Illness name: herzinfarkt
Description:
Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) entsteht, wenn sich ein Blutgefäß des Herzmuskels (Herzkranzarterie) verschließt. Der Muskel ist dann von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten und nicht mehr in der Lage, seine Arbeit zu verrichten. Ein Herzinfarkt ist oft lebensbedrohlich! Deshalb ist es wichtig, die Symptome so früh wie möglich zu erkennen. Hier lesen Sie alles Wichtige zu Warnsignalen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinfarkt.
Ein Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine Erkrankung des Herzens, bei der es zu einer Minderversorgung des Herzmuskels (
Myokard
) – oder Teilen davon – kommt (myokardiale Ischämie). Die betroffenen Herzmuskelbereiche sterben ab, wodurch der Herzmuskel nicht mehr in der Lage ist, sich normal zu kontrahieren.
Das
Herz
ist in seiner Pumpfunktion gestört oder vollständig behindert – es bleibt stehen. Dadurch ist die Blutversorgung des Körpers und seiner Organe unterbunden, weshalb ein Herzinfarkt
lebensbedrohlich
ist. Die Beschwerden sind bei manchen Menschen nicht sehr stark. Trotzdem sprechen Mediziner nicht von einem leichten Herzinfarkt.
Gemäß der Leitlinie der Europäischen (ESC) und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) unterscheiden Ärzte bei der Art des Herzinfarkts zunächst zwischen einem
akuten Myokardschaden
und einem
akuten Myokardinfarkt
. Letzterer liegt erst dann vor, wenn der Myokardschaden im Zusammenhang mit einer Ischämie steht, also tatsächlich auf eine Sauerstoff-Unterversorgung zurückzuführen ist.
Beim akuten Herzinfarkt unterscheiden Mediziner weitere Formen, je nachdem, welcher Teil der Herzwand betroffen ist und ob sich der Infarkt über mehrere Schichten ausbreitet. Von transmuralen Infarkten sprechen Ärzte, wenn alle Herzwandschichten betroffen sind. Ein subendokardialer Myokardinfarkt dehnt sich beispielsweise nicht über die innerste Schicht (Myokard) aus und zählt zu den nicht-transmuralen Infarkten. Diese Form des Herzinfarkts ist typisch bei anhaltend niedrigem Blutdruck (Hypotonie).
Neben dem akuten Myokardinfarkt gibt es Fälle, bei denen der Herzinfarkt bereits einige Zeit zurückliegt, weil dieser sich möglicherweise als "stummer Infarkt" ereignet hat, vom Betroffenen nicht bemerkt wurde und erst verspätet spürbare Beschwerden hervorruft. Ein solcher
alter Myokardinfarkt
zeigt im Wesentlichen die gleichen Symptome wie ein akuter Herzinfarkt, wobei hier der Herzmuskel bereits deutlich an Vitalität verloren hat, was sich in der bildgebenden Diagnostik (EKG) und anhand der Blutwerte nachweisen lässt.
In Industrieländern wie denen Europas oder der USA sind die Fälle von Herzinfarkt und die dadurch bedingten Todesfälle inzwischen rückläufig, in Entwicklungsländern hingegen nimmt die Zahl weiter zu. Die meisten Herzinfarkte diagnostizieren Ärzte bei Personen im Alter zwischen 40 und 80 Jahren, wobei die Häufigkeit mit dem Alter ansteigt. Bei Kindern tritt ein Myokardinfarkt verhältnismäßig selten auf.
Das akute Koronarsyndrom (kurz: ACS) ist ein Überbegriff, unter dem sowohl ein akuter Myokardinfarkt als auch eine instabile
Angina pectoris
zusammengefasst sind. In beiden Fällen liegen Durchblutungsstörungen der
Herzkranzgefäße
vor, die lebensbedrohlich sind und meist starke Brustschmerzen hervorrufen.
Bei einem Herzinfarkt gilt es, keine Zeit zu verlieren. Je früher er erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Überlebenschancen. Deshalb sollten Sie schon beim geringsten Verdacht und ersten Symptomen eines Myokardinfarkts
den Notruf wählen
– auch in der Nacht oder am Wochenende!
Es ist wichtig, die Herzinfarkt-Symptome bei Mann und Frau zu kennen, um schnell reagieren zu können. Doch Vorsicht: Nicht immer zeigen sich die typischen Anzeichen. Außerdem sind die Herzinfarkt-Symptome einer Frau oft anders als die eines Mannes.
Darf ich mich nach einem Herzinfarkt körperlich anstrengen?
Körperliche Bewegung macht auch nach einem Herzinfarkt gesund! Aber: Kurz nach einem Infarkt ist der Herzmuskel noch nicht voll leistungsfähig und empfindlich. Da die Leistungsfähigkeit von vielen Faktoren – etwa der Infarktgröße – abhängt, gibt es keine Regel für alle. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt und treiben Sie anfangs Sport nicht allein, sondern in Koronarsportgruppen unter ärztlicher Aufsicht.
Ich habe Angst vor einem erneuten Herzinfarkt – was raten Sie mir?
In der Tat ist das Risiko hoch, nach einem Infarkt einen weiteren zu bekommen. Deshalb tun Sie gut daran, alle bekannten Risikofaktoren zu minimieren. Kümmern Sie sich um Ihren Blutdruck, achten Sie auf Ihre Blutzuckerwerte. Sehr wirksam ist die Senkung des Cholesterins, unabhängig ob der Spiegel erhöht oder im Referenzbereich liegt. Und: Nehmen Sie ab, wenn dies nötig sein sollte.
Welchen Einfluss hat die Ernährung?
Betroffenen ist oft nicht bewusst, wie wichtig ihr Lebensstil ist! Dabei ist eine gesunde Ernährung hoch wirksam: Überwiegend vegetarische Ernährung beeinflusst nicht nur die bekannten Risikofaktoren, sondern hat auch eigenständige günstige Effekt auf die Blutgefäße. Wer sich dann noch täglich bewegt, das Rauchen aufgibt und den unterschätzten Faktor Stress vermeidet, der tut viel für sich und sein Herz.
Prof. Windler gibt als Co-Direktor des Medizinischen Präventions Centrums Hamburg (MPCH) Ratschläge zur Verhütung von Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und der Folgekrankheiten.
Klassisches Anzeichen oder Frühwarnsignale für einen Herzinfarkt ("Herzanfall") sind
plötzliche starke Schmerzen in der Brust
, und zwar im vorderen linken Brustbereich oder hinter dem Brustbein. Die Schmerzen treten oft in Ruhe auf, zum Beispiel in den Morgenstunden oder im Schlaf, und sind meist drückend, stechend oder brennend. Sie halten laut Deutscher Herzstiftung mindestens fünf Minuten lang an.
Manchmal strahlen die Schmerzen in andere Regionen des Körpers aus. So sind beispielsweise Schmerzen, die vom linken oder rechten Oberarm bis in den jeweiligen Unterarm ziehen, mögliche Warnsignale oder Vorzeichen für einen Herzinfarkt. Typisch sind zudem Schmerzen im Oberbauch, im Rücken, in der Schulter oder im Kiefer. Sind durch den Herzinfarkt die Nerven des Zwerch- und Rippenfells gereizt, führt das zu ungewöhnlich häufig auftretenden Schluckauf. Dieser ist unter Umständen auch ein Hinweis auf einen Herzinfarkt.
Viele Symptome machen sich oft schon Wochen oder einige Tage vor dem Eintreten eines akuten oder schweren Herzinfarkts bemerkbar. Die Stärke der Symptome bestimmt letztlich auch die Dauer eines Herzinfarkts.
Weitere typische Herzinfarkt-Symptome sind:
Die Herzinfarkt-Anzeichen hängen unter anderem davon ab, welches Herzkranzgefäß betroffen ist. So führen etwa Verschlüsse der rechten Herzkranzarterie oft zum sogenannten Hinterwandinfarkt. Sie verursachen eher
Beschwerden im Oberbauch
. Wird dagegen die linke Herzkranzarterie verschlossen, resultiert ein Vorderwandinfarkt. Hier sind die
Schmerzen eher im Brustbereich
lokalisiert.
In manchen Fällen verläuft ein Herzinfarkt ohne Schmerzen oder andere Anzeichen. Besonders oft tritt ein solcher "stummer" oder "stiller" Herzinfarkt bei Patienten mit
Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit) sowie bei Menschen im höheren Lebensalter auf. Es handelt sich zwar um einen leichten Herzinfarkt, der aber trotz fehlender oder leichter Symptome ebenso lebensbedrohlich ist.
Nicht immer zeigen sich die oben beschriebenen Symptome bei Herzinfarkt. Frauen haben oft ein anderes Beschwerdebild. Während etwa ein Großteil der betroffenen Männer die klassischen Schmerzen in der Brust verspürt, treten diese nur bei etwa einem Drittel der Frauen auf. Zudem berichten Patientinnen öfter von einem
Druck- oder Engegefühl in der Brust
statt von starken Brustschmerzen.
Außerdem sind
viel öfter unspezifische Beschwerden
Anzeichen für einen Herzinfarkt bei der Frau. Dazu zählen etwa
Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen
und manchmal sogar
Durchfall
sowie
Bauchschmerzen
, insbesondere
Beschwerden im Oberbauch
, die nicht selten mit
Magenschmerzen
verwechselt werden.
Solche Beschwerden identifizieren Betroffene oft nicht sofort als Herzinfarkt-Symptome und nehmen sie weniger ernst. Deshalb kommen Frauen mit Herzinfarkt im Durchschnitt eine Stunde später in die Klinik als betroffene Männer (gerechnet ab Auftreten der ersten Herzinfarkt-Anzeichen). Die schnelle medizinische Versorgung ist jedoch überlebenswichtig.
Die Diagnose Herzinfarkt stellen Ärzte bei Frauen oft erst nach den Wechseljahren, also ab einem durchschnittlichen Alter von 65 Jahren. Experten nehmen an, dass Frauen vor den Wechseljahren durch das weibliche Sexualhormon Östrogen verstärkt vor einem Herzinfarkt geschütz sind.
Viele Herzinfarkte treten "wie aus heiterem Himmel" auf. Es gab zuvor keinerlei Hinweise, dass der Verschluss eines Herzkranzgefäßes droht. Ein Herzinfarkt entwickelt sich manchmal auch schleichend, wobei Betroffene die noch moderaten Beschwerden nicht als Ernstfall wahrnehmen. In solchen Fällen kündigen Frühwarnzeichen oder Vorboten den Herzinfarkt an.
So leiden viele Männer (mitunter auch Frauen) schon Jahrzehnte vor dem Herzinfarkt (unbemerkt) an einer
koronaren Herzkrankheit
(KHK). Dabei verengen die Herzkranzgefäße durch "Verkalkung" (
Arteriosklerose
) zunehmend. Das beeinträchtigt immer stärker die Durchblutung des Herzmuskels. Erkennbar ist das zum Beispiel daran, dass bei körperlicher Belastung oder seelischer Erregung
Brustschmerzen und/oder Atemnot
auftreten. Nach dem Ende der Belastung verschwinden die Symptome innerhalb von Minuten wieder.
Mediziner sprechen hier von "
Brustenge
" (Angina pectoris). Aus ihr entwickelt sich möglicherweise jederzeit ein Herzinfarkt. Das gilt besonders dann, wenn Dauer und Intensität der Angina-pectoris-Anfälle zunehmen. Besondere Vorsicht ist auch geboten, wenn die Brustschmerzen und/oder Atemnot schon bei kleinster Belastung oder sogar in Ruhe oder im Schlaf auftreten. Das sind ernste Vorboten eines drohenden Herzinfarkts.
Rufen Sie in solchen Fällen sofort den Notarzt!
Weniger eindeutig, aber durchaus zu beobachten, sind Symptome wie das
Kribbeln
in der linken
Hand
. Die verminderte Blutversorgung, die sich oft in der linken Körperhälfte zuerst niederschlägt, löst unter Umständen das Kribbeln oder Gefühlsstörungen aus.
Dieses Symptom verursachen jedoch auch andere Erkrankungen, oder es tritt kurzzeitig durch eine fehlerhafte Körperhaltung auf, bei der die Blutversorgung im Arm teils unterbrochen ist und Nerven eingeklemmt sind. In letzterem Fall lässt das Kribbeln meist nach, sobald die normale Körperhaltung wieder eingenommen wird.
Ein Herzinfarkt entsteht meist durch ein Blutgerinnsel, das ein
Herzkranzgefäß verstopft
. Die Herzkranzgefäße sind jene Gefäße, die den Herzmuskel mit
Blut
und Sauerstoff versorgen. Meistens ist die betreffende
Arterie
zuvor bereits verengt, und zwar durch Ablagerungen (Plaques) an der Innenwand. Diese bestehen aus Fetten und Kalk. Eine solche Arterienverkalkung (Arteriosklerose) im Bereich der Herzkranzgefäße bezeichnen Mediziner als
koronare Herzkrankheit
(KHK).
Sind die Plaques instabil, besteht die Gefahr, dass sie Risse bekommen und aufbrechen (Plaqueruptur). Dann lagern sich sofort Blutplättchen (
Thrombozyten
) an, um die Risse zu verschließen. Dabei setzt der Körper Botenstoffe frei, die weitere Blutplättchen anlocken – es bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus). Wenn dieses Gerinnsel das betreffende Gefäß völlig verstopft, kommt es zum Herzinfarkt: Der Herzmuskelabschnitt, den dieses Herzkranzgefäß vornehmlich versorgt, bekommt nicht mehr genug Sauerstoff. Er stirbt dann innerhalb weniger Stunden ab.
Im schlimmsten Fall stirbt der Patient an der Herzattacke (
akuter
oder
plötzlicher Herztod
). Ähnlich schwerwiegend sind die Folgen bei einem Schlaganfall (Hirninfarkt). Der Unterschied zwischen Herzinfarkt und Schlaganfall besteht darin, dass bei einem Schlaganfall Gefäße im
Gehirn
verstopft sind.
Einen Herzinfarkt, der auf einen Gefäßverschluss wegen eines Thrombus zurückzuführen ist, klassifizieren Mediziner als
Typ-1-Myokardinfarkt (T1MI)
.
Beim
Typ-2-Myokardinfarkt (T2MI)
sind kein Thrombus und keine Plaqueruptur nachweisbar. Diese Form des Herzinfarkts basiert auf einer Minderversorgung mit Sauerstoff, die ebenso durch verengte Koronargefäße entsteht, beispielsweise aufgrund eines
Spasmus
(Verkrampfungen) oder einer
Embolie
(verschleppter Thrombus verschließt ein entfernteres Blutgefäß).
Die koronare Herzkrankheit gilt als Hauptursache für einen Myokardinfarkt. Nur ganz selten liegen andere Herzinfarkt-Ursachen vor, zum Beispiel Ereignisse bei einer Bypass-Operation. Es ist sogar möglich, trotz eines Herzschrittmachers einen Herzinfarkt zu erleiden.
Bestimmte Faktoren sind zwar keine direkten Ursachen, erhöhen aber das Infarkt-Risiko. Dazu gehören vor allem jene Risikofaktoren, welche die oben beschriebenen Ablagerungen an der Innenwand der Herzkranzgefäße (Arteriosklerose) begünstigen.
Manche dieser Risikofaktoren lassen sich nicht beeinflussen. Dazu zählen zum Beispiel höheres Alter und männliches Geschlecht. Gegen andere Risikofaktoren lässt sich aber sehr wohl etwas tun: etwa gegen Übergewicht und fettreiche Ernährung. Auch Stress zählt zu den Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren eines Herzinfarkts. Allgemein gilt: Je mehr der unten genannten Risikofaktoren ein Mensch aufweist, desto höher ist sein Herzinfarkt-Risiko.
Umstritten ist, ob ein erhöhter Wert des Eiweißbausteins (Aminosäure)
Homocystein
ebenfalls einen Herzinfarkt-Risikofaktor darstellt.
Manche Krankenkassen oder Versicherungen bieten sogenannte Herzinfarkt-Schnelltests an; das sind in der Regel verschiedene Fragen, über die sich grob das allgemeine Risiko für einen Herzinfarkt ermitteln lässt. Diese Schnelltests ersetzen jedoch nicht die Diagnose durch einen Arzt.
Der dringende Verdacht auf einen Herzinfarkt ergibt sich aus den Beschwerden des Patienten. Aber nicht immer sind die Zeichen eindeutig. Deshalb sind verschiedene Untersuchungen nötig. Sie helfen, die Diagnose Herzinfarkt abzusichern und andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome (Brustschmerzen et cetera) auslösen. Dazu zählen zum Beispiel eine
Herzbeutelentzündung
(Perikarditis), ein Einriss der großen Körperschlagader (
Aortendissektion
) oder eine
Lungenembolie
.
In der Regel erfolgt bei Beschwerden, die auf einen Herzinfarkt hinweisen, zunächst eine körperliche Untersuchung. Der Arzt überprüft dabei den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und bestimmt beispielsweise Vitalparameter wie den Puls, Blutdruck, Körpertemperatur oder
Sauerstoffsättigung
, um damit die Schwere der Beschwerden abzuschätzen. So lässt sich schnell entscheiden, ob Sofortmaßnahmen erforderlich sind.
Die Elektrokardiografie (EKG) ist das wichtigste ergänzende Untersuchungsverfahren beim Verdacht auf einen Herzinfarkt. Der Arzt legt dabei am Brustkorb des Patienten Elektroden an. Diese zeichnen die elektrische Erregung im Herzmuskel auf. Charakteristische Veränderungen dieser elektrischen Herzaktivität deuten auf die Größe und den Ort des Infarkts hin. Wichtig für die Therapieplanung ist die Unterscheidung zwischen einem Herzinfarkt mit und ohne ST-Streckenhebung:
Außerdem lassen sich mittels EKG auch Infarkte nachweisen, die keine Symptome verursachen (stummer oder stiller Herzinfarkt) – ein Herzinfarkt ist wegen des sich bildenden Narbengewebes im Herzmuskel im Grunde ein Leben lang nachweisbar, also auch lange Zeit, nachdem er sich ereignet hat.
Ebenfalls im EKG erkennbar sind Herzrhythmusstörungen. Diese sind die mit Abstand häufigste Komplikation eines frischen Herzinfarkts.
Zudem hilft das EKG, einen akuten Myokardinfarkt von einem länger zurückliegenden alten Herzinfarkt zu unterscheiden.
Manche Infarkte zeigen sich nicht unmittelbar nach ihrem Eintreten im EKG, sondern sind erst einige Stunden später sichtbar. Deshalb führen Ärzte bei Verdacht auf einen Myokardinfarkt mehrere EKG-Untersuchungen mit einigen Stunden Abstand durch.
Zeigt das EKG keine typischen Veränderungen, obwohl die Beschwerden auf einen Herzinfarkt hindeuten, hilft unter Umständen ein Herz-Ultraschall durch den Brustkorb weiter. Der Fachbegriff für diese Untersuchung lautet "transthorakale
Echokardiografie
". Der Arzt weist hiermit Störungen der Wandbewegung des Herzmuskels nach. Denn wenn die Durchblutung durch den Infarkt unterbrochen ist, bewegt sich der betreffende Herzabschnitt nicht mehr normal.
Die bei einem Herzinfarkt absterbenden Herzmuskelzellen setzen bestimmte
Enzyme
frei. Bei einem Infarkt ist also deren Konzentration im Blut erhöht. Zu diesen auch als Biomarker bezeichneten Eiweißen gehören
Troponin
T
,
Troponin I
,
Myoglobin
sowie die
Creatinkinase
(CK-MB)
.
Allerdings steigt bei den klassischen hierfür verwendeten Tests die Konzentration der Enzyme im Blut frühestens etwa drei Stunden nach dem Herzinfarkt messbar an. Neuere, stark verfeinerte Verfahren, die sogenannten High-Sensitivity-Troponin-Assays, beschleunigen und verbessern jedoch die Diagnostik.
Durch eine Herzkatheteruntersuchung lässt sich erkennen, welches Herzkranzgefäß verschlossen ist und ob weitere Gefäße verengt sind. Auch die Funktion von Herzmuskel und
Herzklappen
lässt sich mithilfe dieser Untersuchung beurteilen.
Im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung führt der Arzt einen schmalen, flexiblen Kunststoffschlauch in die Beinarterie (Arteria femoralis) ein und schiebt ihn gegen den Blutstrom bis zum Herzen vor. Meist erfolgt im Rahmen der Untersuchung eine
Koronarangiografie
, das heißt: Über den Katheter spritzt der Arzt ein Kontrastmittel in den
Blutkreislauf
, wodurch sich die Herzkranzgefäße im Röntgenbild darstellen lassen.
Während der Herzkatheteruntersuchung lässt sich das verschlossene Herzkranzgefäß auch gleich wiedereröffnen: Über den Katheter führt der Arzt einen kleinen Ballon ein. Er wird am Ort des Gefäßverschlusses mit Flüssigkeit gefüllt, wodurch er die Engstelle aufdehnt (
Ballondilatation
oder
PTCA
). Danach setzt der Arzt meist ein kleines Metallgerüst als Gefäßstütze (
Stent
) in das Gefäß ein, um es offen zu halten.
Die
Computertomografie
(CT)
und
Magnetresonanztomografie (MRT)
bieten die Möglichkeit, ohne einen operativen Eingriff auf andere mögliche Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen hin zu untersuchen (zum Beispiel Myokarditis) und diese auszuschließen. Auf diese Weise lässt sich die Diagnose Herzinfarkt zusätzlich absichern.
Ein drohender oder sogar vorliegender Herzinfarkt bedarf einer
sofortigen Behandlung
, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes und einen möglichen Herztod zu verhindern und damit die Überlebenschancen zu erhöhen. Meist erfolgt diese in Form der Ersten Hilfe.
Auf diese Weise leisten Sie bei einem Herzinfarkt
Erste Hilfe
:
Wenn der Patient bewusstlos, keine
Atmung
erkennbar beziehungsweise kein Puls tastbar ist, liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor. Dann ist rasches Handeln gefragt, indem Sie
den Patienten wiederbeleben
(reanimieren): Machen Sie die
Herz-Druck-Massage
oder – falls Sie darin geübt sind – abwechselnd Herz-Druck-Massage und
Mund-zu-Mund-Beatmung
(im Wechsel 30-mal drücken und zweimal beatmen). Setzen Sie die Wiederbelebungsmaßnahmen so lange fort, bis der Rettungsdienst eintrifft oder der Patient wieder selbstständig atmet.
Was tun, wenn man bei einem Herzinfarkt alleine ist? Sind Sie alleine und haben den Verdacht eines Herzinfarkts, zögern Sie nicht! Rufen Sie sofort den
Notarzt!
Der Notarzt oder Rettungssanitäter kontrolliert sofort die wichtigsten Parameter des Patienten wie Bewusstseinslage, Puls und Atmung. Außerdem schließt er den Patienten an ein
EKG
an, um Herzfrequenz, Herzrhythmus, Sauerstoffsättigung und Blutdruck zu überwachen. Der Notarzt oder Rettungssanitäter stellt damit fest, ob es sich um einen Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (ST-Hebungsinfarkt, STEMI) oder einen Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung (Nicht-ST-Hebungsinfarkt, NSTEMI) handelt. Diese Unterscheidung ist wichtig für die Wahl der Soforttherapie.
Über eine Nasensonde bekommt der Patient
Sauerstoff
zugeführt, wenn die Sauerstoffsättigung zu niedrig ist sowie bei Atemnot oder akuter Herzschwäche.
Der Notarzt oder Rettungssanitäter legt auch einen Zugang über eine Vene, um dem Patienten schnell benötigte
Medikamente
zu verabreichen. Das sind zum Beispiel
Diazepam
gegen die starke Angst und
Morphin
gegen die Schmerzen. Wichtig sind auch Wirkstoffe wie
Acetylsalicylsäure
, die verhindern, dass ein mögliches Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß noch größer wird oder sich (weitere) Gerinnsel bilden.
Außerdem verabreicht der Notarzt dem Patienten Nitrate, meist in Form eines Mundsprays. Diese erweitern die Blutgefäße, senken den Sauerstoffbedarf des Herzens und verringern die Schmerzen. Die Herzinfarkt-Prognose verbessern Nitrate allerdings nicht.
Droht während des Transports ins Krankenhaus ein Herzstillstand, starten Notarzt beziehungsweise Rettungssanitäter sofort die
Wiederbelebung mit einem
Defibrillator
.
Die weitere Behandlung bei Herzinfarkt hängt wesentlich davon ab, ob es sich um einen Herzinfarkt mit ST-Streckenhebung (STEMI) oder einen Herzinfarkt ohne ST-Streckenhebung (NSTEMI) handelt:
STEMI:
Die Therapie der ersten Wahl ist bei diesen Patienten eine
Akut-PTCA
(perkutane transluminale koronare
Angioplastie
). Das bedeutet, das verengte Herzgefäß mithilfe eines Ballons aufzuweiten (Ballondilatation) und durch Einbringen einer Gefäßstütze (Stent) offen zu halten. Gegebenenfalls führt der Arzt bei STEMI auch eine
Lysetherapie
(Thrombolysetherapie) durch (Gabe von Medikamenten, die das Blutgerinnsel im Herzgefäß auflösen). Unter Umständen ist im weiteren Verlauf eine Bypass-Operation notwendig.
NSTEMI:
Der Nutzen einer sofortigen Ballondilatation (Akut-PTCA) ist hier nicht belegt. Auch eine Lysetherapie ist nicht angezeigt. Stattdessen erhalten die Betroffenen sofort nach der Diagnosestellung
Medikamente.
Zudem ist eine
Herzkatheteruntersuchung
sinnvoll, um das Ausmaß von Schäden am Herzmuskel festzustellen. Vom Ergebnis der Untersuchung hängen weitere Therapiemaßnahmen ab (zum Beispiel weitere medikamentöse Behandlung, Ballondilatation und Stent-Einbau, Bypass-OP).
Je nach Schwere des Herzinfarkts, Operationsumfang und allgemeinem Gesundheitszustand des Patienten ist es unter Umständen notwendig, den Herzinfarkt-Betroffenen in ein künstliches Koma zu versetzen. So soll der Genesungsprozess verbessert werden, da das Herz im komatösen Zustand weniger Belastung ausgesetzt ist.
Bei einem Herzinfarkt verschreibt der Arzt dem Patienten meist Medikamente, die er teilweise dauerhaft einnehmen muss. Welche Wirkstoffe dem Patienten helfen und die Einnahmedauer hängen vom individuellen Risikoprofil ab. Gängige Medikamente bei Herzinfarkt-Patienten sind:
Entscheidend für die Prognose nach einem akuten Herzinfarkt und die Lebenserwartung sind besonders zwei mögliche
Komplikationen
– Herzrhythmusstörungen (vor allem Kammerflimmern) und ein Pumpversagen des Herzmuskels (kardiogener
Schock
). An solchen Komplikationen versterben Patienten häufig. Besonders hoch ist das Risiko und entsprechend gemindert die Lebenserwartung bei einem "stummen" Herzinfarkt, da solche Patienten oft zu spät medizinische Hilfe erhalten.
Die
Langzeitprognose
und
Überlebenschancen
nach einem schweren Herzinfarkt hängen unter anderem von folgenden Aspekten ab:
Statistisch gesehen sterben fünf bis zehn Prozent der Herzinfarkt-Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus innerhalb der nächsten zwei Jahre am plötzlichen Herztod. Besonders gefährdet dafür sind Patienten über 75 Jahre.
Sehr wichtig für eine gute Prognose nach Herzinfarkt ist die Nachbehandlung. Schon in den ersten Tagen nach dem Myokardinfarkt beginnen die Patienten mit
Krankengymnastik und
Atemübungen
. Körperliche Aktivität bringt den Kreislauf wieder in Schwung, beugt weiteren Gefäßverschlüssen vor und sorgt dafür, dass sich das Herz nach einem Herzinfarkt wieder erholt.
Einige Wochen nach einem Herzinfarkt empfiehlt es sich, mit einem
Herz-Kreislauf-Training
zu beginnen. Dies ist aber weit entfernt von Leistungssport! Empfehlenswerte Sportarten sind zum Beispiel Wandern, leichtes Jogging, Radfahren und Schwimmen. Besprechen Sie Ihr individuelles Trainingsprogramm mit Ihrem Arzt. Sie haben die Möglichkeit, sich einer
Herzsportgruppe
anzuschließen: Das gemeinsame Training mit anderen Herzpatienten bringt nicht nur viel Freude, sondern motiviert zusätzlich.
Meist verbringen Herzinfarkt-Patienten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus einige Zeit in einer
Reha-Einrichtung
. Dort lernen sie, ihr Leben so umzustellen, dass das Risiko für einen weiteren Herzinfarkt sinkt. Dazu gehört auch, die Patienten darin zu bestärken, sich an die vom Arzt verordnete Therapie zu halten, also Medikamente gewissenhaft einzunehmen.
Da die meisten Menschen mit einem Herzinfarkt längere Zeit krankgeschrieben sind, erfolgt die Wiedereingliederung in den Beruf nach abgeschlossener Reha oftmals schrittweise und langsam.
Je nach Schwere des Herzinfarkts kommt es mitunter vor, dass der Patient sich auch nach einer Operation nicht ausreichend selbstständig versorgen kann. Dann sind nach dem Herzinfarkt pflegerische Maßnahmen notwendig. Außerdem sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt nach einem Herzinfarkt wichtig. So lassen sich eventuelle Probleme früh erkennen und rechtzeitig gegensteuern.
Für viele Betroffene hat ein Herzinfarkt Folgen, die das Leben deutlich verändern. Dazu gehören zum einen kurzfristige Folgen wie
Herzrhythmusstörungen
. Sie treten etwa in Form von
Vorhofflimmern
oder als lebensbedrohliches
Kammerflimmern
auf.
Ist die Blutzirkulation durch einen Herzinfarkt gestört, ist die Gefahr der
Thrombenbildung
(
Thrombose
) und das damit ebenfalls einhergehende Risiko für ein
Aneurysma
(Verdickung und Schädigung der Gefäßwand) groß. Verstopft beispielsweise ein Thrombus, der sich löst und über das Gefäßsystem in das Gehirn gelangt, wichtige Hirnarterien, löst das im schlimmsten Fall einen
Schlaganfall
aus – ebenso wie ein Aneurysma im Gehirn, das aufbricht und Blutungen im Gehirn verursacht.
Hirnschäden
sind dann oftmals die Folge, die mitunter zu einer Schwerbehinderung führen. Dem Herzinfarkt sowie Schlaganfall liegen demzufolge die gleichen Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren zugrunde, sie sind beide lebensbedrohliche Erkrankungen, aber in der Symptomatik sehr verschieden.
Auch langfristige Folgen sind nach einem Herzinfarkt möglich. Manche Patienten durchlaufen Wesensveränderungen (Charakterveränderungen) und bekommen zum Beispiel eine
Depression
. Mitunter entwickelt sich eine
chronische Herzschwäche
(
Herzinsuffizienz
): Narbengewebe ersetzt dabei das durch den Infarkt abgestorbene Herzmuskelgewebe und beeinträchtigt die Herzfunktion.
Eine Reha-Behandlung und eine gesunde Lebensweise helfen, solchen Komplikationen und Folgen eines Herzinfarkts vorzubeugen. Mehr darüber lesen Sie im Beitrag
Herzinfarkt – Folgen
.
Einem Herzinfarkt lässt sich vorbeugen, indem Sie die Risikofaktoren für Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) so weit wie möglich reduzieren. Das bedeutet:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Herzinfarkt
Kurzübersicht
Was ist ein Herzinfarkt?
Symptome bei einem Herzinfarkt
Herzinfarkt
Drei Fragen an
Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie
Facharzt für Innere Medizin und Endokrinologie
Daran erkennen Sie einen Herzinfarkt
Wie äußert sich ein Herzinfarkt bei Frauen?
Vorboten eines Herzinfarkts beim Mann
Herzinfarkt: Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren für Herzinfarkt
Herzinfarkt: Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Körperliche Untersuchung
EKG
Herz-Ultraschall (Echokardiografie)
Blutuntersuchung
Herzkatheter
Weitere Untersuchungsmethoden
Herzinfarkt: Behandlung
Erste Hilfe bei Herzinfarkt
Was macht der Notarzt?
Operation
Medikamente
Lebenserwartung nach Herzinfarkt
Nachbehandlung
Komplikationen und Folgen
Herzinfarkt: Vorbeugen
Weiterführende Informationen
Selbsthilfegruppen:
Autoren- & Quelleninformationen