Illness name: weitsichtigkeit

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Weitsichtigkeit

Von Mareike Müller , Ärztin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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Bei Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie, Übersichtigkeit) reicht die Lichtbrechung im Auge nicht aus, um nahe Objekte scharf zu sehen. Dementsprechend haben die Betroffenen vor allem Probleme beim Lesen. Dabei treten auch oft Kopf- und Augenschmerzen auf. Mit Hilfe von Brillen oder Kontaktlinsen kann die Nahsicht verbessert werden. Lesen Sie hier alles über Ursachen, Symptome und Behandlung von Weitsichtigkeit.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. H52

Weitsichtigkeit: Beschreibung

Als weitsichtig gelten Menschen, die nahe Gegenstände nicht scharf sehen können. Meist liegt das an einem zu kurzen Augapfel. Dann sprechen Mediziner von einer Achsen-Hyperopie . Viel seltener ist die sogenannte Brechungs-Hyperopie : Hier beruht die Weitsichtigkeit auf einer zu geringen Brechkraft des Auges, das heißt: Die Fähigkeit des Auges, eintreffende Lichtstrahlen zu bündeln, ist nicht ausreichend.

Die Brechkraft des Auges wird in der Einheit Dioptrie (dpt) angegeben. Bei Weitsichtigkeit ergibt die Messung der Brechkraft Pluswerte (bei Kurzsichtigkeit Minuswerte).

Etwa 20 Prozent aller unter 30-Jährigen sind weitsichtig. Bei den meisten Betroffenen liegt die Brechkraft der Augen unter +4 bis +5 Dioptrien (dpt). Nur wenige Menschen haben höhere Messwerte und damit eine noch stärker ausgeprägte Weitsichtigkeit.

Scharfes Sehen in der Nähe und Ferne

Um einen Gegenstand scharf sehen zu können, müssen die von ihm ausgehenden Lichtstrahlen auf dem Weg durch das Auge so gebrochen werden, dass sie genau auf der Netzhaut (Retina) zusammentreffen. Je näher das betrachtete Objekt ist, desto stärker muss die Lichtbrechung im Auge für ein scharfes Abbild auf der Netzhaut sein. Das Auge muss also die Lichtbrechung verändern können, das heißt die Sehschärfe an unterschiedliche Entfernungen anpassen können. Diese Fähigkeit des Auges wird Akkommodation genannt.

Ermöglicht wird die Akkommodation über eine variable Form der Augenlinse. Diese ist (neben der Hornhaut) für die Lichtbrechung im Auge zuständig. Die Augenlinse ist über Fasern an den sogenannten Ziliarmuskeln aufgehängt:

  • Wenn sich die Muskeln anspannen, krümmt sich die Linse stärker (wird rundlicher) und ihre Brechkraft nimmt zu. So lassen sich nahe Objekte scharf auf der Netzhaut abbilden.
  • Wenn sich die Ziliarmuskeln entspannen, wird die Augenlinse in die Länge gezogen, also flacher – die Brechkraft sinkt, sodass weiter entfernte Objekte scharf gesehen werden.

Konvergenzreaktion

Um einen Gegenstand sehen zu können, der sich mittig und nah vor unseren Augen befindet, findet die sogenannte Konvergenzreaktion statt. Dabei bewegen sich die beiden Augäpfel aufeinander zu, die Pupillen verengen sich, und die Brechkraft steigt durch eine stärkere Krümmung der Linse. Dementsprechend sind die Akkommodation und die Konvergenzreaktion aneinander gekoppelt.

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Weitsichtigkeit: Symptome

Weitsichtigkeit bedeutet zunächst, dass jemand nahe Gegenstände nicht scharf erkennen kann. Außerdem müssen die Augen auch bei Fernsicht akkommodieren, also sich etwas anspannen. Die Ziliarmuskeln an der Linse werden demnach dauerbeansprucht. Daraus resultieren vor allem Kopfschmerzen . Weitere Symptome bei Weitsichtigkeit sind:

  • rasche Ermüdbarkeit der Augen
  • Augenschmerzen
  • brennende Augen
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Diese Symptome werden auch unter dem Begriff asthenopische Beschwerden zusammengefasst. Sie machen sich hauptsächlich beim Lesen verstärkt bemerkbar.

Da anatomisch gesehen die Erhöhung der Brechkraft und das Aufeinanderzubewegen der Augen (Konvergenzreaktion) aneinander gekoppelt sind, ist das Einwärtsschielen ein weiteres mögliches Symptom bei Weitsichtigkeit.

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Weitsichtigkeit: Ursachen und Risikofaktoren

Der Grund für die Weitsichtigkeit kann entweder in einem zu kurzen Augapfel liegen (Achsen-Weitsichtigkeit) oder an einer verminderten Brechkraft der Linse (Brechungs-Weitsichtigkeit).

Achsen-Weitsichtigkeit (Achsen-Hyperopie)

Am weitaus häufigsten ist die Achsen-Weitsichtigkeit: Weil der Augapfel hier kürzer ist als normal, wird das Bild auch bei maximaler Akkommodation nicht scharf auf der Netzhaut abgebildet – die einfallenden Lichtstrahlen würden erst hinter der Retina in einem gemeinsamen Brennpunkt zusammentreffen. Deshalb können Menschen mit Weitsichtigkeit nahe Objekte nicht scharf sehen.

In der Ferne kann ein Betroffener zwar scharf sehen, allerdings muss die Augenlinse auch dabei akkommodiert werden, weil ihre Brechkraft im entspannten Zustand selbst für ferne Objekte nicht ausreicht. Deshalb sind die Ziliarmuskeln, die eine Krümmung der Linse und damit eine Verstärkung der Brechkraft bewirken, ständig angespannt.

Beim Fernblick und einer Weitsichtigkeit von bis zu 4 dpt ist das für einen jungen Menschen kein Problem. Um aber im Leseabstand (etwa 33 Zentimetern) etwas scharf sehen zu können, sind weitere 3 dpt Brechkraft nötig. Das bedeutet eine Gesamtbrechkraft von 7 dpt, die erbracht werden muss. Das ist auf Dauer vom Auge nicht zu leisten und macht Beschwerden.

Brechungs-Weitsichtigkeit (Brechungs-Hyperopie)

Bei der Brechungs-Hyperopie ist der Augapfel zwar normal lang, die Brechkraft der Linse aber niedriger als normal. Die Folgen sind die gleichen wie bei der Achsen-Weitsichtigkeit.

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Weitsichtigkeit im höheren Alter

Wie Weitsichtigkeit im höheren Alter entsteht, erfahren Sie im Beitrag Presbyopie .

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Weitsichtigkeit: Untersuchungen und Diagnose

Wenn Sie Probleme beim Sehen bemerken, sollten Sie zu einem Augenarzt gehen. Er befragt Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankheitsgeschichte ( Anamnese ). Dabei stellt er Ihnen unter anderem folgende Fragen:

  • Seit wann haben Sie Beschwerden?
  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Lesen?
  • Leiden Sie an Kopfschmerzen?
  • Tragen Sie eine Brille?

Anschließend wird der Arzt Ihre Augen untersuchen. Um eine mögliche Weitsichtigkeit abzuklären, kann die Brechkraft der Augen messen - mithilfe von Infrarotlicht oder einem Laserstrahl. Zuvor bekommen Sie Augentropfen, welche die Pupillen weiten.

Die Wirkung der Augentropfen - also die Weitstellung der Pupillen - hält längere Zeit an, weshalb Sie danach für mehrere Stunden nicht Auto fahren dürfen. Bedenken Sie das, wenn Sie Ihren Besuch beim Augenarzt planen!

Sehtests erlauben eine Aussage über die Sehstärke der Augen. Dazu müssen Sie unterschiedliche Buchstaben, Zahlen oder Formen erkennen, die Ihnen in einem bestimmten Abstand präsentiert werden. Dabei werden die verschiedenen Zeichen von Zeile zu Zeile kleiner. Entsprechend der Zeile, die Sie noch einwandfrei erkennen können, wird dann im Bezug auf den Abstand Ihre Sehleistung beurteilt.

Eine weitere Untersuchung beim Augenarzt ist die Spiegelung des Augenhintergrunds ( Funduskopie ). Dabei leuchtet der Augenarzt mit einem Licht in Ihr Auge, um die Netzhaut zu beurteilen. Manchmal lassen sich dabei Veränderungen am Augenhintergrund erkennen, vor allem bei starker Weitsichtigkeit. Zum Beispiel können geschlängelte Gefäße auf der Retina zu sehen sein (Tortuositas vasorum).

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Weitsichtigkeit: Behandlung

Die Weitsichtigkeit kann mit einer Sehhilfe - Brille oder Kontaktlinsen - ausgeglichen werden. Dabei werden sogenannte Plusgläser verwendet (auch Sammellinsen genannt). Sie sind nach außen gebogen (konvex). Dadurch bündeln sie die einfallenden Lichtstrahlen, schon bevor sie auf die Hornhaut fallen. Durch diese unterstützende Brechung des Lichts reicht die relativ zu schwache Brechkraft des Auges aus, um ein scharfes Bild auf der Retina abzubilden.

Bei sehr starker Hyperopie werden in der Regel Kontaktlinsen bevorzugt, weil die zur Korrektur notwendigen Brillengläser sehr dick und schwer wären.

Laserbehandlung

Als weitere Behandlungsmöglichkeit kann man seine Augen bei Weitsichtigkeit lasern lassen. Oft angewendet wird das Verfahren namens Laser in-situ Keratomileusis (LASIK) . Dabei wird mit einer computergesteuerten Klinge die obere Hälfte der Hornhaut abgehobelt. Anschließend streift der Augenarzt die entstandene Lamelle zur Seite, bevor er mit dem Excimer-Laser das Innere der Hornhaut so abschleift, dass sich ihre Krümmung verstärkt und die Brechkraft erhöht. In einigen Fällen ist eine zweite Operation erforderlich, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Mittels LASIK lassen sich bis zu sechs Dioptrien ausgleichen.

Eine Laserbehandlung bei Weitsichtigkeit kann in seltenen Fällen eine Narbe auf der Hornhaut hinterlassen. Dann ist das Sehen nicht mehr möglich, und eine Hornhauttransplantation wird notwendig.

Weitsichtigkeit: Behandlung bei Aphakie

Manchmal ist der Grund für die Weitsichtigkeit eine Linsenlosigkeit (Aphakie), etwa nach dem operativen Entfernen der Augenlinse bei Grauem Star . Dann kann eine Sammellinse von +12 dpt als Sehhilfe genutzt oder operativ eine neue Linse ins Auge eingesetzt werden.

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Weitsichtigkeit: Krankheitsverlauf und Prognose

Anders als die Kurzsichtigkeit, die häufig mit der Zeit zunimmt, verändert sich die Weitsichtigkeit im Lauf des Lebens in ihrer Stärke nur selten.

Eine starke und ständige Akkommodation begünstigt allerdings ein Einwärtsschielen . In der Folge kann sich im Kindesalter ein Schwachsichtigkeit (Amblyopie) entwickeln: Ein Auge ist dann nur wenig am Sehprozess beteiligt. Das liegt daran, dass durch das Schielen Doppelbilder entstehen. Diese verwirren das Gehirn , sodass es die Informationen aus einem Auge dauerhaft unterdrückt.

Das "träge" Auge lässt sich in der Kindheit noch trainieren, wenn das aktive Auge immer wieder ruhiggestellt wird - klassischerweise geschieht das mit einem Pflaster über dem Auge, mitunter reichen auch Tropfen. Hinzu kommt eine Brille, die die Fehlsichtigkeit korrigiert. In manchen Fällen ist eine Operation notwendig, um das Schielen zu beheben. Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser stehen die Heilungschancen. Nach der Pubertät kann eine Amblyopie nicht mehr korrigiert werden, da das Gehirn nicht mehr flexibel genug ist.

Viele Menschen mit Weitsichtigkeit haben einen zu kurzen Augapfel. Dadurch ist der Raum zwischen der Hornhaut und der Iris (die sogenannte Vorderkammer) ungewöhnlich klein. Zusätzlich ist der Ziliarmuskel durch die starke Beanspruchung häufig verdickt. Dadurch wird der sogenannte Kammerwinkel, der am Rand von Iris und Hornhaut liegt, sehr eng. Wenn er zu eng wird oder gar verschlossen ist, kann ein Winkelblockglaukom (Form von Grünem Star ) entstehen. Dabei kann der Druck im Auge bedrohlich hoch ansteigen. Das Risiko für ein Winkelblockglaukom ist also bei Weitsichtigkeit deutlich erhöht.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Markus Batscheider
Autor:
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

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ICD-Codes:
H52
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Grehn, F.: Augenheilkunde, Springer Verlag, 32. Auflage, 2019
  • Hahn, G.-A.: Kurzlehrbuch Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2012