Illness name: wirbelblockade
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Bei einer
Wirbelblockade
(Wirbelblockierung, Wirbelgelenkblockade) ist ein Wirbelgelenk vorübergehend (reversibel) in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Das passiert etwa im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS-Blockade) oder der Halswirbelsäule (HWS-Blockade). Lesen Sie hier mehr zum Thema.
Unter Wirbelblockade versteht man eine reversibel ("rückgängig machbar") gestörte Gelenkfunktion im Sinne einer eingeschränkten Beweglichkeit. Der Begriff stammt aus der Manuellen Medizin (
Manuelle Therapie
) – einer Schule der alternativen oder komplementären Medizin. Das Konzept der Wirbelblockade ist außerhalb dieses Bereichs nicht allgemein anerkannt. Wissenschaftliche Untersuchungen liegen dazu nicht in ausreichender Form vor.
Andere Bezeichnungen für eine Gelenkblockierung sind
segmentale Dysfunktion
sowie
reversible hypomobile artikuläre Dysfunktion
: "reversibel" steht für vorübergehend, "hypomobil" für die eingeschränkte Beweglichkeit, "artikulär" leitet sich vom lateinischen Wort für Gelenk (articulatio) ab, und "Dysfunktion" bedeutet Fehlfunktion.
Die Wirbelblockade tritt in verschiedenen Abschnitten der
Wirbelsäule
auf – an der
Halswirbelsäule
(HWS-Blockade),
Brustwirbelsäule
(BWS-Blockade) oder
Lendenwirbelsäule
(LWS-Blockade). Ein besonderer Fall ist die Blockierung des Iliosakralgelenks (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, ISG).
Das Konzept geht davon aus, dass Wirbelblockaden öfter auftreten, überwiegend harmlos sind und in vielen Fällen von alleine wieder verschwinden.
Das Konzept der Wirbelblockade ist umstritten und nicht mit den Methoden der evidenzbasierten Medizin wissenschaftlich untermauert.
Bei einer Wirbelblockade geht es darum, die schmerzhaft verspannte Muskulatur im Bereich der Wirbelblockade zu lockern. Durch leichte Bewegung lässt sich so eine Blockade (wie BWS- oder HWS-Blockade) lösen. Ein Physiotherapeut leitet dabei den Patienten bei der Auswahl und Durchführung der Bewegungsübungen an.
Bei Bedarf lindert der Behandelnde die Schmerzen einer Wirbelblockade mittels Schmerzmedikamenten. Das trägt auch zur Muskelentspannung bei – ebenso wie zum Beispiel eine Wärmeanwendung oder muskelentspannende Mittel (Muskelrelaxanzien).
Die Manuelle Medizin (Chirotherapie) empfiehlt bei einer Wirbelblockade grundsätzlich zwei therapeutische Techniken –
Mobilisation und Manipulation
:
Bei der Mobilisation führt der Therapeut oder Arzt wiederholte langsame Bewegungen des Gelenks in die eingeschränkte Bewegungsrichtung durch, und zwar in Form einer Traktion (Längszug) und/oder Gleitbewegung. So soll der eingeschränkte Bewegungsumfang allmählich erweitert werden.
Bei der Manipulation soll ein kurzer, schneller, gezielter Bewegungsimpuls in die "freie" (also nicht die schmerzhaft eingeschränkte) Bewegungsrichtung die Wirbelblockade lösen. Manchmal ist dabei ein Knacken zu hören. Eine Manipulation darf nur von einem speziell ausgebildeten Arzt durchgeführt werden. In bestimmten Situationen ist sie nicht erlaubt (kontraindiziert), so etwa bei entzündlichen Prozessen, schwerer
Osteoporose
oder psychischen Störungen.
Mit verschiedenen Übungen lassen sich im Sinne der Manuellen Medizin Blockaden selbstständig lösen. Die Übungen dazu sollten aber von einem erfahrenen Mediziner vermittelt werden.
Die Methoden der Manuellen Medizin (Chirotherapie) gehören zum Bereich der Alternativ- oder Komplementärmedizin. Sie soll durch ausschließlich manuelle, also "mit der
Hand
" ausgeübte Methoden insbesondere Störungen des Bewegungsapparates heilen. Dabei greift die Chirotherapie auf Methoden der Osteopathie und Chiropraktik zurück. Entsprechende Ausbildungen sind von den Landesärztekammern anerkannt, ausgebildete Mediziner dürfen nach einer Prüfung die Zusatzbezeichnung Manuelle Therapie oder Chirotherapie tragen. Allerdings sind die Methoden der Manuellen Medizin aus wissenschaftlich-schulmedizinischer Sicht umstritten und gelten nicht als evidenzbasierte Medizin.
Akute
Nackenschmerzen
sind typische HWS-Blockade-Symptome. Die Schmerzen sind oft bewegungs- und lagerungsabhängig und strahlen manchmal aus. Schmerzbedingt lässt sich der Kopf oft nur eingeschränkt bewegen. Die Muskulatur verspannt dabei häufig. Die Therapeuten unterscheiden dabei im Weiteren noch eine Blockade des Atlas-Wirbels, des obersten Halswirbels, der den Kopf trägt. Auch für die Atlas-Blockade werden ein verspannter Nacken sowie Kopfschmerzen,
Migräne
oder Übelkeit als Symptome angegeben.
Eine Brustwirbelblockade ruft oft ebenfalls lokale Schmerzen hervor, die manchmal ausstrahlen (etwa in den Bauch). Die Schmerzen einer solchen BWS-Blockierung sind oft bewegungs- beziehungsweise atmungsabhängig. Auch Symptome wie Übelkeit, Atembeschwerden oder Brustschmerzen werden damit in Zusammenhang gebracht.
Eine Blockierung im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS-Blockade) äußert sich in vielen Fällen ebenfalls durch plötzliche Schmerzen. Manchmal treten diese akut bei einer Bewegung auf ("
Hexenschuss
"). In einigen Fällen strahlen sie in die Beine aus.
Aufgrund der Schmerzen infolge der Blockade nehmen Patienten oft eine Zwangshaltung (Schonhaltung) ein, die auf Dauer ihrerseits meist schmerzhafte Fehlbelastungen und Verspannungen nach sich zieht.
Viele Patienten berichten davon, dass Wirbelblockaden immer wieder auftreten.
Der Mechanismus von Wirbelblockaden ist wissenschaftlich noch nicht abschließend belegt und basiert eher auf Erfahrungswerten.
In der Vergangenheit ging man von einem mechanischen Verhaken der sogenannten Facettengelenke in den Wirbeln als Grundlage der Wirbelblockade aus.
Jeder Wirbel ist an der Ober- und Unterseite über zwei Gelenkfortsätze (Facettengelenke) mit benachbarten Wirbeln verbunden. Diese Gelenke sind sehr gut innerviert, was etwa beim Verschleiß der Gelenke zum
Facettensyndrom
beiträgt.
Heute geht man davon aus, dass etwa durch ruckartige Bewegungen oder dauernde Fehlbelastungen ein Schmerzreiz durch diese Nerven ausgelöst wird. Infolge dieses Schmerzreizes verspannt sich die ansetzende Muskulatur reflexartig. Nach neueren Theorien bildet dieser
Muskelkrampf
die Wirbelblockade und nicht wie früher angenommen ein Verhaken der Wirbelgelenke.
Fachleute vermuten, dass eine Wirbelblockade außerdem folgende Ursachen hat:
Im Sinne einer psychosomatischen Wechselwirkung diskutieren Therapeuten, ob sich psychische Probleme mitunter körperlich, etwa in Wirbelblockaden, äußern.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass ein Wirbel (etwa ein Brustwirbel) blockiert ist, suchen Sie zunächst Ihren Hausarzt auf. Er überweist Sie gegebenenfalls an einen Spezialisten (etwa Orthopäden).
Der Arzt fragt Sie zuerst nach Ihren genauen Beschwerden, also zum Beispiel, wie lange Sie schon die Schmerzen haben, wo genau Sie die Schmerzen und die Blockade im Rücken spüren und ob Sie einen möglichen Auslöser (etwa eine ruckartige falsche Bewegung) im Verdacht haben.
Nach diesem Anamnese-Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. Dabei prüft der Arzt etwa die Beweglichkeit der Wirbelsäule in verschiedenen Abschnitten.
Bildgebende Verfahren (wie Röntgenuntersuchung oder Magnetresonanztomografie, MRT) dienen vor allem dazu, mögliche andere Ursachen für die
Rückenschmerzen
auszuschließen wie etwa Verletzungen, Entzündungen oder Tumoren. Auch Bandscheibenvorfälle oder entzündliche Vorgänge wie das Facettensyndrom sind ausdrücklich keine Wirbelblockaden. Der Arzt untersucht entsprechend auch in diese Richtung.
Mithilfe einer manuellen Behandlung lässt sich eine Blockade im Rücken lösen. Manchmal ist das aber gar nicht notwendig, weil sich eine
Wirbelblockade
vielfach spontan nach einigen Stunden oder Tagen wieder von allein löst.
Das Konzept der Wirbelblockade ist zwar nicht abschließend verstanden. Erfahrungsgemäß hilft aber sogenanntes
rückengesundes Verhalten
, nicht nur Wirbelblockaden sondern auch anderen Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates vorzubeugen. Dazu gehören etwa bestimmte Techniken, schwere Lasten richtig zu heben, regelmäßige Bewegung etwa durch Sport und Pausen bei sitzenden Tätigkeiten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Wirbelblockade
Kurzübersicht
Was ist eine Wirbelblockade?
Wie kann eine Wirbelblockade gelöst werden?
Wirbelblockade lösen mittels manueller Therapie
Wirbelblockade selbst lösen
Welche Symptome treten auf?
Ursachen und Risikofaktoren
Untersuchungen und Diagnose
Krankheitsverlauf und Prognose
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen