Illness name: hodenhochstand
Description:
Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.
Der
Hodenhochstand
ist eine meist angeborene falsche Lage eines oder beider Hoden. Der Hoden liegt dann nicht im Hodensack, sondern im Leistenkanal oder Bauchraum. Weil dadurch das Risiko für spätere Hodentumoren und Unfruchtbarkeit steigt, ist es wichtig, die falsche Position des Hodens noch im ersten Lebensjahr zu korrigieren. Welche Möglichkeiten es dafür gibt und alles Weitere zum Hodenhochstand erfahren Sie hier.
Bei einem Hodenhochstand (Maldescensus testis) befindet sich mindestens ein Hoden nicht in seiner natürlichen Lage im Hodensack (
Skrotum
), sondern im Leistenkanal oder unteren Bauchraum.
Meistens handelt es sich dabei um ein angeborenes Phänomen (primärer Hodenhochstand). Bei Kindern fällt der Hodenhochstand meist schon direkt nach der Geburt auf. Nur in seltenen Fällen liegt ein Hoden zunächst in der richtigen Position und nimmt erst später eine falsche Lage ein (sekundärer Hodenhochstand).
Beim Ungeborenen entstehen die Hoden in der Bauchhöhle auf Höhe der oberen Lendenwirbel. Im Laufe der Schwangerschaft wandern sie erst zum Beckenrand und von dort ab dem siebten Schwangerschaftsmonat über den Leistenkanal in den Hodensack.
Die Hoden liegen aber nicht isoliert im Hodensack, sondern sind am Samenstrang (Funiculus spermaticus) befestigt. Dabei handelt es sich um ein Bündel aus Gefäßen, Nervenfasern und dem
Samenleiter
, das von den Hoden durch den Leistenkanal in den Bauchraum zieht.
Die "Wanderung" des Hodens Richtung Hodensack in der Embryonalzeit bezeichnet man als Hodenabstieg (Descensus testis). Bei einer normalen Schwangerschaftsdauer sollten bis zur Geburt beide Hoden in das Skrotum gelangen.
Verschiedene Faktoren behindern manchmal den vollständigen Hodenabstieg. Man spricht dann von einem Maldescensus testis. Je nachdem, auf welcher Höhe seiner Wanderungsstrecke der Abstieg stoppt, bleibt der betroffene Hoden entweder in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal zurück. Er steht also höher als normal, daher der Begriff "Hodenhochstand".
Bei einem sekundären Hodenhochstand gelangt der Hoden zurück in den Leistenkanal oder sogar Bauchraum, nachdem er sich zunächst im Hodensack befand. Das geschieht etwa durch Wachstumsstörungen oder Vernarbungen nach bestimmten Operationen.
Je nach Lage des betroffenen Hodens unterscheidet man grundsätzlich drei Varianten des Hodenhochstandes:
Anders als die vorgenannten Formen eines Hodenhochstands ist ein Pendelhoden nicht krankhaft und zieht keine Komplikationen nach sich. Er muss daher nicht behandelt werden.
Im Zusammenhang mit einem Hodenhochstand ist manchmal von einem sogenannten Kryptorchismus die Rede. Diese beiden Begriffe bedeuten aber nicht das Gleiche. Auch ist der Kryptorchismus keine Variante des Hodenhochstandes.
"Kryptorchismus" ist lediglich ein Oberbegriff dafür, dass sich der Hoden nicht ertasten lässt. Das trifft zwar bei einem Bauchhoden zu, aber auch, wenn ein Hoden gar nicht angelegt ist (Hodenagenesie). Genauso ist es möglich, dass er an anderen Stellen, außerhalb von Bauchraum und Leistenkanal, liegt (Hodenektopie) und deshalb nicht tastbar ist.
Der Hodenhochstand ist die häufigste angeborene Fehlbildung der Genitalien. Bei etwa ein bis drei Prozent der reif geborenen Jungen ist mindestens ein Hoden nicht bis in den Hodensack abgestiegen. Unter den Frühgeborenen ist der Anteil mit 30 Prozent sogar noch wesentlich höher. Bei circa 1,5 Prozent der Jungen entwickelt sich erst nach der Geburt ein sekundärer Hodenhochstand.
Die Behandlung eines Hodenhochstandes hat das Ziel, den oder die falsch liegenden Hoden frühzeitig in das Skrotum zu verlagern. So versucht man einerseits, das Risiko für spätere Komplikationen zu reduzieren. Andererseits ist er dann tastbar und zukünftig einer körperlichen Untersuchung zugänglich.
Das Hodengewebe reagiert empfindlich, wenn die Außentemperatur zu hoch ist. Deshalb befinden sich die Hoden normalerweise im Hodensack, wo geringere Temperaturen herrschen als im Körperinneren.
Damit der Hoden bei einem Maldescensus testis nicht zu lange der erhöhten Temperatur ausgesetzt ist, sollte eine Therapie möglichst früh erfolgen und spätestens mit Vollendung des zwölften Lebensmonats abgeschlossen sein. Während der ersten sechs Monate wartet man allerdings ab, da in dieser Zeit der zu hoch liegende Hoden eventuell noch von selbst absteigt.
Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Behandlungsansätze. Bei der konservativen Therapie versucht man, einen Hodenabstieg mithilfe bestimmter
Hormone
zu erreichen. Größere Erfolgsaussichten hat aber die operative Verlagerung des Hodens.
In manchen Fällen gelingt der Hodenabstieg, indem man dem Patienten spezielle Hormone verabreicht. Man setzt Botenstoffe ein, die auch für den natürlichen Hodenabstieg während der Schwangerschaft verantwortlich sind: GnRH ("Gonadotropin Releasing Hormon") und HCG ("Humanes Choriongonadotropin").
Es ist möglich, dass der Arzt die Hormone jeweils einzeln oder in Kombination gibt. GnRH gibt es als Nasenspray, HCG als Spritze.
Je näher ein Hoden am Skrotum liegt, desto wahrscheinlicher gelingt die Hormontherapie. Insgesamt ist die Erfolgsrate aber mäßig. Nur bei jedem fünften Patienten erreicht man einen Hodenabstieg, wobei sich die beiden Hormone in ihrer Wirksamkeit kaum unterscheiden.
Zudem ist diese Therapieform mit einigen Nebenwirkungen verbunden. Den behandelten Säuglingen wachsen manchmal Schamhaare und es ist möglich, dass der
Penis
ungewöhnlich an Größe zunimmt. Gelegentlich treten Schmerzen im Genitalbereich auf.
Die Erfolgsaussichten einer operativen Behandlung des Hodenhochstandes sind deutlich größer als bei der Hormontherapie. Allerdings ist die chirurgische Verlagerung eines falsch liegenden Hodens anspruchsvoll. Der Operateur sollte deshalb über ausreichende Erfahrung mit diesem Eingriff verfügen. Je nach Lage des Hodens, kommen grundsätzlich zwei verschiedene Operationsverfahren zum Einsatz: die offene und die laparoskopische OP.
Die Laparoskopie ist ein operatives Verfahren zur Untersuchung des Bauchraums. Dabei führt der Chirurg über einen kleinen Schnitt in die Bauchdecke das Laparoskop – ein langes, dünnes Rohr mit Kamera – in die Bauchhöhle des Patienten ein. Das Laparoskop ist mit einer Lichtquelle versehen und stellt alles vergrößert dar. Eine Spül- und Absaugvorrichtung sorgt dafür, dass der Untersucher klare Sicht hat.
Ein Bauchhoden lässt sich mit dem Laparoskop nicht nur erkennen, sondern direkt operieren. Liegt er relativ nah am Leistenkanal, wird er sofort freigelegt und über den Leistenkanal in den Hodensack verlegt (laparoskopische Orchidopexie). Sollte er sich weiter als drei Zentimeter vom Leistenkanal entfernt befinden, führt man die Operation gewöhnlich in zwei Schritten durch.
Zunächst werden Hoden und Samenstrang nur aus dem umgebenden Gewebe befreit. Erst sechs Monate später erfolgt dann die Verlagerung in das Skrotum (eine sogenannte "zweizeitige Operation nach Fowler-Stephens").
Sollte sich während der Untersuchung herausstellen, dass ein Hoden fehlt, zum Beispiel wenn der Samenstrang blind endet, bricht der Arzt die Laparoskopie ab.
Ist ein hochstehender Hoden tastbar oder bei der Ultraschalluntersuchung in der Leiste zu erkennen, folgt in der Regel eine offene Operation über die Leiste (inguinal). Der Arzt macht einen kleinen Schnitt im Bereich der Bauchfalte und legt den Leisten- beziehungsweise Gleithoden und den zugehörigen Samenstrang frei.
Über den Leistenkanal tastet er sich mit einem Finger in den Hodensack vor und legt dort eine kleine Tasche an, in die er den Hoden anschließend verlagert. Wichtig ist, Hoden und Samenstrang so freizulegen, dass in ihrer neuen Position kein Zug auf sie wirkt.
Damit der Hoden nach seiner Verlagerung nicht wieder in die alte Position zurückweicht, näht ihn der Operateur zusätzlich mit einem dünnen Faden an der Innenseite des Skrotums fest (Orchidopexie).
Die Autotransplantation ist wie die inguinale Orchidopexie ein offenes Operationsverfahren. Diese Methode setzt man allerdings nicht bei Leistenhoden, sondern bei bestimmten Formen der Bauchhoden ein. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass die Gefäße, die den Bauchhoden versorgen, zu kurz sind, um diesen in das Skrotum zu verlegen.
Dann trennt der Chirurg den Hoden zunächst von seinen Gefäßen ab und verbindet ihn anschließend mit Gefäßen aus der Bauchdecke, die näher am Skrotum liegen. Somit wird der Hoden weiter durchblutet und lässt sich nun in das Skrotum verlagern.
Jede Operation ist mit allgemeinen Risiken verbunden. Dazu gehören zum Beispiel Nachblutungen, Wundinfektionen oder Verletzungen angrenzender Strukturen, wie zum Beispiel Nerven. Zu den speziellen Komplikationen nach einer Orchidopexie gehören:
Die genannten Komplikationen sind – abgesehen von der Hodenatrophie nach Autotransplantation – selten. Ihnen gegenüber steht eine hohe Erfolgsrate der chirurgischen Eingriffe: 70 bis 90 Prozent der Operationen eines Hodenhochstandes verlaufen erfolgreich.
In den meisten Fällen ist es notwendig, Jungen mit einem Hodenhochstand zu operieren, denn der hochstehende Hoden steigt nach der Geburt nur selten von alleine ab. Lediglich bei sieben Prozent aller Betroffenen geschieht dies innerhalb des ersten Lebensjahres. Danach wird es zunehmend unwahrscheinlicher.
Mit einer rechtzeitigen Behandlung reduziert man das Risiko für mögliche Komplikationen beim Hodenhochstand. Folgen wie
Unfruchtbarkeit
und Tumore treten dann mit wesentlich geringerer Wahrscheinlichkeit auf, als wenn man den Hoden erst nach Jahren oder gar nicht in das Skrotum verlegt.
Nach einer erfolgreichen Behandlung ist es dennoch wichtig, stets auf Veränderungen am Hoden zu achten. Auch wenn man den Hodenhochstand innerhalb des ersten Lebensjahres korrigiert, besteht beispielsweise lebenslang ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
Die meisten Hodentumore treten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Typische Anzeichen sind schmerzlose Größen- und Konsistenzänderungen am Hoden. Jungen, die einmal einen
Hodenhochstand
hatten, sollten schon früh lernen, auf solche Zeichen zu achten und damit zu einem Arzt zu gehen. Je früher man Hodenkrebs erkennt, desto besser sind die Heilungschancen.
Auch wenn frühzeitig eine Therapie erfolgt, führt ein zurückliegender Hodenhochstand manchmal im späteren Verlauf zu Komplikationen. Diese machen sich aber meist erst im Erwachsenenalter bemerkbar.
In manchen Fällen begünstigt die falsche Lage des Hodens eine Hodentorsion, also eine Drehung des Hodens am Samenstrang. Das schnürt die Gefäße ab, die den Hoden versorgen. Behandelt man die Torsion nicht sehr schnell, stirbt der Hoden ab.
Außerdem entstehen bei Leisten- und Gleithoden manchmal Schwachstellen im Leistenkanal. An solchen Stellen besteht die Gefahr, dass Teile von Eingeweiden aus der Bauchhöhle hindurchtreten. Es ragt dann ein sogenannter Bruchsack mit Darmanteilen in den Leistenkanal. Ein solcher Leistenbruch (Leistenhernie) macht sich meist als schmerzlose Schwellung in der Leiste bemerkbar.
Es ist wichtig, dass ein Leistenbruch bald behandelt wird. Sonst besteht das Risiko, dass etwa Darmteile eingeklemmt werden und die Durchblutung unterbrochen wird.
Ein Hodenhochstand beeinträchtigt in manchen Fällen die Fruchtbarkeit. Ist nur ein Hoden betroffen, fällt dies kaum ins Gewicht. Männer mit einem beidseitigen Maldescensus testis zeugen hingegen deutlich seltener Kinder.
Auch wenn der Hodenhochstand behandelt wurde, begünstigt er die Entstehung von Hodentumoren. Beim Mann mit operiertem Maldescensus testis steigt das Risiko für Hodenkrebs um das Drei- bis Achtfache gegenüber Männern mit normal liegenden Hoden. Ohne Therapie ist das Risiko für Hodenkrebs bei einem einseitigen Hodenhochstand 20-fach erhöht, bei einem beidseitigen Hodenhochstand 40-mal so hoch.
Einerseits ist ein Hodenhochstand von Anfang an mit erhöhten Risiken hinsichtlich Unfruchtbarkeit und Hodenkrebs verbunden. Bei den Betroffenen sind der falsch liegende und sogar der richtig positionierte Hoden grundsätzlich stärker gefährdet, im späteren Verlauf Komplikationen zu entwickeln (Primärschaden).
Hinzu kommt, dass eine dauerhaft erhöhte Umgebungstemperatur den Hoden zusätzlich schädigt (Sekundärschaden). Während im Hodensack nämlich eine Temperatur von etwa 33 Grad Celsius herrscht, ist es im Leistenkanal beziehungsweise Bauchraum zwei bis vier Grad wärmer.
Je höher die Temperatur und je länger der Hoden ihr ausgesetzt ist, desto mehr steigt das Risiko für Spätfolgen. Entsprechend entstehen im Zusammenhang mit Bauchhoden öfter Komplikationen als bei Leistenhoden oder Gleithoden, weil es in der Bauchhöhle wärmer ist als im Leistenkanal.
Zunächst zeigen sich meist keine unmittelbaren Symptome durch einen Hodenhochstand. Wenn jedoch keine rechtzeitige Behandlung erfolgt, treten im späteren Verlauf mitunter ernsthafte Komplikationen auf.
Babys und Kinder mit einem Hodenhochstand haben gewöhnlich keine direkten Beschwerden, wie Schmerzen oder hormonelle Störungen. Die betroffenen Hoden liegen zwar nicht richtig, sind aber normal ausgebildet.
Im Jugendalter empfinden manche Betroffene es allerdings mit steigendem sexuellem Bewusstsein als psychische Belastung, wenn einer oder beide Hoden nicht im Skrotum liegen. Da aber in der Regel ein Hodenhochstand noch vor dem ersten Geburtstag behandelt wird, kommt es so weit meist gar nicht.
Ein Hodenhochstand hat meist mehrere Ursachen, wobei in vielen Fällen genetische Faktoren zugrunde liegen. Durch bestimmte Fehler in der Erbsubstanz des ungeborenen Kindes ist der korrekte Hodenabstieg während der Schwangerschaft gestört. Dabei tritt ein Maldescensus testis entweder isoliert auf oder im Rahmen genetischer Syndrome, also zusammen mit weiteren Fehlbildungen und anderen Symptomen einer gestörten Entwicklung.
Direkte Auslöser eines Hodenhochstandes sind dann zum Beispiel anatomische Fehlbildungen, die den Abstieg des Hodens mechanisch behindern (Prune-belly-Syndrom, Gastroschisis, Omphalozele).
Eine andere Ursache ist eine unzureichende Ausschüttung wichtiger Botenstoffe während der Schwangerschaft. Für einen fehlerfreien Hodenabstieg sind vor allem die Hormone HCG (humanes Choriongonadotropin), GnRH (Gonadotropin releasing hormone) und das männliche Geschlechtshormon
Testosteron
wichtig.
Ein Hodenhochstand entsteht mitunter auch durch äußere Einflüsse. Zu den Ursachen ohne genetischen Hintergrund gehören zum Beispiel:
Es gibt verschiedene Diagnostikmethoden, die dem Arzt helfen, einen Hodenhochstand zu erkennen und ihn genau zu klassifizieren.
Weil der Hodenhochstand eine relativ häufige angeborene Fehlbildung ist, gehört die genaue Untersuchung des Skrotums und der Leisten zu den Routineuntersuchungen beim Neugeborenen.
Der Arzt beginnt die Untersuchung damit, den Hodensack und die Leisten abzutasten. Bei Babys zieht der Untersucher dafür die Beine des Kindes zum Bauch. Dabei ist es für den Arzt hilfreich, wenn die Mutter oder der Vater dabei assistieren. Durch das Abtasten würde bereits auffallen, wenn im Skrotum ein Hoden fehlt beziehungsweise ein Leistenhoden vorliegt.
Um die Art des Hodenhochstands zu ermitteln, versucht der Arzt den Hoden mit der einen
Hand
wiederholt von der Leiste nach unten auszustreichen und mit der anderen Hand sanft in den Hodensack zu ziehen. Wenn ihm das gelingt und der Hoden wieder in den Leistenkanal zurückwandert, nachdem man ihn loslässt, handelt es sich um einen Gleithoden.
Lässt sich der Hoden nicht aus dem Leistenkanal bewegen, ist es ein Leistenhoden.
Die körperliche Untersuchung führt der Arzt möglichst in warmer und entspannter Umgebung durch. Denn Kälte und Stress lösen den sogenannten Kremasterreflex aus und stören somit die Untersuchung.
Ist ein Hoden weder im Skrotum noch in der Leiste tastbar, helfen eventuell eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) oder Magnetresonanztomografie (MRT) weiter. Zwar sind diese Verfahren nicht zu 100 Prozent verlässlich, aber ein Großteil der verborgen liegenden Hoden lässt sich so aufspüren. Die MRT erleichtert vor allem bei sehr übergewichtigen Patienten die Lagebestimmung eines Hodens.
Für den Fall, dass beide Hoden weder tastbar, noch mithilfe der bildgebenden Methoden aufzufinden sind, gibt es spezielle Bluttests. Dabei untersucht man das
Blut
auf bestimmte Botenstoffe, die hauptsächlich von den Hoden produziert werden.
Besonders der Testosterongehalt ist aufschlussreich, wenn der Arzt keine Hoden ertastet hat. Denn sollten diese dennoch vorhanden sein – zum Beispiel in der Bauchhöhle – dann befindet sich mehr Testosteron im Blut, als wenn sie gar nicht angelegt wären.
Damit der Test aussagekräftiger ist, spritzt man dem Patienten drei bis vier Tage vor der
Blutabnahme
HCG, ein spezielles Hormon, das eine Testosteronfreisetzung aus den Hoden verstärkt (HCG-Stimulationstest).
Als Alternative ist die Bestimmung der Blutkonzentration von Inhibin-B möglich. Auch diese Substanz entsteht in bestimmten Hodenzellen und dient daher als Marker für vorhandene Hoden.
Wenn die Bluttests normale oder erhöhte Werte an Testosteron beziehungsweise Inhibin-B zeigen, dann geht der Arzt davon aus, dass der Patient Hoden hat. Im nächsten Schritt folgt dann die Bauchspiegelung, um die verborgenen Hoden zu finden. Sollten die Bluttests dagegen negativ sein, ist es unwahrscheinlich, dass der Patient Hoden hat.
Mithilfe der Laparoskopie sucht der Arzt den gesamten Bauchraum nach den verborgenen Hoden ab, ohne dass dafür eine größere Operation notwendig ist. Die Methode hinterlässt nur sehr kleine
Narben
und wird auch als "Schlüsselloch-Chirurgie" bezeichnet.
Die Laparoskopie ist nicht nur eine Untersuchungsmethode, sondern wird gleichzeitig genutzt, um den Hodenhochstand zu beheben. Dafür muss der Operateur allerdings über weitere Schnitte zusätzliche Instrumente in die Bauchhöhle einführen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.
Hodenhochstand
Kurzübersicht
Was ist ein Hodenhochstand?
Wie entsteht ein Hodenhochstand?
Welche Formen von Hodenhochstand gibt es?
Wie häufig ist der Hodenhochstand?
Was tun bei einem Hodenhochstand?
Hodenhochstand: Hormontherapie
Hodenhochstand: OP
Laparoskopische Hodenhochstand-OP
Offene Hodenhochstand-OP (inguinale Orchidopexie)
Autotransplantation
Komplikationen bei der Hodenhochstand-OP
Hodenhochstand: Welche Folgen sind möglich?
Komplikationen beim Hodenhochstand: Erwachsener Mann
Hodendrehung
Leistenbruch
Hodenhochstand: Führt er zur Unfruchtbarkeit beim Mann?
Hodenkrebs
Wieso treten beim Hodenhochstand Komplikationen auf?
Welche Symptome verursacht ein Hodenhochstand?
Symptome beim Hodenhochstand: Baby und Kind
Was ist die Ursache für einen Hodenhochstand?
Wie lässt sich ein Hodenhochstand feststellen?
Körperliche Untersuchung
Bildgebende Untersuchung
Bluttests
Bauchspiegelung (Laparoskopie)
Autoren- & Quelleninformationen