Illness name: sjoegren syndrom
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Das
Sjögren-Syndrom
(Sicca-Syndrom, autoimmune Exokrinopathie) ist eine Autoimmunerkrankung, die fast nur Frauen betrifft. Typische Symptome sind trockene Augen und trockener Mund. Auch innere Organe können beim Sjögren-Syndrom betroffen sein. Eine Heilung ist bislang nicht möglich. Mit der richtigen Therapie lassen sich aber die Beschwerden der Betroffenen lindern. Lesen Sie mehr über Symptome und Ursachen des Sjögren-Syndroms, Selbsthilfe und medizinische Therapie!
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch fortschreitende und nicht heilbare Autoimmunerkrankung. Aufgrund einer Fehlsteuerung attackiert und schädigt das Immunsystem hier über viele Jahre hinweg die Speichel- und Tränendrüsen – trockener Mund und trockene AUgen sind die Folgen. Auch innere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden und weitere Beschwerden verursachen. Darüber hinaus leiden Menschen mit Sjögren-Syndrom zehnmal häufiger an Allergien und glutensensitiver Enteropathie (Glutenunverträglichkeit, Zöliakie) als die Durchschnittsbevölkerung.
Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen gilt auch beim Sjögren-Syndrom, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Man geht davon aus, dass 19 von 20 Sjögren-Syndrom-Patienten weiblich sind.
Die ersten Symptome treten im Schnitt im Alter von 40 bis 50 Jahren auf. Sie können aber auch schon deutlich früher oder erst später auftauchen. In Deutschland sind etwa vier von 1.000 Menschen vom Sjögren-Syyndrom betroffen.
Das Sjögren-Syndrom ist nach dem schwedischen Augenarzt benannt, der die Krankheit 1933 erstmals beschrieben hat. Weil bei den Betroffenen Symptome verschiedener Art gleichzeitig auftreten und in einem Zusammenhang zueinander stehen, spricht man von einem "Syndrom". Alternativ kann man auch den Begriff Symptomkomplex verwenden.
Das Sjögren-Syndrom ist nicht heilbar. Neben einer effektiven medizinischen Symptombehandlumg (siehe unten) können Sie selbst aber viel tun, um gut mit der Krankheit zu leben. Zum Beispiel:
Sobald die Diagnose "Sjögren-Syndrom" feststeht, sollten Sie sich in Behandlung bei einem Spezialisten für das Sjögren-Syndrom begeben – einem Rheumatologen. Denn das Sjögren-Syndrom ist eines von vielen verschiedenen Krankheitsbildern, die unter den Sammelbegriff "Rheuma" fallen.
Ein Rheumatologe kann darüber hinaus als Schnittstelle dienen und Sie bei Bedarf gezielt an andere Fachärzte überweisen, wenn bestimme Symptome behandelt werden sollen. Das kann dann zum Beispiel ein Zahn- oder Augenarzt, ein Gynäkologe, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Schmerztherapeut und/oder ein Facharzt für Lungen- oder Nierenerkrankungen sein.
Die Sjögren-Syndrom-Therapie erfolgt symptomatisch. Das bedeutet, dass die auftretenden Beschwerden (z.B. trockene Augen) mit geeigneten Maßnahmen gelindert werden. Beispiele:
Tritt das Sjögren-Syndrom zusammen mit einer Grunderkrankung wie Rheumaotide Arthritis auf (sekundäres Sjögren-Syndrom: siehe unten), sollte diese fachgerecht behandelt werden. In der Folge kann dann auch das Sjögren-Syndrom verschwinden.
Das Sjögren-Syndrom ist eine
Autoimmunerkrankung
. Das bedeutet: Das Immunsystem, das normalerweise Fremdstoffe wie eingedrungene Krankheitserreger attackiert, geht hier fälschlicherweise auch gegen körpereigenes Gewebe vor.
Genauer gesagt wandern beim Sjögren-Syndrom spezielle Abwehrzellen (
Lymphozyten
) wandern in das Gewebe hauptsächlich von Speichel- und Tränendrüsen ein und produzieren hier sogenannte Auto-Antikörper. Das sind Antikörper, die vor Ort das körpereigene Gewebe angreifen. Es entwickeln sich Entzündungsprozesse, was das Gewebe schädigt, sodass es eine Aufgaben (z.B. Speichelproduktion) nicht mehr erfüllen kann. Neben Speichel- und Tränendrüsen können auch andere Gewebe im Körper von der Erkrankung betroffen sein.
Warum und wie genau manche Menschen am Sjögren-Syndrom erkranken, wird noch erforscht. Bisher gibt es einige Hinweise auf mögliche Zusammenhänge. So zeigen Beobachtungen, dass die Erkrankung
familiär gehäuft
auftritt. Das spricht dafür, dass die Neigung zum Sjögren-Syndrom vererbt werden kann.
Außerdem wird diskutiert, ob
Veränderungen im Hormonhaushalt
(wie im Rahmen der Wechseljahre) und/oder
Stress
die Krankheit auslösen können.
Im Zusammenhang mit der Entstehung des Sjögren-Syndroms unterscheiden Ärzte zwischen einer primären und einer sekundären Krankheitsform:
Typisch für das Sjögren-Syndrom sind zwei Symptome:
Neben den Speichel- und Tränendrüsen können auch andere Drüsen des Körpers von der Autoimmunerkrankung betroffen sein. Zusätzlich zu Mund- und Augentrockenheit leiden daher einige Frauen beim Sjögren-Syndrom an Scheidentrockenheit.
Das Sjögren-Syndrom macht sich aber nicht nur an Körperdrüsen bemerkbar. Viele Betroffene zeigen auch folgende Symptome:
Die Symptome beim Sjögren-Syndrom können von Patient zu Patient stark variieren.
Bis die Diagnose Sjögren-Syndrom gestellt wird, vergehen oft bis zu zehn Jahre. Denn viele Patienten sind zunächst in Behandlung verschiedener Fachärzte – je nachdem, welche Symptome im Vordergrund stehen. Da die einzelnen Ärzte oft nicht den Überblick über alle Beschwerden des Patienten haben, kann es lange dauern, bis alle diese Symptome zu einem Krankheitsbild – dem Sjögren-Syndrom – zusammengefügt werden.
Der erste Schritt bei unklaren Beschwerden ist ein ausführliches Arzt-Patient-Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (
Anamnese
). Der Arzt lässt sich von Ihnen die verschiedenen Symptome genau schildern. Oft fragt er auch genauer nach, etwa ob Sie sich häufig müde und abgeschlagen fühlen, während des Essens viel trinken müssen, um gut schlucken zu können, oder ob Sie das Gefühl haben, permanent einen Fremkörper im Auge zu haben.
An die Anamnese schließen sich verchiedene körperliche Untersuchungen an, zum Beispiel:
Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch verlaufende, nicht heilbare Krankheit.
Die Prognose beim primären Sjögren-Syndrom ist aber meistens günstig.
Sind innere Organe von der Erkrankung mitbetroffen, können sich Lebensqualität und auch Lebenserwartung verschlechtern. Beispielsweise können im Zuge des Sjögren-Syndroms
Entzündungen und Schädigungen in Lungen und Nieren
auftreten. Auch ein
Gefäßentzündung
(
Vaskulitis
) ist möglich. Ist das Nervensystems in Mitleidenschaft gezogen, kann beispielsweise eine
Erkrankung peripherer Nerven
(periphere Neuropathie), eine
Innenohrschwerhörigkeit
oder eine
Hirnerkrankung
(Enzephalopathie) resultieren.
Als weitere mögliche Komplikation beim Sjögren-Syndrom ist das
Hornhautgeschwür des Auges
zu nennen. Es kann zur Erblindung führen.
Außerdem begünstigt das Sjögren-Syndrom die Entstehung eines
bösartigen (malignen) Lymphoms
. Das ist eine Form von Krebs, die von bestimmten Abwehrzellen des Immunsystems (Lymphozyten) ausgeht. Die Sterblichkeit der Patienten ist dann erhöht.
Aktuellen Erhebungen zufolge, sind heute sehr viel mehr Menschen mit Sjögren-Syndrom arbeitsfähig als noch vor zwei Jahrzehnten. Die Gründe hierfür liegen vermutlich in einer rascheren Diagnose und einer effizienteren Behandlung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.
Sjögren-Syndrom
Kurzübersicht
Was ist das Sjögren-Syndrom?
Sjögren-Syndrom: Wer ist betroffen?
Sjögren-Syndrom: Leben mit der Erkrankung
Sjögren-Syndrom: Therapie
Sjögren-Syndrom: Behandlung der Symptome
Sjögren-Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren
Primäres und sekundäres Sjögren-Syndrom
Sjögren-Syndrom: Symptome
Sjögren-Syndrom: Diagnose
Erhebung der Krankengeschichte
Untersuchungen und Tests
Sjögren-Syndrom: Krankheitsverlauf und Prognose
Sjögren-Syndrom: Arbeitsfähigkeit verbessert
Autoren- & Quelleninformationen