Illness name: speicheldruesenentzuendung
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Als
Speicheldrüsenentzündung
(Sialadenitis, Sialoadenitis) bezeichnet man eine Entzündung der großen Kopfspeicheldrüsen. Betroffene haben häufig Schmerzen, und es fällt eine Schwellung der betroffenen Drüse auf. Wie lange eine Sialadenitis anhält, hängt unter anderem davon ab, wann mit der Behandlung begonnen wird. Mit der richtigen Therapie heilt eine Speicheldrüsenentzündung meist folgenlos ab. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Speicheldrüsenentzündung.
Unter einer Speicheldrüsenentzündung (Sialadenitis, Sialoadenitis) verstehen Mediziner eine Entzündung der großen Kopfspeicheldrüsen. Zu diesen zählen:
Je nachdem, welche Drüse betroffen ist, entsteht eine Speicheldrüsenentzündung also an unterschiedlichen Stellen im Mundraum. Ist zum Beispiel die Unterzungendrüse betroffen, befindet sich die Speicheldrüsenentzündung unter der Zunge. Neben den großen Kopfspeicheldrüsen gibt es etwa 1000 kleine Drüsen, die im gesamten Mundraum verteilt sind und zur Speichelproduktion beitragen.
Alles Wichtige zur Entzündung der Ohrspeicheldrüse finden Sie im Beitrag
Parotitis
.
Man unterscheidet die akute von der chronischen Speicheldrüsenentzündung. Die akute Sialadenitis äußert sich oft mit folgenden plötzlich einsetzenden Symptomen (wenn
Bakterien
sie verursachen):
Eventuell entleert sich Eiter über die Ausführungsgänge in die Mundhöhle. Die Schwellung sowie die Schmerzen der Drüse nehmen beim Essen zu, weil das Kauen die Speichelproduktion anregt. In etwa 80 Prozent der Fälle entsteht die Entzündung der Speicheldrüse nur auf einer Seite.
Sind
Viren
Auslöser einer akuten Speicheldrüsenentzündung, beginnen die Beschwerden etwa ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung (Inkubationszeit). Im Unterschied zur bakteriellen Infektion ist das abgehende Sekret eher wässrig und nicht eitrig.
Eine chronische, wiederkehrende Sialadenitis verläuft langsam und in Schüben. Die Drüse ist schmerzhaft geschwollen. Eventuell tritt eitriges oder milchig-körniges Sekret aus. Meist liegt die chronische Speicheldrüsenentzündung einseitig vor. Möglicherweise wechselt sie auch von der einen zur anderen Seite.
Wie lange eine Speicheldrüsenentzündung andauert, lässt sich nicht pauschal sagen und hängt vom jeweiligen Fall ab. Bei einer akuten eitrigen Sialadenitis zum Beispiel ist jedoch mit einer Dauer von sechs bis acht Wochen zu rechnen.
Die Ursachen einer Speicheldrüsenentzündung sind vielfältig. Während Kinder häufiger an einer durch das ansteckende Mumpsvirus ausgelösten Entzündung der Ohrspeicheldrüse erkranken, leiden ältere Menschen häufiger an wiederkehrenden bakteriellen Speicheldrüsenentzündungen. Im Allgemeinen hat eine Sialadenitis möglicherweise folgende Ursachen:
Vor allem, wenn die Speichelproduktion oder der Speichelfluss gestört ist, steigen Bakterien aus dem
Mund
in die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen auf und lösen dort eine Entzündung aus. Zu ihnen zählen unter anderem Streptokokken, Staphylokokken, Escherichia coli und Pseudomonas.
Viren verursachen eine Speicheldrüsenentzündung meist, indem sie durch das
Blut
in die Drüse gelangen. Typische Erreger sind unter anderem das Eppstein-Barr-Virus, Zytomegalievirus, Mumpsvirus und Influenzavirus.
Bei einer anhaltenden Schwellung im Kopf- oder Mundbereich, starken Schmerzen und zusätzlichen Symptomen ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt ist der richtige Ansprechpartner bei einer Sialadenitis. Bevor er Sie untersucht, befragt er Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese). Mögliche Fragen dabei sind:
Anschließend untersucht Sie Ihr Arzt. Zunächst schaut er sich die betroffene Stelle an. Er achtet darauf, ob eine Schwellung vorliegt oder die Haut über der Drüse gerötet ist. Danach sucht er die Mundhöhle auf Rötungen der Ausführungsgänge oder Eiter ab. Des Weiteren tastet er die Speicheldrüsen ab, um etwaige Schwellungen oder Verhärtungen festzustellen. Außerdem versucht er gegebenenfalls, Eiter auszumassieren.
Im nächsten Schritt macht Ihr Arzt einen Abstrich des Speichels und untersucht diesen auf Erreger. Außerdem ist möglicherweise eine Blutentnahme hilfreich. Im Labor lassen sich die sogenannten Entzündungsparameter bestimmen. Zu ihnen zählen das C-reaktive Protein, die Blutsenkungsgeschwindigkeit und die Anzahl der weißen Blutkörperchen (
Leukozyten
). Anhand dieser Werte stellt Ihr Arzt fest, ob in Ihrem Körper eine Entzündung vorliegt.
Die Diagnosen
Mumps
und akute eitrige Speicheldrüsenentzündung stellen Mediziner meist aufgrund der Symptome und Krankheitsgeschichte. Um andere Ursachen abzugrenzen, sind unter Umständen weiterführende Untersuchungen notwendig wie zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Magnetresonanztomografie (MRT),
Computertomografie
(CT) oder Endoskopie.
Bei der Endoskopie schiebt der Arzt eine winzige Kamera durch die Ausführungsgänge der Drüsen. So ist es dem Arzt möglich, die Wege und Drüsen darzustellen, Gewebeproben zu entnehmen und Spülungen durchzuführen.
Die Therapie der Sialadenitis richtet sich nach der Ursache. Bakterielle Infektionen behandelt der Arzt mit Antibiotika. Sie töten Bakterien ab oder hemmen ihre Vermehrung. Bei Speicheldrüsenentzündungen verordnen Mediziner häufig die Wirkstoffe
Cefuroxim
oder
Clindamycin
. Um die Bakterien gezielt zu behandeln, fertigt der Arzt ein Antibiogramm an, das anzeigt, welche Antibiotika am besten helfen.
Gegen Viren helfen Antibiotika hingegen nicht. Bei einer virusbedingten Speicheldrüsenentzündung lassen sich nur die Symptome behandeln (symptomatische Therapie). Der Arzt verordnet zum Beispiel Schmerzmittel, die zusätzlich entzündungshemmend oder fiebersenkend wirken, wie
Ibuprofen
oder
Paracetamol
.
Um die Schmerzen zu lindern, kommen bei einer Speicheldrüsenentzündung unter Umständen auch Hausmittel wie kühle Umschläge zum Einsatz. Nahrungsmittel wie Bonbons, Kaugummis, Dörrobst oder Zitrone wirken speichelanregend.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Außerdem ist es wichtig, auf eine gute Mundhygiene zu achten, viel zu trinken und weiche Speisen zu bevorzugen.
Sofern eine Autoimmunkrankheit Auslöser der Speicheldrüsenentzündung ist, verschreibt Ihr Arzt Ihnen möglicherweise Glukokortikoide (Kortison). Sie unterdrücken das Immunsystem und hemmen so die Entzündungsreaktion.
Wenn Medikamente im Verdacht stehen, bei Ihnen eine Speicheldrüsenentzündung auszulösen, ist deren Anwendung nach Möglichkeit zu unterbrechen.
Im Falle von Speichelsteinen, die sich durch eine konservative Therapie (zum Beispiel Säurebonbons, Massagen) nicht beseitigen lassen, ist gegebenenfalls ein operativer Eingriff notwendig.
Bei einer rechtzeitigen und sachgemäßen Behandlung der Speicheldrüsenentzündung, heilt sie in der Regel innerhalb weniger Tage folgenlos ab.
Ohne geeignete Therapie hingegen kehrt die Sialadenitis womöglich immer wieder zurück. In solchen Fällen ist eine operative Entfernung der Drüse gegebenenfalls die einzige Therapiemöglichkeit. Das ist meist problemlos möglich, weil die anderen Speicheldrüsen genug
Speichel
bilden. Jedoch ist die Gefahr groß, dass der Chirurg bei dem Eingriff den Gesichtsnerv verletzt und Sie die betroffene Gesichtshälfte nicht mehr oder nur teilweise bewegen können.
Bleibt eine bakterielle eitrige Speicheldrüsenentzündung unbehandelt, bildet sich gegebenenfalls eine eitrige Abkapselung (Abszess). Diese bricht eventuell in den Mundraum, Gehörgang oder durch das Halsgewebe nach außen durch. Wenn die auslösenden Bakterien in den
Blutkreislauf
gelangen, entwickelt sich eine potenziell lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis).
Bleibt eine chronische
Speicheldrüsenentzündung
unbehandelt, ist es möglich, dass das Drüsengewebe vernarbt oder sich zurückbildet.
Durch ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sowie gründliche Mundhygiene lässt sich das Risiko einer Speicheldrüsenentzündung reduzieren. Saure Bonbons und Getränke sowie zuckerfreie Kaugummis regen den Speichelfluss an, was sich ebenfalls vorbeugend auswirkt. Gegen eine Speicheldrüsenentzündung, die durch das Mumps-Virus verursacht wird, hilft eine
Schutzimpfung
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Speicheldrüsenentzündung
Kurzübersicht
Was ist eine Speicheldrüsenentzündung?
Entzündungen der Ohrspeicheldrüse
Welche Symptome treten auf?
Speicheldrüsenentzündung: Symptome einer akuten Virusinfektion
Speicheldrüsenentzündung: Anzeichen einer chronischen Entzündung
Wie lange dauert eine Speicheldrüsenentzündung?
Ursachen und Risikofaktoren
Speicheldrüsenentzündung: Diagnostik
Körperliche Untersuchung
Weitere Untersuchungen
Behandlung
Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen