Illness name: jetlag
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Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Ein Jetlag ist eine Befindungsstörung, die durch das rasche Überqueren von Zeitzonen entsteht. Er äußert sich unter anderem durch Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Mit welchen Tricks Sie vorbeugen, was sich gegen Jetlag tun lässt und ob Sie wirklich unter einem Jetlag leiden, lesen Sie hier.
Der Jetlag ist keine Krankheit, sondern eine vorübergehende Befindensstörung, die durch das rasche Überqueren von Zeitzonen (Verschiebungen des Tag-Nacht-Rhythmus) entsteht. Durch den schnellen Zeitzonenwechsel laufen die innere Uhr des Reisenden und die externe Zeit der Umwelt vorübergehend nicht synchron.
Bei langsamerer Reisegeschwindigkeit, etwa mit dem Auto, Bus, Zug oder Schiff, schafft die innere Uhr es dagegen, sich mit der neuen Zeitzone zu synchronisieren – die typischen Jetlag-Symptome bleiben aus.
Kurze Reisen bringen die innere Uhr nicht durcheinander. Wenn die Zeitdifferenz weniger als 60 bis 90 Minuten beträgt, gleicht der Körper dies problemlos aus.
Zwei Drittel der Menschen spüren Jetlag-Beschwerden, wenn sie mit dem Flugzeug Zeitzonen überqueren. Der Rest bleibt verschont oder hat nur leichte Probleme.
Wenn Sie unter Jetlag leiden, bedeutet dies, dass Sie möglicherweise folgende Symptome bei sich feststellen:
Darüber hinaus beeinträchtigt ein Jetlag unter anderem die
Nierenfunktion
, das Herz-Kreislauf-System sowie die Kortisol- und Melatoninausschüttung.
Die Jetlag-Symptome sind meist umso stärker, je mehr Zeitzonen man überquert (möglich sind maximal zwölf) und je schneller dies geschieht. Grundsätzlich treten sie sowohl bei Flügen Richtung Westen als auch Richtung Osten auf – aber bei Ostreisen sind sie meist stärker.
Der Grund: Wenn man Richtung Westen fliegt, wird der Tag länger, also die Zeit verschiebt sich nach hinten. Das verkraftet der Körper leichter als einen stark verkürzten Tag, wie er bei Flügen Richtung Osten passiert. Studien zufolge verursacht ein Zeitunterschied von acht bis zehn Stunden in Richtung Osten den stärksten Jetlag.
Nicht alle Menschen reagieren gleich empfindlich auf einen schnellen Wechsel der Zeitzonen. Die Jetlag-Beschwerden fallen daher individuell sehr unterschiedlich aus. Ein Jetlag ist also für verschiedene Reisende von unterschiedlich starker Bedeutung. Generell scheint Jetlag bei Frauen und älteren Menschen ausgeprägter zu sein, während Männer und jüngere Menschen sich meist schneller mit der neuen Zeitzone synchronisieren.
Außerdem passen sich Abendmenschen und Menschen, die ihren Tagesrhythmus oft wechseln, leichter an eine neue Zeitzone an als typische Morgenmenschen und Personen mit festen Schlaf-Wach-Rhythmen.
In jedem Menschen tickt eine innere Uhr. Sie sorgt dafür, dass man sich wach oder müde fühlt oder wie viel man zu leisten in der Lage ist. Denn sie reguliert etwa den Hormon- und den Elektrolythaushalt oder die Körpertemperatur. Schaltzentrale für die innere Uhr ist eine bestimmte Hirnregion. Geeicht wird diese durch den Wechsel von Tageslicht und Dunkelheit. Gerät diese innere Uhr aus dem Gleichgewicht, treten gegebenenfalls Jetlag-Symptome auf.
Wenn sich Schlafprobleme, Müdigkeit, Leistungsschwäche und Co. trotzdem einstellen, gilt es abzuwarten. Das heißt, es ist keine ärztliche Behandlung notwendig. Durch bestimmte Maßnahmen lassen sich die Beschwerden möglicherweise lindern beziehungsweise verkürzen (siehe "Tipps gegen den Jetlag").
Ein angeblich wirksames Medikament gegen Jetlag ist
Melatonin
. Dieses Hormon produziert der Körper natürlicherweise: Dunkelheit fördert seine Ausschüttung; fällt Tageslicht auf die
Netzhaut
, hemmt dies die Melatonin-Produktion.
Melatonin-Tabletten normalisieren daher möglicherweise den gestörten Tag-Nacht-Rhythmus bei einem Jetlag. Gefährlich dabei: Ein falscher Einnahmezeitpunkt verlängert die Beschwerden.
Besonders schwierig einzuschätzen ist der richtige Einnahmezeitpunkt bei Flugpersonal. Bei ihnen ist häufig nicht klar, nach welcher Zeitzone die innere Uhr aktuell eigentlich tickt. Ein weiterer Nachteil von Melatonin-Tabletten: Über mögliche Langzeit- und Nebenwirkungen und was passiert, wenn man sie regelmäßig einnimmt, ist noch wenig bekannt.
Wer stark unter möglichen Jetlag-Symptomen leidet, hat die Möglichkeit, sich beim Hausarzt Rat zu holen. Die Angaben des Patienten zu seinen Beschwerden und kürzlich erfolgten Reisen genügen dem Arzt meist, um die Diagnose Jetlag zu stellen. Mögliche Fragen im Anamnese-Gespräch sind:
Die Jetlag-Symptome verschwinden nach einigen Tagen von allein – sobald sich die innere Uhr mit der neuen Ortszeit synchronisiert hat. Bei Westflügen geht das meist schneller als bei einem Flug Richtung Osten.
Als Daumenregel gilt: Der Mensch braucht im Schnitt einen Tag pro Zeitzone, die er durchfliegt, um sich an die neue Ortszeit zu gewöhnen und vom Jetlag zu erholen.
Verschiedene Körperfunktionen passen sich unterschiedlich schnell an. An den neuen Schlaf-Wach-Rhythmus gewöhnt man sich schneller, während der Hormonhaushalt bis zur vollen Umstellung etwas länger benötigt. So zum Beispiel beim Kortisol, das dafür sorgt, dass Sie bei hoher Beanspruchung voll leistungsfähig sind.
Mit den folgenden Tricks helfen Sie Ihrem Körper, sich schneller an eine neue Zeitzone zu gewöhnen. So verhindern Sie einen Jetlag oder lindern beziehungsweise verkürzen die Beschwerden.
Aber Achtung: Sinnvoll ist das nur, wenn Sie mehr als zwei Tage in der neuen Zeitzone bleiben. Bei kürzeren Trips empfiehlt es sich, dem Körper eine Umgewöhnung gar nicht erst zu erlauben.
Halten Sie dann, wenn möglich, am gewohnten Schlaf-Wach-Rhythmus fest. Bei längeren Reisen beginnt die Anti-Jetlag-Vorbereitung übrigens bereits bevor Sie im Flugzeug sitzen.
Leiden alle Menschen, die die Zeitzone wechseln, unter Jetlag?
Prinzipiell kann ein Jetlag jeden betreffen, wobei die Symptome unterschiedlich stark ausfallen. Die innere Uhr lässt sich nicht ohne Gewöhnungsphase an den neuen Rhythmus anpassen. Vor allem bei Flügen Richtung Osten, mit einem verkürzten Tag und mehr als zwei Stunden Zeitverschiebung, ist der Jetlag meist ausgeprägt. Sehr junge oder alte Menschen scheinen vom Jetlag stärker betroffen zu sein.
Was hilft am besten gegen Jetlag?
Jetlag hängt auch mit Schlafmangel zusammen, der beim Fliegen häufig ist. Versuchen Sie im Flugzeug ausreichend zu schlafen bzw. zu entspannen. Verzichten Sie möglichst auf Alkohol und Kaffee. Gut ist auch, wenn Sie die ersten Tage nach der Ankunft ruhig angehen. Bei Langstreckenflügen nach Osten können Sie probieren, eine Nacht auszulassen, um in der nächsten Nacht frühzeitig schlafen zu gehen.
Würden Sie Schlaftabletten empfehlen?
Nein - auf Schlaftabletten sollten Sie nach Möglichkeit verzichten. Was helfen kann ist Melatonin in Tablettenform. Das Schlafhormon können Sie während der ersten Nächte nehmen, um die Gewöhnung an den Tag-Nacht-Rhythmus am Reiseziel zu erleichtern.
Dr. med. Markus Frühwein ist Facharzt für Allgemeinmedizin, Tropenmedizin, Reisemedizin und Ernährungsmedizin und Inhaber der Praxis Dr. Frühwein & Partner in München.
Weiterführende Untersuchungen sind bei Jetlag im Allgemeinen nicht nötig. Wenn man die Art und Schwere der Ein- und Durchschlafstörungen genauer erfassen möchte, wird jedoch ein Schlafprotokoll erstellt.
Dafür ist es notwendig, dass der Betroffene über längere Zeit täglich wichtige Schlafparameter dokumentiert, zum Beispiel die Zubettgehzeit und die morgendliche Aufstehzeit, wie lange es dauert, bis er einschläft, ob er nachts aufwacht et cetera. Der Arzt wertet die Angaben dann aus.
Jetlag vermeiden: Fit und entspannt im Urlaub - vom ersten Tag an!, Michael Schulze, 2014, Schulze Media.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Jetlag
Kurzübersicht
Was ist ein Jetlag?
Wie äußert sich ein Jetlag?
Jetlag: Flugrichtung
Jetlag: Individuelle Unterschiede
Welche Ursachen hat ein Jetlag?
Wie behandelt man einen Jetlag?
Jetlag und Melatonin
Wie stellt man einen Jetlag fest?
Wie ist die Prognose bei einem Jetlag?
Tipps gegen den Jetlag
„Verzichten Sie auf Schlaftabletten“
Drei Fragen an
Facharzt für Allgemeinmedizin
Facharzt für Allgemeinmedizin
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