Illness name: pneumothorax
Description:
Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.
Bei einem
Pneumothorax
(griech. pneumo = Luft; thorax = Brustkorb) dringt Luft in den Pleuraspalt (= Raum zwischen Lunge und Brustwand). Die Lunge kann sich in der Folge nicht mehr richtig ausdehnen. Manche Betroffene merken davon fast nichts, andere bekommen plötzlich stechende Schmerzen im Brustkorb und Luftnot. Lesen Sie mehr zum Pneumothorax: Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung!
Bei einem Pneumothorax ist Luft in den sogenannten Pleuraspalt – zwischen
Lunge
und Brustwand – eingedrungen ist. Die Luft befindet sich vereinfacht gesagt neben einem Lungenflügel, sodass dieser sich nicht mehr richtig ausdehnen kann. Die Gründe für die krankhafte Luftansammlung können unterschiedlich sein.
Pro Jahr gibt es in Deutschland etwa 10.000 Fälle von Pneumothorax.
Die Lunge ist von außen von einer glatten Organhülle, dem
Lungenfell
, umhüllt. Eine weitere dünne Gewebsschicht, das
Rippenfell
, kleidet die Brustwand von innen aus. Lungen- und Brustfell zusammen werden
Brustfell
genannt und sind nur durch einen schmalen, flüssigkeitsgefüllten Raum – der
Pleuraspalt
– voneinander getrennt.
Im Pleuraspalt herrscht ein gewisser Unterdruck, durch den sogenannte Adhäsionskräfte Rippen- und Lungenfell regelrecht aneinander haften lassen. Durch diesen Mechanismus folgt die Lunge bei jedem Atemzug den Bewegungen des Brustkorbs.
Dringt nun Luft in den Pleuraspalt, werden die physikalischen Adhäsionskräfte aufgehoben. Der Lungenflügel kann sich in dem betroffenen Bereich beim Einatmen nicht erweitern, sondern fällt in sich zusammen (
Lungenkollaps
). In manchen Fällen dringt allerdings nur so wenig Luft in den Pleuraspalt, dass der Betroffene kaum etwas davon bemerkt.
Je nach Herkunft der eingedrungenen Luft unterscheiden Mediziner einen inneren von einem äußeren Pneumothorax:
Eine Einteilung des Pneumothorax ist auch nach dem Ausmaß des Lufteintritts möglich: Befindet sich nur sehr wenig Luft im Pleuraspalt, sprechen Mediziner von einem
Mantelpneumothorax
. Die Lunge ist hierbei noch weitgehend ausgedent, sodass es sein kann, dass der Betroffene kaum Beschwerden hat.
Beim
Pneumothorax mit Lungenkollaps
dagegen ist ein Lungenflügel (zum Teil) zusammengefallen, was starke Beschwerden hervorruft.
Eine schwerwiegende Komplikation von Pneumothorax ist der sogenannte
Spannungspneumothorax
. Er tritt in etwa drei Prozent der Pneumothorax-Fälle ein. Bei einem Spannungspneumothorax wird mit jedem Atemzug mehr Luft in den Pleuraspalt gepumpt, die aber nicht mehr entweichen kann. Hierdurch nimmt die Luft im Brustkorb immer mehr Raum ein - sie drückt dann auch den nicht betroffenen Lungenflügel zusammen sowie zusätzlich die großen
Venen
, die zum Herzen führen.
Ein Spannungspneumothorax ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofort behandelt werden muss!
Ein Pneumothorax äußert sich je nach Ursache und Ausprägung in unterschiedlichen Symptomen. Befindet sich nur sehr wenig Luft im Pleuraspalt (
Mantelpneumothorax
), hat der Betroffene möglicherweise gar keine Symptome.
Dagegen ist ein
Pneumothorax mit Lungenkollaps
mit seinem größeren Lufteintritt ein gefährlicher Zustand, der in der Regel mit klaren Symptomen einhergeht:
Beim sogenannten
katamenialen Pneumothorax
, der bei jungen Frauen um die Menstruation herum auftritt, werden die Brustschmerzen und Atemnot typischerweise vom Abhusten bluthaltigen Sekrets (Hämoptyse) begleitet.
Bei einem
Spannungspneumothorax
steigert sich die Atemnot immer weiter. Kann die Lunge nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen, um den Körper zu versorgen, laufen Haut und Schleimhäute blau an (
Zyanose
). Der
Herzschlag
ist flach und stark beschleunigt. Ein Spannungspneumothorax muss so schnell wie möglich ärztlich behandelt werden!
Ärzte unterscheiden je nach Ursache verschiedene Formen des Pneumothorax.
Als mögliche Komplikation bei einem Pneumothorax kann sich ein
Spannungpneumothorax
(auch: Ventilpneumothorax) entwickeln. An der Eintrittsstelle der Luft in den Pleuraspalt entsteht ein Ventilmechanismus – bei jedem Atemzug strömt neue Luft ein, ohne dass welche entweichen kann. Der resultierende Überdruck im Pleuraspalt verdrängt das
Herz
zur gesunden Seite und engt auch den intakten Lungenflügel sowie große
Blutgefäße
ein. Im schlimmsten Fall wird das Herz in seiner Pumpleistung so beeinträchtigt, dass es zum Kreislaufversagen kommt – es besteht Lebensgefahr!
Wichtiger Risikofaktor für einen primären Spontanpneumothorax ist Rauchen – etwa 90 Prozent aller Pneumothorax-Patienten sind Raucher!
Frauen haben grundsätzlich ein geringeres Risiko für einen Spontanpneumothorax als Männer. In bestimmten Situationen sind sie aber anfälliger dafür:
Im gebärfähigen Alter kann innerhalb von 72 Stunden vor oder nach der Menstruation ein sogenannter
katamenialer Pneumothorax
auftreten. Er entsteht meist auf der rechten Seite. Die Ursache dieser Sonderform von Pneumothorax ist noch nicht geklärt. Möglicherweise könnte eine
Endometriose
(mit Ansiedelung von Gebärmutterschleimhaut im Brustkorbbereich) der Auslöser sein oder Luft über die
Gebärmutter
in den Bauchraum und von dort in die Brust gelangen. Das katameniale Pneumothorax ist sehr selten, birgt aber ein hohes Rückfallrisiko.
Ein anderer Sonderfall ist ein
Pneumothorax in der Schwangerschaft
.
Zunächst erstellt der Arzt im Gespräch mit Ihnen Ihre
Krankengeschichte
(
Anamnese
): Er erkundigt sich nach Art und Ausmaß Ihrer Beschwerden, dem Zeitpunkt ihres Auftretens und nach eventuellen früheren Vorfällen sowie bestehenden Lungenerkrankungen. Auch über eventuelle ärztliche Eingriffe sowie Verletzungen im Brustkorbbereich sollten Sie den Arzt informieren.
Nach dem Gespräch folgt eine
körperliche Untersuchung
: Der Arzt horcht mit einem Stethoskop das Herz und die Lunge ab – bei einem Pneumothorax ist das Atemgeräusch im betroffenen Lungenflügel meist deutlich abgeschwächt. Außerdem klopft er den Brustkorb ab und horcht, ob der Klopfschall stellenweise verändert ist.
Bei Verdacht auf einen Pneumothorax wird so schnell wie möglich eine
Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
(
Röntgen-Thorax
) durchgeführt. In den meisten Fällen lassen sich einige charakteristische Merkmale auf dem Röntgenbild ausmachen: Neben der Luftansammlung im Pleuraspalt lässt sich manchmal auch der zusammengefallene Lungenflügel auf dem Röntgenbild erkennen.
Bringt die Röntgenuntersuchung keinen eindeutigen Befund, können
weitere Untersuchungen
notwendig werden, zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung, eine
Computertomografie
oder eine Punktion des verdächtigen Bereichs (
Pleurapunktion
).
Die Behandlung eines Pneumothorax richtet sich zunächst nach seiner genauen Ausprägung.
Befindet sich nur wenig Luft im Pleuraspalt (Mantelpneumothorax) und bestehen keine schweren Symptome, kann der Pneumothorax oft ohne Behandlung wieder komplett zurückgehen. In dem Fall bleibt der Betroffene zunächst unter medizinischer Beobachtung, um den weiteren Krankheitsverlauf zu beobachten. Regelmäßige klinische Untersuchungen und Röntgenkontrollen helfen dabei.
Ist die Lunge kollabiert, ist die Therapie der Wahl in der Regel eine
Pleuradrainage
: Der Arzt führt einen Drainageschlauch gezielt von außen durch den Brustkorb in den Pleuraspalt ein. Beim Pneumothorax geschieht dies meist durch den zweiten Rippen-Zwischenraum von oben (Monaldi-Drainage). Durch den Schlauch kann der Arzt nun vorsichtig die Luft aus dem Pleuraspalt absaugen und so den Unterdruck wiederherstellen.
In Notfällen – vor allem bei einem Spannungspneumothorax nach einem Unfall – kann der Arzt zur ersten Entlastung der Lunge den Pleuraspalt mit einer Kanüle punktieren, sodass die eingetretene Luft entweichen kann. Später folgt dann eine Pleuradrainage.
Bei Gefahr eines wiederkehrenden Pneumothorax führen Mediziner manchmal auch eine spezielle Operation durch, die sogenannte
Pleurodese
. Dieser Eingriff erfolgt im Rahmen einer
Thorakoskopie
, einer Spiegelung der Brusthöhle: Es werden dabei Lungen- und Rippenfell miteinander "verklebt" (also der Pleuraspalt beseitigt), sodass die Lunge nicht erneut zusammenfallen kann.
Der Verlauf eines Pneumothorax hängt von seiner Ursache sowie Art und Ausmaß der eventuell bestehenden ursächlichen Verletzung ab.
Die Prognose bei der häufigsten Form, dem
Spontanpneumothorax
, ist in der Regel gut. Nicht allzu ausgedehnte Luftmengen im Pleuraspalt (Mantelpneumothorax) kann der Körper oft nach und nach absorbieren, sodass der Pneumothorax sich von selbst zurückbildet.
Ist die Lunge kollabiert, ist meistens eine Behandlung mit einer Pleuradrainage oder eine Operation notwendig. Die Betroffenen erholen sich davon normalerweise gut. Allerdings kommt es bei einem Drittel der Patienten mit einem Spontanpneumothorax zu einem erneuten Lufteintritt in den Pleuraspallt (Rezidiv). Die beste Vorbeugung ist hier eine Operation (Pleurodese).
Außerdem sollten die Betroffenen wegen der Druckveränderungen keinen Tauchsport betreiben und am besten mit dem Rauchen aufhören – beides verringert die Gefahr eines Rezidivs. Patienten mit großen Emphysemblasen sollten zudem mit Flugreisen vorsichtig sein und sich gegebenenfalls im Vorfeld mit ihrem Arzt besprechen.
Bei einem
traumatischen Pneumothorax
hängt die Prognose von der Verletzung des Lungen- und/oder Brustfells ab. Bei großen Verletzungen nach einem Unfall kann Lebensgefahr bestehen.
Ein
Spannungspneumothorax
muss grundsätzlich sofort behandelt werden, sonst ist ein schwerer Verlauf wahrscheinlich.
Bei einem
iatrogenen Pneumothorax
infolge einer Lungenpunktion ist die Schädigung im Gewebe, die zum Lufteintritt in den Pleuraspalt führt, meist nur sehr klein und heilt von alleine aus.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.
Pneumothorax
Pneumothorax: Beschreibung
Unterdruck geht verloren
Formen von Pneumothorax
Pneumothorax: Symptome
Pneumothorax: Ursachen und Risikofaktoren
Sonderfälle von Pneumothorax
Pneumothorax: Untersuchungen und Diagnose
Pneumothorax: Behandlung
In leichten Fällen abwarten
Pleuradrainage und Pleurodese
Pneumothorax: Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen