Illness name: legionaerskrankheit
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Die
Legionärskrankheit
(Legionellose oder Legionellen-Pneumonie) ist eine schwere Form der Lungenentzündung, die von bestimmten Bakterien verursacht wird. Die Patienten entwickeln hohes Fieber und grippeähnliche Symptomen. Die Legionärskrankheit ist weltweit verbreitet und betrifft hauptsächlich abwehrgeschwächte Erwachsene, die sich über verunreinigte Wassersysteme anstecken. Mit einer antibiotischen Therapie kann vielen Patienten geholfen werden. Hier lesen Sie alles Wichtige zur Legionärskrankheit!
Die Legionärskrankheit ist eine fieberhafte Infektion, die durch bestimmte
Bakterien
- die sogenannten Legionellen - ausgelöst wird. Sie führt zu einer
Lungenentzündung
mit zusätzlich grippeähnlichen Symptomen. Erstmals wurde die Legionärskrankheit 1976 diagnostiziert, als einige Teilnehmer einer Tagung von Kriegsveteranen in Philadelphia an einer untypischen Lungenentzündung erkrankten.
Hauptsächlich leiden ältere, chronisch kranke Menschen mit geschwächtem Immunsystem an der Legionärskrankheit. Auch Patienten, die eine das Immunsystem unterdrückende Therapie erhalten (z.B. eine Chemo- oder Kortisontherapie), sind besonders gefährdet. Insgesamt erkranken mehr Männer als Frauen an der Legionärskrankheit, vor allem ab dem 50. Lebensjahr.
Alle Fälle von Legionärskrankheit müssen dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet werden. In Deutschland werden so jährlich etwa 6.000 bis 10.000 Erkrankungsfälle registriert. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, da nicht jede Legionärskrankheit als solche erkannt wird. Häufig wird sie nämlich mit anderen und viel häufigeren Formen von Lungenentzündung verwechselt - die Legionärskrankheit macht nur zwei bis vier Prozent aller Lungenentzündungen aus.
Die Legionärskrankheit ist weltweit verbreitet und taucht entweder als einzelner Krankheitsfall (sporadisch) auf oder es infizieren sich gleich mehrere Personen gleichzeitig (Epidemie).
Nach der Ansteckung mit den auslösenden Bakterien dauert es meist zwei bis zehn Tage (Inkubationszeit), bis sich die ersten Krankheitssymptome bemerkbar machen: Im Allgemeinen beginnt die Legionärskrankheit mit Glieder- und
Kopfschmerzen
sowie
Husten
. Als weitere Anfangssymptome kommen oft Übelkeit und
Bauchschmerzen
mit wässrigem
Durchfall
und Erbrechen hinzu. Diese ersten Anzeichen einer Legionärskranheit können aber auch fehlen. Stattdessen setzt die Krankheit manchmal mit plötzlichem hohem Fieber ein, das schnell bis 40° C ansteigen kann und von
Schüttelfrost
und weiteren Symptomen einer Lungenentzündung begleitet wird:
Diese atypische Lungenentzündung (atypisch, weil nicht von gängigen Erregern - wie Pneumokokken - verursacht) ist das wichtigste Merkmal der Legionärskrankheit. Die Patienten haben Husten, der anfangs trocken und später mit starkem Auswurf verbunden ist. Der Auswurf kann grün, gelb, braun oder rostfarben sein. Außerdem leiden die Patienten unter Atemnot (weshalb sie schnell und angestrengt atmen). Die mangelnde Sauerstoffversorgung macht sind durch eine bläuliche Verfärbung von Lippen und Nagelbetten (
Zyanose
) bemerkbar. Zusätzlich haben die Patienten eine Lungenfell- oder Kehlkopfentzündung.
Von der Legionärskrankheit zu unterscheiden ist das Pontiac-Fieber, das von den gleichen Bakterien ausgelöst wird. Im Gegensatz zur Legionärskrankheit treten beim Pontiac-Fieber aber nur grippeähnliche Symptome ohne Lungenentzündung auf. Weitere Unterschiede: Die Inkubationszeit beträgt nur ein bis drei Tage, und die Infektion verläuft insgesamt harmloser als bei der Legionärskrankheit.
Verantwortlich für die Legionärskrankheit ist eine Infektion mit Bakterien der Gattung Legionellen. Diese sind weltweit verbreitet und leben in warmem Süßwasser, Trinkwassersystemen, Klimaanlagen und Luftbefeuchtern. Sie vermehren sich innerhalb von Einzellern bei Wassertemperaturen zwischen 20 und 55°C.
Menschen stecken sich mit den Erregern der Legionärskrankheit an, wenn sie Wasserdampf einatmen, in dem sich die Bakterien befinden. Das passiert zum Beispiel beim Duschen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.
Vor allem Patienten, die an einer chronischen Krankheit leiden oder deren Immunsystem geschwächt ist, sind anfällig für die Legionärskrankheit. Gleiches gilt für Patienten, deren Immunsystem durch eine Chemo- oder Kortisontherapie geschwächt ist. Auch Diabetes, Alkohol und Rauchen zählen zu den Risikofaktoren der Legionärskrankheit.
Für die Diagnose der Legionärskrankheit ist die
Krankengeschichte
(
Anamnese
) wichtig. Diese erstellt der Arzt in einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen. Dabei erkundigt er sich unter anderem genauer nach Ihren Beschwerden. Zudem stellt er Ihnen Fragen, die Aufschluss über die möglichen Ursachen geben könnten. Wenn sich zum Beispiel eine Lungenentzündung kurz nach einer Reise mit Hotelaufenthalt entwickelt hat, liegt der Verdacht auf die Legionärskrankheit nahe. Auch wenn weitere Menschen in Ihrer Umgebung erkrankt sind, spricht dies möglicherweise für die Legionellose.
Nach dem Gespräch folgt eine
körperliche Untersuchung
. Unter anderem hört der Arzt dabei Ihre
Lunge
ab (eine ausgeprägte Klopfschalldämpfung ist typisch) und schaut Ihnen in den
Mund
und
Rachen
. Wichtig ist auch eine
Röntgenuntersuchung der Lunge
. Veränderungen im Lungengewebe, die auf den Aufnahmen sichtbar sind, erhärten den Verdacht auf eine Lungenentzündung.
Wodurch diese verursacht wird, lässt sich anhand der Röntgenbilder aber nicht beurteilen. Dafür ist vielmehr ein ein
Erregernachweis
nötig - in Patientenproben wird nach in Frage kommenden Krankheitserregern gesucht. Als Probenmaterial kann
Urin
,
Blut
und Sekret des Atemtraktes (Auswurf) verwendet werden. Am besten eignet sich bei der Legionärskrankheit der Nachweis der Legionellen im Urin. Bereits 24 Stunden nach der Ansteckung ist dieser positiv.
Antikörper gegen Legionellen
lassen sich erst nach bis zu zwei Wochen in einer Blutprobe nachweisen. In der akuten Diagnostik der Legionärskrankheit hat diese Untersuchung deshalb keine Bedeutung. Das Anzüchten der Erreger (Bakterienkultur) aus Blut oder Gewebeproben der Lunge dauert ebenfalls mehrere Tage.
Die Legionärskrankheit muss frühzeitig mit Antibiotika behandelt werden, um lebensbedrohliche Komplikationen möglichst zu vermeiden (siehe unten: Krankheitsverlauf & Prognose). Am wirksamsten sind hier Makrolide wie
Azithromycin
. Auch Fluorchinolone wie
Levofloxacin
schlagen gut an. Damit die Antibiotika rasch ihre Wirkung entfalten, werden sie zuerst als Spritze direkt in die Blutbahn verabreicht. Nach drei Tagen folgt die Umstellung auf Antibiotika-Tabletten. Insgesamt wird die Legionärskrankheit über drei Wochen mit Antibiotika behandelt.
Um die grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber und Gliederschmerzen zu behandeln, bieten sich entzündungshemmende und fiebersenkende Schmerzmittel wie zum Beispiel
Paracetamol
an.
Das Pontiac-Fieber, das ohne eine Lungenentzündung einhergeht, heilt in der Regel ohne Antibiotika-Therapie aus.
Verschiedene Faktoren beeinflussen bei Menschen mit Legionärskrankheit Verlauf und Prognose - darunter der Allgemeinzustand des Patienten, eventuelle Grunderkrankungen und das Krankheitsstadium zum Zeitpunkt der Diagnose. So beträgt bei vorher völlig gesunden Menschen die Sterblichkeit nur bis zu zehn Prozent. Bei Patienten, die zuvor bereits an einer Herz- oder Lungenerkrankungen litten, endet die Legionellose hingegen in 80 Prozent der Fälle tödlich. Grundsätzlich gilt in allen Fällen: Je frühzeitiger die Legionärskrankheit fachgerecht behandelt wird, desto besser.
Wird die Erkrankung dagegen gar nicht, falsch (also mit den falschen Medikamenten) oder zu spät behandelt, drohen Komplikationen. Die Bakterien können sich dann nämlich im Körper ausbreiten. Dabei können sie beispielsweise den Verdauungstrakt, die Nieren und das Nervensystem schädigen und schließlich zum Erstickungstod führen. Konkret sind folgende Komplikationen bei der Legionärskrankheit möglich:
Das Pontiac-Fieber hat eine gute Prognose. Bisher sind keine Todesfälle durch diese Art der Legionellen-Infektion bekannt.
Eine Legionellen-Infektion hinterlässt keine dauerhafte Immunität. Die Antikörper, die sich während der Erkrankung bilden, verschwinden mit der Zeit wieder. Daher ist es möglich, später erneut die Legionärskrankheit zu bekommen.
Sie können der Legionärskrankheit vorbeugen, indem Sie sich vor den Erregern schützen. Da sich die Legionellen in warmem Süßwasser aufhalten und vermehren, müssen Warmwasseranlagen regelmäßig gewartet werden.
Die Keime vermehren sich bei Wassertemperaturen von 20 bis 55°C - vor allem, wenn das Wasser nicht in Bewegung ist. Deshalb sollten Sie etwa in Hotels vor Erstbenutzung der Dusche das Wasser einige Minuten lang heiß durchlaufen lassen. Verlassen Sie dabei das Bad, um eventuell vorhandene Bakterien nicht mit dem Wasserdampf einzuatmen. Bei einer Wassertemperatur unter 20° C vermehren sich die Legionellen nicht und ab einer Temperatur von 70° C sterben sie ab. Außerdem sind Legionellen empfindlich gegen Chlor.
Als weitere Maßnahme zum Schutz vor der Legionärskrankheit sollten Sie Inhalatoren und Luftbefeuchter regelmäßig reinigen (lassen) und bei längerer Nichtbenutzung trocken lagern.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Legionärskrankheit
Legionärskrankheit: Beschreibung
Häufigkeit der Legionärskrankheit
Legionärskrankheit: Symptome
Abgrenzung zu Pontiac-Fieber
Legionärskrankheit: Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren
Legionärskrankheit: Untersuchungen und Diagnose
Legionärskrankheit: Behandlung
Legionärskrankheit: Krankheitsverlauf und Prognose
Mögliche Komplikationen
Legionärskrankheit: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen