Illness name: creutzfeldt jakob krankheit
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Die
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
(CJK) ist eine tödlich verlaufende Krankheit des Nervensystems. Patienten leiden an schnell fortschreitender Demenz, Bewegungsstörungen oder Muskelzuckungen. Bisher gibt es keine Therapie. Lesen Sie hier mehr zu Symptomen, Diagnostik und Therapie der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit wurde erstmals 1920 von den Neurologen Creutzfeld und Jakob beschrieben. Sie zählt zu den sogenannten übertragbaren, schwammartigen Gehirnerkrankungen (transmissible spongiforme Enzephalopathien, TSE). Bei diesen Krankheiten lockert sich das Hirngewebe schwammartig auf, und das Gehirn verliert nach und nach seine Funktion.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit tritt in verschiedenen Formen auf. Dazu zählen:
Transmissible spongiforme Enzephalopathien sind nicht nur beim Menschen, sondern auch im Tierreich bekannt. Ihnen gemeinsam ist, dass sie leicht Artengrenzen überspringen, also zum Beispiel von einem Schaf auf ein Rind oder von einem Rind auf den Menschen übertragen werden. Seit etwa 200 Jahren ist die TSE "Scrapie" bei Schafen bekannt.
In den 1990er Jahren gab es vor allem in Großbritannien viele Rinder mit einer bovinen spongiformen Enzephalopathie (
BSE
). Infolge dieser Epidemie tritt die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen seit 1996 auf. Bisher wurden weltweit mehr als 200 Fälle der vCJK gemeldet, davon kamen 178 Patienten aus Großbritannien (Stand 2021).
In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 80 bis 120 Menschen an der sporadischen Form. Diese Zahl ist seit Jahren konstant und gut zu ermitteln, da der Arzt sowohl die Erkrankung der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit als auch den Tod daran dem Gesundheitsamt melden muss. Hiervon ausgenommen sind die familiär-bedingten Fälle der CJK. Es wurde bis einschließlich 2021 von keinem Fall der übertragenen Form, der vCJK, in Deutschland berichtet.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit äußert sich in einer sogenannten Enzephalopathie – einem Sammelbegriff für Erkrankungen des Gehirns. Sie zeigt sich hauptsächlich durch folgende Symptome:
Bei der sporadischen Form ist das wichtigste Symptom die Demenz. Im Endstadium ist der Patient bewegungs- und teilnahmslos.
Bei der übertragenen neuen Variante vCJK überwiegen zunächst die psychischen Auffälligkeiten. Die Demenz und gestörte, unkontrollierte Bewegungen treten erst später im Verlauf der Krankheit auf.
Eine Ansteckung mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erfolgt auf verschiedenen Wegen. Eine iatrogene Übertragung bedeutet, dass die Ansteckung "durch einen Arzt verursacht" wurde. So ist zum Beispiel bei Operationen durch verunreinigtes neurochirurgisches OP-Besteck oder durch Bluttransfusionen eine Übertragung möglich. Weitere Beispiele sind eine Hornhauttransplantation am
Auge
oder eine
Transplantation
von harter Hirnhaut (Dura mater) unter der Voraussetzung, dass der Spender an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit litt.
Früher wurden Wachstumshormone aus der Hirnanhangdrüse von Leichen für eine Therapie verwendet. Auch dabei wurden die Operierten mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit infiziert, wenn die Spender erkrankt waren.
Eine andere Übertragungsform ist die orale Aufnahme der Erreger. Noch vor einigen Jahren gab es bei Stämmen in Neuguinea den Brauch, das Gehirn von Toten rituell zu verspeisen. Dadurch verbreitete sich die Krankheit (Kuru-Krankheit) dort stark. Auch die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine übertragene Form. Ursache ist höchstwahrscheinlich mit BSE-Erregern verseuchtes Rindfleisch, das von Patienten verspeist wurde.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit wird durch sogenannte Prionen verursacht. Prionen sind infektiöse Eiweißpartikel (Proteine), die den meisten Desinfektionsverfahren widerstehen. Auch extreme Hitze oder radioaktive Strahlung haben keinen Einfluss auf sie. Grundsätzlich sind Prionen "bloße Eiweiße" und viel einfacher in ihrer Struktur als
Bakterien
,
Viren
, Pilze oder Parasiten, die die meisten Infektionskrankheiten auslösen. Prionen sind als Krankheitserreger erst seit einigen Jahren bekannt und noch nicht abschließend erforscht.
Wissenschaftler vermuten, dass Prionen entstehen, indem ein normales Protein fehlgefaltet wird und eine neue Struktur annimmt. Dieses Protein veranlasst wiederum andere Proteine, ebenfalls fehlerhafte Strukturen zu bilden. Auf diese Weise sammeln sich viele fehlgefaltete Eiweiße im Körper an und lagern sich vor allem in Nervenzellen ab. Die Nervenzellen werden geschädigt und gehen zugrunde, sodass eine schwammartige Auflockerung des Gehirns entsteht.
Für die Ausprägung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sind auf unterschiedliche Art und Weise veränderte Prionen verantwortlich. Bei der sporadischen CJK ist bislang nichts über den genauen Entstehungsmechanismus der Prionen bekannt.
Die familiäre Creutzfeldt-Jakob-Krankheit entsteht aufgrund einer fehlerhaften Erbinformation. Eine Mutation im Erbgut bewirkt, dass sich Eiweiße fehlerhaft zusammensetzen und so Prionen entstehen. Bislang sind über 30 verschiedene Mutationen bekannt und allen liegt eine autosomal-dominante Vererbung zugrunde. Das bedeutet, dass sich diese Erbinformation gegenüber einer anderen durchsetzt und nur ein Elternteil das fehlerhafte Gen in sich tragen muss, damit auch das Kind erkrankt.
Eine direkte Übertragung der verschiedenen CJK-Formen von Mensch zu Mensch über soziale oder sexuelle Kontakte ist bisher nicht beschrieben worden. Somit besteht nach jetzigem Kenntnisstand keine Infektionsgefahr im täglichen Umgang mit erkrankten Personen sowie bei der Pflege.
Alles Wichtige zur bovinen spongiformen Enzephalopathie lesen Sie im Beitrag
BSE
.
Um sich vor der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu schützen, sollten Sie auf Rindfleischprodukte aus Nervengewebe, wie Rinderhirn, verzichten. Darüber hinaus wurde die Verfütterung von Tiermehlen an Nutztierarten verboten, um soweit wie möglich auszuschließen, dass Risikomaterial in die menschliche Nahrungskette gelangt. Milch und Milchprodukte sind risikofrei.
Seit dem Auftreten der BSE-Epidemie in den 1990er Jahren gab es in Deutschland einen BSE-Test für geschlachtete Rinder. Seit 2015 ist dieser Test für gesunde Rinder abgeschafft worden. Eine Impfung gegen die Erkrankung gibt es bislang nicht.
Um die Übertragung bei medizinischen Eingriffen zu minimieren, hat das Robert Koch-Institut bereits in den Jahren 1996 und 1998 Empfehlungen zur Desinfektion und Sterilisation von chirurgischen Instrumenten bei CJK-Verdachtsfällen sowie zur Krankenversorgung erarbeitet. Zudem gibt es umfangreiche Vorsorgemaßnahmen, um die Übertragung von vCJK durch Blut und Blutprodukte zu verhindern. Unter anderem sind Personen von der
Blutspende
ausgeschlossen, die sich zwischen 1980 und 1996 insgesamt mehr als sechs Monate in Großbritannien aufgehalten haben oder dort seit 1980 eine Bluttransfusion oder Operation erhalten haben.
Die Diagnose der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit stellt der Arzt vor allem aufgrund von klinischen Symptomen. Vor der körperlichen Untersuchung stellt Ihnen der Arzt unter anderem folgende Fragen, um die Krankheitsgeschichte (
Anamnese
) zu erfassen:
Anschließend untersucht Ihr Arzt Sie körperlich und testet dabei die Funktionsweise des Nervensystems. Dazu zählen Koordinationsübungen oder Kraftmessungen sowie die Überprüfung von Reflexen und Berührungsempfinden.
Häufig wird mit einer
Lumbalpunktion
Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis) gewonnen. Dieses umfließt Gehirn und Rückenmark und enthält mitunter Hinweise auf mögliche Krankheitsursachen. Der Arzt sticht unter örtlicher Betäubung am unteren Rücken des sitzenden Patienten eine Kanüle ein und schiebt sie bis zum sogenannten Spinalkanal vor, in dem sich das Rückenmark umgeben von Liquor befindet. Leidet der Patient an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, findet man in vielen Fällen erhöhte Konzentrationen an bestimmten Eiweißen wie zum Beispiel die Proteine „14-3-3“ oder „tau“. Bei der übertragenen Variante vCJK ist dies selten der Fall.
Eine neu entwickelte Methode, die "Real-Time Quaking-Induced Conversion" (RT-QuIC), weist bereits kleinste Mengen der fehlgefalteten Proteine im Liquor nach und ist so zu einem wichtigen Bestandteil der Diagnostik geworden.
Darüber hinaus leitet der Arzt die Hirnströme mit einer Elektroenzephalografie (EEG) ab. Dazu bringt er Elektroden am Kopf des Patienten an. Ein Gerät zeichnet die elektrischen Aktivitäten im Gehirn auf. Bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zeigen sich etwa ab zwölf Wochen nach Beginn der Erkrankung spezifische Veränderungen im EEG, die im weiteren Verlauf mitunter wieder fehlen. Bei der vCJK treten diese Veränderungen nur selten auf.
Mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) lässt sich die schwammartige Auflockerung und Schrumpfung des Gehirns darstellen. Außerdem sind Veränderungen, die auf mögliche Ablagerungen von Proteinen hindeuten, in bestimmten Gebieten des Gehirns (häufig in den Stammganglien) zu erkennen.
Derzeit werden Bluttests entwickelt, mit denen sich die sporadische und genetische Form der CJK nachweisen lässt. Diese neuen Tests messen hirnspezifische Neurofilamente (Bestandteile von Nervenzellen) im Blut, die bereits kurz vor dem Ausbruch der Erkrankung nachweisbar sind.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit lässt sich erst nach dem Tod des Patienten sicher bestätigen. Der Pathologe entnimmt dazu Gewebsproben aus dem Gehirn und untersucht sie unter dem Mikroskop, nachdem mit Farbstoffen die Proteinablagerungen in den Nervenzellen gefärbt wurden. Bei etwa einem Drittel der Patienten sind auch in der
Milz
und in Muskeln Prionen vorhanden.
Eine Therapie, die an den Ursachen der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit ansetzt, gibt es bisher nicht. Deshalb behandelt der Arzt gezielt im Rahmen einer sogenannten symptomatischen Therapie die einzelnen Symptome. Derzeit wird an entsprechenden Medikamenten geforscht, um die Krankheit zu heilen.
Gegen Muskelzuckungen helfen sogenannte Antikonvulsiva. Diese Medikamente werden auch bei der Therapie von Krampfanfällen angewendet. Bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kommen vor allem die Wirkstoffe Clonazepam und Valproinsäure zum Einsatz.
Antidepressiva werden darüber hinaus bei Depressionen, sogenannte Neuroleptika bei Halluzinationen und Unruhe eingesetzt.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist nicht heilbar und endet nach kurzer Zeit immer tödlich. Wie lange es nach der Ansteckung dauert, bis die Krankheit ausbricht (Inkubationszeit), ist noch nicht abschließend geklärt. Mediziner gehen davon aus, dass es Jahre bis Jahrzehnte dauert.
Je nachdem, an welcher Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit der Patient leidet, unterscheidet sich im Einzelfall der Verlauf. Die sporadische Form tritt meist zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr auf und schreitet rasch fort. Sie führt in der Regel innerhalb von sechs Monaten zum Tod. Die familiär bedingte Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verläuft etwas langsamer und beginnt bereits um das 50. Lebensjahr herum.
An der vCJK erkranken Patienten deutlich früher, noch vor dem 30. Lebensjahr. Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit dauert länger und endet etwa nach zwölf bis 14 Monaten tödlich.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Kurzübersicht
Was ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit?
Was sind die Symptome?
Wie steckt man sich an?
Prionen als Auslöser
Wie entstehen die Prionen?
Steckt man sich beim Umgang mit Erkrankten an?
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: BSE
Ist ein vorbeugender Schutz möglich?
Hygienevorschriften
Welche Untersuchungen und Diagnosen gibt es?
Körperliche Untersuchungen
Untersuchung des Nervenwassers
Elektroenzephalografie (EEG)
Magnetresonanztomografie (MRT)
Blutuntersuchung
Obduktion
Wie ist die Behandlung?
Wie sind der Krankheitsverlauf und die Prognose?
Autoren- & Quelleninformationen