Illness name: west nil fieber
Description:
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
Das
West-Nil-Fieber
ist eine Infektionskrankheit, die durch Mücken auf den Menschen übertragen wird. Ihr Erreger, das West-Nil-Virus, kommt in Afrika, Nordamerika und südöstlichen Ländern des Mittelmeerraums vor. Oft bleibt die Infektion symptomlos. Es können aber auch grippeähnliche Beschwerden auftreten. Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden. Lesen Sie hier mehr über Ursachen, Symptome und Behandlung des West-Nil-Fiebers.
Das West-Nil-Fieber ist eine Infektionskrankheit, die durch das West-Nil-Virus verursacht wird. Es kommt vor allem in Afrika, Indien, Israel, der Türkei sowie Nordamerika endemisch vor. Unter einem Endemiegebiet versteht man eine Region, in der ein Krankheitserreger dauerhaft vorkommt und nicht entfernt werden kann.
Aus den Endemiegebieten gelangt das West-Nil-Virus über Zugvögel in Mittelmeergebiete und andere europäischen Regionen. Es sorgt hier immer wieder für epidemieartige Krankheitsausbrüche.
In Deutschland ist das West-Nil-Fieber bislang selten. Im Sommer 2019 wurden erstmals Fälle bekannt, in denen sich Patienten direkt in Deutschland durch einen Mückenstich infiziert hatten. Auch in den Sommermonaten 2020 und 2021 wurden Einzelfälle solcher Infektionen registriert (Ostdeutschland).
In Österreich werden seit 2015 pro Jahr fünf bis sieben Fälle von West-Nil-Infektionen gemeldet. Die Gefahr einer Ansteckung in Österreich ist also - wie in Deutschland - gering.
In der Schweiz kam es bislang (Stand: 15.02.2022) zu keinen Übertragungen. Allerdings kommen auch hier Mücken vor, die als Überträger des West-Nil-Virus infrage kommen. Damit lässt sich nicht ausschließen, dass man sich auch in der Schweiz mit dem Erreger infizieren kann.
Das West-Nil-Virus hat sich in den letzten Jahren in Europa ausgebreitet (begünstigt durch steigende Temperaturen). Viele Experten rechnen deshalb mit steigenden Infektionsfällen in der Bevölkerung.
Das West-Nil-Fieber bleibt in fast 80 Prozent der Fälle symptomlos. Mediziner sprechen dann auch von einer klinisch stummen Infektion. Etwa 20 Prozent der Patienten haben plötzlich einsetzende, aber milde Beschwerden, die einer
Grippe
ähneln. Dabei hat das West-Nil-Fieber eine Inkubationszeit von 2 bis 14 Tagen. Das ist die Zeitspanne, die zwischen der Ansteckung mit den Erregern und Auftreten der ersten Symptome vergeht.
Zu diesen Symptomen gehören:
Etwa die Hälfte der Patienten, die West-Nil-Virus-Symptome zeigen, entwickelt zudem einen knotig-fleckigen
Hautausschlag
(makulopapulöses Exanthem) am Rumpf, das sich zum Kopf und zu den Gliedmaßen ausbreitet.
Die Beschwerden halten im Durchschnitt drei bis sechs Tage an.
Weniger als ein Prozent der Patienten, die sich mit dem West-Nil-Virus infiziert haben, erleben einen schweren Krankheitsverlauf. Diese Patienten entwickeln eine Gehirnentzündung (
Enzephalitis
) oder Hirnhautentzündung (
Meningitis
). Das macht sich mit folgenden Symptomen bemerkbar:
Bei Patienten mit schwerem West-Nil-Fieber können die Symptome Wochen andauern oder sogar dauerhaft bestehen bleiben. In seltenen Fällen ist auch das
Herz
oder die
Leber
betroffen. Außerdem können die Patienten ins Koma fallen und versterben.
Der Erreger des West-Nil-Fiebers ist das West-Nil-Virus (WNV). Es gehört zu den Flaviviren und besteht aus dem Erbgut (RNA) sowie einer Hülle, in die verschiedene Eiweiße (Proteine) eingebaut sind.
Das WNV wird von Stechmücken auf den Menschen übertragen. Am häufigsten geben Mücken der Gattung
Culex
das West-Nil-Fieber weiter. Diese Gattung ist auch in Mitteleuropa vertreten. Weitere Stechmückengattungen, die als Überträger in Frage kommen, sind zum Beispiel
Aedes
und
Mansonia
.
Als Reservoir für das West-Nil-Fieber dienen Vögel. Aber auch Pferde und Katzen können infiziert sein. Sticht eine Mücke eines dieser Tiere, nimmt sie mit dem
Blut
die
Viren
über ihren Rüssel auf. Sticht sie anschließend einen Menschen, kann sie das West-Nil-Virus auf diesen übertragen.
In seltenen Fällen kann der Erreger des West-Nil-Fiebers auch durch Bluttransfusionen und Organtransplantationen übertragen werden.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit kann eine infizierte Mutter das Virus an den Fötus beziehungsweise den Säugling weitergeben.
Sollten Sie sich während oder nach einer Reise in Endemiegebiete abgeschlagen fühlen und Fieber bekommen, suchen Sie einen Arzt auf. Im Vorgespräch zur Erhebung der Krankengeschichte (
Anamnese
) kann er Ihnen unter anderem folgende Fragen stellen:
Anschließend untersucht Ihr Arzt Sie. Zunächst inspiziert er Ihre
Haut
. Dabei achtet er auf mögliche
Insektenstiche
oder einen verdächtigen Ausschlag. Er tastet Ihre Lymphknoten auf Schwellungen ab. Er hört
Lunge
, Herz und Bauch ab und prüft, ob Sie unter Nackensteifigkeit leiden. Dafür neigt er Ihren Kopf nach vorn auf die
Brust
.
Außerdem überprüft der Arzt die Funktion Ihrer
Hirnnerven
anhand von Seh- udn Hörtests sowie der Bewegung Ihrer Gesichtsmuskulatur und Zunge. Abschließend testet er seitenvergleichend die Muskelkraft Ihrer Arme und Beine, die Sie gegen einen Widerstand bewegen sollen, sowie Ihre Reflexe.
Die Diagnose West-Nil-Fieber kann nur laborchemisch eindeutig gestellt werden. Dafür wird entweder Blut oder Nervenwasser (
Liquor
) benötigt. Liquor wird mittels einer
Lumbalpunktion
gewonnen, bei der im Bereich der
Lendenwirbelsäule
vorsichtig eine Hohlnadel zwischen den Wirbelkörpern bis in den Rückenmarkskanal vorgeschoben wird.
Die Blut- oder Liquorprobe wird im Labor entweder auf Antikörper gegen das West-Nil-Virus oder auf Erbgut (RNA) des Erregers untersucht:
Mit dem sogenannten ELISA-Test fahndet man nach Antikörpern gegen das West-Nil-Virus im Blut des Patienten. Allerdings kann der Test fälschlicherweise positiv ausfallen. Das liegt daran, dass es viele ähnliche Flaviviren gibt wie zum Beispiel die Erreger der Frühsommermeningoenzephalitis (
FSME
) oder des
Gelbfiebers
. Deshalb wird nach einem positiven ELISA-Test noch ein Bestätigungstest durchgeführt, um sicherzugehen, dass es sich wirklich um Antikörper handelt, die spezifisch gegen das WNV gerichtet sind.
In den ersten Tagen nach der Ansteckung kann im Blut oder Liquor auch das Erbgut des West-Nil-Virus nachgewiesen werden. Dafür bedient man sich der Methode der sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR).
Die Diagnose West-Nil-Fieber ist für einen Arzt nicht leicht zu stellen. Das liegt daran, dass die West-Nil-Virus-Symptome auch bei vielen anderen Erkrankungen in ähnlicher Weise auftreten können. Dazu zählen unter anderem:
Das West-Nil-Fieber wird symptomatisch behandelt. Das bedeutet, dass gezielt die einzelnen Beschwerden therapiert werden. Die Ursache selbst - das West-Nil-Virus - lässt sich nicht behandeln, weil es noch kein für dieses Virus passendes Medikament gibt. Auch Antibiotika helfen nicht, da sie nur gegen
Bakterien
wirken, nicht aber gegen Viren.
Das Fieber wird am wirkungsvollsten mit fiebersenkenden Medikamenten wie
Ibuprofen
oder
Paracetamol
behandelt. Außerdem helfen
Wadenwickel
, das Fieber zu senken. Ruhen Sie sich viel aus und geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich auszukurieren. Außerdem sollten Sie viel trinken, um einem Flüssigkeitsmangel vorzubeugen.
Sollte Ihnen übel sein oder müssen Sie erbrechen, können Sie vom Arzt Medikamente bekommen, die den Brechreiz unterdrücken. Dazu zählt zum Beispiel
Dimenhydrinat
. Außerdem sollten Sie Schonkost essen wie Zwieback oder Brühe.
Wenn das West-Nil-Fieber bei Ihnen einen schweren Verlauf nimmt, weist Ihr Hausarzt Sie in ein Krankenhaus ein. Dort kann die Therapie zum Beispiel durch die Gabe von Flüssigkeit über die Vene (
Infusion
) intensiviert werden.
Das West-Nil-Fieber hat in der Regel eine gute Prognose, vor allem bei Kindern. Personen, die über 50 Jahre alt sind, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf. Gleiches gilt für Patienten mit
Diabetes mellitus
oder
Immunschwäche
.
Etwa die Hälfte der Patienten, die infolge von West-Nil-Fieber eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) entwickeln, behält Spätfolgen zurück. Diese äußern sich in neurologischen Schäden wie zum Beispiel Lähmungen oder
Sehstörungen
. In 15 bis 40 Prozent der Fälle endet eine West-Nil-Fieber-Enzephalitis tödlich (besonders bei Ältern und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einer Immunschwäche).
Um einem West-Nil-Fieber vorzubeugen, sollten Sie sich in Risikogebieten vor Mückenstichen schützen. Dabei hilft folgendes:
Eine Impfung gegen das West-Nil-Fieber gibt es derzeit nur für Pferde.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.
West-Nil-Fieber
West-Nil-Fieber: Beschreibung
West-Nil-Fieber: Symptome
West-Nil-Fieber: Schwere Verläufe
West-Nil-Fieber: Ursachen und Risikofaktoren
West-Nil-Fieber: Untersuchungen und Diagnose
West-Nil-Fieber: Körperliche Untersuchung
West-Nil-Fieber: Labordiagnostik
West-Nil-Fieber: Krankheiten mit ähnlichen Symptomen
West-Nil-Fieber: Behandlung
West-Nil-Fieber: Krankheitsverlauf und Prognose
West-Nil-Fieber: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen