Illness name: trichterbrust
Description:
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Eine Trichterbrust (Pectus excavatum) ist eine angeborene Fehlbildung, bei der sich das Brustbein im unteren Bereich nach innen wölbt und die Form eines Trichters annimmt. Lesen Sie hier, wie eine Trichterbrust entsteht, welche Beschwerden dabei auftreten und wie sie behandelt wird!
Eine Trichterbrust (Pectus excavatum) ist eine meist angeborene Verformung des Brustkorbs, bei der sich das Brustbein vor allem im unteren Bereich nach innen wölbt. Von außen betrachtet, hat die vordere Brustwand die Form eines Trichters. Typischerweise sind vier bis fünf Rippen pro Seite sowie das Brustbein betroffen.
Das Brustbein ist je nach Fall symmetrisch oder asymmetrisch eingesenkt. Vor allem bei asymmetrischen Formen kommt es vor, dass die Brüste bei betroffenen Mädchen und Frauen unterschiedlich groß und unterschiedlich geformt sind.
In den meisten Fällen ist die Trichterbrust angeboren, selten entwickelt sie sich erst im Laufe des Lebens durch vorangegangene Erkrankungen oder Verletzungen.
Die Trichterbrust ist die häufigste angeborene Deformation des Brustkorbs. Im Schnitt betrifft sie eines von 400 Neugeborenen, Jungen vier bis fünf Mal häufiger als Mädchen. Bei etwa einem Drittel aller Betroffenen hat mindestens ein weiteres Familienmitglied eine Trichterbrust (familiäre Häufung).
Bei einer sogenannten Kielbrust (Pectus carinatum, Hühnerbrust) handelt es sich um das Gegenteil der Trichterbrust. Dabei wölben sich das Brustbein und die benachbarten Rippen nicht trichterförmig nach innen, sondern nach außen. Die Vorwölbung tritt viel seltener auf als die Einsenkung und entwickelt sich in der Regel erst mit der Pubertät. Ursache ist ein übermäßiges Wachstum der Knorpelverbindung zwischen Rippen und Brustbein.
Menschen mit einer Kielbrust leiden meist unter einer starken psychischen Belastung und Fehlbelastungen der
Wirbelsäule
(Rückenschmerzen, Skoliose) – schwerwiegende gesundheitliche Probleme sind aber selten. Eine Operation ist dann notwendig, wenn die Kielbrust so stark ausgeprägt ist, dass sie die
Atmung
einschränkt. In allen anderen Fällen wird versucht, die Vorwölbung mithilfe einer maßangefertigten Druckspange (
Druckverband
) kontinuierlich zurückzudrängen.
Ob und wie eine Trichterbrust behandelt wird, richtet sich nach dem Ausmaß der Fehlbildung und dem Alter des Patienten. Grundsätzlich gilt: Eine Trichterbrust ist gut behandelbar.
Eine leichte Trichterbrust erfordert meist keine medizinische Behandlung, viele Betroffene wünschen sich diese aber aus ästhetischen Gründen. Gründe, die für eine Therapie sprechen, sind ausgeprägte Formen, die Auswirkungen auf
Herz
und Lungen haben oder schwere psychische Belastungen verursachen.
Zur Therapie einer Trichterbrust gibt es verschiedene Ansätze: Krankengymnastik, die Behandlung mit einer Saugglocke, das Setzen eines Implantats oder eine Operation.
Bei einer leichten Brustwandeinziehung erzielt die Behandlung mit einer speziellen Saugglocke gute Ergebnisse. Sie ist für Kinder ab etwa sechs Jahren geeignet. Die Saugglocke besteht aus orthopädischem Silikon und lässt sich individuell an den Patienten anpassen. Sie wird auf den Brustkorb aufgesetzt und erzeugt einen Unterdruck, der den Brustkorb anhebt.
Bei täglicher Anwendung für eine bis drei Stunden dauert die Saugglocken-Therapie etwa drei Jahre. Der Effekt ist in den ersten drei Monaten am stärksten, ab dann geht der Trichter monatlich um 1 mm zurück. Zusätzlich empfehlen Ärzte regelmäßiges Haltungstraining und Muskelaufbau.
Die Saugglocke ist so gebaut, dass sie gut unter der Kleidung – auch beim Sport – getragen werden kann. Je nach Brustkorbgröße und Größe der Brustkorbverformung gibt es unterschiedliche Saugglocken. Für Mädchen und Frauen während und nach der Brustentwicklung stehen spezielle Modelle zu Verfügung.
Solange der Körper im Wachstum ist, ist Krankengymnastik eine gute Möglichkeit, der Trichterbrust und der damit verbundenen Fehlhaltung durch Physiotherapie entgegenzuwirken. Ob sich eine Trichterbrust mit Übungen „wegtrainieren“ lässt, hängt stark von ihrer Ausprägung ab.
Mit täglichem Training – morgens und abends für zehn Minuten – dehnen Betroffene den Brustkorb weiter aus und arbeiten an ihrer Körperhaltung. Dazu eignen sich insbesondere Übungen zur Stärkung des Rückens und der Brustmuskulatur sowie zur Weitung des Brustkorbs.
Übungen zur Stärkung des Rückens
Übung zur Stärkung der Brustmuskulatur
Übung zur Weitung des Brustkorbs
Trainieren Sie unmittelbar nach dem Aufstehen sowie vor dem Zubettgehen und nicht länger als jeweils zehn Minuten!
Auch Ausdauersport wie Schwimmen oder Joggen wirkt sich positiv auf die Trichterbrust aus.
Verursacht die Trichterbrust keine Beschwerden oder Einschränkungen, wird aber als störend empfunden, kann sie mit einem maßangefertigten Implantat – das unter der
Haut
platziert wird – oder mit Eigenfett optisch ausgeglichen werden. Dieser Eingriff wird allerdings erst im Erwachsenenalter durchgeführt.
Besteht eine Fehlhaltung der Wirbelsäule, eignet sich eine gezielte neuromuskuläre Elektrostimulation, um die Rückenmuskulatur zu kräftigen und die Stabilität des Rumpfes zu verbessern. Dabei werden Muskulatur und Nerven mit geringen Stromstößen stimuliert.
Der Arzt führt dann eine Operation durch, wenn die Trichterbrust sehr ausgeprägt (Haller-Index größer als 3,2), asymmetrisch oder für den Betroffenen psychisch sehr belastend ist.
Operationsmethode nach Donald Nuss:
Sie eignet sich besonders für Kinder zwischen zwölf und 16 Jahren. Dabei wird ein Metallbügel unter dem Brustbein hindurchgeführt, der die Einsenkung des Brustbeins nach außen drückt und den Trichter so beseitigt. Der Bügel wird nach drei Jahren entfernt.
Stabilisierung durch Metallplatten:
Bei dieser Methode stabilisiert der Arzt das Brustbein durch Metallplatten und Drahtnähte. Sie werden in der Regel nach einem Jahr wieder entfernt.
Nach der Trichterbrust-OP dauert es mehrere Wochen, bis der Patient wieder in seinen gewohnten Alltag zurückkehren kann. Folgendes ist nach dem Eingriff zu beachten:
1. bis 6. Woche nach der Operation:
6. bis 12. Woche nach der Operation:
Nach der 12. Woche nach der Operation:
Die Kosten für die Diagnostik übernehmen die Krankenkassen. Ob auch die Kosten für die Behandlung übernommen werden, hängt davon ab, wie schwerwiegend die körperlichen Beschwerden sind. Grundsätzlich gilt: Je ausgeprägter die Trichterbrust und je deutlicher die Beschwerden sind, desto eher übernimmt die Krankenkasse die Behandlungskosten.
Eine starke psychische Beeinträchtigung infolge der Deformierung kann durch ein psychisches Gutachten nachgewiesen werden. Bei rein kosmetisch motivierten Eingriffen trägt der Patient die Kosten in der Regel selbst. Die Kosten für die OP belaufen sich auf bis zu 10.000 Euro, exklusive Krankenhausaufenthalt, der zusätzlich zu zahlen ist.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über eine mögliche Kostenübernahme der Behandlung durch die Krankenkasse!
Eine Trichterbrust verursacht nur selten körperliche Beschwerden, häufig aber psychische Belastungen. Ist die Eindellung jedoch sehr tief, ist es möglich, dass sie innere Organe wie Herz und
Lunge
verdrängt und in ihrer Funktion einschränkt. In diesen Fällen schafft eine Operation Abhilfe.
Da sich eine Trichterbrust in der Regel gut behandeln lässt, haben Betroffene eine normale Lebenserwartung. Ist die Trichterbrust Symptom einer anderen Grunderkrankung, ist die Lebenserwartung unter Umständen beeinträchtigt.
Welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wie stark die Trichterbrust ausgeprägt ist. Ist die Einsenkung des Brustbeins nur leicht, treten kaum körperliche Beschwerden auf. In schwereren Fällen jedoch kommt es durch die Verdrängung von Herz und Lunge zu Funktionsstörungen der Organe. Insgesamt sind körperliche Beschwerden eher selten.
Beim Baby ist der Trichter manchmal nicht oder nur leicht zu sehen, in der Regel wird er aber innerhalb des ersten Lebensjahres deutlich sichtbar. Typischerweise verstärkt sich der Trichter während der Wachstumsphase und der Pubertät und führt dann mitunter zu Beschwerden.
Mit Eintritt in die Pubertät kommt es in der Regel zur individuell stärksten Ausprägung der Trichterbrust. Betroffene geraten dann häufig in eine Art „Teufelskreis“:
Die Ursache für die Entstehung der Trichterbrust ist eine Störung des Knorpel- und Knochenwachstums im Bereich des Brustkorbs. Dadurch wächst der Rippenknorpel unkontrolliert – das Brustbein wölbt sich nach innen (Trichterbrust) oder nach außen (Kielbrust). Wie es dazu kommt, ist unklar. Da die Trichterbrust bei einem Drittel aller Patienten familiär gehäuft vorkommt, gehen Ärzte von einer gewissen genetischen Veranlagung aus.
Nicht immer tritt die Trichterbrust als einzige (isolierte) Erkrankung auf, in manchen Fällen sind weitere Krankheiten vorhanden, die eine Trichterbrust begünstigen:
Skoliose:
Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule s-förmig zur Seite hin verkrümmt. Infolgedessen kann es zum Einsinken des Brustkorbs kommen.
Marfan-Syndrom:
Dabei handelt es sich um eine angeborene Erkrankung des Bindegewebes. Neben einer Trichterbrust haben Betroffene häufig überproportional lange Arme und Beine, überdehnbare Gelenke,
Herzklappenfehler
und Augenprobleme.
Poland-Syndrom:
Beim Poland-Syndrom sind die Brustdrüse und der Brustmuskel einer Körperseite fehlgebildet, die betroffene Brust ist kleiner als die gesunde. Häufig tritt auch eine Trichterbrust auf.
Fetales Alkoholsyndrom
:
Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann beim Ungeborenen zu schweren Schäden führen: Neben einer geistigen Beeinträchtigung und bestimmten Gesichtsmerkmalen haben viele Betroffene eine Trichterbrust.
Vitaminmangel:
In sehr seltenen Fällen ist die Trichterbrust Folge eines Vitaminmangels. Da
Vitamin D
eine wichtige Rolle beim Aufbau des Knochengewebes spielt, kommt es bei einem dauerhaften Mangel (Rachitis) unter anderem zu Fehlbildungen am Skelett, wie beispielsweise einer Trichterbrust.
Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf eine Trichterbrust ist der Kinderarzt. Beim Neugeborenen ist es möglich, dass die Einziehung des Brustbeins nur leicht oder unter Umständen noch gar nicht ersichtlich ist. Spätestens nach der Pubertät reicht der Blick auf den Brustkorb aus, um eine Trichterbrust zu diagnostizieren. Zur weiteren Abklärung überweist der Arzt den Patienten in der Regel an einen Orthopäden oder Chirurgen.
Zunächst vermisst der Arzt die Deformation und dokumentiert sie mit Fotos aus verschiedenen Perspektiven. Um festzustellen, ob die Deformation innere Organe wie Herz oder Lungen beeinträchtigt (durch Verdrängung der Organe), führt der Arzt weitere Untersuchungen durch. Dazu zählen:
Röntgenuntersuchung:
Mittels Röntgenaufnahmen (von vorne und von der Seite) stellt der Arzt die Knochenstrukturen dar.
Magnetresonanztomografie (MRT) des Brustkorbs
: Mittels MRT werden Schnittbilder des Brustkorbs angefertigt. Durch Auswertung dieser Bilder wird der sogenannte „Haller-Index“ errechnet: Er ergibt sich aus dem weitesten Abstand zwischen rechten und linken Rippen, geteilt durch den kleinsten Abstand zwischen Brustbein und Wirbelsäule. Je höher der Index, desto ausgeprägter ist die Trichterbrust. Gesunde haben einen Index von 2,5.
Spirometrie
:
Mithilfe der Spirometrie wird die Lungenfunktion untersucht.
Spiroergometrie
:
Dabei wird die Lungenfunktion unter körperlicher Belastung getestet.
Untersuchung des Herzens:
Untersuchungen, um festzustellen, ob das Herz durch die Deformation beeinträchtig ist, sind Blutgasanalyse, Herzfrequenzmessung, Blutdruckmessung, Elektrokardiogramm (
EKG
) und Herzultraschall.
Da eine Trichterbrust in den meisten Fällen angeboren ist, gibt es keine Maßnahmen, um der Erkrankung vorzubeugen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Astrid Leitner studierte in Wien Tiermedizin. Nach zehn Jahren in der veterinärmedizinischen Praxis und der Geburt ihrer Tochter wechselte sie – mehr zufällig – zum Medizinjournalismus. Schnell war klar: Das Interesse an medizinischen Themen und die Liebe zum Schreiben ergeben für sie die perfekte Kombination. Astrid Leitner lebt mit Tochter, Hund und Katze in Wien und Oberösterreich.
Trichterbrust
Kurzübersicht
Was ist eine Trichterbrust?
Häufigkeit
Kielbrust
Was kann man gegen eine Trichterbrust tun?
Saugglocke
Physiotherapie
Implantat
Neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES)
Operation
Nach der Operation
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Ist eine Trichterbrust gefährlich?
Lebenserwartung
Wie erkenne ich eine Trichterbrust?
Symptome, die durch die Trichterbrust ausgelöst werden
Folgeerscheinungen der Trichterbrust
Ursachen und Risikofaktoren
Risikofaktoren
Untersuchung und Diagnose
Vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen