Illness name: frailty syndrom
Description:
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Beim
Frailty-Syndrom
handelt es sich um einen Komplex verschiedener Symptome, der vorwiegend bei älteren Menschen auftritt. Kennzeichnend sind die erhöhte körperliche Anfälligkeit der Betroffenen sowie ihre verringerte Widerstandskraft gegenüber äußeren Stressfaktoren. Lesen Sie hier mehr zum Thema Frailty-Syndrom: Ursachen, Diagnose, Behandlung und Vorbeugung.
Der englische Begriff Frailty bedeutet "Gebrechlichkeit". Diese galt lange Zeit als normale Begleiterscheinung des Alters. Mit der Entwicklung der Altersmedizin (Geriatrie) als eigenständiges Forschungsgebiet wird der fortschreitende Abbau der Leistungsfähigkeit im Alter jedoch differenzierter betrachtet.
Der geriatrische Begriff Frailty-Syndrom meint mehr als die natürliche Alterung von Körper und Geist. Er bezeichnet ein komplexes Krankheitsbild mit mehreren möglichen Symptomen:
Der Symptomenkomplex bewirkt eine
deutlich verminderte körperliche (und manchmal auch geistige) Widerstands- und Leistungsfähigkeit
. Die körperliche Anfälligkeit wird von Mediziner als erhöhte Vulnerabilität bezeichnet. Sie hat etwa zur Folge, dass die Betroffenen ein höheres Sturzrisiko haben, häufiger Komplikationen bei oder nach operativen Eingriffen entwickeln und länger zur Genesung brauchen.
Auch das Risiko für weitere Erkrankungen, längere stationäre Aufenthalte, Pflegebedürftigkeit und Behinderungen sowie das Sterberisiko sind im Zusammenhang mit dem Frailty-Syndrom erhöht.
Die erhöhte Vulnerabilität bringt auch mit sich, dass Menschen mit Frailty-Syndrom etwa einen Klinikaufenthalt oder ungewollte Veränderungen alltäglicher Abläufe und Gewohnheiten oft schlechter wegstecken als nichtbetroffene Altersgenossen.
Mittelfristig kann das Frailty-Syndrom die Autonomie der Betroffenen und ihre Fähigkeit zur sozialen Teilhabe zunehmend einschränken. Seelische Probleme bis hin zur
Depression
können das Krankheitsbild dann weiter verschlechtern.
In der Medizin werden verschiedenste Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung des Frailty-Syndroms diskutiert.
Frailty tritt typischerweise im höheren Alter auf. Laut Robert Koch-Institut sind etwa 2,6 Prozent der 65- bis 79-Jährigen vom Frailty-Syndrom betroffen. Bei den Über-90-Jährigen wird der Anteil der Frailty-Betroffenen einer Studie zufolge auf rund 28 Prozent geschätzt.
Menschen, die unter bestimmten Erkrankungen leiden, haben ein erhöhtes Risiko für Frailty. Typische Erkrankungen sind zum Beispiel
Bluthochdruck
,
Schlaganfall
,
Herzinfarkt
, Krebs und
Diabetes mellitus
. Aber auch kognitive Einschränkungen (etwa durch eine
Demenz
) und psychische Erkrankungen können das Frailty-Syndrom triggern.
Oft nimmt mit zunehmendem Alter die Muskelmasse ab. Dies begünstigt ebenfalls die Entwicklung eines Frailty-Syndroms mit den typischen Symptomen Kraft- und Ausdauerverlust.
Studien zeigen, dass viele Frailty-Patienten einen Mangel an bestimmten Nährstoffen haben. Besonders ein Mangel an
Vitamin D
,
Vitamin E
, Carotinoiden und Eiweißen (Proteinen) gilt aus ernährungswissenschaftlicher Sicht als mitursächlich für das Frailty-Syndrom.
Begünstigt werden Mangelerscheinungen durch den im Alter oft nachlassenden Appetit, Geruchs- und Geschmackssinn sowie durch alters- bzw. krankheitsbedingte Probleme beim Kauen und/oder Schlucken.
Einsamkeit
und fehlende geistige Anregung sind weitere mögliche Ursachen bzw. Risikofaktoren für das Frailty-Syndrom.
Einige wissenschaftliche Untersuchungen lassen vermuten, dass Frauen ein etwas höheres Frailty-Risiko haben als Männer. Eindeutig geklärt ist dies aber (noch) nicht.
Für die Diagnose des Frailty-Syndroms haben Forscher eine Vielzahl von Methoden entwickelt. Am gebräuchlichsten ist das
Diagnoseschema nach Linda Fried
, das Frailty anhand folgender Kriterien identifiziert:
Inwieweit die einzelnen Kriterien zutreffen, wird im persönlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient beurteilt. Ergänzend können verschiedene Untersuchungen zum Einsatz kommen. So kann der Mediziner zum Beispiel die Muskelkraft testen, indem er die Intensität des Händedrucks prüft, oder den Patienten bittet, freihändig vom Stuhl aufzustehen.
In der Praxis wird für die Diagnose häufig auch das sogenannte
FRAIL-Screening
in Form eines Fragebogens verwendet. Folgende Kriterien werden abgefragt:
Treffen drei Kriterien zu, lautet die Diagnose Frailty-Syndrom. Treffen nur zwei Kriterien zu, spricht man von Prefrailty – ein Vorstadium des Frailty-Syndroms, bei dem sich mithilfe vorbeugender therapeutischer Maßnahmen die weitere Ausprägung des Syndroms häufig verhindern lässt.
Gegen das Frailty-Syndrom können folgende Maßnahmen helfen:
Alle Maßnahmen, die zur Behandlung des Frailty-Syndroms empfohlen werden, eignen sich auch zu dessen Vorbeugung - also beispielsweise eine eiweiß- und vitaminreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Kraft- und Ausdauertraining sowie ein erfülltes Sozialleben. Wenn man diese Ratschläge frühzeitig beherzigt, ist der Grundstein gelegt für ein auch im hohen Alter erfülltes Leben ohne das Frailty-Syndrom.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Frailty-Syndrom
Kurzübersicht
Frailty-Syndrom: Definition und Symptome
Auswirkungen
Frailty-Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren
Alter
Erkrankungen
Mangelernährung
Soziale Isolation
Geschlecht
Frailty-Syndrom: Diagnose
Frailty-Syndrom: Therapie und Vorbeugung
Frailty-Syndrom: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen