Illness name: lassa fieber
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Lassa-Fieber
ist eine Infektionskrankheit, die im Westen Afrikas vorkommt. Sie wird durch das Lassa-Virus verursacht und von Nagetieren auf den Menschen übertragen. In den meisten Fällen verläuft das Lassafieber milde, manchmal jedoch auch tödlich. Eine rechtzeitige Therapie kann daher für schwer Erkrankte lebensrettend sein. Hier lesen Sie alles Wichtige über Infektionswege, Symptome und Behandlung von Lassa-Fieber.
Das Lassa-Fieber ist eine Infektionskrankheit und zählt zu den sogenannten hämorrhagischen (blutigen) Fieberformen. Zu diesen gehören beispielsweise auch
Ebola
,
Gelbfieber
und das Bolivianische Hämorrhagische Fieber. Sie alle ähneln sich stark in ihren Symptomen, was es Ärzten oftmals erschwert, schnell die richtige Diagnose zu stellen.
Der Erreger, der für das Lassafieber verantwortlich ist, wurde in Lassa, einer Stadt in Nigeria, 1969 erstmals entdeckt. Daher trägt die Erkrankung diese Stadt im Namen.
Das Lassa-Fieber ist in einigen Ländern Westafrikas (wie Sierra Leone, Guinea, Liberia und Nigeria) endemisch. Unter einem Endemiegebiet versteht man eine Region, in der ein Krankheitserreger dauerhaft vorkommt und nicht entfernt werden kann. Im Fall von Lassa-Fieber kann das Virus nicht aus der Region verdrängt werden, da es von Nagetieren (der afrikanischen Vielzitzenratte,
Mastomys natalensis
) auf den Menschen übertragen wird. In einigen Gebieten tragen alle dort lebenden Ratten das Lassa-Virus in sich und nicht alle von ihnen können beseitigt werden.
Schätzungen gehen davon aus, dass sich jährlich etwa 300.000 Menschen mit dem Lassa-Fieber infizieren. Etwa 80 Prozent der Infektionen verlaufen mild oder völlig symptomlos. In den anderen Fällen erkranken die Betroffenen schwerer. Etwa ein bis zwei Prozent der Patienten sterben.
Nur selten treten Lassafieber-Erkrankungen außerhalb des Endemiegebiets auf. Häufig handelt es sich dann um Reisende, die sich kurz zuvor in Westafrika aufgehalten und dort mit dem Lassa-Fieber angesteckt haben. Solche Krankheitsfälle bei Reiserückkehrern gab es beispielsweise schon in Deutschland und der Schweiz.
Wie erwähnt, entwickeln manche Infizierte keinerlei Symptome (asymptomatischer Verlauf). In den anderen Fällen treten 6 bis 21 Tage nach der Ansteckung erste Symptome auf. Diese Zeitspanne zwischen Infektion und Krankheitsausbruch wird Inkubationszeit genannt.
Das Lassa-Fieber beginnt mit grippeähnlichen Beschwerden wie:
Solche Symptome treten auch bei vielen anderen Erkrankungen auf. Relativ spezifisch für das Lassa-Fieber ist dagegen eine schmerzhafte Entzündung des Rachens mit Geschwüren (ulzerierende Pharyngitis), zum Teil mit Schwellung der Kehlkopfschleimhaut (Glottisödem). Manchmal entwickelt sich auch ein
Hautausschlag
, der sich etwas über das Hautniveau erhebt.
Bei einem schweren Verlauf von Lassa-Fieber treten ab der zweiten Krankheitswoche häufig folgende Symptome auf:
In schweren Fällen können im weiteren Verlauf Kreislauf- und Nierenversagen sowie schwere Blutungen auftreten. Zudem kann das
Gehirn
mitbetroffen sein (Enzephalopathie), was sich etwa in Krämpfen und Schläfrigkeit bis hin zu Koma äußert.
Auslöser des Lassafiebers ist das Lassa-Virus, ein Vertreter der sogenannten Arenaviren. Es besteht nur aus einer Hülle und dem darin verpackten Erbgut. Zur Vermehrung muss es in Zellen eines Wirtsorganismus eindringen. Neben dem Menschen dienen den Lassa-Viren auch Nagetiere (Ratten) als Wirt. Diese können die
Viren
in sich tragen, ohne daran zu erkranken. Man bezeichnet sie daher als Vektoren.
Über den
Urin
oder Kot infizierter Ratten (Vielzitzenratten) gelangen die Lassa-Viren in die Umwelt. Da die Tiere hauptsächlich in der Nähe von Menschensiedlungen leben, können Menschen leicht mit den Viren in Kontakt kommen. Teilweise sind 50 bis 100 Prozent der Rattenpopulationen eines Dorfes mit dem Lassa-Virus infiziert. Über Lebensmittel, die mit Rattenexkrementen verunreinigt sind (wie Getreide), stecken sich die Menschen dann an.
In einigen Gegenden werden die Vielzitzenratten auch gejagt und verzehrt, was ebenfalls eine Ansteckungsquelle darstellt.
Ebenfalls möglich ist eine Infektion über Hautverletzungen, intakte Schleimhäute sowie über das Einatmen von Staubpartikeln, die etwa mit Rattenkot verunreinigt sind.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kommt ebenfalls vor, zum Beispiel bei der Pflege erkrankter Angehöriger - etwa, wenn man mit Fäkalien oder
Blut
des Erkrankten in Berührung kommt. Auch beim Geschlechtsverkehr ist eine Virus-Übertragung möglich, ebenso wie bei Schwangeren über die
Plazenta
auf das Kind.
Erfahrungsgemäß sind vor allem Schwangere anfällig für einen schweren Lassafieber-Verlauf. Die Sterblichkeit schwangerer Frauen mit Lassa-Fieber ist wesentlich höher als die durchschnittliche Sterblichkeit bei dieser Infektionskrankheit.
Darüber hinaus kann das Virus über den Mutterkuchen auf das ungeborene Kind übertragen werden. Die Ansteckung verläuft für den Fötus fast immer tödlich.
Die Ähnlichkeit zwischen Lassa-Fieber und anderen fieberhaften Erkrankungen (wie
Grippe
,
Malaria
, Ebola,
Dengue-Fieber
,
Typhus
) erschwert es dem Arzt, schnell die richtige Diagnose zu stellen. Deshalb sind Informationen zur Krankheitsgeschichte (
Anamnese
) und vor allem zu kürzlichen Reisezielen (Reiseanamnese) äußerst wichtig. Ihr Arzt fragt Sie unter anderem:
Anschließend folgt die körperliche Untersuchung. Sie umfasst eine Temperatur- udn Blutdruckmessung. Außerdem tastet der Arzt Ihren Bauch ab und hört
Herz
und
Lunge
ab.
Um Lassa-Fieber eindeutig feststellen zu können, sind Blutuntersuchungen nötig. Dafür wird Ihnen Blut abgenommen, das dann in einem Hochsicherheitslabor unter strengen Auflagen untersucht wird. Dabei wird zum einen mit Hilfe sogenannter molekulargenetischer Tests das Erbgut der Viren direkt nachgewiesen. Zum anderen werden in Ihrem Blut spezifische Antikörper gegen das Lassa-Virus gesucht. Diese kommen im Körper nur vor, wenn Sie mit dem Lassa-Virus in Kontakt gekommen sind.
Verschiedene Blutwerte geben zudem Aufschluss über Verlauf und Schweregrad der Erkrankung. Wenn etwa
Bauchspeicheldrüse
und Nieren mitbetroffen sind, zeigt sich dies unter anderem an erhöhten Serumwerten von
Lipase
und Kreatinin.
Um eine Ausbreitung der Erkrankung verhindern zu können, unterliegt das Lassa-Fieber in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Meldepflicht: Bereits Verdachtsfälle müssen von Ärzten namentlich an die zuständigen Stellen gemeldet werden.
Da Lassa-Fieber tödlich verlaufen kann, ist eine rechtzeitige Behandlung mit den richtigen Medikamenten äußerst wichtig. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es derzeit keine Medikamente, die für die Behandlung von Lassafieber zugelassen sind.
Außerhalb der offiziellen Zulassung ("off label") wird zu Krankheitsbeginn aber vielfach der Wirkstoff Ribavirin eingesetzt. Er hemmt die Vermehrung der Viren (ist also ein Virostatikum). Je früher das Medikament verabreicht wird, desto besser wirkt es. Wird es in den ersten sechs Tagen nach Fieberbeginn gegeben, kann es bei Patienten mit ungünstiger Prognose die Sterblichkeit von 60 bis 80 Prozent auf unter zehn Prozent senken, wie Untersuchungen zeigten.
Darüber hinaus werden die Patienten mit Lassa-Fieber auf einer Isolationsstation rund um die Uhr überwacht und betreut. Hierbei geht es vor allem um die symptomatische Therapie, also um eine Behandlung der Krankheitssymptome wie Fieber. Durch die Isolation der Patienten soll verhindert werden, dass sich andere Menschen anstecken.
Viele Patienten mit Lassa-Fieber zeigen mit der richtigen Therapie etwa ab der zweiten Krankheitswoche eine Besserung der Symptome. Nach der Erkrankung fühlen sich viele Betroffene noch lange schwach - es dauert eine gewisse Zeit, bis sich ihr Körper vom Lassa-Fieber vollständig erholt hat. Einige Patienten leiden nach dem Lassa-Fieber an
Taubheit
oder Gangstörungen. Diese Beschwerden können im weiteren Verlauf abklingen.
Bei schweren Verläufen sterben Lassafieber-Patienten häufig um den zwölften Krankheitstag herum. Vor allem Kreislauf- und Nierenversagen spielen dabei eine große Rolle. Auch eine Beteiligung des Gehirns an der Krankheit im Sinne einer Enzephalopathie sowie schwere Blutungen verschlechtern die Prognose. Ebenso gilt eine Schwangerschaft als Risikofaktor für einen schweren Verlauf und eine erhöhte Sterblichkeit.
Zurzeit gibt es keinen Impfstoff gegen Lassafieber. Bestimmte Verhaltensweisen helfen aber, die Gefahr einer Ansteckung zu verringern. Achten Sie bei Aufenthalt in einem Lassa-Endemiegebiet (z.B. Sierra Leone) also unter anderem auf Folgendes:
Wenn Sie sich nach Ihrer Reise krank fühlen, sollten Sie Ihrem Arzt sofort sagen, dass Sie vor kurzem im Ausland waren. So kann er schneller die richtige Diagnose stellen, besonders, wenn Sie während der Hauptzeit der Lassavirus-Übertragung am Ende der Trockenzeit (Mitte Dezember bis Ende März) in einem Endemiegebiet waren. Der Verdacht auf Lassa-Fieber liegt dann bei entsprechenden Symptomen nahe.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Lassa-Fieber
Lassa-Fieber: Beschreibung
Lassa-Fieber: Verbreitung
Lassa-Fieber: Symptome
Lassa-Fieber: Ursachen und Risikofaktoren
Lassa-Fieber: Übertragung durch Vielzitzenratte
Lassa-Fieber: Risiken für einen schweren Verlauf
Lassa-Fieber: Untersuchungen und Diagnose
Lassa-Fieber: Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss
Meldepflicht
Lassa-Fieber: Behandlung
Lassa-Fieber: Krankheitsverlauf und Prognose
Lassa-Fieber: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen