Illness name: pest
Description:
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Die
Pest
ist eine schwere Infektionskrankheit, die tödlich enden kann. Auslöser ist das Bakterium Yersinia pestis, das von Rattenflöhen auf Menschen übertragen wird. In Europa spielt die Pest heute keine Rolle mehr, wohl aber in einigen Regionen Afrikas, Asiens sowie Süd-, Mittel- und Nordamerikas. Lesen Sie, wie Sie sich in solchen Risikogebieten vor der Ansteckung schützen und wie die Pest behandelt wird!
Die Zeiten, in denen die Pest ("Schwarzer Tod") ganze Dörfer auslöschte, ist glücklicherweise vorbei. Heute spielt die Infektionskrankheit in Europa keine Rolle mehr. Verursacht wird sie durch das
Bakterium Yersinia pestis
. Nagetiere wie Ratten und Mäuse sind das Reservoir des Erregers. Über Flöhe kann das Bakterium von den Tieren auf den Menschen übertragen werden. Selten stecken sich Menschen direkt an erkrankten Nagetieren an. Krankheiten, die wie die Pest von Wirbeltieren (wie Ratten) auf Menschen (und in umgekehrte Richtung) übertragbar sind, bezeichnet man als
Zoonosen
.
Mit Pest infizierte Menschen können den Erreger auch an andere Menschen weitergeben. Das passiert besonders bei der Lungenpest. Sie wird über Tröpfcheninfektion übertragen.
Ein Impfstoff gegen Pest ist in Deutschland nicht verfügbar.
Die Gefahr, sich mit Pest anzustecken, besteht besonders in Gebieten, wo es pestinfizierte wildlebende Nagetiere gibt. Das ist laut Robert Koch Institut jedoch nur noch in begrenzten
Endemiegebieten
in Afrika, Asien, im tropischen Mittel- und Südamerika sowie im Südwesten der USA der Fall. Begünstigt wird die Verbreitung der Pest, wenn viele Menschen unter schlechten hygienischen Bedingungen auf engem Raum zusammenleben.
Große Epidemien und Pandemien, die im Mittelalter Millionen von Opfern forderten, gibt es heute aber nicht mehr.
Zwischen 2010 und 2015 registriert die Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit 3.248 Pest-Erkrankungen, darunter 584 Todesfälle. Diese Zahl ist allerdings sehr ungenau, da mehr als 80 Prozent der Infektionen in Afrika auftreten, wo nicht alle Fälle der WHO gemeldet werden. Auch in Deutschland besteht übrigens eine Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) für jeden Verdacht auf Pest, nachgewiesene Erkrankungen sowie Todesfälle durch Pest.
Die Pest ist neben
Cholera
,
Pocken
und
Gelbfieber
eine der vier Quarantäne-Krankheiten gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese Krankheiten haben einen besonders bedrohlichen Krankheitsverlauf und sind extrem ansteckend.
Die Zeitspanne zwischen der Ansteckung mit dem Pest-Erreger und dem Auftreten der ersten Symptome (
Inkubationszeit
) variiert erheblich. Sie beträgt zwischen einigen Stunden und bis zu sieben Tagen.
Grundsätzlich gibt es beim Menschen drei verschiedene Hauptformen der Pest mit teils unterschiedlichen Pest-Symptomen.
Die Beulenpest, auch
Bubonenpest
oder
Schwarzer Tod
genannt, ist die häufigste und bekannteste Form der Pest. Sie wird im Allgemeinen nur durch Flohbisse übertragen. In der Regel treten zwei bis sechs Tage nach der Ansteckung die ersten Symptome auf:
An der Stelle, an der die Pest-Bakterien mittels Flohbiss in die
Haut
eingedrungen sind, bilden sich manchmal kleine Bläschen. Manchmal entwickelt sich in späteren Stadien auch ein leichter, roter
Hautausschlag
. Die Pest-Erreger wandern in die benachbarten Lymphknoten, die durch die Infektion anschwellen und leicht ertastet werden können. Die geschwollenen Regionen sind bei der Beulenpest hart und schmerzen. Häufig betroffen sind Leiste, Achselhöhle und Hals, wo sich die großen Lymphknotenstationen befinden. Im weiteren Verlauf breitet sich die Erkrankung aus und auch weiter entfernte Lymphknoten schwellen an.
Wie bei einem Bluterguss verfärben sich die Lymphknotenschwellungen innerhalb einiger Tage blau, wodurch das typische Bild der dunklen Beulen bei Pestkranken entsteht. Selten öffnen sie sich und entleeren hochinfektiöses Sekret.
Wenn die Lymphknoten einbluten, können Komplikationen entstehen. Denn dann besteht die Gefahr, dass
Bakterien
ins
Blut
oder die
Lunge
gelangen. Dann kann eine sogenannten Pestsepsis oder eine Lungenpest resultieren. Beide Krankheitsformen sind schwerwiegend und verlaufen oft tödlich.
Die Lungenpest entsteht entweder als Komplikation der Beulenpest oder als "eigenständige" Erkrankung nach Übertragung des Pest-Erregers über Tröpfcheninfektion: Erkrankte Menschen Verteilen beim Sprechen,
Husten
oder Niesen winzige Sekrettröpfchen in die Umgebungsluft. Diese Tröpfchen enthalten Pest-Bakterien und sind hoch ansteckend. Wenn gesunde Menschen sie einatmen, gelangen die Bakterien direkt in die Lunge und lösen die Lungenpest aus.
Die ersten Lungenpest-Symptome entwickeln sich bereits wenige Stunden, nachdem der Pest-Erreger die Lunge erreicht hat. Zuerst leidet der Patient nur unter Fieber, hat eventuell Schüttelfrost und/oder Kopfschmerzen und fühlt sich allgemein schwach. Am zweiten Tag kommen Husten, häufig mit (blutigem) Auswurf, und Brustschmerzen hinzu. Der Patient hat einen schnellen Puls und Atemnot. Wegen des starken Hustenreizes erbrechen sich Betroffene häufig oder haben
Bauchschmerzen
.
In ungefähr zehn Prozent aller Fälle gelangen die Pest-Bakterien ins Blut und verursachen eine "Blutvergiftung". Diese sogenannte Pestsepsis tritt als
Komplikation der Beulen- oder Lungenpest
auf. Mögliche Symptome sind abfallender Blutdruck, hohes Fieber, Verwirrtheit oder Lethargie sowie Verdauungsprobleme.
Da sich die Erreger über das Blut überall im Körper verteilen können, sind die Folgen der Pestsepsis vielfältig und können verschiedene Organe betreffen. Besonders gefährlich sind Gerinnungsstörungen, denn damit verbunden sind Blutungen im Körperinneren.
Herzstolpern
, eien Vergrößerung von
Milz
und
Leber
sowie Nierenversagen sind weitere mögliche Folgen.
Unbehandelt führt die Pestsepsis zu einem Kreislaufversagen. Wenn der Blutfluss im Körper nicht aufrechterhalten werden kann, verstirbt der Patient an der Pestsepsis.
Dass die Pest in früheren Zeiten so extrem wüten konnte, lag daran, dass die Menschen ihre Ursache nicht kannten und einer Ansteckung daher auch nicht vorbeugen konnten. Erst seit gut 120 Jahren weiß man, dass die Pest von einem
Bakterium (Yersinia pestis)
ausgelöst wird. Der Erreger kommt hauptsächlich in Nagetieren vor und kann von deren Flöhen auf Menschen übertragen werden. Erkrankte können die Pest-Bakterien auch direkt an andere Menschen weitergeben. Bei der Lungenpest geschieht dies über Tröpfcheninfektion.
Das Pest-Bakterium ist
hoch ansteckend
. Außerdem kann es mit einem speziellen Mechanismus
das Immunsystem des Menschen austricksen
: Wichtige Abwehrzellen des Immunsystems sind bestimmte weiße Blutkörperchen. Sie können Eindringlinge wie Bakterien "auffressen" und somit eine Infektion stoppen. Nicht so bei der Pest: Die "aufgefressenen" Pest-Bakterien teilen sich einfach im Inneren der Abwehrzellen weiter.
Heutzutage existiert die Pest nicht mehr in vielen Ländern. Das liegt darabn, dass sich die Hygienestandards vielerorts drastisch verbessert haben. Mangelnde Hygiene, Ratten im Wohnhaus sowie ein Leben in Slums sind nämlich mögliche Risikofaktoren für die Entstehung beziehungsweise Verbreitung der Pest. Heute kommt die Pest noch in folgenden Regionen vor:
Bei Verdacht auf Pest wird der Arzt zuerst im Gespräch mit dem Patienten dessen
Krankengeschichte erheben
(
Anamnese
). Dazu stellt er beispielsweise folgende Fragen:
Anschließend folgt eine
körperliche Untersuchung
. Unter anderem wird der Arzt die Lymphknoten abtasten und dabei auf Schwellungen und Schmerzen achten. Manchmal haben sich bereits die typischen Beulen der Beulenpest gebildet, was ein deutlicher Hinweis ist. Bei Lungenpest sind die Symptome oft weniger eindeutig. Husten, blutiger Auswurf und Fieber können leicht als schwere
Lungenentzündung
missinterpretiert werden.
Für eine sichere Diagnose muss man das
Pest-Bakterium im Körper nachweisen
. Dazu sticht der Arzt in einen geschwollenen Lymphknoten, entnimmt eine Probe und schickt diese zur Analyse ins Labor. Bei Verdacht auf Lungenpest wird etwas Auswurf oder eine Speichelprobe eingeschickt. Bei einer Pest-Erkrankung sind die auslösenden Bakterien in diesen Sekreten beziehungsweise im Probenmaterial aus den geschwollenen Lymphknoten nachweisbar.
Neben diesem direkten Erregernachweis ist auch ein
Bluttest
wichtig. Anhand dieses Tests ist feststellbar, ob sich das Bakterium bereits im Blut befindet (siehe auch: Pestsepsis), und ob das Immunsystem den Erreger bereits erkannt hat.
Ist die Diagnose "Pest" gestellt, wird der Patient isoliert, damit er niemanden ansteckt. Sein Krankenzimmer darf nur unter strengen Sicherheits- und Schutzvorschriften betreten werden. Jeder unnötige Kontakt mit dem Patienten wird vermieden.
Die Pest wird heutzutage mit
Antibiotika
behandelt, zum Beispiel mit Streptomycin, Gentamycin, Tetracyclinen (z. B.
Doxycyclin
) oder
Chloramphenicol
. Meist verabreichen die Ärzte das Medikament erst intravenös via Spritze, später in Tablettenform.
Nach Beginn der Antibiotikatherapie müssem Patienten mit Beulenpest mindestens noch zwei Tage, Patienten mit Lungenpest mindestens noch vier Tage isoliert bleiben
Wird die Beulenpest rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt, ist die Prognose gut und fast alle Patienten überleben (Sterberate: 10 bis 15 Prozent). Ohne Behandlung sterben dagegen 40 bis 60 Prozent der Erkrankten.
Bei Lungenpest und Pestsepsis sind die Überlebenschancen gering, wenn die Patienten nicht schnell behandelt werden. Stellt der Arzt rechtzeitig die Diagnose und beginnt eine Antibiotikatherapie, sinkt die Sterberate bei diesen beiden Pest-Formen aber deutlich.
Nach überstandener Pestinfektion ist man weitgehend immun gegen eine erneute Infektion. Allerdings kann es manchmal dennoch zu einer erneuten Erkrankung kommen.
Die Pest ist eine der großen Infektionskrankheiten des Mittelalters. Umgangssprachlich wird sie auch
Schwarzer Tod
oder
Schwarze Pest
genannt. Der Name rührt daher, dass sich im Krankheitsverlauf die Haut schwarz verfärben und absterben kann.
Im Mittelalter wüteten große Pest-Ausbrüche in Europa, die Menschenleben im dreistelligen Millionenbereich forderten. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass der Schwarze Tod bereits lange vor dem Mittelalter existierte. Unklar ist aber, ob es sich dabei wirklich um eine Infektion mit dem Bakterium Yersinia pestis handelte.
Über die Pest im Mittelalter haben Wissenschaftler heutzutage viele Informationen zusammengetragen. So lassen sich der Ausbruch und die Ausbreitung der Erkrankung zur damaligen zeit gut nachvollziehen. Genau genommen gab es im Mittelalter zwei große Pest-Wellen in Europa. Im 19. und 20. Jahrhundert folgte eine weltweite Pandemie, von der Europa aber weitgehend verschont blieb. Die Ausbreitung sowie die Verteilung der Seuche verliefen jeweils auf unterschiedlichen Wegen. Bis heute ist nicht geklärt, warum die weitere Ausbreitung der Pest in Europa zwischen den beiden großen Pestwellen mehr als 700 Jahre lang nicht weiter vorangeschritten ist.
Pest-Pandemie 1 (ca. 541 bis 750 n. Chr.):
Die erste große Welle der Pest im Mittelalter dauert etwa von 540 bis 750 nach Christus. Sie gelangte aus Ägypten über das Mittelmeer nach Europa bis ins heutige Frankreich. Während dieser ersten großen Pest-Pandemie starben ungefähr 100 Millionen Menschen weltweit, darunter circa die Hälfte der europäischen Bevölkerung. Es gibt viele Theorien über die sozioökonomischen sowie politischen Folgen, die dieses Massensterben in Europa auslöste. Manche Historiker setzen es in Verbindung mit der arabischen Ausbreitung Richtung Südeuropa.
Pest-Pandemie 2 (14. bis 19. Jahrhundert):
In den Jahren 1340 bis 1350 gab es einen großen Pestausbruch in Zentralasien. Über den Handelsweg Seidenstraße gelangte die Pest erneut nach Europa und Afrika. Die Weltbevölkerung schrumpfte während dieser Zeit von ungefähr 450 Millionen auf 350 Millionen Menschen. Die große Welle der Pest endete zwar bereits wenige Jahre nach ihrem Beginn in Asien. Allerdings kam es bis ins 19. Jahrhundert immer wieder zu kleinen Ausbrüchen in Europa.
Die hochansteckende Infektionskrankheit Pest hat zu einem grundlegenden Umdenken in der Medizin geführt. Die Grundlagen unseres heutigen Verständnisses von Krankheiten und Infektionswegen wurden durch wichtige Entdeckungen während dieser Zeit geprägt.
Im Mittelalter war zum Beispiel die Forschung an Toten verboten. Aufgrund der vielen Pesttoten wurde dieses generelle Verbot aber langsam aufgelöst und das
Sezieren von Leichen
akzeptabel. Dieser Umbruch stellt einen wichtigen Moment im medizinischen Verständnis des Körpers dar.
Der nächste große Schritt war die Erkenntnis, dass Krankheiten ansteckend sein und über Körperkontakt mit kranken Menschen übertragen werden können. Bis sich diese sogenannte Kontagionstheorie durchsetzte, dauerte es allerdings nochmals 200 Jahre.
Erst mit der dritten großen Pestplage im 18. und 19 Jahrhundert klärte sich der Übertragungsweg der Pest endgültig. Das lag daran, dass die kirchliche Ansicht (Pest als Strafe Gottes) der Bevölkerung nicht mehr allein als Erklärung ausreichte. Das setzte die Suche nach weltlicheren Erklärungen in Gang. Im Jahr 1894 gelang es dem schweizerisch-französischen Arzt und Bakteriologen Alexandre Yersin, das
Pest
-Bakterium nachzuweisen. Ihm zu Ehren erhielt es seinen wissenschaftlichen Namen: Yersinia pestis.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Pest
Kurzübersicht
Pest: Beschreibung
Pest: Eingedämmt, aber nicht ausgelöscht
Pest: Symptome
Beulenpest
Lungenpest
Pestsepsis
Pest: Ursachen und Risikofaktoren
Wo kommt die Pest vor?
Pest: Untersuchungen und Diagnose
Pest: Behandlung
Pest: Krankheitsverlauf und Prognose
Die Pest im Mittelalter
Die schwarze Pest: Wandel in der Medizin
Weiterführende Informationen
Leitlinien:
Autoren- & Quelleninformationen