Illness name: katzenbiss
Description:
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Ein Katzenbiss kann schmerzhaft sein und sich leicht entzünden. Deshalb ist bei jedem Katzenbiss ein Arztbesuch angeraten. Zuerst gilt es aber, richtig Erste Hilfe zu leisten. Lesen Sie hier, welche Maßnahmen Sie direkt nach einem Katzenbiss ergreifen sollten, und was passieren kann, wenn Erste Hilfe und (ärztliche) Wundbehandlung ausbleiben.
Achtung!
Katzenbisse und andere "tierische"
Bisswunden
kommen häufig vor, vor allem bei Haustierbesitzern. Das liegt daran, dass viele Menschen das Verhalten von Haustieren nicht genau kennen und Warnsignale übersehen.
Da sich laut Statistik jeder zweite Katzenbiss entzündet, sollten Sie damit immer zum Arzt gehen. Zuvor sollten Sie bei einem
Katzenbiss Erste Hilfe
leisten – möglichst zügig, um das Risiko für Komplikationen zu verringern. So gehen Sie dabei vor:
Sollte die
Katzenbiss-Wunde stark bluten
, müssen Sie den Blutfluss stoppen. Versuchen Sie dies zunächst, indem Sie eine keimfreie Kompresse auf die Wunde drücken. Gegebenenfalls müssen Sie auch einen
Druckverband
anlegen:
Falls der Betroffene einen
Schock
erleidet, sollte er sich hinlegen. Wenn Kopf,
Brust
oder Beine nicht verletzt sind, können die Beine hochgelagert werden.
Insgesamt beißen Hunde öfter zu als Katzen. Aber: Katzenbisse entzünden sich sehr viel häufiger und sind oft schmerzhaft. Lassen Betroffene den Katzenbiss ärztlich behandeln, gibt es meist keine Komplikationen, und es bleibt maximal eine kleine Narbe auf der
Haut
zurück.
Ohne entsprechende Behandlung aber kann ein Katzenbiss gefährliche Komplikationen nach sich ziehen.
Katzen beißen meist an Händen, Armen oder Beinen zu. Ihre spitzen, langen
Zähne
können dabei tiefe, punktförmige Verletzungen hinterlassen. Der Wundkanal kann bis in ein Gelenk oder auf einen Knochen reichen. An der Hand, wo Katzen am häufigsten zubeißen, können zudem leicht Sehnen geschädigt werden. Das kann unter Umständen dauerhaft die Beweglichkeit der betroffenen Finger einschränken.
Darüber hinaus können stärkere Bisswunden Nerven,
Blutgefäße
und Muskelgewebe, manchmal sogar Knochen verletzen. Mögliche Folgen sind zum Beispiel Nervenausfälle, Einblutungen ins Gewebe und Muskelschwäche.
Katzen tragen in ihrem
Speichel
viele verschiedene Keime, vor allem diverse
Bakterien
. Diese gelangen beim Zubeißen in die Wunde, wo sie eine Infektion verursachen können. Diese kann sich dann über verschiedene Wege ausbreiten:
Vor allem an den Händen bieten die langen Sehnen und Sehnenscheiden gute Ausbreitungswege ("Leitschienen") für Krankheitserreger. Außerdem können sich Bakterien (und
Viren
) über das
Blut
im ganzen Körper verteilen. Mediziner bezeichnen diesen Vorgang auch als
hämatogene Streuung
.
Ist die Wunde tief, was bei den langen, spitzen Zähnen von Katzen oft der Fall ist, findet sich in ihr oft nur wenig Sauerstoff. Diese besondere Stoffwechsellage machen sich sogenannte
Anaerobier
zunutze – Bakterien (und andere Mikroorganismen), die nicht auf Sauerstoff angewiesen sind. Zu ihnen zählt "Pasteurella multocida" – eine häufig übertragene Bakterienart bei einem Katzenbiss. Folgen davon sind zum Beispiel Schwellungen der Lymphknoten und -bahnen sowie eine Blutvergiftung, bei der die Keime zu einer Hirnhautentzündung (
Meningitis
) oder
Knochenentzündung
führen können.
Ob sich ein Katzenbiss infiziert hat, erkennen Sie an folgenden
Entzündungszeichen
:
Vor allem zwei Krankheitserreger, die zu tödlichen Infektionen führen können, bereiten bei Katzenbissen Sorgen: das Bakterium, das den
Wundstarrkrampf
(Tetanus) auslöst und das Virus, das für
Tollwut
verantwortlich ist. Da gegen beide Krankheiten Impfstoffe zur Verfügung stehen, sollten Sie Ihren Impfausweis mit zum Arzt nehmen, wenn Sie eine Katze gebissen hat. Eine Tetanus-Auffrischimpfung sollte erfolgen, wenn Ihre letzte Impfung mehr als fünf Jahre zurückliegt.
Eine Impfung gegen Tollwut muss abgewägt werden. Bei streunenden, unbekannten Katzen wird häufig zu einer Impfung geraten. Ist Ihnen das Tier bekannt, kann es zunächst beobachtet werden, ob es sich auffällig verhält. Wenn nicht, ist eine Impfung häufig nicht notwendig.
Die richtige Beratung zur Tollwutimpfung nach einem Katzenbiss ist deshalb wichtig, weil Tollwut immer tödlich verläuft.
Einige Patienten reagieren auf einen Katzenbiss mit einem Schock: Ihre Haut wird blass, sie frösteln und ihr
Herz
rast. Sie fühlen sich schwindelig und fallen eventuell in Ohnmacht. In diesem Fall sollte man die Person hinlegen und, falls weder Beine noch Brustkorb verletzt sind, die Beine hochlagern (Schocklagerung).
Wer sich nach einem Katzenbiss fragt: "Wann zum Arzt gehen?", dem sei gesagt: Am besten sofort! Jeden Katzenbiss, so klein er aussehen mag, sollte man ernstnehmen. Katzenbisse können sich innerhalb weniger Stunden gefährlich entzünden! Auch, wenn (noch) keine Symptome einer Infektion erkennbar sind, können sich die Bakterien bereits im Körper ausgebreitet haben. Deshalb gelten Katzenbisse als Notfall und sollten möglichst schnell ärztlich behandelt werden.
Der Besuch beim Hausarzt nach einem Katzenbiss ist noch aus einem anderen Grund ratsam: Der Arzt kann am besten einschätzen, wie schlimm die Bissverletzung ist und ob eine Antibiotika-Behandlung notwendig ist.
Hat die Katze nur eine kleine Schürfwunde verursacht und möchten Sie damit nicht gleich zum Arzt, sollten Sie die Wunde gründlich reinigen und desinfizieren. Beobachten Sie den Katzenbiss in den folgenden Stunden und Tagen. Symptome wie Rötung, Schwellung und lokale Überwärmung deuten auf eine Entzündung hin. Gehen Sie dann sofort zum Arzt!
Wenn Sie von einer Katze gebissen wurden, befragt Ihr Arzt Sie zunächst ausführlich zur Vorgeschichte (
Anamnese
). Dabei stellt er unter anderem folgende Fragen:
Wichtig für den Arzt ist es, möglichst viel über die Katze zu wissen, die zugebissen hat. Sagen Sie ihm also beispielsweise, ob es Ihre eigene Katze war und wie es um deren Gesundheitszustand und Impfstatus bestellt ist. Falls es sich nicht um Ihre eigene Katze handelt, Sie den Besitzer jedoch kennen, sollten Sie von diesem möglichst alle relevanten Informationen einholen und an den Arzt weitergeben.
An das Anamnesegespräch schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Dabei schaut sich der Arzt den Katzenbiss genau an. Er prüft dabei, wie tief die Wunde ist und ob sie sauber erscheint. Außerdem achtet er auf mögliche Anzeichen einer Infektion wie zum Beispiel Überwärmung oder Rötung.
Des Weiteren tastet der Arzt die Lymphknoten der betroffenen Körperregion auf Vergrößerungen hin ab, also zum Beispiel die Lymphknoten in der Achselhöhle bei einem Katzenbiss an Hand oder Arm. So kann er eine Entzündung der Lymphbahnen ausschließen bzw. feststellen.
Hierbei kontrolliert der Arzt, ob Sie die Körperregion mit dem Katzenbiss noch normal bewegen können und ob der Fühlsinn im betroffenen Bereich beeinträchtigt ist. Er wird außerdem Ihre Reflexe testen.
Eventuell entnimmt der Arzt einen Abstrich von der Wunde, um den Erreger einer möglichen Infektion zu bestimmen. Im Labor lässt sich innerhalb weniger Tage feststellen, ob und welche Keime in der Wunde stecken und welche Antibiotika im vorliegenden Fall am wirksamsten sind.
Um eine Infektion frühzeitig zu erkennen, kann der Arzt Ihnen Blut abnehmen. Im Labor wird es auf Anzeichen einer Entzündung untersucht (z.B. erhöhte Anzahl an
Leukozyten
). Mit den Ergebnissen der
Blutuntersuchung
kann der Arzt die Behandlung anpassen.
Bei Bedarf kann der Arzt mittels Röntgen,
Kernspintomografie
(MRT) oder
Computertomografie
(CT) erkennen, ob Knochen oder Weichteile durch den Katzenbiss geschädigt wurden.
Bisswunden werden in der Regel nicht sofort verschlossen. Das liegt an der großen Gefahr, dass sich Bakterien in der Tiefe der Wunde befinden, die sich bei einer geschlossenen Wunde unter Sauerstoffausschluss stark vermehren können. Deshalb ist eine offene Wundbehandlung meist ratsamer. Eine Ausnahme stellen Katzenbisse im Gesicht dar. Diese werden meist aus kosmetischen Gründen nach gründlicher Reinigung sofort mit einer Naht verschlossen.
Die offene Wundbehandlung beinhaltet folgende Schritte:
Sollte sich der Katzenbiss infizieren, ist häufig eine Operation notwendig. Das infizierte Gewebe wird ausgeschnitten. Anschließend wird die Wunde wie oben beschrieben behandelt.
Zusätzlich werden bei einem infizierten Katzenbiss Antibiotika verschrieben. Dabei handelt es sich häufig um solche mit einem breiten Wirkspektrum wie zum Beispiel
Ampicillin
mit Sulbactam.
Manchmal werden bei einem Katzenbiss Antibiotika auch vorsorglich verschrieben, also wenn (noch) keine Anzeichen einer Infektion erkennbar sind. Das gilt etwa bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, weil sie ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.
Bissverletzungen kommen häufig vor, sind jedoch vielfach vermeidbar. Hilfreich ist vor allem, wenn man das Verhalten des Tieres, in diesem Fall das der Katze, richtig interpretieren kann. Das gilt besonders für Kinder, da sie oft engen Kontakt mit dem geliebten Haustier haben.
Kleine Kinder können allerdings das Verhalten von Katzen noch nicht einschätzen. Zudem befinden sie sich aufgrund ihrer geringeren Körpergröße eher auf gleicher Höhe mit dem Tier als größere Kinder und Erwachsene. Deshalb sind kleine Kinder ein leichteres Angriffsziel für Katzen, vor allem auch an sensiblen Stellen wie Gesicht oder Hals. Als Erwachsener sollte man daher ein wachsames
Auge
haben.
Darüber hinaus können folgende Maßnahmen helfen, einen Katzenbiss zu vermeiden:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Katzenbiss
Katzenbiss: Kurzübersicht
Katzenbiss: Was tun?
Katzenbiss: Risiken
Sehnen- und Gewebeschäden
Katzenbiss-Infektion
Symptome eines entzündeten Katzenbisses
Schocksymptome
Katzenbiss: Wann zum Arzt?
Katzenbiss: Untersuchungen beim Arzt
Körperliche Untersuchung
Funktions- und Sensibilitätsprüfung
Wundabstrich
Blutuntersuchung
Bildgebende Verfahren
Katzenbiss: Behandlung durch den Arzt
Wundbehandlung
Operation
Antibiotika
Katzenbiss vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen