Illness name: erysipel
Description:
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Eine
Wundrose (Erysipel)
ist eine örtlich begrenzte entzündliche Erkrankung der Haut. Sie kommt oft an den Unterschenkeln vor, tritt mitunter aber auch an anderen Körperstellen auf. Auslöser sind Bakterien, die über kleine Verletzungen in die Haut eindringen und sich dort vermehren. Wird eine Wundrose frühzeitig erkannt und wirksam behandelt, ist sie gut kontrollierbar. Hier erfahren Sie mehr über das Erysipel.
Das Erysipel – auch
Wundrose oder Rotlauf
genannt – ist eine durch
Bakterien
ausgelöste Hauterkrankung. Über kleine Wunden dringen Keime in die Haut ein und vermehren sich dort. Der Körper versucht, die Eindringlinge zu bekämpfen – es kommt zu einer lokalen Entzündung der Haut mit Rötung und Schwellung.
Weil sich die Entzündung um die Eintrittsstelle des Erregers ausbreitet, erinnert das Erscheinungsbild an eine Rosenblüte, daher der Name Wundrose.
Generell ist es möglich, dass sich ein Erysipel an allen möglichen Hautstellen bilden. Oft bildet sich eine Wundrose am Bein, manchmal auch im Gesicht.
Das Erysipel ist gut mit Antibiotika behandelbar. Wichtig ist, es frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, weil sich die Infektion sonst weiter im Körper ausbreitet und möglicherweise zu Komplikationen führt (zum Beispiel Blutvergiftung oder Nierenkörperchenentzündung).
Auch wenn manche Menschen das glauben – ansteckend ist ein Erysipel nicht. Es geht also nicht von einem Menschen auf einen anderen über.
Viele andere Erkrankungen, die durch die gleichen Bakterien (hauptsächlich Streptococcus pyogenes) verursacht werden, sind dagegen sehr ansteckend – zum Beispiel
Scharlach
und die Hauterkrankung
Impetigo contagiosa
. Allerdings verlaufen in diesen Fällen die Infektionswege und die Ausbreitung des Erregers anders.
Die Wundrose ist eine durch Bakterien verursachte Entzündung verschiedener Hautschichten, die sich zu allen Seiten ausbreitet und so den rötlichen Entzündungshof entstehen lässt. Meist wird das Erysipel durch eine bestimmte Art von
Streptokokken
ausgelöst: Streptococcus pyogenes.
Aber auch andere Streptokokken und in manchen Fällen
Staphylokokken
(eine andere Gattung von Bakterien) rufen mitunter eine Wundrose hervor. Diese Erreger sind als Ursache allerdings wesentlich seltener.
Streptokokken kommen bei den meisten Menschen natürlicherweise auf Haut und Schleimhäuten vor, ohne irgendwelche Beschwerden hervorzurufen. Auch andere Bakterien siedeln auf unserer Haut, ohne uns krank zu machen. Die intakte Haut ist eine natürliche Barriere, die uns vor den potenziellen Krankheitserregern schützt.
Kommt es jedoch zu einer Hautverletzung, dringen diese Bakterien in die Haut ein und lösen eine Entzündung aus.
Das heißt: Der bloße Kontakt mit den genannten Bakterien reicht nicht aus, um ein Erysipel zu entwickeln. Es muss immer auch eine Hautläsion – etwa ein Kratzer, eine Schürfwunde oder ein Schnitt – als Eintrittspforte für die Erreger vorliegen. Auch trockene, rissige Haut oder
Fußpilz
ermöglichen Keimen das Eindringen.
Der natürliche "Teppich" aus Mikroorganismen auf der intakten Haut (Hautflora) ist nicht nur ungefährlich, sondern sogar nützlich – er trägt zum Schutz vor einer Infektion mit schädlichen Erregern bei.
Diverse Faktoren begünstigen eine Wundrose, zum Beispiel eine
Schwellung infolge von Flüssigkeitsansammlung im Gewebe
(
Ödem
). Bakterien durchdringen an solchen Stellen die Haut leichter und lösen eine Entzündung aus. Mögliche Ursachen für Ödeme sind:
Hauterkrankungen und Verletzungen
, welche die Schutzfunktion der Haut beeinträchtigen, sind ebenfalls Risikofaktoren für ein Erysipel:
Nicht alle Bakterien, die über eine Hautläsion in die obersten Gewebeschichten eindringen, lösen eine Entzündung aus. Ein intaktes Immunsystem eliminiert in vielen Fällen die Eindringlinge, bevor sie größeren Schaden anrichten.
Normalerweise hat ein Erysipel keine psychische Ursache. Starker seelischer Stress, trägt jedoch mitunter zur Schwächung der Abwehrkräfte bei.
Eine intakte Durchblutung sorgt zudem für eine schnelle Wundheilung und somit einen Verschluss der Eintrittspforte. Das bedeutet:
Krankheiten und Therapien, die das Immunsystem und/oder die Blutversorgung beeinträchtigen
, begünstigen potenziell ein Erysipel. Hierzu zählen zum Beispiel:
Gerade
Kinder und ältere Menschen
sind häufiger von Rotlauf betroffen. Zum einen aufgrund ihres weniger effizienten Immunsystems, zum anderen, da sie sich schneller Verletzungen zuziehen.
Das Hauptsymptom des Erysipels ist eine
flächige, meist scharf begrenzte Rötung und druckschmerzhafte Schwellung
der Haut. Die Rötung bildet manchmal zungenförmige Ausläufer. Der Grund dafür ist, dass sich die Entzündung entlang von Lymphgefäßen ausbreitet.
In schweren Fällen von Erysipel kommt es zur Bildung von
Blasen (bullöses Erysipel)
. Außerdem schwellen die benachbarten
Lymphknoten an
und sind druckempfindlich.
Oft sind es nicht die Hautveränderungen, die Betroffene zu einem Arztbesuch veranlassen, sondern die
unspezifischen Begleitbeschwerden
bei einem Erysipel:
Schon zu Beginn der Infektion treten mitunter Fieber,
Kopfschmerzen
und ein starkes Krankheitsgefühl auf. Die Rötung muss im Anfangsstadium noch nicht zu sehen sein, aber oft brennt oder schmerzt die betroffene Hautstelle bereits. Kurz darauf bildet sich die geschwollene, rote Wundrose rund um die Eintrittsstelle der Bakterien.
Auch wenn ein Erysipel an fast allen Stellen der Haut vorkommt, tritt es häufiger am Bein, Unterschenkeln,
Fuß
oder im Gesicht auf.
Wie lange eine Wundrose dauert beziehungsweise wie lange man wegen eines Erysipels krankgeschrieben ist, lässt sich nicht generell sagen. Der Verlauf hängt unter anderem davon ab, wie frühzeitig eine Behandlung erfolgt und ob diese greift.
Wird eine Wundrose frühzeitig erkannt und richtig behandelt, ist die Prognose in aller Regel gut.
Nach einer erfolgreichen Behandlung ist es jedoch möglich, dass ein Erysipel innerhalb weniger Monate erneut auftritt (Rezidiv). Das Risiko ist für Personen mit geschwächtem Immunsystem, gestörter Durchblutung, Hauterkrankung und/oder häufigeren Hautverletzungen größer (zum Beispiel Diabetiker, ältere Menschen).
Ihnen wird deshalb oft eine regelmäßige medizinische Fußpflege empfohlen. Damit lässt sich das Risiko für eine (wiederholte) Wundrose senken.
Bei unzureichend oder nicht erfolgreich behandeltem Erysipel sind schwerwiegende Folgen möglich:
Die Entzündungsprozesse bei einem Erysipel zerstören mitunter teilweise die betroffenen Lymphgefäße. Als Folge ist ein
chronisches Lymphödem
möglich. Der betroffene Bereich ist dauerhaft geschwollen. Die Schwellung fällt manchmal auch massiv aus (Elefantiasis nostras).
Es besteht das Risiko, dass diese Schwellung eine erneute Wundrose begünstigt. Eine effiziente Therapie durchbricht diesen Teufelskreislauf.
Unbehandelt breitet sich der Rotlauf manchmal in tiefere Hautschichten aus (
Phlegmone
) und richtet dabei erheblichen Gewebeschaden an.
Selten treten bei einem Erysipel lebensbedrohliche Komplikationen auf: Die Bakterien gelangen ins
Blut
und lösen eine
Blutvergiftung
(Sepsis) aus. Auf diesem Wege besteht das Risiko für eine
Entzündung der Herzinnenwand
(
Endokarditis
) oder eine
Entzündung der Nierenkörperchen
(Glomerulonephritis).
Eine Wundrose im Gesicht zieht unbehandelt manchmal eine
Hirnhautentzündung
(
Meningitis
) oder eine
Blutgerinnselbildung in einem Hirngefäß
(
Hirnvenenthrombose
) nach sich.
All diese potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen lassen sich verhindern, wenn ein
Erysipel
frühzeitig und konsequent behandelt wird.
Wie das Erysipel behandelt wird, lesen Sie im Beitrag
Erysipel – Therapie
.
Ein Erysipel stellt der Arzt meist anhand der
typischen Symptome
(flächige, begrenzte Rötung mit Schwellung et cetera) fest. Weitere Untersuchungen sind oft nicht nötig. Wundabstriche für den Erregernachweis sind beim Erysipel selten hilfreich.
Eine Bakterienkultur aus dem Blut bringt meist erst dann Ergebnisse, wenn Bakterien in großer Zahl in die Blutbahn vorgedrungen sind.
Es ist wichtig, die Eintrittspforte der Bakterien zu finden. Bei einer Wundrose im Gesicht haben etwa oft Pickel oder kleine Einrisse in den Mundwinkeln (Rhagaden) den Keimen Zutritt ins Gewebe ermöglicht. Außerdem klärt der Arzt ab, welche Risikofaktoren das Erysipel möglicherweise begünstigt haben.
Es ist bei der Diagnose eines Erysipels wichtig, andere Ursachen für die Symptome (Differenzialdiagnosen) auszuschließen. Es gibt nämlich viele Erkrankungen, die ebenfalls eine Rötung und Schwellung der Haut verursachen, die Behandlung ist aber von Fall zu Fall verschieden.
Mögliche Differenzialdiagnosen bei Wundrose sind zum Beispiel:
Für Menschen mit Risikofaktoren für ein Erysipel gibt es bestimmte Maßnahmen zur Vorbeugung.
So ist es für Diabetiker, gegebenenfalls auch für ältere Menschen, ratsam, regelmäßig eine medizinische Fußpflege aufzusuchen. Dadurch lassen sich Druckstellen oder unbemerkte Hautverletzungen entdecken und frühzeitig behandeln.
Auch für Personen mit bestimmten Hauterkrankungen, etwa Neurodermitis, ist es empfehlenswert, bei einer Verschlechterung des Hautzustands zeitnah einen Arzt zu kontaktieren.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Erysipel
Kurzübersicht
Was ist ein Erysipel (Wundrose)?
Ist ein Erysipel ansteckend?
Wodurch entsteht ein Erysipel (Wundrose)?
Hautverletzung als Eintrittspforte
Begünstigende Faktoren für ein Erysipel
Welche Symptome treten beim Erysipel (Wundrose) auf?
Wie lange dauert ein Erysipel?
Mögliche Komplikationen
Wie lässt sich ein Erysipel behandeln?
Wie stellt der Arzt ein Erysipel fest?
Ausschluss anderer Ursachen
Wie lässt sich einem Erysipel vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen