Illness name: nierenkrebs
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Nierenkrebs
(maligner Nierentumor) ist eine bösartige Wucherung der Niere. Sie kann von verschiedenen Zelltypen ausgehen. Am weitaus häufigsten ist bei Erwachsenen das Nierenzellkarzinom (Nierenzellkrebs). Die meisten Patienten sind höheren Alters und männlich. Lesen Sie hier alles Wichtige zum Thema: Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung und Heilungschancen bei Nierenkrebs.
Als Nierenkrebs (Nierenkarzinom) bezeichnet man einen bösartigen Tumor der Niere. Er entsteht, wenn sich einzelne Zellen der Niere bösartig verändern (entarten) und ungehemmt zu wuchern beginnen. Dabei kann sich ein solcher Nierenkrebstumor aus unterschiedlichen Zelltypen entwickeln.
Die bei Erwachsenen mit Abstand häufigste Variante ist der
Nierenzellkrebs
(Nierenzellkarzinom, Adenokarzinom der Niere). Er entwickelt sich aus Epithelzellen der Nephronen (
Nephron
= grundlegende Funktionseinheit der Nieren). Vom Nierenzellkarzinom gibt es verschiedene Typen: Am weitaus häufigsten ist das sogenannte klarzellige Karzinom; seltener sind etwa das papilläre Karzinom und das Ductus-Bellini-Karzinom.
Der vorliegende Artikel bezieht sich in erster Linie auf den Nierenzellkrebs!
Neben dem Nierenzellkarzinom fallen noch andere bösartige Nierentumore unter den Begriff Nierenkrebs. Dazu gehört beispielsweise das seltenere
Nierenbeckenkarzinom
. Es entwickelt sich aus dem Gewebe der Harnwege, die an den Nieren entspringen.
Bei Kindern ist nicht das NIerenzellkarzinom sondern das sogenannte
Nephroblastom
(Wilms-Tumor) die häufigste Form von bösartigem Nierentumor. Es entsteht aus Zellen, die den Nierenzellen beim Embryo ähneln, weshalb man von einem embryonalen Tumor spricht. Insgesamt erkranken Kinder aber nur selten an einem bösartigen Tumor an der Niere.
In einigen Fällen entpuppt sich ein bösartige Wucherung in der Niere nicht als Nierenkrebs, sondern als Tochtergeschwulst (Metastase) einer anderen Krebsart irgendwo im Körper. Solche
Nieren-Metastasen
konnen beispielsweise von Lungenkrebs oder
Brustkrebs
verursacht werden.
Nierenkrebs-Metastasen
sind dagegen Tochterabsiedelungen von Nierenkrebs in anderen Körperregionen. Sie entstehen, wenn sich einzelne Krebszellen vom Tumor ablösen, über Lymph- und
Blutgefäße
an andere Stellen gelangen, sich dort festsetzen und eine Tochtergeschwulst bilden. So kann Nierenkrebs Lymphknoten befallen und beispielsweise Metastasen in
Lunge
, Knochen,
Leber
oder
Gehirn
hervorrufen.
Sobald sich erste Metastasen gebildet haben, verschlechtern sich für Patienten mit Nierenkrebs Prognose und Heilungschancen.
Die paarige Niere erfüllt lebenswichtige Aufgaben im Körper: In erster Linie filtert sie kontinuierlich das Blut, wobei sie unter anderem schädliche Substanzen herausholt, die dann mit dem von ihr gebildeten Harn ausgeschieden werden.
Außerdem helfen die Nieren bei der Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie des Säure-Base-Haushaltes. Nicht zuletzt produzieren sie zwei
Hormone
:
Renin
(wichtig für die Blutdruckregulation) und
Erythropoetin
(beiteiligt an der Regulierung der
Erythrozyten
-Produktion).
Mehr über diese Aufgaben der Nieren erfahren Sie im Beitrag
Nierenfunktion
.
An Nierenkrebs – mit der weitaus häufigsten Variante Nierenzellkrebs – erkranken hauptsächlich ältere Männer. Insgesamt handelt es sich um eine eher seltene Krebsform:
In
Deutschland
registrierte das Zentrum für Krebsregisterdaten (Robert Koch-Institut) im Jahr 2017 insgesamt 14.029 Neuerkrankungen, und zwar bei 8.864 Männern und 5.165 Frauen. Damit entfielen in diesem Jahr knapp 2,9 Prozent aller Krebsneuerkrankungen* (489.178) auf den Nierenkrebs.
* Mit "Krebsneuerkrankungen" sind alle neuen Fälle von bösartigen Neubildungen (auch Leukämie und Lymphome) gemeint – mit Ausnahme der neuen Fälle von
"weißem" Hautkrebs
(nicht-melanotischer
Hautkrebs
). Es ist international üblich, diesen nicht unter "Gesamt-Krebs" zu berücksichtigen.
Nierenkrebs (Nierenzellkarzinom) ruft oft lange Zeit keine Beschwerden hervor. Meist zeigen sich erst in weiter fortgeschrittenen Stadien – wenn der Tumor eine gewisse Größe erreicht und/oder Metastasen in weiter entfernten Regionen gebildet hat – erste Symptome: Nierenkrebs verursacht dann oft Blut im Urin (
Hämaturie
) und Schmerzen in der Nierengegend bzw.
Flankenschmerzen
. Bei manchen Patienten ist der
Tumor tastbar
.
Als
allgemeine Symptome
bei Nierenkrebs können Müdigkeit, Fieber,
Appetitlosigkeit
und ungewollter Gewichtsverlust auftreten. Diese Symptome sind aber sehr unspezifisch – sind können sich auch bei anderen Krebsformen sowie vielen weiteren Erkrankungen zeigen.
Weitere mögliche Nierenkrebs-Symptome sind
Bluthochdruck
(Hypertonie),
Blutarmut
(Anämie) und ein
erhöhter Kalziumspiegel
im Blut (
Hyperkalzämie
). Typisch für ein Nierenzellkarzinom sind Leberfunktionsstörungen mit einer Erhöhung der
alkalischen Phosphatase (AP)
im Blut –
Stauffer-Syndrom
genannt.
Bei männlichen Patienten kann ein weiteres Anzeichen von Nierenkrebs hinzukommen: Wenn der Tumor in eine der Nierenvenen einbricht, kann sich ein Krampfaderbruch im
Hoden
(
Varikozele
) entwickeln.
Hat der Nierenkrebs im Körper gestreut, kommen im Allgemeinen weitere Symptome hinzu. Einige Beispiele: Schmerzen und Spontanfrakturen sind mögliche Anzeichen für Knochenmetastasen, also einen Skelettbefall durch den bösartigen Nierentumor. Symptome bei Lungenmetastasen können Atemnot und Brustschmerzen sein. Hirnmetastasen können sich beispielsweise mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Lähmungen oder Krampfanfällen bemerkbar machen.
Die Ursachen für Nierenkrebs bzw. Nierenzellkrebs sind bis heute weitgehend unbekannt. Es gibt aber einige gesicherte Risikofaktoren, die den Krankheitsausbruch begünstigen. Es zählen dazu:
Höheres Lebensalter
ist ebenfalls verbunden mit einem erhöhten Risiko für Nierenkrebs. Lebenserwartung und Prognose werden dann meist durch Begleiterkrankungen beeinflusst, wie sie sehr oft im höheren Alter auftreten (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Manche Experten stufen auch die berufliche Exposition gegenüber
halogenierten Kohlenwasserstoffen
oder
langjähriger Röntgenstrahlung
als Nierenkrebs-Risikofaktoren (Nierenzellkrebs-Risikofaktoren) ein.
Widersprüchlich sind die Zusammenhänge zwischen Ernährungsfaktoren und dem Risiko für Nierenzellkrebs. Es gibt auch keinen Beweis, dass Obst- und Gemüsekonsum der Tumorentstehung vorbeugen könnte. Insgesamt erlauben die derzeit vorliegenden Daten keinen Rückschluss auf den möglichen Einfluss von bestimmten Nahrungsmitteln oder Nährstoffen auf die Entwicklung von Nierenzellkrebs.
Immer häufiger wird Nierenkrebs (Nierenzellkrebs) zufällig entdeckt: Im Rahmen von Untersuchungen, die aus anderen Gründen durchgeführt werden (z.B. Ultraschalluntersuchung oder Computertomografie des Bauchraums), stößt man bei vielen Patienten auf den bösartigen Nierentumor. Oftmals ist er dann noch recht klein, also nicht sehr weit fortgeschritten.
In anderen Fällen wird die Nierenkrebs-Diagnose erst gestellt, wenn Beschwerden des schon weiter fortgeschrittenen Tumors die Betroffenen zum Arztbesuch veranlassen.
Bei ungeklärten Beschwerden wird routinemäßig zunächst die
Krankengeschichte
erhoben (
Anamnese
): Der Arzt erkundigt sich genau, welche Beschwerden der Patient hat, wie ausgeprägt diese sind und seit wann sie bestehen. Außerdem fragt er unter anderem nach eventuellen Vor- oder Grunderkrankungen.
Als nächster Schritt folgt die
körperliche Untersuchung
. Dazu gehört etwa das Abtasten der Nieren von außen – möglicherweise kann der Arzt dabei eine Verhärtung bzw. Geschwulst ausmachen.
Für die Diagnose Nierenkrebs bedarf es aber noch weiterer Untersuchungen. Hinzu kommen Untersuchungen, mit denen man das Ausmaß der Krebserkrankung ermitteln kann (z.B. Vorhandensein von Metastasen). Das ist für die Therapieplanung wichtig.
Laboruntersuchungen können krankhafte Veränderungen in Blut- und Urinproben des Patienten nachweisen. Bestimmt werden bei Verdacht auf Nierenkrebs Blutwerte wie Blutbild,
Blutgerinnung
und
Elektrolyte
im Blut (wie
Natrium
,
Kalium
,
Kalzium
). Außerdem misst man den Blutspiegel der alkalischen Phosphatase (AP), die Nierenwerte im Blut und Urin sowie die
Leberwerte
.
Darüber hinaus wird der Urin auf enthaltenes Blut untersucht (Hämaturie). Manchmal ist dieser Blutanteil so groß, dass der Urin sichtbar rötlich verfärbt ist (Makrohämaturie). In anderen Fällen finden sich nicht sichtbare Blutmengen im Urin (Mikrohämaturie).
Sofern der Nierentumor eine gewisse Größe hat, lässt er sich meist in einer
Ultraschalluntersuchung
(Sonografie)
nachweisen. Eine wesentlich höhere Bildauflösung bietet die
Computertomografie (CT)
. Sie ist das Standardverfahren zum Nachweis kleiner Nierentumoren. Zudem wird sie genutzt, um das Ausmaß der Krebserkrankung (Staging) zu ermitteln und die operative Entfernung des Tumors zu planen.
In manchen Fällen wählt man als Alternative zur CT ein anderes hochauflösendes Bildgebungsverfahren – die
Magnetresonanztomografie (MRT)
, auch
Kernspintomografie
genannt. Sie wird etwa empfohlen, wenn der Verdacht besteht, dass ein Nierenzellkarzinom bereits in Venengefäße oder die
Hohlvene
(Vena cava) eingewachsen ist. Dann nämlich lässt sich die Tumorausbreitung mittels MRT besser beurteilen als mittels CT.
Die Bildgebung reicht meistens aus, um Nierenkrebs (Nierenzellkrebs) sicher zu diagnostizieren. Ist die Diagnose aber hinterher immer noch unklar, besteht die Möglichkeit, eine Gewebeprobe zu entnehmen und feingeweblich unter dem Mikroskop zu untersuchen (Biopsie). Das sollte man aber nur dann machen, wenn vom Untersuchungsergebnis die Wahl der Therapie abhängt. Steht dagegen von vornherein fest, dass ein unklarer Nierentumor beispielsweise operativ entfernt wird, sollte vorher keine Gewebeprobe entnommen werden.
Der Grund dafür ist, dass die Probenentnahme mit gewissen Risiken (u.a. Blutungen) verbunden ist. Eine Nierenbiopsie wird deshalb
nur in bestimmten Fällen
empfohlen – wie eben zur Therapieentscheidung bei unklarem Nierentumor. Außerdem soll beziehungsweise kann eine Biopsie in folgenden Fällen zur Sicherung der Diagnose durchgeführt werden:
Bei zystischen Nierentumoren (= Nierentumoren mit flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen) wird dagegen von einer Biopsie abgeraten. Ein Grund dafür ist die potenzielle Gefahr, dass im Rahmen der Probengewinnung Zystenflüssigkeit in gesundes Gewebe austritt und so Tumorzellen verbreiten könnte.
Die Biopsie sollte als
Stanznadelbiopsie
durchgeführt werden. Dabei wird unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle eine feine Hohlnadel mit einem Stanzgerät über die Bauchdecke gezielt ins Tumorgewebe "geschossen", um so eine zylinderförmige Gewebeprobe zu gewinnen. Mindestens zwei solcher Gewebezylinder sollten entnommen werden. Der Patient erhält vor der Biopsie eine örtliche Betäubung.
Steht die Diagnose Nierenkrebs (Nierenzellkrebs) fest, gilt es herauszufinden, wie weit sich der Krebs schon im Körper ausgebreitet hat (Ausbreitungsdiagnostik). Welche Untersuchungen dafür notwendig und sinnvoll sind, hängt vom Einzelfall ab.
So sollte etwa bei allen beschwerdefreien Patienten, deren Nierentumor größer als drei Zentimeter ist, eine Computertomografie des Brustkorbs (Thorax-CT) durchgeführt werden. Mit der Tumorgröße steigt nämlich die Wahrscheinlichkeit für Metastasen, beispielsweise in der Lunge.
Besteht der Verdacht auf Hirnmetastasen (z.B. aufgrund von Krampfanfällen, Lähmungen, Kopfschmerzen), wird eine Magnetresonanztomografie des Schädels (Schädel-MRT) empfohlen. Für eine bessere Bildgebung sollte dem Patienten vor der Untersuchung ein Kontrastmittel gespritzt werden.
Gibt es mögliche Anzeichen für Knochenmetastasen (z.B. Schmerzen), wird der gesamte Körper des Patienten mittels CT oder MRT untersucht (Ganzkörper-CT oder -MRT).
Gelegentlich wird auch ein Gefäßröntgen (
Angiografie
) durchgeführt – aber nicht, um die Ausbreitung von Nierenkrebs im Körper zu erfassen, sondern um die Gefäßversorgung des Tumors zu ermitteln. Das kann für die anschließende operative Entfernung des Tumors hilfreich sein.
Das Tumorstadium hat den größten Einfluss auf die Art der Behandlung von Nierenkrebs. Das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten werden bei der Therapieplanung aber ebenfalls berücksichtigt.
Grundsätzlich wird ein
lokal begrenzter (nicht metastasierter) Nierenzellkrebs
möglichst operiert: Gelingt es, die bösartige Geschwulst vollständig herauszuschneiden, ist der Nierenkrebs heilbar. Bei einem kleinen Nierentumor kann man sich in bestimmten Fällen auch für die Aktive Überwachung oder eine ablative Therapie als Alternative zur Operation entscheiden.
Bei einem
Nierenzellkarzinom mit Metastasen
ist meist keine Heilung mehr möglich – also keine kurative Therapie, die eine Heilung zum Ziel hat. Stattdessen erhalten Menschen mit Nierenkrebs im Endstadium eine palliative Therapie. Diese zielt darauf ab, Beschwerden zu vermeiden oder zu lindern, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern und sein Leben zu verlängern. Dazu stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
Beispielsweise kann man den Tumor an der Niere und die einzelnen Metastasen lokal behandeln, und zwar mittels Operation und/oder Strahlentherapie. Zusätzlich stehen Medikamente gegen den Nierenkrebs zur Verfügung, die auf den ganzen Körper wirken (systemische Therapie).
Im Folgenden finden Sie genauere Informationen zu den verschiedenen Therapieansätzen bei Nierenzellkrebs.
Bei einem kleinen Nierenzellkarzinom, der noch keine Metastasen gebildet hat, kann sich die Therapie unter Umständen auf eine Aktive Überwachung (engl. "active surveillance") beschränken. Diese besteht aus regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, bei denen mit bildgebenden Verfahren das Tumorwachstum überprüft wird.
Eine solche Aktive Überwachung kann bei Patienten sinnvoll sein, für die eine operative Tumorentfernung oder andere Form der Krebstherapie zu belastend wäre – also zum Beispiel bei Patienten mit weiteren Erkrankungen und/oder einer begrenzten Lebenserwartung. Außerdem ist die Aktive Überwachung eine mögliche Strategie bei Patienten, die eine operative oder ablative Therapie (siehe unten) ihres kleinen Nierentumors ablehnen.
Wenn ein aktiv überwachter Tumor wächst, empfehlen Experten eine operative Entfernung.
Eine mögliche Alternative zur Aktiven Überwachung bei Patienten mit einem kleinen Nierenzellkarzinom sowie zusätzlichen Erkrankungen und/oder begrenzter Lebenserwartung ist die ablative Therapie. Darunter versteht man die direkte Zerstörung des Tumorgewebes ohne größeren operativen Eingriff. In der Regel geschieht dies mithilfe von Kälte (Kryoablation) oder Hitze (Radiofrequenzablation):
In beiden Fällen werden das Einführen und die "Arbeit" der Sonde an einem Bildschirm mithilfe von bildgebenden Verfahren (wie Ultraschall oder CT) überwacht.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Techniken zur operativen Behandlung von Nierenzellkrebs.
Bei einem nicht metastasierten Nierenzellkrebs ist die operative Entfernung die Therapie der Wahl. Nach Möglichkeit wird dabei organerhaltend operiert (
partielle Nephrektomie
): Der Chirurg schneidet nur den vom Krebs befallenen Teil der Niere heraus. Dabei achtet er darauf, so viel gesundes Nierengewebe wie möglich zu erhalten.
Der Eingriff wird standardmäßig als
offene Operation
durchgeführt, also über einen längeren Hautschnitt (je nach Lage des Tumors etwa am Bauch oder an der Flanke).
Ein Chirurg mit ausreichender Erfahrung kann die Teilentfernung der Niere aber auch im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchführen. Weil dabei nur mehrere kleine Schnitte in der Bauchdecke nötig sind, über welche die OP-Instrumente in den Bauchraum eingeführt werden, spricht man auch von
Schlüssellochoperation
oder minimal-invasiver Operation.
Nicht immer lässt sich ein nicht metastasiertes Nierenzellkarzinom so entfernen, dass der Rest der Niere erhalten bleibt. Dann muss das komplette Organ entfernt werden, was Mediziner als
radikale Nephrektomie
bezeichnen. Normalerweise ist das aber kein Problem – die zweite, gesunde Niere kann alle Nierenfunktionen allein übernehmen.
Haben Patienten mit nicht metastasiertem Nierenzellkrebs vergrößerte Lymphknoten, können diese operativ entfernt werden, um sie auf Krebszellen hin zu untersuchen. Ergibt sich anhand der bildgebenden Untersuchungen vor der Operation oder während der Operation der Verdacht, dass auch eine
Nebenniere
vom Krebs befallen ist, wird diese ebenfalls entfernt.
Hat ein Nierenzellkrebs bereits in andere Organe gestreut, kann man mit seiner operativen Entfernung keine Heilung mehr erzielen. Dennoch kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, den bösartigen Nierentumor herauszuschneiden. Das kann zum Beispiel Beschwerden wir lokale Schmerzen und Blutungen lindern. Möglicherweise lässt sich mit der Operation sogar das Überleben eines Patienten verlängern.
Bei fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Nierenzellkrebs werden in der Regel Krebsmedikamente gegeben, die im ganzen Körper (also systemisch) wirken. Folgende Substanzgruppen stehen zur Verfügung:
Ärzte entscheiden im Einzelfall, welche Medikamente für einen Nierenkrebs-Patienten am besten geeignet sind. Oftmals werden Wirkstoffe miteinander kombiniert, zum Beispiel Pembrolizumab plus Axitinib. Auch der VEGF-Antikörper Bevacizumab wird bei Nierenzellkrebs nicht allein gegeben. Stattdessen wird er hier immer mit
Interferon
kombiniert – einem Wirkstoff, der dem Wachstum der Krebszellen entgegen wirkt.
Die Anwendung der Medikamente erfolgt je nach Wirkstoff beispielsweise in Form von Infusionen oder Tabletten. Während der systemischen Nierenkrebs-Behandlung sollte der Krankheitsverlauf alle sechs bis zwölf Wochen mithilfe einer detaillierten bildgebenden Untersuchung (bevorzugt Computertomografie) kontrolliert werden.
Die "klassische" medikamentöse Behandlung bei den meisten Krebsformen ist die
Chemotherapie
. Bei Nierenkrebs – also bei metastasiertem Nierenzellkrebs – ist sie aber keine Behandlungsoption, weil sie hier in der Regel keine Wirkung zeigt.
Auch Nierenkrebs-Metastasen (Lunge, Knochen eta.) werden oftmals gezielt behandelt. Das Ziel ist entweder, die Heilungschancen zu erhöhen oder – bei zu weit fortgeschrittener Erkrankung – Beschwerden (wie Schmerzen) zu lindern oder zu verhindern.
Dazu bietet sich je nach Lage, Größe und Anzahl der Metastasen eine operative Entfernung und/oder Bestrahlung (Strahlentherapie) an. Letztere kann unter Umständen (z.B. bei manchen Hirnmetastasen) auch als stereotaktische Radiotherapie erfolgen. Dabei wird die bösartige Geschwulst sehr präzise aus verschiedenen Winkeln mit hoher Intensität bestrahlt.
Je nach Bedarf werden Nierenkrebs-Symptome und sonstige Folgen der Krebserkrankung oder Krebstherapie gezielt behandelt. Beispiele:
Gegen tumorbedingte Schmerzen helfen
Schmerzmittel
(Analgetika). Bei leichten Schmerzen kann etwa
Paracetamol
oder
Ibuprofen
genügen. Bei mäßig starken Schmerzen wird der Arzt ein schwaches Opioid-Schmerzmittel wie
Tramadol
verschreiben. Bei starken Tumorschmerzen muss auf stark wirksame Opioid-Schmerzmittel wie
Morphin
zurückgegriffen werden.
Diese Schmerztherapie lässt sich manchmal sinnvoll mit weiteren Medikamenten (Co-Medikamenten wie muskelentspannenden Mitteln) ergänzen.
Bei einer
Blutarmut
(Anämie) infolge der Krebserkrankung oder Krebstherapie brauchen Betroffene unter Umständen Bluttransfusionen.
Krebspatienten allgemein leiden oftmals unter ausgeprägter Erschöpfung (Fatigue). Dagegen empfehlen Experten ein individuell angepasstes Ausdauertraining im Rahmen einer
Bewegungstherapie
.
Nierenkrebs-Patienten mit Knochenmetastasen sollten Medikamente zur Vorbeugung von Knochenbrüchen erhalten – Bisphophonate oder den monoklonalen Antikörper Denusomab in Kombination mit Kalzium und
Vitamin D
.
Die meisten Betroffenen interessiert vor allem eine Frage: Ist Nierenkrebs heilbar? Tatsächlich ist die Prognose bei der häufigste Form – dem Nierenzellkrebs – im Vergleich zu vielen anderen Krebsformen relativ günstig.
Im Einzelfall hängen die Heilungschancen aber zum einen davon ab, wie groß der Tumor an der Niere ist und wie weit er sich zum Zeitpunkt der Diagnose schon ausgebreitet hat. Hierbei gilt: Je frühzeitiger Diagnose und Behandlung erfolgen, desto besser ist die Prognose bei Nierenkrebs.
Heilungschancen und Lebenserwartung richten sich zum anderen auch danach, um welche Art von Nierenkrebs es sich handelt. Die allermeisten Patienten haben, wie erwähnt, Nierenzellkrebs, und zwar den klarzelligen Typ. Dieser scheint, solange er noch auf die Niere begrenzt ist, tendenziell eine etwas schlechtere Prognose zu haben als andere Nierenzellkarzinom-Typen im lokalisierten Stadium.
Weiteren Einfluss auf die Heilungschancen bei Nierenkrebs (Nierenzellkrebs) haben das Alter des Patienten und eventuelle Begleiterkrankungen.
Auch nach Abschluss der Nierenkrebs-Behandlung werden die Patienten nicht allein gelassen. Nachsorge und Reha sind die nächsten Schritte.
Die Teilnahme an den empfohlenen Nachsorgeuntersuchungen nach einer Nierenkrebs-Erkrankung sind sehr wichtig. De Kontrolltermine dienen unter anderem dazu, einen eventuellen Rückfall (Rezidiv) der Nierenkrebs-Erkrankung sowie (neue) Metastasen frühzeitig zu entdecken. Außerdem gilt es, die Nierenfunktion des Patienten im
Auge
zu behalten.
Die Nachsorgeuntersuchungen umfassen routinemäßig ein Arzt-Patient-Gespräch (Anamnese), körperliche und Laboruntersuchungen sowie eine bildgebende Untersuchung vom Bauch und gegebenenfalls auch Brustkorb (Ultraschall und/oder Computertomografie oder Kernspintomografie).
Wie oft und wie lange ein Nierenkrebs-Patient zu Nachsorgeuntersuchungen eingeladen wird, hängt wesentlich von seinem Rückfallrisiko (niedrig, mittel, hoch) ab. Grundsätzlich sind mehrere Nachsorgetermine über einen Zeitraum von mehreren Jahren empfohlen. Anfangs werden sie in kürzeren Zeitabständen (z.B. zu drei Monaten), später in größeren Abständen (jährlich) angesetzt.
Nach einer Nierenkrebs-Erkrankung empfiehlt sich eine individuell angepasste Rehabilitation (Reha). Sie soll Patienten helfen, die Folgen der Erkrankung und ihrer Behandlung zu bewältigen sowie körperlich und seelisch wieder fit zu werden für die Rückkehr ins Alltags- und eventuell Berufsleben.
Wie das Programm einer Reha im Detail aussieht, richtet sich nach den Bedürfnissen des Patienten. Es fließen aber Bausteine aus verschiedensten Disziplinen ein, zum Beispiel aus der Medizin, Psychologie, Physiotherapie,
Ergotherapie
und Sporttherapie.
So kümmern sich Ärzte in der Reha um bestehende Nebenwirkungen der Krebstherapie wie etwa operationsbedingten Nervenschäden (z.B. mit
Elektrotherapie
). Um seelische Folgen wie Ängste, Depressionen oder Niedergeschlagenheit in den Griff zu bekommen, können etwa psychologische Einzel- und Gruppengespräche sowie das Erlernen von Entspannungstechniken hilfreich sein. Die körperliche Fitness lässt sich mit einer angepassten Bewegungstherapie steigern. Auch Wärmepackungen, Ernährungsberatung und Sozialberatung (etwa zur Rückkehr ins Berufsleben) können zur vielfältigen Palette einer Reha nach Nierenkrebs gehören.
Nierenkrebs ist eine schwerwiegende Erkrankung. Der Umgang damit und die Behandlung verlangen Ihnen als Patient viel seelische und körperliche Kraft ab. Sie können auf verschiedenen Ebenen mithelfen, diese schwere Zeit möglichst gut zu bewältigen.
Eine spezielle Ernährung bei Nierenkrebs ist im Allgemeinen nicht nötig. Eine gesunde, ausgewogene Kost mit ausreichender Trinkmenge sind aber grundsätzlich ratsam, um die allgemeine Gesundheit zu fördern und das Immunsystem zu unterstützen. Das kann auch dabei helfen, die oft belastende Krebstherapie besser zu verkraften.
Während der Nierenkrebs-Behandlung werden Ihre Ärzte Ihren Ernährungszustand im Auge behalten. So können sie bei einem bestehenden oder drohenden Nährstoffmangel gegensteuern. Hilfreich kann dann eine Ernährungsberatung oder Ernährungstherapie sein – eventuell auch noch nach Abschluss der Behandlung im Rahmen der Rehabilitation.
Besonderes Augenmerk auf die eigene Ernährung müssen Nierenkrebs-Patienten richten, die an einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) leiden – entweder unabhängig von der Krebserkrankung oder als Folge der Krebstherapie. Sie müssen langfristig darauf achten, nicht zu viel Eiweiß zu sich zu nehmen – dessen Abbau könnte die geschwächte(n) Niere(n) zu sehr belasten. Ein Ernährungsberater kann bei der notwendigen Ernährungsumstellung mit Ratschlägen zur Seite stehen.
Grundsätzlich sollten Nierenkrebs-Patienten zudem auf übermäßigen Alkoholgenuss verzichten.
Sport und Bewegung tun nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut. Deshalb sorgt man nach Möglichkeit dafür, dass Nierenkrebs-Patienten schon während der Krebstherapie mit Physiotherapie und Bewegungstraining beginnen. In der Reha sollte die gezielte und individuell angepasste körperliche Aktivität regelmäßig fortgesetzt werden.
Beispielsweise kann eine Bewegungstherapie basierend auf Ausdauer, Kraft und/oder Koordination sinnvoll sein. Auch Aktivitäten wie Schwimmen, Nordic Walking und Wassertreten können die körperliche Fitness steigern und Muskulatur, die durch die Nierenkrebs-Erkrankung und -Therapie verloren ging, wieder aufbauen.
Während der Reha erhalten Patienten auch Tipps für das künftige Training zuhause.
Viele Patienten und auch Angehörige haben Probleme, mit einer schweren Erkrankung wie Nierenkrebs fertig zu werden. Allein schon die Diagnose kann eine schwere Last sein. Hinzu kommen dann Belastungen und Sorgen in der Zeit der Krebstherapie und -nachsorge.
Eine professionelle Unterstützung durch psychoonkologisch geschulte Fachkräfte kann in solchen Fällen weiterhelfen. Solche Fachkräfte haben die seelischen und körperlichen Auswirkungen einer Krebserkrankung im Fokus und helfen Betroffenen, besser damit umzugehen.
Krebs-Patienten und ihre Angehörigen sollten nach Ansicht von Experten während der gesamten Krankheits- und Therapiephase die Möglichkeit haben, eine psychosoziale Beratung und Behandlung in Anspruch zu nehmen. Sprechen Sie Ihren Arzt gegebenenfalls darauf an! Er kann Sorgen und Ängste mit Ihnen besprechen und/oder Ihnen geeignete professionelle Ansprechpartner vermitteln.
Manche Patienten mit Nierenkrebs hoffen auf die zusätzliche Hilfe von komplementären Heilmethoden. Sie können das Wohlbefinden und die Lebensqualität verbessern und allgemein Körper und Seele stärken. Gegen die Krebserkrankung selbst können sie in der Regel aber nichts ausrichten. Einige Beispiele für solche Verfahren, die bei Nierenkrebs (Krebs allgemein) manchmal angewendet werden:
Wenn Sie solche Methoden als Ergänzung – also komplementär – zur konventionellen ("schulmedizinischen") Nierenkrebs-Therapie nutzen möchten, sollten Sie zuerst mit Ihrem Arzt sprechen. Er kann Sie auf mögliche Risiken und Wechselwirkungen hinweisen.
Als alternative Heilmethoden eignen sie sich aber nicht – Krebsexperten raten dringend davon ab, Akupunktur & Co. als Ersatz für die konventionelle Nierenkrebs-Behandlung zu nutzen.
Für "Komplementärmedizin" und "Alternativmedizin" gibt es keine allgemein festgelegten Definitionen. Die beiden Begriff werden teils auch synonym verwendet. Im Allgemeinen aber unterscheiden sich komplementäre von alternativen Therapien dadurch, dass sie den Wert und die Vorgehensweise der konventionellen Medizin ("Schulmedizin") nicht in Frage stellen, sondern sich als Ergänzung dazu betrachten.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Nierenkrebs
Kurzübersicht
Was ist Nierenkrebs?
Nierenmetastasen und Nierenkrebs-Metastasen
Funktion der Nieren
Nierenkrebs: Häufigkeit
Woran erkennt man Nierenkrebs?
Metastasierter Nierenkrebs: Symptome
Nierenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Einfluss der Ernährung unklar
Wie wird Nierenkrebs diagnostiziert?
Anamnese und körperliche Untersuchung
Laboruntersuchungen
Bildgebende Verfahren
Biopsie
Durchführung der Biopsie
Weitere Untersuchungen
Nierenkrebs: Therapie
Aktive Überwachung
Ablative Therapie
Operation: Verschiedene Techniken
Nicht metastasierter Nierenkrebs: Operation
Metastasierter Nierenkrebs: Operation
Systemische Therapie
Lokale Behandlung von Nierenkrebs-Metastasen
Unterstützende (supportive) Therapie
Nierenkrebs: Krankheitsverlauf und Prognose
Nierenkrebs: Nachsorge und Reha
Nachsorge
Reha nach Nierenkrebs
Nierenkrebs: Wie geht man mit der Erkrankung um?
Nierenkrebs & Ernährung
Nierenkrebs & Bewegung
Nierenkrebs & psychologische Unterstützung
Nierenkrebs & komplementäre Therapie
Autoren- & Quelleninformationen