Illness name: harnwegsinfektion
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Eine Harnwegsinfektion ist eine Entzündung der Harnwege, etwa der Harnröhre, der Harnblase oder des Harnleiters. In der Regel rufen Bakterien die Infektion hervor. Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen sowie ein starker und häufiger Harndrang sind typische Symptome. Erfahren Sie hier alles zu weiteren Symptomen und der Behandlung des Harnwegsinfekts.
Eine Harnwegsinfektion oder ein Harnwegsinfekt (HWI) ist in der Regel eine durch
Bakterien
hervorgerufene Entzündung der Harnwege. Zu den Harnwegen zählen Organe, die den Urin betreffen, wie Harnröhre,
Harnblase
oder Harnleiter. Meist wandern die Krankheitserreger dabei von unten nach oben, also von der Harnröhre in Richtung Harnblase.
Typische Symptome der Harnwegsinfektion sind neu aufgetretene Schmerzen beim Wasserlassen wie Brennen sowie ein häufiger und starker Harndrang.
Aufgrund der kurzen Harnröhre erkranken vor allem Frauen an einem Harnwegsinfekt. Es ist der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeit bei Frauen. Mehr als die Hälfte der Frauen leidet mindestens ein Mal im Leben an einer Harnwegsinfektion. Je älter Frauen sind, desto häufiger treten HWI auf. Männer erkranken meist erst ab einem höheren Alter, wenn es zu altersbedingten Harnabfluss-Störungen kommt.
Ärzte unterscheiden die Harnwegsinfektion nach unterschiedlichen Aspekten:
Die Unterscheidung zwischen kompliziertem und unkompliziertem Harnwegsinfekt ist deswegen wichtig, weil der komplizierte Harnwegsinfekt meist schwerwiegender (Gefahr einer sogenannten Urosepsis) und/oder langwieriger verläuft. Er ist außerdem anders zu behandeln.
Die Harnwegsinfektion verursacht wie die meisten bakteriellen Entzündungen eine Rötung und Schwellung des Gewebes.
Typische Harnwegsinfekt-Symptome sind Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen,
Blut
im Urin und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Bei schweren Verläufen ist die Harnwegsinfektion mitunter von Fieber und Schüttelfrost begleitet. Steigt der Infekt bis ins
Nierenbecken
, ist ein Flankenschmerz typisches Anzeichen der Erkrankung.
Viele Betroffene, die immer wieder unter Harnwegsinfektionen leiden, erkennen die ersten Anzeichen einer Harnwegsinfektion früh und wissen, wie sie mithilfe von Hausmitteln die drohende
Blasenentzündung
abwenden.
Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.
Welche Hausmittel bei einer Blasenentzündung in manchen Fällen Abhilfe schaffen können, erfahren Sie im Beitrag
Blasenentzündung – Hausmittel
.
Die Harnwegsinfekt-Therapie ist abhängig von der Ursache. Eine Harnwegsinfektion heilt je nach Ausprägungsgrad und der Abwehrlage des Körpers manchmal sogar von allein aus. Schafft es der Körper mit seinem Immunsystem nicht, gegen die Erreger in den Harnwegen anzugehen, ist ein Arztbesuch zwingend erforderlich. Nur so ist es möglich, aufsteigende Infektionen und schwerwiegende Verläufe zu verhindern.
Ärzte richten sich in der Therapie meist nach sogenannten Leitlinien. Dies sind Behandlungsempfehlungen von Expertengruppen für eine bestimmte Erkrankung, die auf den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Ihr Arzt sorgt entsprechend für die passende Behandlung der Harnwegsinfektion. Dabei verordnet er in der Regel Medikamente (wie zum Beispiel Antibiotika oder Schmerzmittel) und allgemeine Maßnahmen, die bei einem Harnwegsinfekt wichtig sind. Dazu zählt Folgendes:
Wenn Sie an einer Herzschwäche (
Herzinsuffizienz
) leiden, ist es wichtig, dass Sie die tägliche Flüssigkeitsmenge mit Ihrem Arzt abklären. Bei manchen Herzinsuffizienz-Betroffenen besteht nämlich eine Trinkmengen-Begrenzung.
Liegt eine milde, unkomplizierte Entzündung der Blase vor, empfehlen Ärzte manchmal eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln wie
Ibuprofen
, nicht jedoch bei Schwangeren.
Als Alternative kommen in manchen Fällen pflanzliche Präparate zum Einsatz, vor allem bei wiederkehrenden Blasenentzündungen. Zu diesen zählen zum Beispiel Präparate mit Bärentraubenblättern, Kapuzinerkresse oder Meerrettichwurzel. Bei Bärentraubenblättern ist es wichtig, diese maximal eine Woche anzuwenden und das nicht häufiger als fünfmal im Jahr.
Erfordert der Harnwegsinfekt eine Behandlung mit Antibiotika, entscheidet der Arzt anhand verschiedener Faktoren darüber, welches Antibiotikum er einsetzt. Die antibiotische Therapie hängt mitunter davon ab:
Beim unkomplizierten Harnwegsinfekt verordnet er meist kurzwirksame Antibiotika für ein bis drei Tage, die recht schnell eine zuverlässige Heilung bewirken.
Liegen trotz nachgewiesener Erreger keine Beschwerden wie beispielsweise Schmerzen bei der Harnwegsinfektion vor, ist eine Behandlung mit Antibiotika in den meisten Fällen nicht zwingend erforderlich. Ausnahmen sind Schwangere sowie Personen, die vor Eingriffen an den Harnwegen stehen, oder wenn bei dem Harnwegsinfekt die Gefahr besteht, dass die Infektion sich ausbreitet.
Besteht ein komplizierter Harnwegsinfekt, verordnen Ärzte ebenfalls Antibiotika. In der Regel dauert die Therapie hier jedoch länger, und es kommen meist auch andere Antibiotika zum Einsatz. Bei Schwangeren und Kindern setzen Ärzte zur Behandlung einer Harnwegsinfektion beispielsweise nur bestimmte, für diese Personengruppen verträglichere Antibiotika ein.
In den meisten Fällen lösen
Darmbakterien
eine Harnwegsinfektion aus. Bei den unkomplizierten Harnwegsinfekten steht der Erreger Escherichia coli an erster Stelle, aber auch andere Bewohner der
Darmflora
wie Proteus mirabilis oder Klebsiella pneumoniae stecken manchmal dahinter.
Die Darmbakterien gelangen vom After in die äußere Harnröhre und steigen dann in den Harnwegen und Geschlechtsorganen (Urogenitaltrakt) auf. Häufig ist dafür eine fehlerhafte Hygiene nach dem Toilettengang verantwortlich. In anderen Fällen kommt es zu einer Harnwegsentzündung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr.
Insbesondere
Frauen
erkranken deutlich häufiger an einem Harnwegsinfekt. Das liegt daran, dass Frauen eine kürzere Harnröhre als Männer haben und der Harnröhreneingang näher am
Anus
liegt. Aus diesem Grund gelangen Keime bei ihnen leichter in die Harnblase. Vor allem junge Frauen sind häufig von einer Harnwegsinfektion betroffen.
Ältere Menschen mit einem
Blasenkatheter
erkranken ebenfalls häufiger an einer Harnwegsinfektion. Hier nutzen die Bakterien den Katheter wie eine "Leitschiene". Daneben sind auch Babys und Kinder von einem Harnwegsinfekt betroffen. Besonders im Windelalter, da es im
feuchten Milieu
sehr leicht zu einer schnellen und starken Bakterienvermehrung kommt.
Daneben gibt es bestimmte Faktoren, die das Risiko für einen Harnwegsinfekt erhöhen. Diese sind unter anderem:
Grundsätzlich ist es möglich, dass bakterielle Entzündungen der Harnwege ansteckend sind. Insbesondere, wenn sie an den unteren Harnwegen wie der Harnröhre auftreten.
In den meisten Fällen erfolgt die Ansteckung jedoch über die Verschleppung der körpereigenen Darmbakterien. Beispielsweise ist eine Übertragung beim Sex ebenfalls möglich und nicht an das Geschlecht gebunden. Auch Männer stecken sich also in manchen Fällen beim Geschlechtsverkehr an, allerdings geschieht dies aufgrund der längeren Harnröhre viel seltener als bei Frauen.
Dem Arzt ist es meist möglich, die Diagnose "Harnwegsinfekt" bereits anhand der typischen Beschwerden und mittels eines Urinteststreifens zu stellen. Der Teststreifen ermittelt verschiedene typische Veränderungen im Urin wie den Gehalt an Teilen von roten und weißen Blutkörperchen oder bestimmten Produkten des Bakterienstoffwechsels (Nitrat).
In vielen Fällen einer Harnwegsinfektion zeigt der Urin-Teststreifen einen positiven Nitrit-Nachweis. Ein negativer Nitrit-Test reicht allerdings nicht aus, um die Erkrankung auszuschließen. Es gibt nämlich einige Bakterien, die keine Nitrite bilden.
Vor allem bei komplizierten oder häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen (rezidivierende Harnwegsinfekte) lassen Ärzte weitere Untersuchungen des Urins sowie des Blutes durchführen. Mit sogenannten Urinkulturen lassen sich die für den Harnwegsinfekt verantwortlichen Bakterien identifizieren und auf ihre Empfindlichkeit gegenüber einer antibiotischen Behandlung testen.
Das Blut zeigt in der Regel erhöhte Entzündungswerte wie eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins (
CRP
), der
Blutsenkung
und der weißen Blutkörperchen (
Leukozytose
). Liegt Fieber vor, lassen Ärzte manchmal eine Blutkultur anlegen, um die Krankheitserreger zu bestimmen.
Zusätzlich führen Ärzte in manchen Fällen eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durch, um möglicherweise vorliegende Harnabflussbehinderungen festzustellen. Andere bildgebende Verfahren wie eine
Computertomografie
oder Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel sind hingegen selten notwendig.
Eine Harnwegsinfektion heilt in der Regel unter der Gabe von Antibiotika vollständig ab, und die Prognose ist gut.
Auch die
Niere
nimmt meist keinen Schaden davon. Wichtig ist aber, dass Sie bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt einen Arzt konsultieren, um Komplikationen zu vermeiden. Vor allem unbehandelt entwickelt sich in manchen Fällen eine aufsteigende Harnwegsinfektion, die in einer Nierenbeckenentzündung resultiert.
Das Risiko für einen schweren Verlauf und damit für eine Urosepsis, eine
Blutvergiftung
, die ihren Anfang durch eine Infektion der Harnwege nimmt, ist unter ärztlicher Behandlung gering. Eine Urosepsis ist ein medizinischer Notfall, der unter Umständen tödlich verläuft.
Selbst bei immer wiederkehrenden, also chronischen Harnwegsinfektionen ist das Risiko, dass es zu einer chronischen Entzündung des Nierenbeckens und damit zu einer Schädigung des Nierengewebes kommt (chronische Pyelonephritis), gering. Bestehen jedoch bestimmte Risikofaktoren wie zum Beispiel Verengungen der Harnwege, steigt das Risiko wiederum.
Es gibt ein paar allgemeine Maßnahmen, die in manchen Fällen einer Harnwegsinfektion vorbeugen und zur Gesunderhaltung der Harnwege beitragen. Zudem gibt es Möglichkeiten, bei immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten vorzubeugen.
Unter anderem unterstützen folgende Maßnahmen die Gesundheit der Harnwege:
Treten insbesondere bei Frauen Harnwegsinfektionen immer wieder auf, gibt es medikamentöse Möglichkeiten der Vorbeugung. Zu diesen zählen beispielsweise:
Als chronische oder rezidivierende Harnwegsinfektion definieren Ärzte mehr als zwei Entzündungen der Harnwege in einem halben Jahr oder mehr als drei Harnwegsentzündungen pro Jahr.
Womöglich hat die Einnahme von Präbiotika oder von Cranberry-Produkten (deutsch: großfruchtige Moosbeere) ebenso eine prophylaktische Wirkung auf wiederkehrende Blaseninfektionen. Allerdings fehlen hierfür eindeutige und ausreichende wissenschaftliche Belege.
Besprechen Sie die richtige Vorbeugung am besten mit Ihrem Hausarzt, Urologen oder Gynäkologen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Harnwegsinfektion
Kurzübersicht
Was ist eine Harnwegsinfektion?
Einteilungen der Harnwegsinfektionen
Welche Symptome treten auf?
Wie wird sie behandelt?
Was verursacht eine Harnwegsinfektion?
Harnwegsinfektion – spezielle Risikofaktoren
Sind Harnwegsinfekte ansteckend?
Wie wird eine Harnwegsinfektion festgestellt?
Wie verläuft eine Harnwegsinfektion?
Lässt sich einer Harnwegsinfektion vorbeugen?
Allgemeine Maßnahmen, um einer Harnwegsinfektion vorzubeugen
Vorbeugung bei wiederkehrenden Harnwegsinfektionen
Autoren- & Quelleninformationen