Illness name: spulwuermer
Description:
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Spulwürmer
sind die weltweit häufigsten Verursacher von Wurminfektionen beim Menschen. Vor allem Kinder sind davon betroffen. Über verunreinigte Lebensmittel gelangen die Eier in den Körper und entwickeln sich zu Würmern. Abhilfe schafft ein Medikament. Ohne Behandlung sterben immer wieder betroffene Menschen infolge von Komplikationen der Infektion. Hier lesen Sie alles Wichtige über Spulwürmer.
Spulwürmer gehören zu den Fadenwürmern (Nematoda) und sind weltweit verbreitet. Männliche Spulwürmer werden bis zu 25 Zentimeter, weibliche sogar bis zu 40 Zentimeter lang.
Spulwürmer sind Parasiten. Sie leben in einem anderen lebendigen Organismus, ihrem Wirt. Obwohl Spulwürmer sich meistens in mehreren Organismen ernähren können, pflanzen sie sich nur in ihrem Endwirt fort.
So bevorzugen verschiedene Arten von Spulwurm Mensch, Schwein, Hund oder ein anderes Lebewesen als Hauptwirt, was sich oftmals schon am lateinischen Namen erkennen lässt. So befällt etwa
Toxocara canis
bevorzugt Hunde (canis = lat. für Hund). Treten Spulwürmer bei Menschen auf, handelt es sich fast immer um
Ascaris lumbricoides
. Der Mensch ist für ihn sowohl Haupt- als auch Endwirt. Andere Spulwürmer können ebenfalls den Menschen befallen und ihm schaden, auch wenn sie sich nicht in ihm fortpflanzen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Spulwürmer bei Mensch und Tier vorkommen.
Spulwurm
Hauptwirt
Ascaris lumbricoides
Mensch
Ascaris suum
Schwein
Anisakis marina
Meerestiere
Toxocara canis
Hund
Toxocara cati
Katze
Wie oben erwähnt, werden Menschen meist von Spulwürmern der Art
Ascaris lumbricoides
befallen. Eine solche Wurmerkrankung wird auch als Ascariasis bezeichnet. Sie ist eine der weltweit häufigsten Wurminfektionen. Experten schätzen, dass circa 760 Millionen bis 1,4 Milliarden Menschen mit diesem Wurm infiziert sind. Vor allem in Ostasien, Afrika und Lateinamerika werden viele Fälle verzeichnet. Ein niedriger Lebensstandard in Slums und ländlichen Regionen begünstigt die Verbreitung der Spulwürmer.
Bei Kindern in diesen Gegenden sind sogar bis zu 90 Prozent von dem Spulwurm befallen. In Industrieländern sind es dagegen meistens weniger als ein Prozent. Seit den fünfziger Jahren nehmen die Zahlen der Betroffenen in Mitteleuropa deutlich ab.
Die geschlechtsreifen Spulwürmer leben im menschlichen
Dünndarm
. Sie sind bleistiftdick und rosa-gelblich gefärbt. Die weiblichen Spulwürmer produzieren täglich etwa 200.000 Eier, die über den menschlichen Stuhl ausgeschieden werden. In einer warm-feuchten Umgebung von etwa 30 Grad reifen die Eier am besten. Die Eier müssen erst außerhalb des Körpers reifen, bevor sie infektiös sind. Deswegen ist eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch auch ausgeschlossen.
Werden die Eier nach zwei bis sechs Wochen durch verunreinigte Lebensmittel vom Menschen aufgenommen, können die Larven im Dünndarm schlüpfen und ihren Wirt infizieren. Dazu durchbohren sie die Dünndarmwand und gelangen über die
Venen
in die
Leber
.
Danach wandern sie weiter entlang der Blutwege über das rechte
Herz
in die
Lunge
. Im Alter von etwa einer Woche durchbrechen sie dort das Gefäßsystem und siedeln sich in den Lungenbläschen (Alveolen) an. Dort häuten sie sich ein- bis zweimal und gelangen dann über die
Bronchien
und die Luftröhre nach oben in den Rachenraum. Dort reizen sie die Schleimhaut und lösen einen Schluckreflex aus. Der Wirt verschluckt die jungen Spulwürmer und transportiert sie dadurch über die
Speiseröhre
in den
Magen
und schließlich in den Dünndarm.
Hier reifen die Spulwürmer zu erwachsenen, geschlechtsfähigen Parasiten aus. Die ersten Eier produzieren diese Spulwürmer, wenn sie etwa zwei bis drei Monate in ihrem Wirt verbracht haben. Insgesamt werden sie ungefähr 18 Monate alt.
Spulwürmer durchwandern während ihrer Entwicklung verschiedene Regionen im menschlichen Körper. Rufen Spulwürmer Symptome hervor, verraten diese meistens das gerade besiedelte Organ. So unterscheidet man eine pulmonale Ascariasis (Lunge betroffen) von einer intestinalen Ascariasis (
Darm
betroffen) und einer biliären Ascariasis (Gallenwege betroffen). In den ersten Tagen, solange sich die Spulwürmer im Magen, Darm,
Blut
und in der Leber aufhalten, werden zwar Abwehrzellen des Körpers aktiviert. In diesem Krankheitsstadium rufen die Spulwürmer meistens aber noch keine Beschwerden hervor.
In der Lunge angekommen, können die Abwehrreaktionen deutlich zunehmen: Die Lunge produziert vermehrt Schleim. Die Bronchien können gereizt werden und sich verengen (Bronchospasmus). Betroffene leiden häufig unter trockenem
Husten
und können schlechter atmen. Sie empfinden ein Druckgefühl hinter dem Brustbein. Es kann auch zu asthmaähnlichen Anfällen kommen.
Oft werden diese Beschwerden von erhöhter Temperatur oder leichtem Fieber begleitet. Gelegentlich treten allergische Reaktionen wie Hautausschläge (Urtikaria) oder Gesichtsschwellung (Angioödem) auf.
Innerhalb von ein bis zwei Wochen bilden sich diese Symptome in der Regel wieder zurück.
Spulwürmer bei Kindern führen teilweise zu einer lebensbedrohlichen
Lungenentzündung
.
Die erwachsenen Spulwürmer halten sich bevorzugt im oberen Dünndarm (
Jejunum
) auf. Die Symptome hängen meistens von der Anzahl der Würmer ab. Einzelne Spulwürmer verursachen oft gar keine Beschwerden oder nur gelegentlich leichte
Bauchschmerzen
. Unspezifische Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen sind ebenfalls möglich.
Leben um die 100 Spulwürmer im Dünndarm, können sie den Darm verstopfen (Ileus). Betroffene leiden unter stärksten teils kolikartigen Bauchschmerzen und müssen sich übergeben. Der Bauch ist dick aufgebläht und druckschmerzhaft. Wird die Darmwand schlechter durchblutet, kann sie reißen oder sich entzünden. Eine Darmperforation ist lebensgefährlich und muss sofort operiert werden!
Spulwürmer bei Kindern verursachen wegen des kleineren Darms oft schon früher Symptome. Die Würmer verhindern zudem, dass Nahrungsmittel ordnungsgemäß verdaut werden. Einige Betroffene entwickeln in der Folge einen Eiweißmangel.
Gelangen Spulwürmer in den Magen, müssen sich Betroffene übergeben. Spulwürmer im
Dickdarm
werden mit dem Stuhl ausgeschieden.
Gelangen Spulwürmer in die Gallenwege können sie dort eine sogenannte biliäre Ascariasis auslösen. Sie verstopfen die Gallenwege und verhindern, dass die
Galle
aus der Leber abfließt. Eine Entzündung der Gallenwege (Cholangitis) oder abgekapselte Entzündungsherde (Abszesse) in der Leber sind die Folge. Heftigste Schmerzattacken im rechten Oberbauch überfallen die Betroffenen wie aus dem Nichts. Oft müssen diese sich gallig übergeben und entwickeln Fieber.
Fließt die Galle länger nicht ab, können sich die
Haut
und das Augenweiß gelblich verfärben (Gelbsucht = Ikterus). Außerdem kann sich eine Leberentzündung (
Hepatitis
) entwickeln. Befallen Spulwürmer die
Bauchspeicheldrüse
, treten Symptome einer
Bauchspeicheldrüsenentzündung
(Pankreatitis) auf.
In selteneren Fällen können Spulwürmer auch in die Nasennebenhöhlen, das
Mittelohr
, die Augen oder das weibliche Genital einwandern und unterschiedlichste Symptome verursachen. Oft luken sie aus den verschiedenen Körperöffnungen hervor oder verursachen Beulen.
Spulwürmer kommen vor allem bei schlechten hygienischen Bedingungen vor. Eine hohe Bevölkerungsdichte und feuchte Böden begünstigen ihre Vermehrung. Menschen infizieren sich, indem sie die Eier in den
Mund
aufnehmen:
Bei Erwachsenen gelangen die Eier meistens durch verunreinigte Nahrungsmittel in den Körper. Wenn nämlich Gemüse, Obst oder andere Naturprodukte mit Fäkalien oder Abwasser gedüngt werden, können Spulwürmer-Eier an den Lebensmitteln haften bleiben. Ungekochtes Gemüse oder roher Salat sind daher genau wie verunreinigtes Trinkwasser häufige Infektionsquellen für Spulwürmer. Bei Kindern gelangen die Eier oft schon beim Spielen auf dem Boden, im Staub oder mit kontaminiertem Spielzeug in den Mund.
Die Eier sind sehr widerstandsfähig und können in feucht-warmer Erde jahrelang überleben. Nur hohe Temperaturen über 40 Grad, direkte Sonneneinstrahlung sowie große Trockenheit können die Eier vernichten. In Gebieten mit saisonaler Trockenheit infizieren sich die Menschen nur zu bestimmten Jahreszeiten.
Besteht der Verdacht auf einen Spulwürmer-Befall, versucht man die Würmer selbst, ihre Eier oder ihre Larven im Körper nachzuweisen. Besiedeln die Würmer bereits den Darm, kann man ihre typischen rund-ovalen Eier aus einer Stuhlprobe unter dem Mikroskop identifizieren. Werden erwachsene Würmer komplett mit dem Stuhl ausgeschieden oder erbrochen, kann ebenfalls die Diagnose einer Ascariasis gestellt werden. In einigen Fällen werden Spulwürmer zufällig bei einer Magen- oder
Darmspiegelung
entdeckt. Auch in einer Ultraschalluntersuchung oder Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel kann man Spulwürmer sichtbar machen.
In den ersten Tagen nach einer Infektion ist es dagegen schwieriger, Spulwürmer nachzuweisen. Im Blut oder im
Speichel
kann man vermehrt bestimmte Abwehrzellen (
Eosinophile
) finden. Allerdings sind diese noch kein Beweis für eine Spulwürmer-Infektion. Gelegentlich lassen sich bei Betroffenen im Speichel oder Magensaft Larven entdecken. Gelingt dieser Nachweis nicht, muss man mit der Diagnosestellung abwarten, bis die Spulwürmer den Magen-Darm-Trakt erreicht haben.
Die Anti-Wurm-Mittel Albendazol und Mebendazol können schon bei einmaliger Gabe die Spulwürmer im Körper abtöten. Auch andere Wirkstoffe wie
Ivermectin
und Pyrantel sind wirksam gegen erwachsene Spulwürmer. Die Larven werden allerdings durch keines der genannten Medikamente getötet.
Die genannten Wirkstoffe dürfen bei Schwangeren nicht oder nur in dringend notwendigen Fällen angewendet werden.
Ausgeprägte allergische Reaktionen aus dem Spulwurm-Befall lassen sich mit Kortisonpräparaten behandeln. Ein Darmverschluss durch Spulwürmer stellt immer einen Notfall dar und muss operativ behandelt werden. Verstopfen Spulwürmer die Gallenwege, werden diese durch Medikamente weit gestellt. Eine gleichzeitige Behandlung mit Anti-Wurm-Medikamenten führt meistens zur Heilung. Nur selten ist es notwendig, die Würmer mit einem Endoskop oder in einer chirurgischen Operation zu beseitigen.
Der Krankheitsverlauf bei Wurmerkrankungen wird durch den Lebenszyklus der Würmer bestimmt. Die Parasiten entwickeln sich in unterschiedlichen Körperregionen und können dadurch vielfältige Symptome hervorrufen. Einzelne Würmer werden teilweise gar nicht bemerkt. Vermehren sich die Würmer schnell und leben in großer Zahl im Körper, treten meistens stärkere Symptome und häufiger Komplikationen auf. Sowohl ein Darmverschluss als auch ein Lungenbefall kann tödlich enden. Besonders Kinder sind durch diese Komplikationen gefährdet.
Obwohl man eine einfache Ascariasis durch einmalige Medikamentengabe heilen kann, sterben jedes Jahr weltweit ungefähr 20.000 Menschen infolge von Spulwürmern. Mensch und Wurm werden auch weiterhin zusammen existieren, solange sich mancherorts die hygienischen Bedingungen nicht verbessern und menschlicher Kot als Dünger verwendet wird. Indem man potenziell verunreinigte Nahrungsmittel, Trinkwasser oder Spielzeuge gründlich reinigt und abkocht, kann man aber die
Spulwürmer
fernhalten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.
Spulwürmer
Spulwürmer: Beschreibung
Ascariasis
Lebensweise der Spulwürmer
Spulwürmer: Symptome
Spulwürmer in der Lunge
Spulwürmer im Darm
Spulwürmer in den Gallenwegen und anderen Organen
Spulwürmer: Ursachen und Risikofaktoren
Spulwürmer: Untersuchungen und Diagnose
Spulwürmer: Behandlung
Spulwürmer: Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen