Illness name: melioidose
Description:
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Melioidose ist eine Infektionskrankheit, die vom Bakterium Burkholderia pseudomallei ausgelöst wird. Die Erkrankung ist in tropischen und subtropischen Regionen weit verbreitet, für Europäer hat sie Bedeutung als Reisekrankheit. Lesen Sie hier, welche Symptome bei der Melioidose auftreten und wie sie behandelt wird!
Melioidose (Pseudo-Rotz, Whitmore’s Disease) ist eine Infektionskrankheit, die vom Bakterium Burkholderia pseudomallei ausgelöst wird. Typische Symptome sind Fieber und
Husten
, im weiteren Verlauf entwickelt sich eine mitunter schwere
Lungenentzündung
. Verbreiten sich die
Bakterien
über das Blut im gesamten Körper, droht eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis). In anderen Fällen entwickeln sich typische Hautveränderungen oder Abszesse in inneren Organen.
Die Bezeichnung Pseudo-Rotz bezieht sich auf die Ähnlichkeit zum Rotz, einer Erkrankung von Einhufern, die vom Bakterium Burkholderia mallei hervorgerufen wird.
Melioidose kommt in Europa nur in Ausnahmefällen vor. Meist sind es Reisende, die sich in tropischen und subtropischen Regionen infizieren und den Erreger importieren. Hauptverbreitungsgebiete sind Südostasien (vor allem Thailand), Singapur und Nordaustralien. Vereinzelt wurde das Bakterium auch in Indien, China, Taiwan, Nord- und Südamerika nachgewiesen.
Melioidosefälle treten nur selten auf: Pro Jahr erkranken weltweit etwa 165.000 Menschen, Männer etwas häufiger als Frauen. Die Erkrankung tritt in jedem Alter auf, ist aber häufiger im Alter zwischen 40 und 60 Jahren.
Neben dem Menschen erkranken auch Haus- und Wildtiere sowie Nager an Melioidose, die Erkrankung zählt daher zu den Zoonosen. Darunter versteht man Erkrankungen, die vom Tier auf den Menschen (und umgekehrt) übertragen werden.
Welche Symptome auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die Palette an Beschwerden reicht von völliger Symptomlosigkeit bis hin zur lebensbedrohlichen Blutvergiftung.
Der Großteil der Infektionen verläuft symptomlos. Betroffene merken nichts von ihrer Erkrankung oder haben nur milde grippeähnliche Symptome. Bei etwa drei Prozent dieser Patienten bricht die Erkrankung erst Monate oder Jahre nach dem Erstkontakt mit dem Erreger aus. Betroffen sind vor allem Menschen mit Vorerkrankungen, Immungeschwächte und chronisch Kranke.
Haut:
Dringt der Erreger über kleine Wunden in der Haut ein, kommt es innerhalb weniger Tage an dieser Stelle zu einer lokalisierten, eitrigen Hautinfektion, zusätzlich bildet sich ein kleiner Hautknoten. Die Lymphknoten in der näheren Umgebung des Infektionsherdes vergrößern sich. Betroffene fiebern und fühlen sich krank. Bei einem Teil der Patienten entwickelt sich aus der Hautinfektion die „generalisierte Form“, die den gesamten Körper betrifft und unter Umständen lebensbedrohlich ist.
Lunge
:
Gelangt der Erreger über die Atemwege in den Körper, kommt es zunächst zu Beschwerden in der Lunge. Das Krankheitsbild variiert von einer milden Bronchitis bis hin zu einer schweren Lungenentzündung.
Anzeichen für eine Infektion der Lunge sind:
Generalisierte Form:
Die generalisierte Melioidose ist die schwerste Verlaufsform der Erkrankung. Sie entwickelt sich sowohl aus der Haut- als auch aus der Lungenform. Dabei gelangen die Bakterien in das Blut und werden so im gesamten Körper verteilt. Mediziner sprechen von einer Blutvergiftung oder Sepsis, die bei Melioidose-Patienten trotz Behandlung nicht selten tödlich endet.
Als Abwehrreaktion des Körpers auf die Bakterien bilden sich Abszesse in der Lunge, in
Leber
und
Milz
, im Urogenitaltrakt, im Fettgewebe und in den Gelenken.
In manchen Fällen verläuft die Melioidose chronisch. Bei dieser Form der Erkrankung bilden sich Abszesse in verschiedenen Organen, die Symptome entwickeln sich schleichend über Monate oder Jahre.
Mögliche Symptome sind:
Ursache für die Melioidose ist eine Infektion mit dem Bakterium „Burkholderia pseudomallei“. Es kommt in Risikogebieten in nasser Erde, Schlamm, Teichen und auf Reisfeldern vor und ist äußerst widerstandsfähig: An feuchten Orten überlebt der Erreger monatelang.
Gelangt das Bakterium in den Körper, verursacht es unter Umständen schwerwiegende Schädigungen. Ursachen dafür sind vom Bakterium selbst gebildete Giftstoffe (Exotoxine) und
Enzyme
(nekrotisierende Protease). Letztere sind Auslöser für Abszesse, die sich potenziell in allen Organen bilden.
Der Erreger kommt vor allem im Boden und im Wasser vor. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten, sich anzustecken. In den meisten Fällen gelangt das Bakterium über direkten Kontakt mit kontaminierter Erde oder über Hautwunden in den Körper. Ebenso ist es möglich, den Erreger über Staub einzuatmen oder über Spritzwasser aufzunehmen. Auch kontaminierte Lebensmittel oder erregerhaltiges Trinkwasser stellen eine Gefahr dar.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, aber nur in Einzelfällen beschrieben. Ähnliches gilt für infizierte Tiere: Haus- und Wildtiere sowie Nager sind bei engem Kontakt zum Menschen potenzielle, aber seltene Überträger.
Hauptrisikofaktor für eine Melioidose sind Reisen in Gebiete, in denen der Erreger weit verbreitet ist, insbesondere Südostasien und Nordaustralien.
Personen mit geschwächtem Immunsystem oder bestimmten Vorerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. Dazu zählen Diabetes mellitus, Krebserkrankungen (Lunge, Blut), Nierenerkrankungen, Leberzirrhose und systemischer Lupus erythematodes. Auch Schwangere und Menschen, die Kortikoide einnehmen, zählen zur Risikogruppe. Schätzungen zufolge liegen bei 80 Prozent aller an Melioidose erkrankten Menschen ein oder mehrere Risikofaktoren vor.
Ein besonderes Risiko tragen auch Menschen, die aus beruflichen Gründen in Kontakt mit dem Erreger kommen. Das sind etwa Tierärzte, Schlachthofpersonal oder Labormitarbeiter.
Die Diagnose einer Melioidose gestaltet sich oft schwierig, da die Erkrankung häufig erst Wochen, Monate oder auch Jahre nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet ausbricht.
Reiserückkehrern, die an fieberhaften Infekten oder Atemwegsproblemen leiden, wird daher geraten, den Arzt über vergangene Auslandsaufenthalte zu informieren. Idealer Ansprechpartner in diesen Fällen ist der Tropenmediziner. Er ist auf Erkrankungen dieser Art spezialisiert und ordnet die Beschwerden der jeweiligen Erkrankung zu, um eine passende Therapie einzuleiten.
Besteht der Verdacht auf Melioidose, ist der erste Schritt, das Bakterium nachzuweisen. Dafür nimmt der Arzt – abhängig davon, ob die Haut oder die Lunge betroffen ist – mit einem Wattestäbchen einen Abstrich aus der Hautwunde oder dem
Rachen
. Alternativ eignet sich als Probenmaterial auch Blut oder Urin. Um festzustellen, um welche Art von Bakterium es sich handelt, legt der Arzt eine sogenannte „Bakterienkultur“ an. Dabei werden die Bakterien auf einem Gel oder einer geeigneten Nährlösung zum Wachsen gebracht. Aufgrund der Wachstumsform, ihrer Farbe und mithilfe weiterer Untersuchungen bestimmt der Arzt die Bakterienart. Findet sich Burkholderia pseudomallei in der Probe, ist die Diagnose Melioidose sehr wahrscheinlich.
Zur Absicherung der Diagnose erfolgt ein weiterer Test: Dafür untersucht der Arzt, ob sich im Blut Abwehrstoffe (Antikörper) gegen den Erreger finden. Sie beweisen, dass bereits eine Infektion mit Burkholderia pseudomallei stattgefunden hat.
Um Abszesse im Inneren des Körpers nachzuweisen, führt der Arzt in der Regel weitere Untersuchungen durch. Dafür eignet sich eine Computertomografie (CT) von Brustkorb, Bauch und Becken sowie eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes.
Da eine akute Melioidose rasch voranschreitet und lebensbedrohlich ist, erhält der Patient bereits beim bloßen Verdacht auf die Erkrankung eine Behandlung.
Mittel der Wahl zur Behandlung der Melioidose sind Antibiotika: In den ersten zwei bis acht Wochen der Behandlung (Initialtherapie) erhält der Patient die Wirkstoffe
Ceftazidim
oder Meropenem über die Vene. Anschließend verordnet der Arzt für weitere drei bis sechs Monate Antibiotika, die der Patient oral (zum Beispiel als Tablette) einnimmt. Geeignete Wirkstoffe sind Trimetoprim/Sulfamethoxazol,
Doxycyclin
oder
Amoxicillin
/Clavulansäure. Diese zweite Phase der Behandlung bezeichnen Ärzte als Eradikationstherapie.
Trotz Behandlung verschwindet das Fieber bei Melioidose typischerweise erst nach durchschnittlich neun Tagen!
Abszesse in inneren Organen entfernt der Chirurg operativ.
In den meisten Fällen (90 Prozent) verläuft eine Melioidose akut, in 10 Prozent aller Fälle nimmt sie einen chronischen Verlauf.
Eine akute Melioidose ist lebensbedrohlich. Gelangen die Bakterien in den
Blutkreislauf
, kommt es zu einer Blutvergiftung (Sepsis), die unbehandelt in bis zu 40 Prozent der Fälle innerhalb von 24 bis 48 Stunden tödlich endet. Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetiker, Immungeschwächte oder chronisch Kranke. Bei einer entsprechenden Behandlung mit Antibiotika überleben mehr als 90 Prozent der Patienten.
Bei einer Melioidose ohne Blutvergiftung ist die Prognose unter Therapie sehr gut. Menschen, die bereits eine Infektion mit dem Erreger durchgemacht haben, werden lebenslang kontrolliert, um Rückfälle frühzeitig zu bemerken.
Die Möglichkeiten, einer Melioidose vorzubeugen, beschränken sich auf allgemeine Hygienemaßnahmen. Eine Impfung gibt es nicht.
Da der Erreger in Gewässern und im Boden weit verbreitet ist, sollen Reisende in Risikogebieten auf persönliche Körperhygiene und eine hygienische Speisenzubereitung achten. Zudem ist es wichtig, Hautwunden sorgfältig zu reinigen und zu desinfizieren.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Melioidose
Kurzübersicht
Was ist Melioidose?
Verbreitung und Häufigkeit
Welche Symptome treten bei Melioidose auf?
Symptome der akuten Melioidose
Symptome einer chronischen Melioidose
Ursache und Risikofaktoren
Wie erfolgt die Ansteckung?
Risikofaktoren
Was macht der Arzt?
Erregernachweis
Antikörpernachweis
Weiterführende Untersuchungen
Wie wird eine Melioidose behandelt?
Medikamente
Operation
Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen