Illness name: ohrentzuendung
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Eine
Ohrentzündung
(Otitis) ist eine Entzündung im Ohr oder Gehörgang. Entsprechend der anatomischen Aufteilung des Ohrs unterscheidet der Arzt zwischen Außen-, Mittel- und Innenohrentzündung. Sie werden durch Bakterien, Viren oder Pilze ausgelöst. Je nach Art der Ohrentzündung unterscheiden sich die Symptome mitunter deutlich voneinander. Hier lesen Sie alles Wichtige zur Ohrentzündung.
Bei einer Ohrentzündung (Otitis) handelt es sich um die Entzündung einer Struktur des Ohrs. Man unterteilt sie der Anatomie nach in eine Außen-, Mittel- und Innenohrentzündung. Diese Übersicht zum Aufbau des Ohres hilft, die verschiedenen Strukturen besser zu verstehen:
Das
Ohr
ist sowohl Hör- als auch
Gleichgewichtsorgan
. Es besteht aus drei Teilen: Für das Hören sind äußeres Ohr, Mittel- und
Innenohr
zuständig, für den Gleichgewichtssinn ausschließlich das Innenohr.
Das äußere Ohr setzt sich aus der
Ohrmuschel
und dem äußeren Gehörgang zusammen und grenzt mit dem Trommelfell ans
Mittelohr
. Die Drüsen, die sich im Gehörgang befinden, dienen dazu, das Ohrenschmalz zu produzieren. Das tötet Bakterien und Pilze ab und verhindert, dass Fremdkörper wie zum Beispiel Insekten ins Ohr eindringen. Der äußere Gehörgang ist nach vorne unten abgeknickt. Um bei der Ohrenspiegelung (
Otoskopie
) freie Sicht auf das Trommelfell zu haben, muss der Arzt das Ohr deshalb nach hinten oben ziehen.
Das Trommelfell bildet die Grenze zwischen äußerem Ohr und Mittelohr. Es besteht aus einer Membran, die durch eingehende Schallwellen in Schwingung gebracht wird. Diese Schwingung überträgt es weiter ins Mittelohr, wo es ist mit den
Gehörknöchelchen
Hammer, Amboss und Steigbügel verbunden ist. Sie liegen in der sogenannten Paukenhöhle, einem mit Luft gefüllten Raum im Schädelknochen.
Die Gehörknöchelchen verstärken die Wirkung der Trommelfell-Schwingungen. Ein Luftkanal zwischen dem Mittelohr und dem Nasenrachenraum (Ohrtrompete,
Eustachische Röhre
) sorgt dafür, dass das Mittelohr ausreichend belüftet wird und eventuell entstehende Flüssigkeit abfließt.
Das Innenohr wird auch als Labyrinth bezeichnet. Darin liegen die knöcherne Schnecke für das Hören sowie die Bogengänge des Gleichgewichtsorgans.
Je nachdem, welcher Abschnitt des Ohres entzündet ist, unterscheidet der Arzt zwischen:
Eine Ohrentzündung wird je nach Art und Ursache unterschiedlich behandelt. Bei einer Ohrentzündung stehen schmerzstillende Medikamente, Antibiotika und Glukokortikoide ("Kortison") sowie operative Eingriffe zur Verfügung. Abschwellende Nasensprays verbessern bei einer Erkältung die Belüftung im Ohr.
Mehr über die Behandlung einer Entzündung im äußeren oder mittleren Ohr lesen Sie in den Beiträgen
Gehörgangsentzündung
und
Mittelohrentzündung
.
Viele Menschen setzen bei einer Ohrentzündung zudem auf Hausmittel. Manche verwenden
Wadenwickel
, um das Fieber zu senken. Andere wärmen das Ohr mit Rotlicht oder legen ein Säckchen mit Zwiebeln darauf. Bisher konnte die Wirkung dieser Hausmittel gegen Entzündungen im Ohr allerdings nicht wissenschaftlich belegt werden.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Da das Ohr mit vielen Nervenbahnen durchzogen und die
Haut
über Knorpel und Knochen sehr dünn ist, ist eine Ohrentzündung immer sehr schmerzhaft. Das betroffene Ohr ist überwärmt. In einigen Fällen treten Hörminderung und Schwindel auf. Häufig kommen Krankheitsanzeichen wie Fieber oder Abgeschlagenheit hinzu. Wenn die Ohrentzündung im Rahmen einer Erkältungskrankheit auftritt, verursachen manchmal zusätzlich die Nasennebenhöhlen Beschwerden. Die Lymphknoten schwellen an, andere Atemwegsbeschwerden, wie zum Beispiel
Husten
, kommen hinzu.
In den meisten Fällen löst eine Infektion mit Bakterien eine Entzündung im Ohr aus. Pilzbefall oder Viruserkrankungen kommen selten als Ursache vor. Beim Baden oder Schwimmen gelangen Krankheitserreger leicht in den Gehörgang und rufen hier unter Umständen eine Entzündung hervor.
Als weitere Ursachen einer Ohrentzündung kommen kleine Verletzungen infrage. Sie entstehen zum Beispiel, wenn das Wattestäbchen beim Reinigen zu tief in den Gehörgang geschoben wird. Menschen, die häufig In-Ear-Kopfhörer tragen, und Personen, die grundsätzlich anfälliger für Infekte sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Ohrentzündung.
Wenn Patienten mit Ohrenschmerzen einen Arzt aufsuchen, stellt dieser zunächst ausführliche Fragen zur Krankheitsgeschichte (Anamnese). So fragt er zum Beispiel:
Anschließend untersucht der Arzt das Ohr. Dabei achtet er vor allem auf Rötungen, Schwellungen und
Ausfluss
. Danach tastet er das Ohr ab, um zu sehen, ob die Berührungen schmerzhaft sind.
Des Weiteren führt der Arzt eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) durch. Dabei zieht er das Ohr an der Ohrmuschel nach hinten oben, um freie Sicht auf das Trommelfell zu haben. Er schaut sich mit einer Lupe den äußeren Gehörgang und das Trommelfell an. Auch hier sucht er nach Rötungen, Schwellungen, Ausfluss oder Fremdkörpern.
Zur Abklärung einer Ohrentzündung werden gelegentlich Hörtests sowie Prüfungen des Gleichgewichtsinns durchgeführt.
Durch die Einnahme von Antibiotika klingen bakterielle Ohrentzündungen in der Regel innerhalb von ein paar Tagen wieder ab. In manchen Fällen breitet sich die Entzündung jedoch aus und es kommt zu Komplikationen. Zu den häufigsten Komplikationen von Entzündungen des Ohres zählt die Mastoiditis. Hierbei entzünden sich die Zellen des knöchernen Warzenfortsatzes. Weitere mögliche schwere Komplikationen sind zum Beispiel Eiteransammlungen im Inneren des Schädels sowie eine Hirnhautentzündung (
Meningitis
).
Es gibt Möglichkeiten, einer Ohrentzündung vorzubeugen. Bei einer Erkältung führt der Einsatz von Nasentropfen oder Nasensprays dazu, dass die Schleimhäute abschwellen und das Ohr besser belüftet wird. Ebenfalls sollten erkältete Kinder nicht ins Schwimmbad gehen und nicht mit nassen Haaren in Zugluft geraten.
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (STIKO) empfiehlt, Kinder gegen Pneumokokken zu impfen. Durch die Verbreitung der Pneumokokken-Impfung hat sich die Erkrankungsrate von Mittelohrentzündungen (Otitis media) bei Kindern verringert.
Lesen Sie hier mehr zur
Pneumokokken-Impfung
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Ohrentzündung
Kurzübersicht
Was ist eine Ohrentzündung?
Das Ohr
Einteilung der Ohrenentzündung
Behandlung einer Ohrentzündung
Hausmittel bei Entzündung im Ohr
Symptome einer Ohrentzündung
Ursachen einer Ohrentzündung
Ohrentzündung: Untersuchungen und Diagnose
Ohrentzündung: Verlauf und Prognose
Ohrentzündung: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen