Illness name: kalkschulter
Description:
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Als Kalkschulter wird eine Sehnenverkalkung (Tendinosis calcarea/Tendinitis calcarea) im Schultergelenk bezeichnet, die häufig sehr schmerzhaft ist. Sie tritt vor allem zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Die Kalkschulter verläuft sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen lindern Schmerztherapie und Krankengymnastik die Beschwerden, selten ist eine Operation notwendig. Lesen Sie hier mehr zu Ursachen, Symptomen und Behandlung!
Als Kalkschulter wird eine Erkrankung der Schulter bezeichnet, bei der eine Sehnenverkalkung (Tendinosis calcarea/Tendinitis calcarea) im Schultergelenk vorliegt. Sie verursacht häufig Schmerzen. Die Kalkschulter tritt auf beiden Seiten auf und schränkt die Bewegung des Schultergelenks unter Umständen stark ein.
Grundsätzlich verbinden Sehnen den dazugehörigen Muskel mit einem bestimmten Knochen und sorgen so für eine spezifische Bewegung. Die Kalkschulter betrifft unterschiedliche Sehnen:
Die Kalkschulter tritt vorwiegend bei Menschen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf. Es ist keine Verschleißerkrankung wie die
Arthrose
– was lange Zeit angenommen wurde – weshalb ältere Personen von der Kalkschulter seltener betroffen sind. Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Kalkschulter haben Menschen mit
Diabetes mellitus
, insbesondere bei Typ-1-Diabetes, bei dem das Hormon
Insulin
fehlt.
Zwar wurden bisher keine konkreten Zusammenhänge zwischen der Ernährung bei Kalkschulter und möglichen Ursachen gefunden, doch bei Frauen scheinen erhöhte
Blutfettwerte
das Risiko zu erhöhen, an einer Kalkschulter zu erkranken. Von erhöhten Blutfettwerten (Hyperlipidämie) spricht man, wenn die normalen Werte von Cholesterin, Triglyceriden und Lipoproteinen überschritten sind.
Eine Kalkschulter tritt häufig gemeinsam mit einem sogenannten Rotatorenmanschetten-Defekt auf. Die Rotatorenmanschette ist die Muskel-Sehnenkappe um das Schultergelenk, die die besondere Bewegungsfähigkeit der gesunden Schulter von 360 Grad mitermöglicht.
Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung entwickeln in ihrem Leben eine Kalkschulter, wobei nicht zwangsläufig Beschwerden auftreten müssen.
Wenn eine Kalkschulter Beschwerden verursacht, ist ein Arztbesuch ratsam. Je nach Ausprägung und Lokalisation der Sehnenverkalkung leitet der Arzt eine entsprechende Behandlung ein, um die Schmerzen und Beschwerden zu lindern. Man unterscheidet bei der Therapie der Kalkschulter zwischen der konservativen (ohne OP) und der operativen Behandlung.
Begonnen wird die Therapie der Kalkschulter üblicherweise konservativ, das bedeutet ohne Operation, dafür mittels Schmerzmedikamenten. Betroffene erhalten sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika wie
Ibuprofen
oder
Diclofenac
, um die Schmerzen zu lindern. Je nach Schweregrad verordnet der Arzt bei massiven Schmerzen unter Umständen und für einen gewissen Zeitraum zusätzlich die sehr stark wirkenden Opioide.
In manchen Fällen helfen Kortison-Spritzen, die Schmerzen und Entzündungen im Gelenk zu lindern. Bei sehr starken Schmerzen setzt der Arzt zur kurzfristigen Überbrückung Spritzen zur lokalen Betäubung ein.
Weiterhin lindert Ruhe bzw. die
Ruhigstellung
des Schultergelenks die Beschwerden in der akuten Schmerzphase. Dazu wird die betroffene Schulter durch eine Armschlinge für kurze Zeit entlastet. Um sicherzustellen, dass Betroffene der schmerzenden Kalkschulter Ruhe gönnen, stellt der Arzt in der Regel eine Krankschreibung aus oder attestiert eine Arbeitsunfähigkeit.
Nach der akuten Schmerzphase der Kalkschulter verschreibt der Arzt in den meisten Fällen Physiotherapie (Krankengymnastik), um die Beweglichkeit der Schulter zu fördern und die Muskulatur zu stärken.
Die Kalkschulter verursacht mitunter sehr starke Schmerzen. In dieser Phase sind keine Bewegungsübungen empfohlen, da sie möglicherweise noch mehr Schmerzen auslösen.
Zeigt die Schmerztherapie bei der Kalkschulter wenig Linderung der Beschwerden, zieht der Arzt eine sogenannte extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) in Erwägung. Mittlerweile ist die Wirkung dieser Therapie gut untersucht und belegt. Die ESWT setzt hochenergetische Druckwellen zur Auflösung der Kalkansammlungen ein.
Während der Behandlung wird der Kopf des Gerätes an die Schulter gehalten und das Vorgehen im Gelenk radiologisch oder per Ultraschall kontrolliert. Je nach Ausprägung der Schmerzen verabreicht der Arzt Schmerzmittel.
Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) ist bisher keine Kassenleistung. Sie zählt zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL), deren Kosten Sie selbst tragen müssen.
Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen bringt die konservative Therapie der Kalkschulter keinen Erfolg. In der Regel schlägt der Arzt dann eine Operation vor. Dazu müssen bestimmte Gegebenheiten vorliegen, diese sind:
Eine operative Behandlung der Kalkschulter bedeutet meist, Kalkablagerungen mittels
Arthroskopie
zu entfernen. Eine Arthroskopie ist eine Gelenkspiegelung und mittlerweile ein fest etabliertes chirurgisches Verfahren, mit dem sich über einen kleinen Einschnitt Gelenke wie Schulter, Knie oder
Sprunggelenk
behandeln lassen. Bei der Kalkschulter verläuft die arthroskopische Ausräumung in 80 Prozent der Fälle erfolgreich. Die meisten Patienten verspüren nach dem Eingriff eine sofortige Verbesserung, leichte Beschwerden können noch bis zu einem Jahr nach der Operation anhalten.
Weil es sich bei der arthroskopischen Ausräumung der Kalkschulter um einen relativ kleinen, gewebeschonenden Eingriff handelt, der wenig operativ bedingte Schmerzen verursacht, erfolgt die Operation meist ambulant. Das bedeutet, Sie dürfen in Begleitung nach einer gewissen Zeit im Aufwachraum am selben Tag schon wieder nach Hause gehen.
Es gibt Übungen, die Schulterschmerzen bei einer Kalkschulter vorbeugen oder lindern. Im Idealfall zeigt Ihnen ein Physiotherapeut individuelle Bewegungsübungen, beispielsweise mit einem Fitness-Band. Grundsätzlich sollten Sie schmerzauslösende Bewegungen – häufig Über-Kopf-Bewegungen – sowie gelenkbelastende Tätigkeiten der Schulter vorerst meiden.
Sind die Schmerzen aktuell sehr stark, haben Sie sich verletzt oder sind Sie frisch operiert, ziehen Sie am besten Ihren Arzt zu Rate, bevor Sie mit Übungen beginnen.
Um Ihre Schulter schonend durchzubewegen, führen Sie folgende Übungen mehrmals täglich durch:
Stellen Sie sich vor einen Stuhl oder Tisch, und stützen Sie Ihren gesunden Arm darauf ab. Den schmerzenden Arm lassen Sie entspannt hängen. Schwingen Sie Ihren Arm dann in einem Bogen langsam vor und zurück. Diese Übung sollte schmerzfrei durchführbar sein, machen Sie den Bogen kleiner, falls das nicht so ist. Ein kleines Gewicht in der
Hand
(beispielsweise eine Dose) hilft, den Schmerz zu reduzieren. Machen Sie zehn Wiederholungen.
Dehnen Sie Ihre schmerzende Schulter regelmäßig, indem Sie sich aufrecht hinstellen, die Schultern zeigen nach hinten unten. Positionieren Sie den Arm der schmerzenden Schulter hinter Ihrem Rücken, greifen Sie mit der anderen Hand das
Handgelenk
der betroffenen Seite und ziehen Sie sanft. Halten Sie die Dehnung für ein paar Sekunden, und lassen Sie den Arm dann wieder in die Ausgangsposition zurückkehren. Machen Sie zehn Wiederholungen.
Schonende Übungen helfen, das Schultergelenk beweglich zu halten und zu dehnen sowie die Muskulatur zu stärken. Eine starke Schultermuskulatur sorgt für eine aufrechte Haltung und eine beschwerdefreie Beweglichkeit. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Sie im Berufsalltag monotone Bewegungsabläufe ausüben, wie beispielsweise einer sitzenden Tätigkeit nachgehen, gelenkbelastende Über-Kopf-Arbeiten oder Sportarten wie Schwimmen ausführen. Die Übungen helfen, einer Kalkschulter sowie weiteren Schulterbeschwerden vorzubeugen.
Die Symptome der Kalkschulter sind, je nach Ausprägung der Verkalkung und wo genau sich diese befindet, unterschiedlich. Zudem hängen die Beschwerden bei der Kalkschulter davon ab, in welcher Phase sich die Sehnenverkalkung befindet. Je nach Phase treten Schmerzen auf oder nicht.
Zu Anfang bleibt die Sehnenverkalkung meist unbemerkt. In einer bestimmten Phase der Erkrankung kann es zu plötzlichen, starken Schmerzen kommen, die bei Bewegung zunehmen. Je nachdem, wo die Verkalkung sitzt, schmerzt das Anheben des Armes, das Nach-Innen- oder das Nach-Außen-Drehen.
Typisch ist ein akuter, starker Schmerz im Schultergelenk, der häufig in den Morgenstunden auftritt. Zudem ist die Bewegung stark einschränkt und Betroffene fühlen sich steif. Aufgrund der Schmerzen nehmen sie oft eine Schonhaltung ein.
Kommt es im Rahmen der Erkrankung zu einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis) oder zu einem Impingement-Syndrom, zeigen sich vor allem typische Krankheitszeichen dieser Erkrankungen. Die Schmerzen strahlen dann in den Oberarm aus. Auch ein nächtlicher Ruheschmerz ist möglich, insbesondere, wenn der Patient auf der betroffenen Seite liegt. Bei der Bursitis weisen zudem eine Rötung und Überwärmung des Gelenks auf eine Schleimbeutelentzündung hin.
Weshalb genau Menschen an einer Kalkschulter erkranken, ist bislang nicht vollkommen geklärt. Es gibt verschiedene Theorien zu den Ursachen der Kalkschulter, die von einer Minderdurchblutung der Sehnen oder einem Zusammenhang mit dem Impingement-Syndrom ausgehen. Des Weiteren vermuten Ärzte, dass möglicherweise vorliegende Gewebestörungen, Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes mellitus) oder eine bestimmte genetische Veranlagung für die Bildung von Kalkablagerungen im Schultergelenk eine Rolle spielen.
Der Grund für die plötzlich und massiv auftretenden Schmerzen bei der Kalkschulter ist deren phasenweiser Verlauf. Mediziner unterscheiden dabei
Während sich im Präkalzifikationsstadium mehr Knorpelgewebe bildet, lagern sich im Verkalkungsstadium kleine Kalkdepots im Gewebe ein. Im letzten Stadium, dem Postkalzifikationsstadium, verflüssigt sich das Kalkdepot in eine Zahnpasta-artige Masse und wird aufgelöst. Die austretende Masse nimmt einen bestimmten Raum ein, der wiederum den Druck im Schultergelenk erhöht, was zu Reizungen und Entzündungsreaktionen führt – und vor allem massive Schmerzen auslöst.
Gleichzeitig gibt es auch Fälle, bei denen es zu einer Spontanheilung kommt und sich das Kalkdepot von selbst völlig zurückbildet.
Die Kalkschulter verläuft sehr individuell. Je nach Größe und Lage der Kalkdepots und ob die Erkrankung chronisch verläuft – also immer wiederkehrt – oder sich spontan zurückbildet, umfasst die Krankheitsdauer mehrere Wochen oder sogar Jahre. Auch die Beschwerden variieren von stark bis milde. Die Prognose der Kalkschulter ist daher schwer vorhersehbar.
Für physiotherapeutische Maßnahmen, um die Schultermuskulatur zu stärken und Schmerzen vorzubeugen bzw. ihnen entgegenzuwirken, sollten Betroffene mit einer Dauer von zwei bis vier Monaten rechnen.
Am Anfang diagnostiziert der Arzt eine Kalkschulter vor allem anhand der Symptome. Zudem kann er eine Ultraschalluntersuchung sowie eine Röntgenaufnahme der Schulter vornehmen. Diese Diagnostik ist vor allem vor einer operativen Behandlung sinnvoll. Mit beiden Untersuchungsmethoden lässt sich feststellen, wo die Verkalkung lokalisiert ist und in welcher Konsistenz bzw. Phase der Kalk in der Sehne vorliegt. Seltener wird eine Magnetresonanztomografie (MRT) der Schulter durchgeführt.
Es gibt verschiedene Hausmittel mit denen sich die Beschwerden, die eine Kalkschulter verursacht, lindern lassen.
Grundsätzlich gilt: Kälte hilft bei entzündlichen Erkrankungen, Wärme bei chronischen Leiden wie Muskelverspannungen oder Gelenkverschleiß.
Falls Sie akute Beschwerden haben, die auf eine Entzündung hinweisen, wie eine Rötung, Schwellung, Überwärmung oder Schmerzen, ist es ratsam, die Schulter zu kühlen. Empfinden Sie eher muskuläre Verspannungen oder eine gewisse Steifigkeit, hilft in den meisten Fällen Wärme, um die Beschwerden der Kalkschulter etwas zu lindern.
Zeigen sich bei den Beschwerden der Kalkschulter keine Entzündungszeichen (Rötung, Schwellung, Schmerzen, Überwärmung), könnte laut der Naturmedizin ein warmer Wickel mit Essig oder Salz ebenso etwas Abhilfe schaffen. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
Wenn Sie offene Hautstellen an der Schulter haben, sind weder der Essig- noch der Salzwickel zu empfehlen!
Zur Behandlung des Schulter-Arm-Syndroms, das durch die Kalkschulter ausgelöst werden kann, empfiehlt die Homöopathie unter anderem Schüßler-Salze. Die Salze sollen unter anderem Stoffwechselblockaden auflösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren.
Als zusätzliche alternative Therapie bei Kalkschulter soll Apfelessig in der Lage sein, die Behandlung zu unterstützen. Apfelessig wird dabei zur inneren Anwendung empfohlen. Damit sich die Verkalkung in der Schulter reduziert und keine neue entsteht, trinken Betroffene täglich am Morgen und Abend verdünnten Apfelessig.
Hausmittel und homöopathische Mittel ersetzen keine medizinische Behandlung durch einen Arzt. Insbesondere, wenn Beschwerden über einen längeren Zeitraum auftreten, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
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Kalkschulter
Kurzübersicht
Was ist eine Kalkschulter?
Wer ist von einer Kalkschulter betroffen?
Wie können Beschwerden gelindert werden?
Konservative Behandlung
Extrakorporale Stoßwellentherapie bei Kalkschulter
Operative Behandlung
Arthroskopische Ausräumung
Welche Übungen bei Kalkschulter?
Der Kalkschulter vorbeugen
Welche Symptome treten bei einer Kalkschulter auf?
Was verursacht eine Kalkschulter?
Phasen der Kalkschulter
Wie lange hat man eine Kalkschulter?
Wie wird eine Kalkschulter festgestellt?
Welche Hausmittel bei Kalkschulter?
Wärme oder Kälte: Was hilft bei Kalkschulter?
Warme Wickel bei Kalkschulter
Homöopathie/Schüßler-Salze bei Kalkschulter
Apfelessig gegen Kalkschulter
Autoren- & Quelleninformationen