Illness name: diplopie
Description:
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Diplopie ist eine häufige Form der Sehstörung, bei der Betroffene Doppelbilder sehen. In vielen Fällen ist das Doppeltsehen harmlos, manchmal kann aber auch eine ernste Erkrankung dahinterstecken. Lesen Sie hier, welche Ursachen Doppelbilder haben können, welche Symptome auftreten und wie Diplopie behandelt wird.
Wenn Menschen plötzlich alles doppelt sehen, hast das oft harmlose Gründe. Sie sind beispielsweise sehr müde oder haben lange am Bildschirm gearbeitet. In diesen Fällen verschwinden die Doppelbilder nach einer Ruhephase wieder von selbst. Auch
Migräne
, Stress oder zu hoher Alkoholkonsum sind manchmal Auslöser dafür, dass man vorübergehend doppelt sieht.
In anderen Fällen stecken körperliche Erkrankungen dahinter. Sie betreffen das
Auge
selbst oder treten als Folge einer anderen Erkrankung auf. Abhängig von der Ursache unterscheidet der Arzt monokulare und binokulare Doppelbilder.
Monokulare Doppelbilder (Doppelbild auf einem Auge):
Monokular bedeutet „nur ein Auge betreffend“ (lateinisch „mono-“ für einzig-, einzel-, allein und griechisch „oculus“ für Auge). Ein monokulares Doppelbild bleibt auch dann bestehen, wenn Betroffene ein Auge abdecken. Bei dieser Form des Doppeltsehens liegt das Problem im Augapfel, der auf Licht reagiert. Normalerweise sorgen Hornhaut und Augenlinse zusammen dafür, dass die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen gebündelt werden und sich auf einem einzigen Punkt auf der
Netzhaut
(Makula, Stelle des schärfsten Sehens) vereinen. Trifft das Licht daneben auf, sehen Betroffene ein unscharfes oder verzerrtes Bild. Das ist bei verschiedenen Augenerkrankungen der Fall:
Binokulare Doppelbilder (Doppelbild auf beiden Augen):
Binokular bedeutet „beide Augen betreffend“ (lateinisch „bi-“ für zwei). Bei einer binokularen Diplopie erzeugen beide Augen gemeinsam die Doppelbilder. Betroffene sehen diese nur dann, wenn beide Augen offen sind. Wird ein Auge geschlossen – egal welches – verschwindet das Doppelbild. Typischerweise erscheinen die Doppelbilder nach oben, unten oder zur Seite versetzt oder gekippt.
Doppelbilder auf beiden Augen treten auf, wenn die Augen nicht parallel ausgerichtet sind. Das führt dazu, dass das
Gehirn
die Seheindrücke beider Augen nicht mehr vollständig zu einem Bild zusammenführt. Binokulare Doppelbilder entstehen dann, wenn die
Augenmuskeln
nicht richtig arbeiten. Die Gründe dafür sind unter Umständen harmlos, wie etwa Schlafmangel oder übermäßiger Alkoholkonsum, und verschwinden wieder von selbst. Möglicherweise stecken aber auch ernsthafte Ursachen dahinter.
Funktionieren die Augenmuskeln nicht mehr richtig, so liegt die Ursache entweder im Auge selbst oder sie wird durch Erkrankungen außerhalb des Auges verursacht. Die folgenden Augenerkrankungen können binokulare Doppelbilder auslösen:
Weitere bekannte Auslöser für binokulare Doppelbilder sind beispielsweise Verletzungen oder Schäden am Gehirn:
Auch Erkrankungen, die den gesamten Körper betreffen, sind mitunter Ursache für Doppelbilder:
Wer ein und denselben Gegenstand unscharf oder doppelt, also (leicht) waagerecht, senkrecht oder schräg verschoben wahrnimmt, der sieht doppelt. Doppelbilder treten plötzlich (akute Diplopie) oder schleichend auf, in der Ferne oder in der Nähe oder auch nur beim Blick zur Seite.
Zusätzliche Beschwerden wie Schmerzen bei der Augenbewegung oder hervortretende Augen sind ein Alarmsignal. In diesem Fall empfiehlt es sich, einen Augenarzt aufzusuchen, um die Symptome abzuklären. Gleiches gilt für hängende oder geschwollene Augenlider beziehungsweise sichtbares Schielen.
Folgende Symptome deuten auf schwerwiegende Ursachen hin und geben dem Arzt erste Hinweise auf den Grund der Sehstörung:
Diplopie betrifft zwar „nur” die Augen, das Sehen von Doppelbildern hat aber weitreichende Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen: Wer nicht (mehr) klarsieht, verletzt sich leichter. Betroffene stürzen aus scheinbar unerklärlichen Gründen häufiger oder verletzen sich.
Mögliche Auswirkungen von Diplopie sind:
Suchen Sie umgehend einen Augenarzt auf, wenn Sie die genannten Symptome bei sich bemerken!
Diplopie ist eine Form der Sehstörung, bei der Betroffene Doppelbilder sehen. Sie nehmen einen betrachteten Gegenstand als zwei gegeneinander verschobene Gegenstände wahr.
Es ist normal, dass die Augen zwei Bilder desselben Gegenstands sehen. Grund dafür ist die unterschiedliche Position der Augen. Der Augenabstand führt dazu, dass sie einen Gegenstand aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Das Gehirn fügt beide Bilder zu einem zusammen. Dadurch wird räumliches Sehen möglich: Das gesehene Bild erscheint dreidimensional. Dieser Vorgang wird auch als „binokulares Sehen“ bezeichnet.
Beim Doppeltsehen ist die Koordination der Augen gestört. Die beiden Bilder werden nicht mehr vollständig zusammengefügt, sondern erscheinen neben- oder übereinander verschoben. Die Ursachen für Diplopie sind vielfältig, sie können harmlos, aber auch ein Hinweis auf eine schwerwiegende Erkrankung sein.
Doppelbilder machen es Betroffenen schwer, die Umwelt richtig zu sehen: Höhen, Tiefen und Entfernungen werden falsch eingeschätzt. Betroffene haben plötzlich Orientierungsschwierigkeiten, greifen an Gegenständen vorbei oder haben Probleme beim Gehen. Tritt Diplopie auf, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden. Er klärt ab, ob es sich um eine harmlose, vorübergehende Sehstörung handelt oder ob eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt.
Wer doppelt sieht, darf nicht selbst mit dem Auto fahren! Lassen Sie sich von einer Vertrauensperson zum Arzt oder gegebenenfalls in die Notaufnahme bringen!
Doppeltsehen ist eine häufige Sehstörung, die oft nach kurzer Zeit wieder von selbst verschwindet. In manchen Fällen verbirgt sich hinter der Diplopie eine ernstzunehmende Erkrankung. Es ist daher immer ratsam, einen Augenarzt aufzusuchen, wenn die Doppelbilder länger bestehen bleiben.
Bitte suchen Sie bei diesen Beschwerden umgehend einen Arzt auf:
Doppelbilder sollten immer von einem Augenarzt untersucht werden, auch wenn sie wieder von selbst verschwinden. Treten sie plötzlich auf und kommen weitere Symptome wie Schmerzen oder Lähmungen hinzu, handelt es sich um einen Notfall!
Erster Ansprechpartner bei Doppelbildern ist der Augenarzt und gegebenenfalls der Orthoptist. Während der Augenarzt die Sehfähigkeiten untersucht, beschäftigt sich der Orthoptist mit der Augenstellung, der Beweglichkeit der Augen und mit ihrem Zusammenspiel.
Für die Diagnose erkundigt sich der Augenarzt zunächst genau nach den Beschwerden, um Hinweise für mögliche Ursachen zu finden. Er wird folgende Fragen stellen:
Im Anschluss untersucht er beide Augen eingehend – unabhängig davon, ob die Doppelbilder nur auf einem oder auf beiden Augen auftreten. Dabei prüft der Arzt das Sehvermögen, die Beweglichkeit der Augen und die Reaktion der Pupillen auf Licht. Gleichzeitig achtet er auf Veränderungen wie hervorstehende Augen oder schlaffe Augenlider.
Anschließend untersucht er das Innere des Auges. Dafür verwendet der Arzt eine sogenannte Spaltlampe. Das Gerät besteht aus einer Beleuchtung und einem Mikroskop, das das Augeninnere vergrößert darstellt. Damit prüft er das Augeninnere auf Veränderungen, die als Ursachen für die Diplopie infrage kommen.
Indem er jeweils ein Auge abdeckt, stellt der Augenarzt zudem fest, ob das Doppeltsehen nur ein Auge betrifft oder beide Augen. Daraus gewinnt er weitere Hinweise auf der Suche nach der Diplopie-Ursache.
Stellt der Arzt eine binokulare Diplopie fest, folgt in der Regel eine sogenannte orthoptische Untersuchung. Die Orthoptik ist eine Fachrichtung der Augenheilkunde, die sich speziell mit Bewegungsstörungen der Augen beschäftigt. Der Orthoptist prüft, ob Betroffene schielen, dreidimensional sehen und ob beide Augen richtig zusammenspielen. Gemeinsam mit dem Patienten und dem Augenarzt bespricht der Orthoptist im Anschluss an die Untersuchung das weitere Vorgehen.
Da Diplopie viele Ursachen haben kann, sind für eine sichere Diagnose oft weitere Untersuchungen notwendig. Dazu zählen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz- oder
Computertomografie
. Sie machen Veränderungen der Augenhöhe, des Schädels oder des Gehirns sichtbar.
Bei Verdacht auf eine andere Erkrankung zieht der Augenarzt den entsprechenden Facharzt hinzu. Wiederkehrende Doppelbilder in Kombination mit neurologischen Beschwerden sind zum Beispiel ein möglicher Hinweis auf neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Myasthenia gravis. In diesen Fällen überweist der Arzt den Patienten zur weiteren Abklärung an einen Neurologen.
Besteht der Verdacht, dass der Diplopie beispielsweise eine Zuckerkrankheit (
Diabetes mellitus
) oder eine andere Allgemeinerkrankung (Durchblutungsstörung) zugrunde liegt, überweist er an einen Internisten. Sobald alle Untersuchungen abgeschlossen sind, bespricht der Arzt gemeinsam mit dem Patienten die Befunde und leitet die für den Patienten passende Behandlung ein.
Wie Diplopie behandelt wird, hängt von der jeweiligen Ursache ab. Mit der Behandlung der Grundkrankheit verschwinden meist auch die Doppelbilder.
Bei monokularen Doppelbildern liegt in der Regel eine Augenerkrankung vor, die der Augenarzt entsprechend behandelt:
Fehlsichtigkeit:
Kurz- oder
Weitsichtigkeit
gleicht der Arzt mit einer entsprechend angepassten Brille oder mit
Kontaktlinsen
aus.
Hornhautverkrümmung:
Mit einer Laserbehandlung verändert der Arzt die Hornhaut so, dass die Netzhaut wieder ein scharfes Bild erzeugt. Die Sehschärfe ist wiederhergestellt und die Doppelbilder verschwinden.
Grauer Star
(Katarakt):
Ist die Linse getrübt, sehen Betroffene „wie durch einen Schleier“. Bei der Kataraktoperation ersetzt der Arzt die Linse durch eine künstliche Linse.
Trockenes Auge:
Wenn die Augen nicht genügend Tränenflüssigkeit produzieren, entzünden sie sich möglicherweise, und es kommt zum Doppeltsehen. Dann verschreibt der Arzt Augentropfen als Tränenersatz.
Bei binokularen Doppelbildern ist nicht das Auge selbst erkrankt, sondern die Diplopie ist Folge einer anderen Erkrankung. Abhängig von der jeweiligen Ursache wird der Arzt die passende Therapie beginnen. Ist die Behandlung erfolgreich, so bessern sich auch die Doppelbilder.
Liegen der Diplopie andere Erkrankungen wie Migräne oder Multiple Sklerose zugrunde, behandelt der Arzt diese mit speziellen Medikamenten. Gleiches gilt für Durchblutungsstörungen oder Schilddrüsenerkrankungen. Je besser die Erkrankung unter Kontrolle ist, desto geringer sind die Auswirkungen auf das Sehen.
Doppelbilder, die plötzlich und begleitet von Lähmungen oder Schmerzen auftreten, sind ein Alarmsignal. In diesen Fällen gilt es, die Ursache schnellstmöglich ärztlich abzuklären und zu behandeln.
Verschwinden die Doppelbilder trotz richtiger Behandlung nicht wieder, kommen spezielle
Brillen
zum Einsatz. Diese sind mit Folien beschichtet, die den einfallenden Lichtstrahl so bündeln, dass der Betroffene nur noch ein Bild sieht. Alternativ kommen Augenpflaster oder Augenklappen zum Einsatz, die die Beschwerden lindern.
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung gibt es Augenübungen, die Ihnen helfen, wieder besser zu sehen.
Diplopie kann viele Ursachen haben. Entsprechend vielfältig sind auch die Möglichkeiten, Doppelbildern vorzubeugen.
Da Diplopie häufig von anderen Grundkrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck ausgelöst wird, steht eine gesunde Lebensweise für das Vorbeugen an erster Stelle. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und wenig Stress verhindern Doppeltsehen zwar nicht zuverlässig, aber sie minimieren das Risiko. Ähnliches gilt für Unfälle. Hier schützen entsprechende Maßnahmen (Schutzbrille, Helm tragen) vor Kopf- und Augenverletzungen.
Ein weiterer häufiger Auslöser ist Schielen. Um Schielen zu vermeiden, ist es wichtig, bestehende Fehlsichtigkeiten rechtzeitig zu korrigieren. Verordnet der Arzt Sehhilfen wie eine Brille oder Kontaktlinsen, so empfiehlt es sich, diese auch wie verordnet zu tragen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Diplopie
Kurzübersicht
Warum sehe ich plötzlich alles doppelt?
Welche Symptome treten bei Diplopie auf?
Was ist Diplopie?
Wann zum Arzt?
Was macht der Arzt?
Untersuchung beim Augenarzt
Untersuchung beim Orthoptisten
Weiterführende Untersuchungen
Behandlung
Behandlung von monukularen Doppelbildern
Behandlung von binokularen Doppelbildern
Behandlung der Grunderkrankung
Augenübungen
Kann man Diplopie vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen