Illness name: cholangiozellulaeres karzinom
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Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Ein
cholangiozelluläres Karzinom
(CCC, Cholangiokarzinom, Gallengangskarzinom) ist eine seltene, bösartige Geschwulst der Gallengänge. Erst wenn der Tumor größer wird, bekommen Betroffene Symptome wie zum Beispiel eine Gelbsucht. Da die Krankheit deshalb meist erst spät erkannt wird, sind die Heilungschancen begrenzt. Hier lesen Sie alles Wichtige über das Gallengangskarzinom.
Ein cholangiozelluläres Karzinom (CCC, Cholangiokarzinom, Gallengangskarzinom) ist eine bösartige (maligne) Geschwulst der Gallengänge. Der Krebs zählt zu den primären Lebertumoren, ebenso wie das hepatozelluläre Karzinom (HCC).
Ein cholangiozelluläres Karzinom ist eine seltene Krebserkrankung, die in Europa jährlich bei maximal drei bis vier von 100.000 Menschen auftritt. Im Durchschnitt erkranken Betroffene um das 60. Lebensjahr. Insgesamt sind Männer etwas häufiger vom Gallengangskrebs betroffen als Frauen.
Die
Leber
bildet täglich 600 bis 800 Milliliter Gallenflüssigkeit (
Galle
). Diese gelangt über die Gallenwege in den
Darm
. Die Gallengänge beginnen als kleinste Gallenkapillaren zwischen den Leberzellen und fließen dann zu größeren Gallengängen zusammen. Sie vereinen sich zu einem rechten und linken Lebergang.
Daraus entsteht der gemeinsame Lebergang (Ductus hepaticus communis). Von ihm geht ein Gang ab zur
Gallenblase
(Ductus cysticus). Anschließend verläuft er als Ductus choledochus bis zum
Zwölffingerdarm
, wo er sich mit dem Pankreasgang (Ductus pancreaticus) vereint.
Die Galle gelangt von der Leber zunächst in die Gallenblase, wo sie eingedickt und gespeichert wird. Anschließend wird sie in den Zwölffingerdarm abgegeben und mit ihr alle Stoffe, die der Körper nicht mehr benötigt.
Mediziner unterteilen das Gallengangskarzinom entsprechend seiner anatomischen Lage in drei Typen:
Ein cholangiozelluläres Karzinom verursacht häufig lange Zeit keine Beschwerden. Deshalb erfolgt die Diagnose des Gallengangstumors oft erst im fortgeschrittenen Stadium. Symptome, die Betroffene mit einem Gallengangskarzinom haben, sind unter anderem:
Die genaue Ursache des cholangiozellulären Karzinoms ist unbekannt. Oft lassen sich außer einem höheren Lebensalter auch keine besonderen Risikofaktoren bei den Betroffenen ausfindig machen. Lediglich einige Erkrankungen sind dafür bekannt, dass sie die Entstehung von Gallengangskrebs begünstigen. Dazu zählen:
Mögliche weitere Risikofaktoren sind unter Umständen Hepatitis-B- und -C-Infektionen, eine Leberzirrhose, Alkohol- und Nikotinkonsum und die Zuckerkrankheit
Diabetes mellitus
.
Für den Arzt ist es wichtig, bei Verdacht auf einen Gallengangstumor zunächst andere Erkrankungen der inneren Organe auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen. Dazu gehört zum Beispiel ein Pankreaskopfkarzinom, ein Tumor der
Bauchspeicheldrüse
. Deshalb befragt er den Betroffenen zunächst zu seiner Krankheitsgeschichte (
Anamnese
). Dabei erkundigt er sich beispielsweise:
Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Unter anderem tastet der Arzt den Bauch ab. Dabei fühlt er bei fortgeschrittenem Gallengangskrebs eine vergrößerte Gallenblase unterhalb der letzten rechten Rippe. Besteht gleichzeitig eine Gelbsucht, sprechen Mediziner von einem Courvoisier-Zeichen. Es deutet auf einen Verschluss der ableitenden Gallenwege hin. Das hat zur Folge, dass sich die Gallenflüssigkeit bis in die Leber zurückstaut.
Zudem nimmt der Arzt dem Betroffenen beim Verdacht auf ein cholangiozelluläres Karzinom
Blut
ab. Er lässt es im Labor auf bestimmte Werte hin untersuchen, die bei einem Gallengangskarzinom häufig verändert sind. Dazu gehören die Leberenzyme Alanin-Aminotransferase (ALAT), Aspartat-Aminotransferase (ASAT), Glutamatdehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) und alkalische Phosphatase (AP). Sie alle sind bei Leberschäden häufig erhöht.
Außerdem bestimmt das Labor den Bilirubin-Wert im Blut. Das Abbauprodukt des Blutfarbstoffs führt unter anderem dann zur Gelbsucht, wenn es nicht ausreichend über die Galle ausgeschieden wird.
Liefern die körperliche Untersuchung und die Laborwerte Hinweise auf ein Gallengangskarzinom, führt der Arzt unter Umständen eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) des Bauches durch. Es kommt auch vor, dass der Arzt bei einer routinemäßigen Ultraschall-Untersuchung zufällig ein cholangiozelluläres Karzinom feststellt.
Zur weiteren Abklärung führen Mediziner meist eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder
Computertomografie
(CT) durch, um ein cholangiozelluläres Karzinom nachzuweisen.
Außerdem kommt häufig die sogenannte endoskopische retrograde Cholangiografie (ERC) zur Diagnostik des Gallengangskarzinoms zum Einsatz. Dabei wird ein Endoskop, also ein Schlauch mit einer Kamera am vorderen Ende, über den
Mund
und die
Speiseröhre
bis zum Zwölffingerdarm vorgeschoben. Dort sucht der Arzt die Mündungsstelle des Ductus choledochus auf und spritzt ein Kontrastmittel hinein.
Danach macht er ein Röntgenbild des Bauches, auf dem dann das Kontrastmittel zu sehen ist. Es sollte sich in den Gallengängen verteilen. Spart es einen Gallengang aus, so ist dies zum Beispiel ein Hinweis auf einen Stein oder einen Tumor.
Als Alternative zur ERC gibt es die perkutane transhepatische Cholangiografie (PTC). Dabei spritzt der Arzt ebenfalls Kontrastmittel in die Gallengänge, in diesem Fall aber über eine Nadel, die er unter Röntgenkontrolle durch die Haut und die Leber bis in die Gallengänge vorschiebt.
Im Rahmen einer ERC oder PTC lässt sich auch eine
Endosonografie
durchführen. Dabei handelt es sich um eine Ultraschall-Untersuchung, bei der der Arzt den Ultraschallkopf nicht auf die Haut hält. Stattdessen führt er bei der sogenannten intraduktalen Sonografie (IDUS) die Zugangswege der ERC oder PTC, um die Minischallköpfe in die Gallengänge zu transportieren.
Auch mithilfe einer Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) ist es möglich, das cholangiozelluläre Karzinom zu diagnostizieren.
Bei einem cholangiozellulären Karzinom entscheidet sich der Arzt in der Regel für eine Operation. Sie ist der einzige Therapieansatz, der die Möglichkeit der Heilung bietet. Bei dem Eingriff versucht der Chirurg, den gesamten Gallengangstumor zu entfernen. Je nachdem, wo dieser sich befindet und wie weit er sich ausgebreitet hat, entnimmt er dafür nicht nur Gallengänge, sondern auch die Gallenblase und Teile der Leber. An die Operation schließt sich unter Umständen eine Chemotherapie an, um verbleibende Tumorzellen abzutöten.
Sollte eine Operation nicht möglich oder nicht erfolgreich sein, gibt es palliative Behandlungsmöglichkeiten. Das ist beispielsweise der Fall, wenn sich bereits Absiedelungen (Metastasen) des Tumors in anderen Organen gebildet haben. Palliativ bedeutet, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist, sich aber die Beschwerden des Betroffenen durch die Therapie verbessern lassen.
Bei der palliativen Therapie des Gallengangskarzinoms kommt zum Beispiel eine Chemotherapie mit den Wirkstoffen Gemcitabin und
Cisplatin
zum Einsatz. Beide Substanzen gehören zu den Zytostatika. Das sind Medikamente, die die Vermehrung der Tumorzellen aufhalten. Spricht der Tumor nicht gut auf diese Substanzen an, stehen weitere Zytostatika wie Oxaliplatin und 5-Fluoruracil zur Verfügung.
Außerdem setzt der Arzt als unterstützende Therapie häufig einen sogenannten
Stent
in die Gallengänge ein. Dabei handelt es sich um ein kleines Röhrchen, das die Gallengänge offenhält, sodass die Gallenflüssigkeit besser abfließt. Unter Umständen versucht der Arzt auch, mithilfe von Radiofrequenz- oder
Lasertherapie
die Gallengänge offenzuhalten.
Ein cholangiozelluläres Karzinom hat meist eine schlechte Heilungschance. Das liegt vor allem daran, dass es in vielen Fällen erst spät Symptome verursacht und daher erst spät erkannt wird.
Die Überlebenschance ist vor allem davon abhängig, ob es möglich ist, das Gallengangskarzinom in einer Operation vollständig zu entfernen. Nach einer geglückten kompletten Entfernung leben nach fünf Jahren noch bis zu 40 Prozent der Betroffenen. Ist es nicht möglich, ein
cholangiozelluläres Karzinom
vollständig herauszuschneiden, ist die Überlebensrate sehr gering. Ist der Tumor nicht operabel, beträgt die mittlere Überlebenszeit zwei bis sechs Monate.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Cholangiozelluläres Karzinom
Kurzübersicht
Was ist ein cholangiozelluläres Karzinom?
Anatomie der Gallengänge
Formen des cholangiozellulären Karzinoms
Symptome
Cholangiozelluläres Karzinom: Ursachen und Risikofaktoren
Untersuchungen und Diagnose
Körperliche Untersuchung
Laboruntersuchungen
Weitere Diagnostik
Cholangiozelluläres Karzinom: Behandlung
Krankheitsverlauf und Prognose
Autoren- & Quelleninformationen