Illness name: raucherbein

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Raucherbein

Von Sophie Matzik , Studentin der Humanmedizin
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Raucherbein ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) in den Beinen. Denn das Rauchen gilt als wichtigster Risikofaktor für die pAVK. Bei einer pAVK bilden sich aufgrund von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) Engstellen in den Arterien, wodurch es zu Sauerstoffmangel im Gewebe kommt. Erfahren Sie hier, wie man ein Raucherbein erkennt und wie die Erkrankung verläuft.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. I73 I70

Kurzübersicht

  • Symptome: Lange keine Beschwerden, dann vor allem Schmerzen, evtl. blasse und kühle Beine
  • Behandlung: Ursachenbehandlung, Gehtraining, blutverdünnende Medikamente, evtl. Operationen
  • Ursachen und Risikofaktoren: Rauchen, verkalkte Arterien sowie Bluthochdruck , Diabetes mellitus, chronisch hohe Blutfettwerte , Übergewicht
  • Diagnostik: Arztgespräch, körperliche Untersuchung, Gehtest, Ultraschall , Magnetresonanztomografie
  • Prognose und Krankheitsverlauf: Abhängig von der Ursachenbeseitigung, Prognose durch gesunde Lebensweise positiv beeinflussbar
  • Vorbeugen: Nichtrauchen und gesunder Lebensstil reduzieren das pAVK-Risiko
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Was ist ein Raucherbein (pAVK)?

Das Raucherbein ist definiert als die krankhafte Verengung von Arterien im Bein. Die medizinisch korrekte Bezeichnung ist "periphere arterielle Verschlusskrankheit" (pAVK). Dabei bilden sich in den Arterien Engstellen (Stenosen), die den Blutstrom in das Gewebe behindern und im schlimmsten Fall komplett unterbinden. Der Ausdruck "Raucherbein" ist dadurch entstanden, dass sich die Auswirkungen besonders häufig zuerst im Bein zeigen und Rauchen den Hauptrisikofaktor für die Entwicklung einer pAVK darstellt. Raucher sind somit besonders häufig betroffen.

Das Raucherbein macht etwa 90 Prozent aller pAVK-Fälle aus. Die Engstelle befindet sich bei etwa einem Drittel der Patienten in den Beckenarterien, zu 50 Prozent in den Oberschenkelarterien und zu etwa 15 Prozent in den Unterschenkelarterien. Bei den restlichen etwa zehn Prozent der pAVK-Patienten sitzen die Engstellen in den Oberarmen, Unterarmen oder in den Händen.

Etwa drei bis zehn Prozent der Gesamtbevölkerung haben eine pAVK. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit dem Alter und liegt mit über 70 Jahren bei 15 bis 20 Prozent. Altersunabhängig ist hingegen, dass bei der Mehrheit der Betroffenen keine Symptome auftreten. Zudem spielt das Geschlecht eine Rolle: Männer sind im Verhältnis 4:1 häufiger von einem Raucherbein betroffen als Frauen. Die Ursache für die pAVK bei Männern ist vor allem das Rauchen.

In vielen Fällen leiden Patienten mit einem Raucherbein zusätzlich an weiteren chronischen Erkrankungen wie der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), dem Bluthochdruck oder erhöhten Cholesterin- und Blutfettwerten. All diese Erkrankungen sind auch Risikofaktoren für die Entstehung der sogenannten Arterienverkalkung ( Arteriosklerose ), die als Hauptursache der pAVK gilt.

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Wie erkennt man ein Raucherbein und welche Stadien gibt es?

Es gibt mehrere Stadien während der Entwicklung eines Raucherbeins. Im Anfangsstadium bemerken Betroffene meist gar nicht, dass sie am Raucherbein leiden. Im Verlauf ist das wichtigste Symptom einer pAVK der belastungsabhängige Schmerz in der betroffenen Körperregion und später kühle und blasse Füße sowie schlecht heilende Wunden. Auch Gefühlsstörungen wie Taubheit treten unter Umständen auf. Die Beschwerden und damit zusammenhängende Komplikationen zeigen sich also stufenweise je nach Schweregrad des Raucherbeins.

Mediziner teilen die pAVK je nach Auftreten und Schweregrad der Symptome in vier verschiedene pAVK-Stadien nach Fontaine-Ratschow ein:

  • Stadium 1: Keine Beschwerden, obwohl eine Engstelle nachweisbar ist
  • Stadium 2a: Bei einer Gehstrecke von über 200 Metern treten Schmerzen auf, die beim Stehenbleiben oder in Ruhe wieder verschwinden.
  • Stadium 2b: Die Belastungsschmerzen im Bein beginnen bereits bei einer Gehstrecke von unter 200 Metern.
  • Stadium 3: Das Bein schmerzt bereits in Ruhe.
  • Stadium 4: Es entstehen am Raucherbein Geschwüre und Entzündungen als Anzeichen dafür, dass das unterversorgte Gewebe langsam abstirbt.

Während Betroffene im Stadium 1 also mitunter noch keine Beschwerden wahrnehmen, treten ab dem Stadium 2 die typischen Belastungsschmerzen beim Gehen auf. Diese Belastungsschmerzen bezeichnen Ärzten auch als Claudicatio intermittens oder Schaufensterkrankheit. Der Begriff kommt daher, dass Betroffene mit einer pAVK aufgrund der Schmerzen beim Gehen wie bei einem Schaufensterbummel immer wieder anhalten. Dadurch lassen die Schmerzen vorübergehend nach und Betroffenen ist es wieder möglich, ein kurzes Stück weiterzugehen.

Ab dem Stadium 3 haben die Betroffenen aufgrund einer oder mehrerer Verengungen in den Arterien auch Schmerzen bei körperlicher Ruhe. Alltagsbelastungen wie kurze Gehstrecken sind dann oft gar nicht mehr oder nur unter starken Schmerzen möglich. Im Stadium 4 zeigen sich aufgrund des chronischen Sauerstoffmangels im Gewebe typische Veränderungen der Haut .

So entwickeln sich beispielsweise Geschwüre (Ulzera). Schließlich stirbt das Gewebe im Endstadium der Erkrankung durch den Sauerstoffmangel ab und beginnt regelrecht zu faulen – dabei besteht die Möglichkeit, dass es sich auch infiziert. Das abgestorbene Gewebe (Nekrose und Gangrän) nimmt dabei eine schwärzliche Farbe an.

Grundsätzlich handelt es sich beim Raucherbein oder pAVK um eine chronische Erkrankung, die sich über Jahre entwickelt. In manchen Fällen verschließt sich eine Arterie aber auch plötzlich (akut). Ist das der Fall, ist dies ein medizinischer Notfall, der unter Umständen lebensbedrohlich wird. Eine sofortige ärztliche Behandlung ist dann zwingend erforderlich.

Wie entsteht ein akuter Arterienverschluss? Dieser entsteht, wenn ein Blutgerinnsel (Thrombus) oder das losgerissene Fragment eines arteriosklerotischen Plaques in der Engstelle hängen bleibt. Bemerkbar macht sich ein akuter Verschluss durch starke Schmerzen im Bein, die auch in Ruhe nicht mehr nachlassen. Dazu kommen eine Schwäche oder völlige Lähmung der betroffenen Extremität, Kältegefühl, die Haut ist blass und auch der Arzt spürt keinen Puls mehr an den Arterien in der Kniekehle oder am inneren Sprunggelenk .

Raucherbein-Symptome hängen von Ort und Grad der Engstelle ab

Die Schmerzen treten beim Raucherbein unterhalb der Engstelle auf, da nur hier die Minderversorgung mit Blut und Sauerstoff besteht. Eine Gefäßverengung im rechten Oberschenkel zeigt sich also zum Beispiel durch Schmerzen im rechten Unterschenkel, während eine Verengung im Beckenbereich die typischen Raucherbein-Symptome im Oberschenkel auslöst.

Je nach Grad und Ort der Verengung entwickelt sich auch ein Taubheitsgefühl am Gesäß oder an den Oberschenkeln. In fast allen Fällen zeigt sich ein Raucherbein durch kalte Gliedmaßen unterhalb der Engstelle.

Auch das Ausmaß der Raucherbein-Symptome hängt davon ab, wo genau sich die Stenose befindet: Je näher sie am Körperstamm gelegen ist, desto ausgeprägter sind in der Regel die Beschwerden, da die gesamte nachfolgende Blutversorgung beeinträchtigt ist. So verursacht eine Stenose in den Beckenarterien schwerwiegendere Beschwerden als eine im Unterschenkel.

Warum verursacht ein Raucherbein oft lange keine Beschwerden?

Häufig bleibt ein Raucherbein lange Zeit unentdeckt. Der Grund dafür ist, dass eine Gefäßverengung erst in einem sehr fortgeschrittenen Stadium Beschwerden auslöst. Denn die Verengung entsteht langsam und der Körper hat Zeit, Umgehungskreisläufe (Kollateralkreisläufe) auszubilden, um den Engpass in den Blutgefäßen auszugleichen. Die Versorgung des Gewebes unterhalb der Engstelle läuft dann teilweise über andere, nicht krankhaft veränderte Blutgefäße .

Solche Kollateralkreisläufe sind jedoch nur in der Lage, einen bestimmten Anteil des Blutflusses zu übernehmen. Spätestens bei einer Verengung von mehr als 90 Prozent des Gefäßinnendurchmessers verursacht das Raucherbein Symptome.

Auch andere Krankheiten führen teilweise dazu, dass Betroffene erst spät Beschwerden der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit bemerken. Menschen mit einem Diabetes mellitus und einer Nervenschädigung (diabetische Polyneuropathie) haben beispielsweise eine gestörte Schmerzwahrnehmung und verspüren daher häufig selbst bei fortgeschrittenem Raucherbein keine Symptome. Ärzte diagnostizieren das Raucherbein oder die pAVK bei ihnen daher oft erst in einem besonders späten Stadium.

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Wie wird das Raucherbein behandelt?

Die Therapie der pAVK richtet sich in erster Linie nach den persönlichen Voraussetzungen des Patienten und dem Stadium des Raucherbeins. Wichtig ist daneben die Behandlung von anderen Erkrankungen wie Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen.

pAVK-Therapie im Stadium 1

Wird das Raucherbein bereits im ersten Stadium erkannt, so ist es vor allem wichtig, die Ursachen zu bekämpfen. Die wichtigsten Maßnahmen bestehen darin, mit dem Rauchen aufzuhören, sich regelmäßig zu bewegen und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Außerdem ist es wichtig, die Cholesterinwerte , Blutfettwerte und den Blutdruck zu normalisieren. Wenn dazu ein veränderter Lebensstil mit mehr Bewegung und gesünderer Ernährung nicht ausreicht, sind gegebenenfalls Medikamente notwendig.

In der Regel verschreibt der Arzt auch eine Bewegungstherapie . Diese ist in allen Stadien empfohlen, vor allem aber für Stadium 1 und 2. Ob sie in Stadium 3 oder 4 verordnet wird, hängt stark vom Zustand des Patienten ab. Der Arzt ermittelt dazu die Strecke, die der Patient trotz Raucherbein schmerzfrei bewältigt. Beim täglichen Gehtraining ist es wichtig, mindestens die Hälfte dieser Gehstrecke zu absolvieren. Das regt den Körper dazu an, Umgehungskreisläufe (Kollateralen) zu bilden.

Grundsätzlich ist bereits ab Stadium eins auf eine gute Fußpflege zu achten. Betroffene sind angehalten, ihre Füße regelmäßig einzucremen und Verletzungen bei der Pediküre zu vermeiden sowie auf bequemes Schuhwerk zu achten. Falls es zu Druckstellen oder Verletzungen an den betroffenen Füßen kommt, ist es wichtig, die Wunde sorgfältig behandeln zu lassen und die Heilung zu beobachten.

pAVK-Therapie im Stadium 2

Neben den bereits genannten Maßnahmen und dem regelmäßigen Gehtraining zur pAVK-Therapie verordnet der Arzt ab Stadium zwei auch Medikamente. Die sogenannten Thrombozyten-Aggregationshemmer verbessern die Fließfähigkeit des Blutes und verhindern das Anlagern von Blutplättchen ( Thrombozyten ), wodurch sie Blutgerinnseln vorbeugen. Mittel der ersten Wahl ist Acetylsalicylsäure (ASS). Bei Unverträglichkeit verschreibt der Arzt gegebenenfalls andere Plättchenhemmer, wie beispielsweise Clopidogrel .

pAVK-Therapie im Stadium 3 und 4

Insbesondere ab dem dritten Stadium ist eine sorgfältige Fußpflege unabdingbar. Zudem ist es ratsam, die Beine tief zu lagern, um die Blutversorgung zu unterstützen. Ist der Betroffene körperlich eingeschränkt, ist es sehr wichtig, Druckstellen zu vermeiden. Dies gelingt vor allem durch ein regelmäßiges Umlagern sowie durch Watteverbände. Die Ferse ist besonders anfällig für Druckgeschwüre, weshalb hier die Hautpflege besonders wichtig ist. Außerdem sollte die Ferse mithilfe von Kissen im Bereich der Knie/Unterschenkel möglichst frei gelagert werden.

Operative Eingriffe kommen meist ab dem dritten pAVK-Stadium zum Einsatz. Allerdings hängt diese Entscheidung von mehreren Faktoren ab, wie von der Lage der Engstelle, den Wünschen des Betroffenen und den Möglichkeiten des Behandlers. Es ist daher durchaus möglich, dass auch eine pAVK ab Stadium zwei beispielsweise durch einen katheterbasierten Eingriff behandelt wird.

Die Art der Operation richtet sich nach der Länge und genauen Lokalisation der Engstelle. Bei nur wenige Millimeter langen Gefäßverengungen im Oberschenkel- oder Beckenbereich lässt sich die Engstelle in vielen Fällen einfach durch einen minimalinvasiven Eingriff aufdehnen.

Dies geschieht mithilfe eines Katheters (perkutane transluminale Angioplastie , PTA), der über einen kleinen Schnitt meist in der Leiste erfolgt. Dabei führt der Arzt einen Ballonkatheter von der Leiste aus bis in die Engstelle ein und lässt ihn mit Druck aufblasen. Um eine Wiederverengung zu vermeiden, ist eventuell die Implantierung einer Gefäßstütze ( Stent ) erforderlich.

Ist eine Aufdehnung nicht möglich, weil die Verengung zu starr ist oder sich auf einen längeren Gefäßabschnitt erstreckt, ist meist ein größerer Schnitt notwendig. Bei der Thromb-Endarteriektomie schält der Arzt die Ablagerungen aus der Arterie.

Gegebenenfalls kommt auch eine Bypass-Operation infrage. Dabei setzt der Arzt entweder eine Vene oder einen Teflonschlauch als Umleitung für das verengte Gefäß ein. Ist die Durchblutungsstörung bei einem Raucherbein so stark, dass die Extremität abstirbt, bleibt als letzte Möglichkeit nur die Amputation der betroffenen Gliedmaße.

Grundsätzlich beurteilen Ärzte, die auf Gefäßerkrankungen spezialisiert sind, vor einer möglichen Amputation nochmals das Raucherbein und wägen ab, ob es weitere Möglichkeiten zur Behandlung gibt.

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Wie entsteht ein Raucherbein?

Über 95 Prozent aller Fälle von pAVK (Raucherbein) sind auf eine Verkalkung der Arterien zurückzuführen. Mediziner bezeichnen dies als "Arteriosklerose". Das ist eine Ablagerung (Plaque) aus Fett, Kalk und Bindegewebe in der inneren Schicht der Blutgefäße. Von der Arterienverkalkung sind meist sämtliche Arterien des Körpers inklusive der Herzkranzgefäße und Halsarterien betroffen. Die Halsarterien versorgen dabei das Gehirn mit Blut.

An manchen Stellen sind die Engstellen jedoch besonders häufig ausgeprägt. Der Blutfluss ist dort so stark beeinträchtigt, dass durch das nachfolgende Gewebe zu wenig Blut fließt und es zu einem Sauerstoffmangel kommt. Dieser führt letztlich zu den Schmerzen und anderen Raucherbein-Symptomen.

Für die Entstehung der Arteriosklerose wurden mehrere Ursachen und Risikofaktoren durch Studien bestätigt. Als besonderer Risikofaktor für die Arteriosklerose gilt das Rauchen. Es ist somit ein Hauptgrund für die Entstehung einer pAVK. Bestimmte Inhaltsstoffe der Zigaretten fördern die Verkalkung der Arterien, vor allem in den Beinen. Insgesamt bekommen Raucher rund dreimal häufiger arterielle Durchblutungsstörungen als Nichtraucher und etwa 85 Prozent der Menschen mit Raucherbein sind oder waren Raucher.

Daneben begünstigen weitere Risikofaktoren die periphere arterielle Verschlusskrankheit. Dazu gehören:

  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Erhöhter Blutcholesterinwert (Hyperlipoproteinämie: erhöhtes LDL-Cholesterin , erniedrigtes HDL-Cholesterin )
  • Erhöhte Blutfette (Hypertriglyceridämie)
  • Herzkreislauferkrankungen bei Blutsverwandten
  • Übergewicht ( Adipositas )

Sehr seltene Ursachen sind besondere Formen der Vaskulitis , wie die Erkrankungen Thrombangiitis obliterans oder das Takayasu-Syndrom.

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Wie wird ein Raucherbein festgestellt?

Erster Ansprechpartner bei dem Verdacht auf ein Raucherbein ist in der Regel der Hausarzt. Dieser erfasst zuerst die Krankengeschichte ( Anamnese ). Hierbei haben Sie die Möglichkeit, Ihre Symptome und die Veränderungen, die Ihnen aufgefallen sind, genau zu schildern. Dabei gibt das Vorliegen bestimmter Risikofaktoren und typischer Raucherbein-Symptome dem Arzt oft schon entscheidende Hinweise auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit. Im Anamnesegespräch stellt der Arzt beispielsweise folgende Fragen:

  • Bekommen Sie nach längeren Gehstrecken zunehmende Schmerzen in der Beinmuskulatur , die sich sofort bessern, wenn Sie eine Pause einlegen?
  • Rauchen Sie oder haben Sie in der Vergangenheit geraucht? Wenn ja, wie lange und wie viel?
  • Sind bei Ihnen Zuckerkrankheit, erhöhte Cholesterin- und/oder Blutfettwerte bekannt?
  • Wurde bei Ihnen ein erhöhter Blutdruck festgestellt?
  • Gibt oder gab es in Ihrer Familie Herz-Kreislauferkrankungen wie beispielsweise ein Raucherbein oder einen Herzinfarkt?

Untersuchung

Bei der Untersuchung sieht sich der Arzt zunächst die Haut an den Beinen an. Blasse oder bläulich verfärbte Haut ist ein erster Hinweis auf ein mögliches Raucherbein. Anzeichen, die mitunter auf eine pAVK hinweisen, sind gewölbte Nägel (Uhrglasnägel), kleine, schlecht heilende Hautdefekte  und abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe.

Nun tastet der Arzt den Puls in der Leiste oder am Oberschenkel, in der Kniekehle, dem inneren Knöchelbereich und auf dem Fußrücken. Bei einer stark ausgeprägten pAVK ist der Puls in der betroffenen Gliedmaße kaum oder gar nicht mehr tastbar. Ein Temperaturvergleich beider Beine bietet ebenfalls einen Hinweis auf eine pAVK: Das betroffene Bein ist merklich kühler, als das gesunde. Bei einem einseitig bestehenden Raucherbein ist zudem durch den schleichenden Sauerstoffmangel die Muskulatur oft sichtbar schlanker als am gesunden Bein.

Mit einem Stethoskop hört der Arzt über der Engstelle (Stenose) oft ein typisches Strömungsgeräusch, das durch Turbulenzen an der Engstelle entsteht. Auf diese Weise ist das Gefäß oder die Region, in der sich die Verengung befindet, grob bestimmbar. Eine spezielle Ultraschalluntersuchung (Duplex-Sonografie) misst den Blutstrom in den Gefäßen, wodurch Ärzte zusätzliche Hinweise auf eventuelle Engstellen gewinnen.

Vermutet der Arzt ein Raucherbein, liefert auch die Berechnung des sogenannten Knöchel-Arm-Index (Ankle-Brachial-Index, ABI) wichtige Hinweise. Bei dieser einfachen Untersuchung legt der Untersuchende jeweils am Oberarm und Unterschenkel eine Blutdruckmanschette an und ermittelt, ab welchem Druck in den darunter liegenden Arterien kein Puls mehr spürbar ist.

Dieser gemessene Druck entspricht dem systolischen Blutdruck. Der ABI berechnet sich nun aus dem Quotienten der beiden systolischen Blutdruckwerte . Das heißt, der am Unterschenkel gemessene Blutdruck wird durch den am Oberarm gemessenen Blutdruck geteilt.

Normalerweise ist der Druck im Unterschenkel etwas höher als im Oberarm, sodass sich ein Quotient zwischen 0,9 bis 1,2 ergibt. Ist der Druck im Unterschenkel deutlich niedriger als im Oberarm, weil dort die Blutzufuhr verringert ist, sinkt der Quotient. Für den Knöchel-Arm-Index gilt folgender Bewertungsmaßstab:

  • 0,75–0,9: leichte pAVK
  • 0,5–0,75: mittelschwere pAVK
  • < 0,5: schwere pAVK

Um noch genauere Informationen zur Lokalisation der Engstelle (Stenose) zu erhalten, sind meist bildgebende Verfahren wie die sogenannte Kontrastmittel-Angiografie nötig. Diese Untersuchung ist insbesondere vor einer geplanten Operation der Engstelle sogar unbedingt erforderlich. Dabei wird Patienten ein Kontrastmittel injiziert, das die Gefäße auf dem Bild sichtbar macht, und gleichzeitig fertigt der Untersuchende ein Röntgenbild an (digitale Subtraktions-Angiographie) .

Im computergestützt ausgewerteten Bild zeigen sich das Röntgenkontrastmittel und eventuelle Engstellen in den Gefäßen. Alternativ ist die Gefäßdarstellung als Computertomografie (CT) oder als Magnetresonanztomografie (MRT) durchführbar.

Um das Ausmaß der Krankheit gemäß den pAVK-Stadien (siehe oben) zu bestimmen, führt der Arzt einen Belastungstest durch. Dazu läuft der Patient auf einem speziellen Laufband eine bestimmte Zeit. Der Arzt misst, ab welcher zurückgelegten Gehstrecke welche Beschwerden auftreten.

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Wie verläuft die Erkrankung des Raucherbeins?

Menschen, die an einem Raucherbein (periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK) leiden, haben großen Einfluss auf die Erkrankung und deren Verlauf. Unterstützung finden Betroffene als erstes bei Ihrem Hausarzt, aber auch in Selbsthilfegruppen. In erster Linie hängt die Prognose davon ab, ob es gelingt, die Ursache auszuschalten oder maßgeblich zu minimieren.

Der vollständige und dauerhafte Verzicht aufs Rauchen ist die wichtigste Maßnahme bei der Behandlung der pAVK. Falls Betroffene es nicht alleine schaffen, mit dem Rauchen aufzuhören, ist es empfehlenswert, sich professionelle Unterstützung zu holen. Erster Ansprechpartner ist dafür der Hausarzt.

Rauchen sowie ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus erhöhen das Risiko, dass sich Gefäße auch nach der Operation wieder verschließen und eventuell eine Amputation notwendig wird. Bestehen weitere Erkrankungen wie Bluthochdruck, ist es wichtig, auch diese regelmäßig beim Arzt kontrollieren zu lassen.

Prognostisch günstig wirkt sich auch ein aktiver Lebensstil mit abwechslungsreicher Ernährung und regelmäßiger körperlicher Bewegung aus. Dabei reicht schon ein täglicher Spaziergang von etwa einer halben Stunde. Besonders zu empfehlen sind außerdem Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen oder Radfahren.

Achten Sie darauf, sich möglichst fettarm und abwechslungsreich mit hohem Gemüseanteil zu ernähren. Es ist ratsam, vor allem gesättigte Fette, wie sie in Pommes, Chips oder auch Keksen enthalten sind, zu vermeiden. Falls Übergewicht bei einem Patienten mit Raucherbein besteht, empfiehlt sich außerdem eine Gewichtsreduktion.

Menschen mit einer pAVK im Stadium zwei sind häufig auch von Arteriosklerose in anderen Körperbereichen, wie beispielsweise in den Herzkranzgefäßen oder den Halsschlagadern, betroffen. Sie haben daher meist auch ein deutlich erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall . Die Lebenserwartung sinkt durch die pAVK um etwa 10 Jahre .

Schwerbehinderung und pAVK

Eine periphere arterielle Verschlusskrankheit gehört zu den Erkrankungen, die mit chronischen Schmerzen verbunden ist. Aus diesem Grund ist es möglich, dass das Versorgungsamt einen Grad der Behinderung feststellt und der Betroffene einen entsprechenden Schwerbehindertenausweis erhält.

Wie hoch der Grad der Behinderung (GdB) beziehungsweise der Grad der Schädigungsfolgen (GdS) ist und ob es sich um eine Schwerbehinderung handelt, richtet sich nach dem vorliegenden Stadium und den Beschwerden, die die Erkrankung verursacht. Eine Schwerbehinderung liegt ab einem GdS von 50 vor.

Einsicht in die Tabelle finden Betroffene in der Versorgungsmedizin-Verordnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales .

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Wie beugt man einem Raucherbein vor?

Einem Raucherbein oder einer pAVK lässt sich vorbeugen, indem man aktives oder passives Rauchen meidet und die Risikofaktoren durch einen aktiven und gesunden Lebensstil reduziert. Sollten Grunderkrankungen vorliegen, die das Risiko für arterielle Durchblutungsstörungen oder Verkalkungen der Arterien begünstigen, ist es ratsam, diese behandeln und regelmäßig beim Arzt kontrollieren zu lassen.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Katharina Larisch
Autor:
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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ICD-Codes:
I73 I70
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Balletshofer, B. & Haasis, R.: Band 1: Herz und Gefäße, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Dölken, M. & Hüter-Becker, A.: Physiotherapie in der Inneren Medizin, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
  • Gerok, W.: Die Innere Medizin: Referenzwerk für den Facharzt, Schattauer, 11. Auflage, 2007
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, 2022
  • Ludwig, M.: Gefäßmedizin in Klinik und Praxis, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Rosenkranz, S. & Schneider C. A.: Prävention atherosklerotischer Erkrankungen, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2007
  • S3-Leitlinie der Dt. Ges. f. Angiologie - Ges. f. Gefäßmedizin e.V. S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) (Stand: 2017), unter: www.dga-gefaessmedizin.de
  • Versorgungsmedizin-Verordnung (Broschüre des BMAS). Stand: Januar 2020