Illness name: muttermal
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Ein
Muttermal
(Naevus, Nävus) ist eine umschriebene, gutartige Veränderung der Haut oder (seltener) Schleimhaut. Meist unterscheidet sie sich farblich von der umgebenden Haut. Erfahren Sie hier alles Wichtige zum Thema: Was sind Muttermale genau? Wie entstehen sie? Welche verschiedenen Arten gibt es? Was ist der Unterschied zwischen Muttermal und Leberfleck? Was tun, wenn man ein Muttermal aufgekratzt hat?
"Muttermal" ist die umgangssprachliche Bezeichnung für einen Naevus (Nävus). Das ist eine umschriebene, gutartige Haut- oder (seltener) Schleimhautveränderung, die sich farblich meist von seiner Umgebung abhebt.
Muttermal oder Leberfleck - der Unterschied
:
Manchmal werden die Begriffe "Leberfleck" und "Muttermal" synonym - also ohne Unterschied - verwendet. Eigentlich steht "Leberfleck" aber nur für ein pigmentiertes Muttermal (siehe unten: Pigmentnävi), zum Beispiel einen Café-au-lait-Fleck.
Form, Größe, Farbe und das sonstige Aussehen von Nävi können erheblich variieren:
Manchmal ist ein Muttermal (Leberfleck) schon beim Baby ab der
Geburt
vorhanden. Andere Muttermale (Leberflecke) entwickeln sich erst später bei Kindern oder sogar erst im Erwachsenenalter. Dabei sind Nävi nicht immer von Dauer - manche Muttermale können spontan wieder verschwinden, zum Beispiel die sogenannten Spider-Nävi. Auch ein erworbener Pigmentfleck (Leberfleck) verschwindet manchmal von allein wieder.
Es gibt ganz verschiedene Muttermal-Arten. Sehr oft gehen sie von Pigmentzellen der Haut aus. Mediziner sprechen dann von Pigmentnävi. Daneben gibt es Muttermale, die sich von anderen Zellen (wie Fettzellen) ableiten.
Pigmentnävi ("Leberflecke") sind pigmentierte Muttermale. Sie gehen von pigmentbildenden Zellen (v.a. Melanozyten) aus. Mediziner unterscheiden verschiedene Unterformen von Pigmentnävi, zum Beispiel:
Muttermale, die nicht von Pigmentzellen, sondern anderen Zellen ausgehen, sind zum Beispiel:
Es gibt verschiedene Hauterscheinungen, die einem Muttermal ähneln können und so eine Verwechslungsgefahr darstellen. Hier einige Beispiele:
Ein "rotes Muttermal" oder "roter Leberfleck" kann in Wirklichkeit ein "
Blutschwämmchen
" sein (mediz. infantiles
Hämangiom
). Das ist eine gutartige Gefäßneubildung, die bei vielen Babys auftritt.
Vor allem ältere Menschen bekommen oft winzige "rote Leberflecken", bevorzugt am Rumpf. Dabei handelt es sich meist um
tardive Hämangiome
. Trotz des ähnlichen Namens entstehen diese nicht durch die Neubildung von Gefäßen (wie infantile Hämangiome), sondern vermutlich durch die degenerative Veränderung bereits bestehender oberflächlicher Gefäße.
Oft bilden sich tardive Hämangiome auch in der Schwangerschaft. Nach der Geburt können diese "rote Leberflecken" wieder verschwinden. An ihrer Entstehung sind deshalb vermutlich hormonelle Faktoren beteiligt.
Die Unterscheidung 'Muttermal oder
Warze
?' ist ebenfalls nicht immer leicht. Es gibt ganz verschiedene Typen von
Warzen
, und manche davon können einem warzenartigen Nävus verblüffend ähnlich sehen. Das Gleiche gilt für
senile Warzen
(Alterswarzen), die eigentlich gar keine echten Warzen sind.
Sie haben sich ein Muttermal oder einen Leberfleck aufgekratzt? Die Stelle blutet eventuell sogar? Im Allgemeinen besteht zunächst kein Grund zur Sorge. Wichtig ist es, ein aufgekratztes Muttermal zu säubern, zu desinfizieren und vor Verschmutzung zu schützen, wie man das auch bei anderen Wunden macht. So können Sie verhindern, dass sich das wunde Muttermal entzündet.
Wenn das doch passiert oder die Wunde nicht richtig abheilt, sollten Sie zum Arzt gehen. Falls Sie sich das Muttermal aufgekratzt haben, weil es gejuckt hat, oder das Muttermal von allein blutet, sollten Sie grundsätzlich immer einen Arzt aufsuchen (siehe unten: Wann zum Arzt?).
Die gleichen Empfehlungen (Säubern, Desinfizieren, vor Schmutz schützen, evtl. zum Arzt) gelten, wenn man sich abstehende Muttermale oder Leberflecke abgerissen hat.
Muttermale entstehen durch die Vermehrung (seltener Verminderung) von bestimmten Zellen:
Beispielsweise bilden lokal angesammelte Melanozyten einen bräunlichen bis braun-schwarzen Pigmentnävus. Melanozyten produzieren den Farbstoff Melanin und sorgen so für die Hautfärbung. Ein Fettgewebsnävus (Naevus lipomatodes superficialis) entsteht durch lokal angesammeltes Fettgewebe in der Haut. Ein Feuermal (Naevus flammeus) geht auf erweiterte oberflächliche Kapillaren (feinste Blutgefäße) zurück.
Manchmal bestehen Muttermale von Geburt an, etwa Feuermale und Fettgewebsnävi. Die Ursache dieser angeborenen Nävi ist
unbekannt
. An ihrer Entstehung können unter anderem
erbliche und hormonelle Faktoren
beteiligt sein.
Solche Faktoren können auch bei erworbenen Nävi eine Rolle spielen. So treten viele Muttermale (Leberflecke) familiär gehäuft auf, was für eine erbliche Veranlagung spricht. Dass während der Pubertät und Schwangerschaft oft neue Muttermale entstehen, weist auf eine Beteiligung von hormonellen Faktoren hin.
So finden sich etwa Spider-Nävi oft bei Schwangeren sowie Menschen unter Östrogentherapie, aber auch bei Kindern. Nicht selten ist bei diesen spinnenförmigen "Leberflecken" die Ursache auch eine
chronische Leber-Erkrankung
wie Leberzirrhose.
Bei pigmentierten Muttermalen (Leberflecken) bei Kindern haben Wissenschaftler einen Zusammenhang mit der
UV-Bestrahlung
durch die Sonne nachgewiesen: Die meisten Leberflecke entstehen schon in der Kindheit. Als wichtigster Risikofaktor dafür galten früher vor allem Sonnenbrände in der Kindheit.
Inzwischen hat man herausgefunden, dass auch eine UV-Bestrahlung der Haut, die keinen
Sonnenbrand
verursacht, pigmentierte Muttermale begünstigt. Das heißt: Entscheidend ist, wie viel UV-Strahlung die Kinderhaut im Laufe der Zeit abbekommen hat (kumulierte UV-Dosis). Helle Hauttypen erwiesen sich dabei als besonders anfällig für Leberflecke.
Ein möglicher Einflussfaktor ist zudem die
Unterdrückung der Körperabwehr
(
Immunsuppression
). Wenn zum Beispiel nach einer Organtransplantation Abwehrreaktionen medikamentös unterdrückt werden, können vermehrt pigmentierte Muttermale entstehen oder bestehende Nävi sich verändern. Das Gleiche kann bei einer
Chemotherapie
in der Kindheit oder bei einer HIV-bedingten
Immunschwäche
passieren.
Viele Entstehungsfaktoren lassen sich nicht beeinflussen, besonders nicht bei angeborenen Muttermalen (Leberflecke). Die Entstehung neuer pigmentierte Male lässt sich aber vielfach verhindern, wenn man die Haut vor zu viel UV-Licht schützt.
Als Entstehungsort der Nävi kommt grundsätzlich die
gesamte Körperoberfläche
in Betracht. Ein Muttermal (Leberfleck) am behaarten Kopf, Finger, Bauch oder Bein ist also ebenso möglich wie eines an der
Brustwarze
, unter den Achseln, im Bauchnabel, in der Pofalte oder unter den Zehennägeln. Gelegentlich findet sich ein Muttermal auch auf der Handinnenfläche oder Fußsohle. Sehr auffallend kann ein Muttermal am
Auge
,
Augenlid
oder an anderen Stellen im Gesicht sein, zum Beispiel ein großer, dunkler Leberfleck oder ein leuchtend rotes Feuermal.
Während manche Muttermal- bzw. Leberfleck-Arten wenig wählerisch sind, was ihren Entstehungsort betrifft, bevorzugen andere bestimmte Körperregionen oder treten überhaupt nur an bestimmten Stellen auf:
So erscheinen altersbedingte Lentigines (Altersflecken) nur an
sonnenbeschienenen Hautstellen
. Dazu zählen etwa das Gesicht, die Handrücken und die Außenseite der Unterarme. Feuermale bilden sich hauptsächlich im
Gesicht und Nacken
. Ebenso häufig tritt so ein markantes rotes Muttermal vorn am
Hals
auf.
Manchmal tritt ein Muttermal / Leberfleck sogar im Auge auf. Relativ häufig ist etwa der sogenannte Aderhautnävus. Das ist ein pigmentiertes oder unpigmentiertes Muttermal im Auge, das von der
Aderhaut
ausgeht - dem innersten Abschnitt der mittleren Augenhaut. Oft entdeckt es der Augenarzt nur zufällig bei einer Untersuchung. Aderhautnävi sind normalerweise gutartig.
Selten entsteht ein Muttermal / Leberfleck im
Mund
, zum Beispiel ein Pigmentnävus (pigmentiertes Muttermal). Solche dunklen Leberflecke sind an der Lippen- und Wangenschleimhaut sowie am harten Gaumen am häufigsten anzutreffen.
Ein orales Muttermal kann aber auch weiß sein wie im Fall des weißen Schleimhaut-Nävus (Naevus spongiosus albus mucosae). Dieser Muttermal-Typ geht vom Epithel aus und zeigt sich als Anhäufung teigiger weißer Plaques in der Mundhöhle.
Ein weißer Schleimhaut-Nävus kann nicht nur im Mund, sondern auch an anderen Schleimhäuten auftreten, zum Beispiel in der
Nase
, im
Anus
oder in der Scheide (Vagina).
Gelegentlich bilden sich Nävi in der Genitalregion. Manche Mädchen und Frauen haben zum Beispiel ein oft sehr dunkles Muttermal im Bereich der
Schamlippen
. Ebenso auffällig kann ein Muttermal / Leberfleck am
Penis
oder
Hoden
sein.
Weitere Zonen im Intimbereich, die betroffen sein können, sind etwa die Region rund um den Anus sowie die Brustwarzen.
Muttermale sind in der Regel harmlos: Sie verdrängen zwar umliegendes Gewebe, zerstören es aber nicht und bilden auch keine Absiedelungen (Metastasen). Damit sind sie gutartige Hauttumoren, die aus medizinischer Sicht im Allgemeinen nicht behandelt werden müssen.
Wenn Betroffene ihre Nävi aber als
kosmetisch störend
empfinden (z.B. ein großer Leberfleck oder ein Feuermal im Gesicht oder ein dunkles Muttermal an der Lippe), sollten sie zum Hautarzt gehen. Dieser weiß, wie sich der gutartige Hauttumor entfernen lässt.
Unter Umständen kann sich ein Muttermal auch zu
Hautkrebs
weiterentwickeln. Das ist ein unkontrolliert wachsender Hauttumor, der in umliegendes Gewebe hineinwächst und es dadurch zerstört. Zudem kann Hautkrebs Absiedelungen (Metastasen) bilden. Veränderungen etwa in der Größe, Form oder Farbe von Muttermalen können auf eine solche Entartung hinweisen.
Deshalb ist es unbedingt ratsam, auffällige Muttermale (Leberflecke) untersuchen zu lassen! Gehen Sie daher unter anderem in folgenden Fällen dringend zum Arzt:
Auch wenn Sie plötzlich (viele) neue Muttermale / Leberflecke bekommen, sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen!
Manche Menschen sind
besonders anfällig für Hautkrebs
, zum Beispiel solche mit einem hellen Hauttyp, häufiger UV-Bestrahlung beziehungsweise vielen Sonnenbränden in der Vergangenheit (vor allem in der Kindheit). Gefährdet sind auch Menschen, die sehr viele Muttermale bzw. Leberflecke besitzen. Diese per Screening regelmäßig von einem Arzt untersuchen zu lassen, bietet die Chance, Hautkrebs gegebenenfalls frühzeitig zu entdecken.
Aber auch für Menschen mit wenigen Muttermalen kann eine regelmäßige Untersuchung zur Früherkennung von Hautkrebs sinnvoll sein. Dabei begutachtet der Arzt die gesamte Körperoberfläche. Hautveränderungen wie Muttermale am behaarten Kopf nimmt er dabei ebenso unter die Lupe wie solche zwischen den Zehen.
Mehr über diesen "Muttermal-Check" und eine mögliche Kostenübernahme durch die Krankenversicherung erfahren Sie
hier
.
Ob sich ein harmloses Muttermal möglicherweise zu Hautkrebs weiterentwickelt hat (oder auf dem besten Wege dahin ist), kann man auch als Laie abschätzen, und zwar mithilfe der ABCD-Regel. Dabei wird ein Muttermal mit bloßem Auge in Bezug auf vier Kriterien beurteilt, etwa ob es eine symmetrische Form und scharfe Ränder hat.
Potenziell verdächtig ist auch ein entzündeter Leberfleck (entzündetes Muttermal) oder ein Hautmal, das sich in anderer Weise verändert - beispielsweise größer wird oder seine Farbe wechselt.
Mehr darüber, worauf Sie bei Muttermalen / Leberflecke achten sollten, erfahren Sie im Beitrag
Bösartige Muttermale erkennen
.
Mediziner können Muttermale mit verschiedenen Methoden entfernen. Sie können Nävi beispielsweise herausschneiden, lasern oder abschleifen. Es hängt unter anderem von der Art und Größe des Muttermals ab, welche Methode im Einzelfall am besten geeignet ist.
Mehr über die verschiedenen Möglichkeiten, Muttermale zu entfernen, wie viel das kostet und ob auch Hausmittel helfen, erfahren Sie im Beitrag
Muttermale entfernen
.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Muttermal
Kurzübersicht
Was sind Muttermale (Leberflecken)?
Variables Aussehen
Arten von Muttermalen
Pigmentnävi
Andere Nävi
Abgrenzung ähnlicher Hautveränderungen
Was tun, wenn ich ein Muttermal aufgekratzt habe?
Wie und wo können Muttermale entstehen?
Warum bekommt man Muttermale / Leberflecke?
Muttermal-Entstehung von Kopf bis Fuß
Muttermale im Auge oder Mund
Muttermale im Intimbereich
Muttermal (Leberfleck): Wann zum Arzt?
Hautkrebs-Screening
Bösartige Muttermale erkennen
Muttermale entfernen
Autoren- & Quelleninformationen