Illness name: frozen shoulder
Description:
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Frozen Shoulder
(engl. für „eingefrorene Schulter“) bezeichnet eine Erkrankung der Schultergelenkkapsel. Anfangs treten starke Schulterschmerzen auf, die allmählich nachlassen, während die Schulter gleichzeitig immer steifer wird. In vielen Fällen löst sich die Schultersteife wieder, allerdings ist etwas Geduld notwendig. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursache und Diagnose einer Frozen Shoulder und wie Übungen und andere Therapiemaßnahmen helfen!
Die Schultersteife, auch Frozen-Shoulder-Syndrom genannt, ist eine Erkrankung der Schultergelenkkapsel und sehr oft der Grund für Schulterschmerzen und Schultersteife. Die Gelenkkapsel umhüllt das Schulterkugelgelenk, das den Oberarmknochen mit dem Schulterblattknochen verbindet. Diese Hülle ist bindegewebsartig mit einer äußeren festen Faserschicht.
Mediziner bezeichnen die Frozen Shoulder auch als adhäsive Kapsulitis. Der Name weist auf eine mit Verklebungen und Verwachsungen verbundene Schulterkapselentzündung hin. Weitere Bezeichnungen für dieses Krankheitsbild sind Humerocapsulitis adhaesiva, fibröse Schultersteife oder Capsulitis fibrosa.
Außerdem fällt die Frozen Shoulder (auch als „Periarthropathia humeroscapularis ankylosans“ bezeichnet) unter den Sammelbegriff Periarthritis humeroscapularis oder Periarthropathia humeroscapularis (PHS) – eine Gruppe von degenerativen Erkrankungen im Schulterbereich, die mit einer meist schmerzhaften Bewegungseinschränkung des Gelenks verbunden sind.
Die Frozen Shoulder tritt vor allem im Alter zwischen 40 und 60 Jahren auf, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Mediziner unterscheiden eine primäre und eine sekundäre Form der Frozen Shoulder:
Die Frozen Shoulder verläuft oft in Phasen, die durch unterschiedliche Symptome gekennzeichnet sind:
Die Erkrankung beginnt meist mit plötzlichen, heftigen Schulterschmerzen, die zunächst bewegungsabhängig sind. Allmählich entwickeln sie sich zu Dauerschmerzen, die auch in Ruhe auftreten – besonders nachts machen sie sich bemerkbar.
Die zweite Krankheitsphase der Frozen Shoulder erstreckt sich im Allgemeinen vom vierten bis achten Monat der Erkrankung. Schmerzen treten nur noch anfangs auf. Das Hauptsymptom ist nun die "eingefrorene" Schulter – die Bewegungseinschränkung des Gelenks erreicht ihren Höhepunkt.
In vielen Fällen beginnt die Frozen Shoulder etwa ab dem 8. Monat langsam „aufzutauen“. Die Betroffenen haben kaum noch Schmerzen, die Schulter verliert langsam ihre Steifigkeit. Unter Umständen vergehen Monate oder Jahre, bis die Schulter wieder voll beweglich ist. In der Regel ist das nur mit der richtigen Therapie möglich.
Die Zeitangaben zur Dauer der einzelnen Phasen gelten nur allgemein. Im Einzelfall dauern die Phasen unterschiedlich lange an. Es gibt auch Patienten, bei denen sich der Krankheitsprozess der Frozen Shoulder über zehn Jahre hinzieht. In manchen Fällen bleibt die Ausheilung ganz aus.
Die Ursache der primären Frozen Shoulder ist unbekannt.
Mögliche Ursachen der sekundären Schultersteife sind:
Eine Frozen Shoulder entwickelt sich gelegentlich bei Patienten, die Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Barbiturate oder Psychopharmaka (Mittel gegen psychische Erkrankungen) einnehmen. Sie tritt zudem häufiger auf bei Patienten, die mit Proteasehemmern vorbehandelt waren, etwa HIV-Erkrankten.
Auslöser der Schmerzen ist eine unspezifische Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovitis) und der Kapselstrukturen. Als Folge dieser Entzündung bilden sich narbenähnliche Verklebungen und Verwachsungen (Adhäsionen) im Gelenk und die Gelenkkapsel schrumpft.
Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine Frozen Shoulder und anderen Schulterschmerzen ist der Hausarzt. Unter Umständen überweist er Sie an einen Orthopäden beziehungsweise Schulterspezialisten.
Der Arzt befragt Sie zunächst ausführlich zu Ihren Beschwerden und Ihrer Krankheitsgeschichte (
Anamnese
). Mögliche Fragen dabei sind:
Im nächsten Schritt folgt die körperliche Untersuchung, wobei der Arzt unter anderem die Beweglichkeit der Schulter prüft.
Die Röntgenuntersuchung der Schulter ergibt bei einer Frozen Shoulder keinen spezifischen Befund. Das heißt, die der Krankheit zugrundeliegenden Veränderungen sind in einem Röntgenbild nicht sichtbar. Dennoch ist die Aufnahme sinnvoll, um andere Ursachen für die Schulterschmerzen auszuschließen, wie zum Beispiel einen Knochenbruch, Verkalkung oder Arthrose.
Aufnahmen per Ultraschall und Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglichen es dem Arzt, verschiedene Strukturen im Schultergelenk (wie verdickte Bänder oder Kapselanteile) genauer zu betrachten und so über die weitere Behandlung zu entscheiden.
Im Vordergrund der Frozen-Shoulder-Therapie stehen konservative (nicht-operative) Maßnahmen, die jeweils an das Stadium der Erkrankung angepasst sind.
Krankengymnastische Übungen sind besonders in der ersten Krankheitsphase nur mit Vorsicht und in einem Umfang durchzuführen, in welchem sie keine Schmerzen bereiten. Ab der zweiten Krankheitsphase lässt sich mit manueller Therapie das Bewegungsausmaß der betroffenen Schulter verbessern. Auch hier gilt: Der Betroffene führt die Bewegungen in einem Ausmaß aus, bei dem er keine Schmerzen hat. Der Therapeut zeigt dem Patienten Übungen für zu Hause, beispielsweise sogenannte Pendelübungen.
Auch im dritten Krankheitsstadium, wenn die Frozen Shoulder langsam wieder „auftaut“, ist das Bewegungstraining sehr wichtig. Ein konsequentes Training mit dem Therapeuten und zu Hause ist wichtig, um die volle Beweglichkeit der erkrankten Schulter möglichst bald wieder zu erreichen.
Maßnahmen wie Eisbehandlungen (Coolpacks) oder die "Heiße Rolle" (spezielle Wärmebehandlung mit Massage) verbessern die Durchblutung und lindern die anfänglich heftigen Schmerzen der Frozen Shoulder. Übungen im Wasser (etwa im Bewegungsbad) helfen in der ersten Phase der Erkrankung, die Beweglichkeit zu erhalten, in der zweiten Phase, die Schmerzen zu lindern und in der dritten Phase, den Bewegungsumfang wieder zu erweitern.
Mitunter werden verschiedene elektrotherapeutische Maßnahmen angeboten, wie die Laser- oder
Magnetfeldtherapie
. Die Wirksamkeit dieser Behandlungen bei einer Frozen Shoulder ist jedoch nicht ausreichend untersucht.
Es wird vermutet, dass lokale Störungen des Stoffwechsels zu den entzündlichen Vorgängen der Frozen Shoulder beitragen. Im Allgemeinen lassen sich die Symptome einiger
Stoffwechselerkrankungen
durch das Weglassen bestimmter Lebensmittel verringern. Es gibt aber derzeit noch keine abschließenden Erkenntnisse, ob und welche Ernährungsumstellung möglichweise einen Einfluss auf den Verlauf der Schultersteife hat.
Bei Bedarf erhalten Patienten mit einer Frozen Shoulder schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente, vor allem aus der Gruppe der nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAR wie
Diclofenac
,
Ibuprofen
, ASS). In Phase zwei einer Frozen Shoulder, wenn die Schmerzen nachlassen, reduziert der behandelnde Arzt die Gabe solcher Schmerzmittel entsprechend.
Manchmal erhält der Patient Kortison, etwa als Spritze in das Schultergelenk oder als Tablette. Kortison hat eine stark entzündungshemmende Wirkung.
Wenn konservative Maßnahmen bei einer Frozen Shoulder nicht den gewünschten Erfolg bringen und die Beschwerden weiterhin bestehen, ist möglicherweise ein Eingriff erforderlich. Es gibt zwei Möglichkeiten:
Im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) unter Vollnarkose löst der Operateur Verklebungen im Schultergelenk. Das Gelenk wird dadurch wieder beweglicher. Nur entsprechend spezialisierte Chirurgen führen diesen Eingriff durch.
Bei der sogenannten Narkosemobilisation (oder -manipulation) wird die Schulter unter Betäubung sanft und kontrolliert bewegt, damit bestehende Verwachsungen in der Schulterkapsel reißen.
Die Behandlung der Frozen Shoulder ist langwierig und erfordert vom Patienten viel Geduld. Im Allgemeinen erstreckt sich der Krankheitsverlauf über ein bis drei Jahre. Manchmal heilt eine
Frozen Shoulder
nicht vollständig aus, sondern hinterlässt langfristig Bewegungseinschränkungen.
Da die Ursachen der Frozen Shoulder, zuminderst der primären Form, nicht bekannt sind, gibt es nach dem jetzigen Kenntnisstand keine speziellen Empfehlungen zur Vorbeugung dieser Erkrankung.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Frozen Shoulder
Kurzübersicht
Was ist eine Frozen Shoulder?
Primäre und sekundäre Schultersteife
Was sind die Symptome einer Frozen Shoulder?
Phase 1 – „Freezing Shoulder“
Phase 2 – „Frozen Shoulder“
Phase 3 – „Thawing Shoulder“
Was sind Ursachen und Risikofaktoren einer Frozen Shoulder?
Wie wird eine Frozen Shoulder untersucht und diagnostiziert?
Wie wird eine Frozen Shoulder behandelt?
Medikamente bei Frozen Shoulder
Hilft ein Eingriff bei der Frozen Shoulder?
Krankheitsverlauf und Prognose
Gibt es vorbeugende Maßnahmen?
Autoren- & Quelleninformationen