Illness name: zyste am eierstock
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Eine
Zyste am Eierstock
(Ovarialzyste) ist ein teilweise mit Flüssigkeit oder Gewebe gefüllter Hohlraum an den Eierstöcken. Eine Eierstockzyste ist entweder angeboren oder entwickelt sich unter bestimmten Bedingungen. Die meisten Eierstockzysten bereiten keine Beschwerden und bilden sich von alleine wieder zurück. Lesen Sie hier alles über Ursachen und Behandlung einer Zyste am Eierstock.
Eine Zyste am
Eierstock
ist eine Art Blase, die mit Gewebe oder mit Flüssigkeit gefüllt sein kann. Meist ist sie nur wenige Millimeter bis Zentimeter groß und verursacht keine Beschwerden. Sie wird oftmals nur zufällig im Rahmen einer Ultraschall-Vorsorgeuntersuchung entdeckt. Am häufigsten entstehen solche
Zysten
in der Pubertät oder während der Wechseljahre, da hier starke hormonelle Schwankungen auftreten können, die das Wachstum einer Zyste begünstigen.
Die meisten Eierstockzysten entwickeln sich erst im geschlechtsreifen Alter. Man nennt sie auch „funktionelle“ Zysten. Da sie hauptsächlich unter Hormoneinfluss gebildet werden, treten sie meist im Rahmen des weiblichen Zyklus auf. Besonders häufig sind allerdings Frauen in der Pubertät und in den Wechseljahren betroffen, da der Hormonhaushalt in dieser Zeit Veränderungen durchläuft. In einigen Fällen können die Zysten auch als Nebenwirkung einer Hormontherapie oder bei krankheitsbedingten Störungen des Hormonhaushalts auftreten. Man unterscheidet verschiedene funktionelle Eierstockzysten
:
Follikelzysten
,
Gelbkörper-Zysten, Schokoladenzysten und die polyzystischen Ovarien.
Die Keimdrüsenzellen der Eierstöcke produzieren Geschlechts- und Sexualhormone (Östrogene und
Progesteron
). Wenn ein Drüsengang verstopft oder verlegt ist und sich die Drüsenflüssigkeit zurückstaut, entsteht eine Zyste. Dieser Vorgang findet in der embryonalen Entwicklung statt. Die Zyste nennt man dann „angeboren“. Zu den angeborenen Zysten zählen unter anderem die Dermoidzysten und die Parovarialzysten (Nebeneierstockzysten). Sie sind viel seltener als die funktionellen Zysten.
Lesen Sie alles Wichtige zu den Anzeichen der Erkrankung im Beitrag
Eierstockzyste – Symptome
.
Während die angeborenen Eierstockzysten aufgrund verlegter Keimdrüsenausgänge entstanden sind, entwickeln sich die erworbenen Zysten unter hormonellem Einfluss. Man unterscheidet verschiedene Zystenarten.
Nach dem Eisprung wandelt sich das Gewebe des Eierstocks, in dem die Eizelle gewachsen ist – der Follikel - in den sogenannten Gelbkörper um. Dieser produziert die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Wird die Eizelle befruchtet, bleibt der Gelbkörper während der Schwangerschaft zunächst bestehen. Bleibt eine Befruchtung der Eizelle aus, wird der Gelbkörper abgebaut und mit dem Rückgang der Hormonkonzentrationen im
Blut
tritt die Menstruationsblutung ein.
Wenn der Gelbkörper allerdings nicht ordnungsgemäß abgebaut wurde oder sogar weiter wächst, bilden sich eine oder mehrere Zysten. Sie können aber auch durch Einblutungen in den Gelbkörper entstehen. Gelbkörper-Zysten können bis zu acht Zentimeter groß werden. In den meisten Fällen bilden sie sich nach einiger Zeit selbstständig wieder zurück.
Während der ersten Hälfte des Menstruationszyklus reift eine Eizelle in einem Follikel des Eierstocks heran. Der Follikel enthält zum Schutz der Eizelle Flüssigkeit. Beim Eisprung zerplatzt der Follikel, die Eizelle gelangt in den
Eileiter
, wo sie befruchtet werden kann. Bleibt ein Eisprung aus, produziert der Follikel weiterhin Flüssigkeit. Es bildet sich eine Follikelzyste. Besonders Frauen im gebärfähigen Alter sind von diesen Zysten betroffen. Die Follikel-Zyste besteht etwa vier bis acht Wochen und produziert dabei weiterhin
Hormone
. In den meisten Fällen bildet sie sich schließlich von selbst zurück.
Bei der Krankheit „
Endometriose
“ kommt Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der
Gebärmutter
vor. Das Endometriosegewebe reagiert wie die normale Gebärmutterschleimhaut auf die zyklischen Hormonschwankungen. Es baut sich auf, blutet ab und baut sich erneut auf. Wenn das Blut jedoch, bedingt durch eine Lokalisation am Eierstock, nicht richtig abfließen kann, können sich blutgefüllte Zysten bilden. Diese Zysten werden dann aufgrund ihres eingedickten, dunkel-blutigen Inhaltes auch „Schokoladenzysten“ genannt.
Bei polyzystischen Ovarien finden sich viele kleine Zysten in den Eierstöcken. Die zahlreichen Zysten entstehen aufgrund eines hormonellen Ungleichgewichts. Als Ursache wird ein Überschuss an männlichen Geschlechtshormonen und
Insulin
vermutet, was die normale Reifung der Follikel verhindert. Zu viel Insulin produziert der Körper beispielsweise bei Übergewicht oder einer (latenten) Diabetes-Typ-2-Erkrankung, um die geringere Empfindlichkeit der Zellen auf das Stoffwechselhormon auszugleichen. Das begünstigt die Bildung von zahlreichen Zysten in den Eierstöcken. Das sogenannte polyzystische Ovarien-Syndrom kann nicht nur zu
Unfruchtbarkeit
und Fehlgeburten, sondern auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Diabetes mellitus
und psychischen Erkrankungen führen.
Die sogenannte Dermoidzysten zählen zu den angeborenen Zysten. Sie haben sich aus dem embryonalen Keimdrüsengewebe gebildet und können
Haare
, Talg,
Zähne
, Knorpel- und/oder Knochengewebe enthalten. Die Dermoidzysten wachsen sehr langsam und können eine Größe von bis zu 25 Zentimetern erreichen. Eine bösartige Entartung der Zyste in Form eines Tumors findet sich aber nur in etwa ein bis zwei Prozent der Fälle.
Die Nebeneierstockzysten (Parovarialzysten) entstehen aus embryonalem Gewebe und befinden sich neben den eigentlichen Eierstöcken. Sie stellen Restgewebe aus der embryonalen Entwicklungszeit dar. Die Parovarialzysten können eine variable Größe haben und eventuell an einem Stiel wachsen.
Der Arzt wird bei Verdacht auf eine Ovarialzyste zunächst nach den Beschwerden und Vorerkrankungen fragen. Folgende Fragen können unter anderem gestellt werden:
Anschließend wird der Arzt die Patientin untersuchen, um eventuelle (schmerzhafte) Vergrößerungen der Eierstöcke zu tasten. Je nach Ursache der Zyste kann diese mittels einer Bauchspiegelung beurteilt und gleichzeitig entfernt werden.
Besonders bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr sollte stets eine genaue Abklärung einer Zyste am Eierstock erfolgen, um ein bösartiges Geschehen auszuschließen.
Die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ermöglicht die bildliche Darstellung der Eierstöcke. Der Arzt kann die Eierstöcke und umgebenden Strukturen mit einem Schallkopf durch die Bauchdecke oder Scheide beurteilen. Durch eine Ultraschalluntersuchung ist es in vielen Fällen bereits möglich, den Zystentyp zu bestimmen.
Bei vielen Zystenformen reicht es aus, wenn der Arzt den Verlauf mittels Ultraschalluntersuchungen kontrolliert. Wenn durch eine Sonografie aber der Verdacht auf eine Dermoidzyste oder eine Endometriosezyste in Betracht gezogen werden muss, erfolgt in der Regel eine Bauchspiegelung (
Laparoskopie
) in Vollnarkose. Durch drei kleine Schnitte in der Bauchdecke werden Kamera und chirurgische Instrumente in den Bauchraum geführt. Der Operateur kann die Eierstöcke so aus der Nähe begutachten, Gewebeproben aus der Zyste entnehmen oder sie gleich komplett entfernen.
Die Behandlung der Eierstockzyste ist abhängig von ihrer Art und Größe. Sofern sie keine Beschwerden verursacht und nicht zu groß ist, kann ihr Wachstum erst einmal beobachtet werden. In über 90 Prozent der Fälle bildet die Zyste sich wieder von alleine zurück. Dazu sollten Zysten in regelmäßigen Abständen durch Ultraschall- und Tastuntersuchungen vom Arzt beobachtet werden. Manchmal kann eine medikamentöse Therapie mit Hormonen zu einer Rückbildung der Zysten führen. In seltenen Fällen ist allerdings eine operative Entfernung notwendig.
Die Eierstockfunktion wird durch Hormonpräparate wie die Antibabypille unterdrückt. Teilweise können die Hormone auch das Zystenwachstum hemmen oder sogar ihre Rückbildung bewirken. Bei Endometriosezysten wird ein dem männlichen Geschlechtshormon ähnlicher Stoff zur Behandlung eingesetzt.
Die meisten Eierstockzysten sind erworbene Zysten, die sich spontan zurückbilden und keiner Operation bedürfen. Ein operativer Eingriff zur Beurteilung oder Entfernung der Zyste wird in der Regel erst durchgeführt, wenn Beschwerden oder Komplikationen auftreten. Bei neu aufgetretenen Zysten nach den Wechseljahren oder bei über Monate bestehenden Zysten muss ebenfalls eine operative Abklärung erfolgen.
Für den chirurgischen Eingriff stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Die Auswahl des Verfahrens ist abhängig von der Größe der Zyste und ihrer Ursache. Meistens wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt, mit der die Zyste begutachtet und eventuell entfernt werden kann. Nur bei großen Zysten muss der Bauch durch einen Schnitt eröffnet werden.
Therapie der polyzystischen Ovarien
Die Therapie des polyzystischen Ovarien-Syndroms richtet sich nach einem bestehendem oder nicht bestehenden Kinderwunsch. An oberster Stelle steht die Reduktion des Körpergewichtes durch vermehrte körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung. Gegebenenfalls muss der Insulinspiegels medikamentös gesenkt werden. Des Weiteren können Hormone gegeben werden, die die Eierstockfunktion regulieren und der erhöhten Produktion an männlichen Geschlechtshormonen entgegenwirken.
In über 90 Prozent der Fälle heilt eine Eierstockzyste von selbst aus und verursacht keine Beschwerden oder Komplikationen. In sehr seltenen Fällen kann sie allerdings zerreißen oder dreht sich (Stieldrehung). Dadurch können Komplikationen entstehen.
Nur in seltenen Fällen zerreißt eine Eierstockzyste. Manchmal kann das im Rahmen einer Tastuntersuchung passieren, meistens zerreißt die Zyste aber ohne einen besonderen Auslöser. Der Vorgang ist zwar häufig schmerzhaft, zum Beispiel in Form eines plötzlichen, stechenden Schmerzes, in der Regel aber harmlos. Wenn allerdings anliegende Gefäße ebenfalls zerreißen, kann es zur Blutung in den Bauchraum kommen, was meist operativ behandelt werden muss.
Große Eierstockzysten, beispielsweise die Endometriosezysten, sind in einigen Fällen über einen beweglichen Gefäßstiel mit dem Eierstock verbunden. Bei plötzlichen Körperbewegungen kann sich der Stiel drehen und die Blutversorgung der Zyste oder des umliegenden Gewebes wird unterbunden. Je nachdem, wo sich die Zyste befindet, führt eine mangelnde Blutversorgung zu starken Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen. Das Gewebe um die Zyste herum kann absterben und zu weiteren Komplikationen wie einer Bauchfellentzündung oder Blutvergiftung führen.
In den meisten Fällen stellen Zysten am Eierstock keine gesundheitliche Gefahr dar. Sie können aber sehr selten zu bösartigen Erkrankungen wie Eierstockkrebs führen und sollten daher regelmäßig kontrolliert werden. Eine Stieldrehung ist allerdings eine gefährliche und schmerzhafte Komplikation. Es ist möglich, dass sich nach der Entfernung einer
Zyste am Eierstock
neue Zysten bilden.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Zyste am Eierstock
Zyste am Eierstock: Beschreibung
Nicht angeborene Eierstockzysten
Angeborene Zysten
Zyste am Eierstock: Symptome
Zyste am Eierstock: Ursachen und Risikofaktoren
Gelbkörper-Zyste
Follikel-Zyste am Eierstock
Schokoladen-Zysten
Polyzystische Ovarien
Dermoidzysten
Parovarialzysten
Zyste am Eierstock: Untersuchungen und Diagnose
Ultraschalluntersuchung
Bauchspiegelung
Zyste am Eierstock: Behandlung
Medikamente
Operative Entfernung von Eierstockzysten
Zyste am Eierstock: Krankheitsverlauf und Prognose
Zerreißen einer Eierstockzyste
Stieldrehung einer Zyste am Eierstock
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