Illness name: achalasie
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Die
Achalasie
ist eine seltene chronische Erkrankung der Speiseröhre. Betroffene leiden vor allem unter Beschwerden beim Schlucken. Weitere typische Symptome sind das Aufstoßen von unverdautem Speisebrei aus der Speiseröhre, Schmerzen hinter dem Brustbein, Gewichtsabnahme und Mundgeruch. Unbehandelt verursacht eine Achalasie mitunter schwerwiegende Komplikationen. Lesen Sie hier alles zu Symptomen, Lebenserwartung und ob Achalasie heilbar ist.
Bei der
Achalasie
handelt es sich um eine Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagus), bei der die Betroffenen Schwierigkeiten beim Schlucken haben.
Beim Schlucken sind normalerweise die Kontraktionsbewegungen der Speiseröhre (Peristaltik) exakt mit dem Zeitpunkt der Öffnung des unteren Schließmuskels synchronisiert: „La-Ola-Wellen“-artige Bewegungen der Speiseröhre befördern den Nahrungsbrei durch die Speiseröhre. An deren unterem Ende erschlafft dann genau zum richtigen Zeitpunkt der Schließmuskel und die Nahrung gelangt zunächst in den ersten, oberen Magenabschnitt (Kardia).
Bei der Achalasie sind zum einen die Kontraktionsbewegungen der Speiseröhre insgesamt abgeschwächt und außerdem nicht mehr exakt auf den unteren Schließmuskel abgestimmt. Zum anderen ist der Schließmuskel dauerhaft angespannt (gr. achalasis = fehlendes Nachlassen) und erweitert sich nicht mehr ausreichend. Aus diesem Grund sprechen Mediziner bei der Achalasie auch von einem Kardiakrampf oder Kardiaspasmus. In der ICD-10, der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, wird sie als "Achalasie der Kardia" bezeichnet.
Als Konsequenz wird der Nahrungsbrei durch die gestörte Peristaltik nicht mehr normal durch die Speiseröhre transportiert. Außerdem staut er sich vor dem dauerhaft angespannten unteren Speiseröhrenschließmuskel, wodurch die typischen Achalasie-Symptome entstehen. Dazu gehören vor allem Schwierigkeiten beim Schlucken fester Nahrung (
Dysphagie
) und das Hochwürgen unverdauter Speisereste aus der Speiseröhre in den Mund-Rachenraum.
Die Achalasie ist selten. Jährlich erkrankt ungefähr einer von 100.000 Menschen an einer Achalasie. Die meisten Patienten sind im mittleren Lebensalter, also zwischen 30 und 50 Jahre alt, aber auch über 60-Jährige erkranken daran. Manchmal erkranken aber auch Kinder und Jugendliche.
Die typischen Achalasie-Symptome sind Schluckbeschwerden (Dysphagie) und das
Aufstoßen
unverdauter Nahrung (Regurgitation). Hinzu kommen weitere Beschwerden wie Schmerzen hinter dem Brustbein, Gewichtsverlust und Mundgeruch.
Anfangs sind die Symptome meist gering ausgeprägt und treten nur gelegentlich auf. Die Patienten haben in der Frühphase der Erkrankung nur Beschwerden, wenn sie feste Nahrung schlucken. So haben sie während des Schluckens das Gefühl, dass ihnen das Essen im Hals stecken bleibt und trinken entsprechend viel. Eine gesteigerte Trinkmenge führt dazu, dass die Nahrung besser in den Magen gelangt. Außerdem verspüren manche Betroffene ein Druckgefühl hinter dem Brustbein.
Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium verstärken sich die Beschwerden. Betroffene haben Schwierigkeiten, Flüssigkeiten ohne Mühe zu schlucken. Dies stellt die Betroffenen vor erhebliche Probleme. Zum einen ist die Schluckstörung seelisch sehr belastend, zum anderen nehmen die Betroffenen stark an Gewicht ab, was ihre körperliche Leistungsfähigkeit deutlich reduziert.
Im fortgeschrittenen Stadium müssen Achalasie-Patienten zudem häufig aufstoßen. Dabei gelangen unverdaute Speisereste aus der Speiseröhre zurück in den Mundraum. Das spontane Aufstoßen unverdauter Speisereste tritt besonders häufig auf, wenn sich die Patienten hinlegen und die Wirkung der Schwerkraft nicht mehr als „Bremse“ dient.
Einige Betroffene leiden unter einem stark ausgeprägten
Völlegefühl
und müssen auch erbrechen. Diesen Personen fehlt dabei der für
Sodbrennen
(
Refluxkrankheit
) typische bittere Geschmack im
Mund
, da die Nahrung bei der Achalasie noch keinen Kontakt zur Magensäure hatte. Da bei der Achalasie der untere Speiseröhrenschließmuskel dauerhaft angespannt ist, haben die Betroffenen außerdem kein oder nur sehr selten Sodbrennen.
Bei manchen Patienten gelangt die aufgestoßene Nahrung über den
Rachen
in die Atemwege. Dies passiert insbesondere nachts, wenn die Patienten liegen. Durch den Rückfluss der Nahrung oder von Flüssigkeiten kommt es beispielsweise zu nächtlichen Hustenattacken. Außerdem besteht bei Speiseresten in der Luftröhre und den
Bronchien
die Gefahr einer
Lungenentzündung
(Aspirationspneumonie).
Bei ausgeprägter Achalasie nehmen die Betroffenen viel Gewicht ab. Die Abnahme des Körpergewichts erfolgt bei der primären Achalasie langsam über Monate oder Jahre und beträgt meist maximal zehn Prozent des ursprünglichen Körpergewichtes. Bei der sekundären Achalasie ist der
Gewichtsverlust
mitunter noch ausgeprägter und schreitet außerdem in einem viel kürzeren Zeitraum voran.
Manche Betroffene haben wegen ihrer Achalasie starke
Schmerzen hinter dem Brustbein
(retrosternale Schmerzen), die insbesondere beim Schlucken auftreten. Wenn sehr ausgeprägte Schmerzen bei der Achalasie im Vordergrund stehen, bezeichnen Ärzte dies als „hypermotile Achalasie“.
Weil sich der Nahrungsbrei vor dem dauerhaft angespannten unteren Speiseröhrenschließmuskel aufstaut, verbleiben Nahrungsreste in der Speiseröhre. Diese werden von
Bakterien
besiedelt und abgebaut. Dadurch leiden einige Betroffene unter ausgeprägtem
Mundgeruch
(Foetor ex ore, Halitosis).
Bei der Achalasie handelt es sich um ein chronisches Krankheitsbild, bei dem keine spontane Heilung auftritt. Die für die Achalasie typischen Schluckbeschwerden nehmen in der Regel über Jahre oder gar Jahrzehnte zu. Mit Hilfe verschiedener Behandlungsmöglichkeiten ist es meist möglich, die Beschwerden zu lindern. Eine komplette Heilung ist aber kaum möglich, da sich einmal geschädigte Nervenzellen nur begrenzt regenerieren.
Eine Achalasie-Erkrankung bedarf einer regelmäßigen medizinischen Kontrolle, die in der Regel ein Leben lang andauert. Wird die Achalasie behandelt, ist die Lebenserwartung prinzipiell nicht eingeschränkt.
Unbehandelt führt eine Achalasie zu einer stetig zunehmenden Erweiterung (Dilatation) der Speiseröhre. Im Extremfall bildet sich ein sogenannter Megaösophagus aus, der gar nicht mehr dazu in der Lage ist, den Speisebrei vom Mund zum Magen zu transportieren. Das vermehrte Aufstoßen löst im weiteren Verlauf eine Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis) oder Atemwegsbeschwerden (
Heiserkeit
, Reizhusten, Lungenentzündung) aus.
Achalasie-Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom): Ihr Risiko 30-mal höher als bei Gesunden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich bei einer andauernden Belastung und Reizung der Speiseröhrenschleimhaut ständig neue Zellen bilden müssen, die die geschädigte Schleimhaut der Speiseröhre reparieren.
Die gesteigerte Zellteilungsrate bedeutet ein erhöhtes Risiko, dass sich die Zellen krankhaaft verändern. Achalasie-Erkrankte sollten deshalb regelmäßig untersucht werden.
Ursache einer Aachalsie ist eine gestörte Steuerung der Speiseröhrenmuskeln: Der Schluckakt ist ein komplizierter, fein abgestimmter Prozess, der eine zeitlich präzise abgestimmte Steuerung der Muskeln der Speiseröhre durch Nervenimpulse voraussetzt. Fällt diese Steuerung aus, ist die Peristaltik der Speiseröhre gestört und und der untere Speiseröhrenschließmuskel entspannt sich nicht mehr.
Ärzte unterscheiden zwischen primärer und sekundärer Achalasie.
Die Ursachen der primären Achalasie sind bisher
nicht vollständig geklärt
. Ärzte sprechen auch von einer idiopathischen Achalasie. Die primäre Achalasie tritt häufiger auf als die sekundäre.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Erkrankung durch ein Absterben bestimmter Nervenbahnen und Nervenzentren (Ganglienzellen) im Bereich der Speiseröhre entsteht. Es scheint vor allem der sogenannte Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) betroffen zu sein. Das ist ein feines Nervengeflecht in der Muskelwand von Speiseröhre, Magen und
Darm
.
Was das Absterben der Nervenzellen auslöst, ist nicht bekannt. Forscher halten beispielsweise eine Infektion oder Autoimmunerkrankung für mögliche Ursachen.
Die seltenere sekundäre Achalasie ist
Folge einer anderen Grunderkrankung
wie beispielsweise Speiseröhrenkrebs (insbesondere das Kardiakarzinom) oder die Chagas-Krankheit. Diese Erkrankungen schädigen die Nervenbahnen im Bereich der Speiseröhre, sodass die normale Funktion der Speiseröhrenkontraktionen und des Speiseröhrenschließmuskels gestört ist. Von der sekundären Achalasie sind ältere Menschen häufiger betroffen.
Wenn bereits Kinder und Jugendliche von der Achalasie betroffen sind, ist dafür oftmals eine genetische Ursache verantwortlich. Beispielsweise ist die Achalasie eines der Hauptsymptome des sogenannten
Triple-A-Syndroms
(AAA-Syndrom). Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt und umfasst neben der Achalasie weitere Symptome wie eine Nebenniereninsuffizienz und die Unfähigkeit zur Tränenproduktion (Alakrimie).
Auch beim
Down-Syndrom
(Trisomie 21) wird häufig eine Achalasie beobachtet. Etwa zwei Prozent der Menschen mit Down-Syndrom leiden darunter. Daneben gehen seltene genetische Erkrankungen wie die Familiäre Viszerale Neuropathie und das Achalasie-Mikrozephalie-Syndrom mit einer Achalasie einher.
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Achalasie ist Ihr Hausarzt oder ein Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie. Eine detaillierte Schilderung der Beschwerden liefert dem Arzt bereits wertvolle Informationen zum aktuellen Gesundheitszustand (
Anamnese
). Der behandelnde Arzt stellt etwa folgende Fragen:
Anschließend untersucht der Arzt besonders den Bauch sowie Oberkörper und leuchtet in den Mund- und Rachenraum, um eventuelle Veränderungen festzustellen. Außerdem tastet er den Hals und die
Schilddrüse
ab. Dabei überprüft er, ob beispielsweise die Lymphknoten am Hals (hinweisend auf eine Entzündung oder ein Tumorgeschehen) vergrößert sind. Um eine Achalasie sicher zu diagnostizieren zu, sind meist weitere Untersuchungen nötig.
Sind die Symptome nicht eindeutig, helfen bildgebende Verfahren wie die Speiseröhrenspiegelung und die sogenannte Breischluck-Methode, eine Achalasie zu diagnostizieren. Gegebenenfalls überprüft der Arzt außerdem die Funktion des unteren Speiseröhrenschließmuskels mit der Speiseröhren-Manometrie.
Über ein Endoskop beurteilt der Arzt die Schleimhautstruktur der Speiseröhre und des Magens. Außerdem dient die Spiegelung dem Ausschluss anderer Erkrankungen von Speiseröhre und Magen wie zum Beispiel Entzündungen, Vernarbungen oder Krebs.
Der Erkrankte darf sechs Stunden vor der Untersuchung nichts essen und trinken, damit der Arzt während der Untersuchung freie Sicht auf die Schleimhäute hat. Normalerweise ist die Speiseröhre dann völlig frei, bei Achalasie finden sich aber häufig noch Speisereste in der Speiseröhre. Bei Verdacht auf eine Achalasie entnimmt der Arzt im Rahmen der endoskopischen Untersuchung in der Regel eine Gewebeprobe zum Ausschluss eines bösartigen Tumors.
Die sogenannte Ösophagus-Breischluck-Untersuchung ist eine Methode zur Darstellung des Schluckakts mithilfe eines Röntgengerätes und eines Kontrastmittels. Der Patient schluckt dabei einen mit Kontrastmittel (meist Bariumsulfat) angereicherten Brei. Während des Schluckens durchleuchtet der Arzt den Hals und Brustraum des Erkrankten mit Röntgenstrahlen.
Liegt eine Achalasie vor, zeigt sich auf dem Röntgenbild oft ein sektglasförmiger Übergang zwischen der Speiseröhre und dem Mageneingang. Der Mageneingang ist dabei stielförmig verdünnt, während die davor liegende Speiseröhre trichterförmig erweitert ist. Diese Sektglasform entsteht, weil sich der Nahrungsbrei vor der Engstelle des unteren Speiseröhrenschließmuskels aufstaut und damit die Speiseröhre vor der Engstelle im Laufe der Zeit aufgedehnt wird.
Mit Hilfe einer Druckmessung der Speiseröhre (Ösophagusmanometrie) lassen sich die peristaltischen Bewegungen der Speiseröhre und die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels bestimmen. Hierfür wird eine Sonde mit mehreren Messkanälen bis zum Magenausgang vorgeschoben und der Druck während des Schluckvorgangs an verschiedenen Punkten in der Speiseröhre ermittelt.
Bei einer Achalasie verlaufen die normalen Kontraktionsbewegungen der Speiseröhre unkoordiniert und abgeschwächt. Der untere Speiseröhrenschließmuskel übt dauerhaft einen zu hohen Druck auf die Sonde aus, weil er sich nicht entspannt.
Anhand der Ergebnisse der Manometrie lässt sich die Achalasie in
drei Subgruppen
einteilen:
Die Subgruppen spielen vor allem für die Wahl der Therapieform eine wichtige Rolle.
Eine Achalasie-Behandlung ist nötig, wenn durch die Störung Beschwerden entstehen. Um die Achalasie-Symptome zu lindern, stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Mithilfe von Medikamenten oder speziellen Eingriffen ist es meist möglich, eine Besserung der Beschwerden zu erreichen. Ziel der Therapie ist es, den erhöhten Druck des unteren Speiseröhrenschließmuskels zu verringern.
Eine medikamentöse Therapie hilft nur bei etwa zehn Prozent der Patienten. Der Wirkstoff Nifedipin – ursprünglich ein Medikament (Kalziumanatgonist) zur Behandlung des Bluthochdrucks – sorgt dafür, dass der Speiseröhrenschließmuskel erschlafft. Die Wirkstoffgruppe der Nitrate hat einen ähnlichen Effekt. Betroffene nehmen die Medikamente etwa 30 Minuten vor der Nahrungsaufnahme ein. Somit erschlafft der untere Speiseröhrenschließmuskel rechtzeitig, und die Nahrung gelangt leichter in den Magen.
Da die Wirksamkeit der Medikamente jedoch nach einiger Zeit nachlässt und teils nur sehr gering ist, sind meist weitere Verfahren nötig. Kalziumantagonisten oder Nitrate kommen daher in der Regel nur zur Überbrückung ("bridging") zum Einsatz, bis eine andere Behandlungsform beginnt.
Der verengte Übergang zwischen Speiseröhre und Magen lässt sich zum Beispiel durch die Injektion von Botulinum-Toxin (
Botox
) direkt in den unteren verengten Speiseröhrenschließmuskel weiten. Die Injektion von verdünntem Botox führen Mediziner während einer Magenspiegelung durch. Die meisten Menschen kennen Botox als nervenlähmendes Gift aus der Schönheitsmedizin. Im Speiseröhrenschließmuskel blockiert es die Nervenbahnen, woraufhin der Schließmuskel erschlafft.
Diese Art der Achalasie-Therapie verbessert bei etwa 75 Prozent der Betroffenen die Symptome, insbesondere bei älteren Patienten. Sie kommt vor allem bei Menschen zum Einsatz, bei denen weitere Erkrankungen vorliegen und bei denen eine Operation ein zu hohes Risiko darstellt. Trotz der hohen Wirksamkeit treten bei einigen Patienten bereits nach drei bis zwölf Monaten erneut Achalasie-Symptome auf.
Endoskopische, nicht-invasive oder minimal-invasive Verfahren wie die Ballondilatation oder POEM-Methode zählen zu den wirkungsvollsten Verfahren in der Therapie von Achalasie. Eine Ausnahme stellen junge Patienten mit Achalasie dar, bei denen eine Operation langfristig meist sinnvoller ist.
Ist der Übergang von Speiseröhre und Magen stark verengt, hilft ein Ballon dabei, den Bereich zu dehnen. Die Ballondilatation, auch pneumatische Dilatation (PD) genannt, führen Mediziner während einer Magenspiegelung durch, es ist also keine Operation notwendig.
Der Arzt schiebt einen dünnen Schlauch über den Mund in die Speiseröhre bis zur Engstelle (Stenose) am Mageneingang vor. Dort platziert er den kleinen Ballon, der am Ende des Schlauches sitzt, und pumpt ihn auf. Dadurch wird die Verengung gedehnt, was bei etwa 85 Prozent der Betroffenen zunächst die Beschwerden verbessert.
Nach ungefähr zehn Jahren liegt die Erfolgsrate noch bei etwa 40 Prozent, das bedeutet, dass sich in den anderen Fällen erneut Symptome zeigen und eine weitere Behandlung notwendig ist. Die PD ist bei jüngeren Patienten unter 40 Jahren offenbar wirksamer, wenn oft auch nur für kurze Zeit.
Anders als bei einem chirurgischen Eingriff, wird bei der Dialations-Methode keine Antirefluxvorrichtung geschaffen. Dadurch kommt es bei 20 bis 30 Prozent der Betroffenen zu einer gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD).
In seltenen Fällen (durchschnittlich etwa fünf Prozent) sind bei dem Eingriff Komplikationen möglich. Es besteht beispielsweise die Gefahr, dass die Speiseröhre oder der Mageneingang einreißen. Dringen Bakterien in die Wunde ein, entwickelt sich möglicherweise eine
Speiseröhrenentzündung
.
Bei der
POEM-Methode
durchtrennt der Arzt den unteren, ringförmig verlaufenden Speiseröhrenschließmuskel mithilfe eines Endoskops, wie er es auch bei der Magenspiegelung verwendet. Da die Schleimhaut dabei möglichst nicht verletzt werden darf, führt er das Endoskop unter die Schleimhaut innerhalb eines Kanals zum unteren Schließmuskel der Speiseröhre. Dieses Verfahren ist ein sehr einfacher und wenig invasiver Eingriff.
Seltener erfolgt die Muskeldurchtrennung über eine offene Operation durch einen Zugangsweg von außerhalb der Speiseröhre, bei der der Zugang über einen Schnitt am Brustkorb (transthorakal) oder Oberbauch (transabdominal) erfolgt.
Die Myotomie ist eine sehr wirksame Methode, die Erfolgsrate liegt aktuellen Studien zufolge zumindest bei kurzzeitigen Beobachtungen bei etwa 90 Prozent. Am besten sprechen Patienten mit einer Achalasie Grad 3 an. Da bei dieser Methode ebenfalls kein Refluxschutz angelegt wird, entwickelt sich nach längerer Zeit bei den meisten Betroffenen eine GERD.
Neben der Durchtrennung des Speiseröhrenschließmuskels führt der Arzt in einigen Fällen in der gleichen Operation auch eine Anti-Refluxoperation durch. Sie verhindert, dass saurer Magensaft in die Speiseröhre zurückfließt.
Wenn den Patienten mit den oben genannten Maßnahmen nicht ausreichend zu helfen ist, ist oft eine Operation, also ein chirurgischer Eingriff, notwendig. Dieser ist insbesondere bei jungen Erkrankten unter 40 Jahren sinnvoll, da bei vielen Betroffenen dieser Altersgruppe die Ballondilatation langfristig nur schlecht wirkt.
Bei diesem chirurgischen Verfahren spalten Ärzte im Bereich der Speiseröhrenverengung den Längs- und Ringmuskel des unteren Ösophagus-Schließmuskels über eine Länge von sechs bis sieben Zentimetern. Meist erfolgt zudem ein Schnitt von zwei bis drei Zentimetern in die sich anschließende Magenwand des oberen Magenabschnitts (Fundus).
Außerdem legen Ärzte eine Fundusmanschette als Refluxschutz an. Diese Manschette umschließt teilweise den Übergang von der Speiseröhre zum Magen und verengt diesen, sodass es nach einem solchen chirurgischen Eingriff kaum oder gar nicht zu einer GERD kommt.
Die LHM zeigt sehr gute Langzeitergebnisse, und es treten eher selten Komplikationen auf. Daher hat sich dieses Verfahren als effektivste Therapiemethode durchgesetzt und gilt insbesondere bei Patienten unter 40 Jahren als First-Line-Terapie. Am besten geeignet ist sie für Patienten mit Achalasie Grad 1 und 2.
Eine spezielle Ernährungstherapie hilft manchen Betroffenen mit einer neurogenen Dysphagie wie der Achalasie, die Nahrungsaufnahme bei Schluckbeschwerden zu erleichtern. In erster Linie empfehlen Ärzte,
texturveränderte Kost
und
angedickte Flüssigkeiten
zu sich zu nehmen. Ziel der Therapie ist außerdem, die
Bolusgröße zu verringern
, sodass die Nahrung einfacher zu schlucken ist.
Zum Andicken der Flüssigkeiten gibt es verschiedene Andickungsmittel. Da diese unterschiedlich gut verträglich sind, fragen Sie hierzu Ihren Arzt oder Ernährungsberater, welche sich für Sie am besten eignen.
Problematisch bei einer Ernährungsform dieser Art ist die allgemeine Flüssigkeitsaufnahme, die bei manchen Betroffenen durch das Andicken von Getränken gemindert ist. Außerdem kommt es mitunter zu einer Unterversorgung mit wichtigen Nährstoffen. Trinken Sie entsprechend ausreichend, um einen Flüssigkeitsmangel zu verhindern, und halten Sie regelmäßig Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater. So lässt sich der Ernährungsplan rechtzeitig anpassen, sollte es zu Mangelerscheinungen kommen.
Da die genauen Ursachen der Achalasie weitgehend unbekannt sind, gibt es keine Empfehlungen zur Vorbeugung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Dr. Monique Amey-Özel hat Biologie an der Universität Bonn studiert und in den Neurowissenschaften promoviert. Sie war mehrere Jahre in der Forschung und als Lehrbeauftragte u.a. im Fach Anatomie an medizinischen Ausbildungseinrichtungen tätig. Sie beriet als Pharmareferentin Ärzte in verschiedenen Indikationen und ist nun als Medizinredakteurin verantwortlich für die Erstellung medizinischer Texte sowohl für Fachkreise als auch interessierte Laien.
Achalasie
Kurzübersicht
Was ist eine Achalasie?
Wer ist betroffen?
Welche Symptome treten bei Achalasie auf?
Schluckbeschwerden
Aufstoßen unverdauter Speisereste
Weitere Achalasie-Symptome
Ist Achalasie heilbar?
Wie ist die Lebenserwartung bei Achalasie?
Komplikationen der Achalasie
Ursachen und Risikofaktoren
Primäre Achalasie
Sekundäre Achalasie
Genetische Ursachen
Untersuchungen und Diagnose
Ergänzende Untersuchungen bei Verdacht auf Achalasie
Speiseröhren- und Magenspiegelung (Ösophagoskopie und Gastroskopie)
Ösophagus-Breischluck-Untersuchung
Druckmessung der Speiseröhre (Ösophagusmanometrie)
Achalasie: Therapie
Medikamentöse Therapie einer Achalasie
Botox-Injektion
Endoskopische Therapie
Ballonerweiterung (Ballondilatation)
Periorale endoskopische Myotomie (POEM)
Operation
Laparoskopische Heller-Myotomie (LHM)
Ernährungstherapie bei Achalasie
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen