe. Ebenso kann infolge einer chronischen Nierenschwäche (chronische Niereninsuffizienz ) oder kurz nach einem Schlaganfall eine zentrale Schlafapnoe auftreten.

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Schlafapnoe: Untersuchungen und Diagnose

Wer schnarcht (fällt oft dem Partner, aber nicht dem Betroffenen selbst auf) und unter Atemstillständen im Schlaf leidet, sollte einen Hals-Nasen-Ohren-(HNO)-Arzt aufsuchen. Der Weg zur Diagnose "Schlafapnoe" erfordert mehrere Schritte – es gibt nicht "den einen" Schlafapnoe-Test.

Der Arzt wird Sie zunächst zu Ihrer Krankengeschichte ( Anamnese ) befragen, zum Beispiel:

  • Sind bei Ihnen irgendwelche Vorerkrankungen bekannt?
  • Leiden Sie unter Schlafstörungen?
  • Nehmen Sie Medikamente ein (z.B. Schlaf- oder Beruhigungsmittel)?
  • Wie steht es mit Ihrem Alkoholkonsum?
  • Nehmen Sie Drogen ein?
  • Welche Schlafgewohnheiten haben Sie? (gegebebenfalls weiß der Partner das besser, weshalb Betroffene diesen zuerst befragen sollten – oder der Partner kommt mit zum Arzt)

Zusätzlich zu diesen Fragen bittet Sie der Arzt möglicherweise, einen Fragebogen auszufüllen. Der sogenannte STOP-BANG-Fragebogen ist sehr kurz und beinhaltet allgemeine Fragen unter anderem zum Schlafverhalten.

Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung . Der HNO-Arzt sucht nach anatomischen Auffälligkeiten in der Mundhöhle und im Nasen-Rachen-Bereich – zum Beispiel Bissauffälligkeiten (Stellung der Kiefer zueinander), Verkrümmungen der Nasenscheidewand oder Nasen- und Rachenpolypen. Die Nasennebenhöhlen lassen sich mit bildgebenden Verfahren gut darstellen.

Außerdem ermittelt der Arzt Ihren Body-Mass-Index (BMI) aus Ihrer Körpergröße und Ihrem Gewicht.

Manchmal erfordert die Abklärung von Schlafstörungen und schlafbezogenen Atemstörungen auch eine Polysomnographie – eine Untersuchung und Messung verschiedener Parameter im Schlaf. Sie müssen dafür in der Regel ein bis zwei Nächte in einem Schlaflabor verbringen. Mediziner analysieren dabei Ihr Schlafverhalten, Ihre Atmung im Schlaf und weitere Faktoren, die auf Schlafstörungen hindeuten (Schlafapnoe-Screening). Dabei helfen auf der Haut angebrachte Elektroden, die unter anderem den Luftstrom der Atmung, die Pulsfrequenz, den Sauerstoffgehalt im Blut sowie die Bewegungen des Brustkorbs registrieren.

Unter Umständen sind zusätzlich Schläfrigkeitsuntersuchungen notwendig. Beim Multiplen Schlaflatenztest (MSLT) etwa muss der Patient mehrmals am Tag im Abstand von zwei Stunden einen etwa 20-minütigen Kurzschlaf halten. Der Test erfasst die Einschlafneigung und den Grad der Tagesmüdigkeit.

Seit einiger Zeit gibt es außerdem Geräte zur Atemanalyse im Schlaf für zuhause. Sie ermöglichen ähnliche Aufzeichnungen wie jene im Schlaflabor, kommen aber ohne Gurte und Nasenbrille aus. Stattdessen kann hier die Messung etwa am Finger des Patienten erfolgen, wo eine Sonde kleinste Veränderungen in den Blutgefäßen misst und so auf die Atmung rückschließt.

Die aktuellen medizinischen Leitlinien für schlafbezogene Atemstörungen sprechen sich für den Einsatz von Heim-Geräten aus, um die Diagnose einer Schlafapnoe zu unterstützen.

Smartphones und Smartwatches greifen diese Technik ebenfalls auf, sind jedoch normalerweise nicht als Medizinprodukt zugelassen.

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Schlafapnoe: Behandlung

Welche Therapiemöglichkeiten es bei Schlafapnoe gibt, erfahren Sie im Beitrag Schlafapnoe - Behandlung

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Schlafapnoe: Krankheitsverlauf und Prognose

Die obstruktive Schlafapnoe sollte unbedingt behandelt werden, denn sie beeinflusst die Gesundheit sowie das Berufs- und Privatleben:

  • Patienten mit Tagesschläfrigkeit haben eine bis zu siebenfach erhöhte Unfallwahrscheinlichkeit im Straßenverkehr.
  • Die Schlafapnoe steht im Zusammenhang mit Bluthochdruck , Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Koronarer Herzkrankheit und Herzrhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern).
  • Auch eine Verbindung mit Lungenhochdruck ( pulmonale Hypertonie ), der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus , Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) und Arteriosklerose scheint wahrscheinlich.
  • Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom ist allgemein mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden.

Bei Menschen mit Demenz ist die Behandlung einer Schlafapnoe auch deshalb wichtig, weil die schlafbezogene Atmungsstörung den geistigen Abbau weiter fördert.

Eine Schlafapnoe in der Schwangerschaft kann dem Ungeborenen schaden. Allerdings fehlen derzeit noch kontrollierte Studien, um eine Therapie der Schlafapnoe (und anderen schlafbezogenen Atmungsstörungen) bei Schwangeren empfehlen zu können.

Von den möglichen gesundheitlichen Folgen abgesehen, belasten Schnarchen und Schlafapnoe auch die Partnerschaft nicht unerheblich.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Felicitas Witte, Ingrid Müller
Autor:
Ingrid Müller

Ingrid Müller ist Chemikerin und Medizinjournalistin. Sie war zwölf Jahre Chefredakteurin von NetDoktor.de. Seit März 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin unter anderem für Focus Gesundheit, das Gesundheitsportal ellviva.de, den Verlag living crossmedia und den Gesundheitschannel von rtv.de.

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ICD-Codes:
P28 R06 G47
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Arastéh, K.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018
  • Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: "Schnarchen & Schlafapnoe" (Stand: 08.02.2018), unter: www.hno-aerzte-im-netz.de
  • Herold, G.: Innere Medizin, De Gruyter Verlag, 2013
  • Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie - Kapitel Schlafstörungen: "Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) bei neurologischen Erkrankungen" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Stand: 2012)
  • S2e-Leitlinie "Obstruktive Schlafapnoe bei Erwachsenen: HNO-spezifische Therapie" der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (Stand: 2015)
  • S3-Leitlinie "Diagnostik und Therapie des Schnarchens des Erwachsenen" der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (Stand: 2019)
  • S3-Leitlinie "Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen - Schlafbezogene Atmungsstörungen" der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (Stand: 2016)
  • Teran-Santos, J. et al.: "The association between sleep apnea and the risk of traffic accidents", in: N Engl J Med 1999; 340:847–851 11