Illness name: pilzvergiftung
Description:
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.
Eine Pilzvergiftung entsteht durch den Verzehr von giftigen oder verdorbenen Pilzen. In harmloseren Fällen verursacht sie Symptome wie Magenschmerzen und Übelkeit. Im schlimmsten Fall kann eine Pilzvergiftung aber auch tödlich enden. Deshalb ist es umso wichtiger zu wissen, woran Sie eine Pilzvergiftung erkennen und wie Sie in einem solchen Notfall richtig Erste Hilfe leisten.
Achtung!
Die Symptome einer Pilzvergiftung hängen von der Art des Pilzes und der Verzehrmenge ab. Möglich sind zum Beispiel:
Solche Symptome können auch viele andere Ursachen haben. Eine Pilzvergiftung zu erkennen, ist daher für Laien nicht immer leicht – schon gar nicht, wenn unklar ist, ob und welche Pilze überhaupt verzehrt wurden, oder die Pilzmahlzeit schon eine Weile zurückliegt. Denn je nach Art und Menge des aufgenommenen Giftes können bei einer Pilzvergiftung die Symptome unterschiedlich rasch auftreten – in manchen Fällen schon innerhalb von 30 Minuten, in anderen erst nach mehreren Stunden.
Auch essbare (also ungiftige) Pilze können nach dem Verzehr Beschwerden verursachen, die denen einer Pilzvergiftung ähneln – nämlich dann, wenn der Pilz bei dem Betreffenden eine Unverträglichkeitsreaktion auslöst. Mediziner nennen dies eine unechte Pilzvergiftung. Sie geht mit Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen einher. Wurden rohe Speisepilze verzehrt, die sogenannte Hämolysine enthalten, können blutiger Stuhl und Nierenschmerzen auftreten. Hämolysine lösen die roten Blutkörperchen auf.
Für Laien ist es schwer, eine echte Pilzvergiftung zu erkennen beziehungsweise von einer unechten zu unterscheiden.
Wenn nach dem Verzehr plötzlich gesundheitliche Beschwerden auftreten, besteht immer der Verdacht auf eine Pilzvergiftung – selbst, wenn sich die Symptome erst mit einigen Stunden Verzögerung einstellen. In solchen Fällen sollten Sie folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen:
Folgende Angaben sollten Sie bei einem Giftnotruf parat haben, damit schnelle und sachkundige Hilfe möglich ist:
Die richtige Anlaufstelle für einen Giftnotruf ist die europäische Notrufnummer 112.
Informationen zu Giften und Vergiftungserscheinungen gibt es bei den länderspezifischen Giftnotruf-Nummern.
Giftnotruf Deutschland: z. B. Giftnotruf Berlin: 030 19240
Ganz egal, ob es sich um eine echte Pilzvergiftung handelt oder nicht: Beim ersten Unwohlsein nach einer Pilzmahlzeit sollten Sie in jedem Fall sofort einen Arzt oder den Rettungsdienst rufen, Hilfe bei einer Giftinformationszentrale suchen oder gleich in die Klinik fahren – warten Sie nicht darauf, dass beziehungsweise ob die Symptome schlimmer werden! Unter Umständen besteht die Gefahr bleibender Organschäden oder sogar Lebensgefahr.
Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung wird der Arzt den Patienten oder – falls dieser nicht ansprechbar ist – Sie als Ersthelfer zu den näheren Umständen befragen. Wichtig ist zum Beispiel, welche Pilze und wie viel davon der Patient gegessen hat, wann er sie verzehrt hat, woher die Pilze stammen (gekauft oder selbst gesammelt), wie sie zubereitet wurden, ob der Patient auch Alkohol getrunken hat, Medikamente einnimmt und eventuelle Allergien oder anderen Grunderkrankungen hat.
Darüber hinaus wird der Arzt wissen wollen, wie viel Zeit zwischen der Pilzmahlzeit und dem Beginn der Beschwerden vergangen ist und in welcher Reihenfolge die verschiedenen Symptome aufgetreten sind. Das kann Hinweise darauf geben, welche Art von giftigen Pilzen verzehrt wurde.
Auch die Laboranalyse von eventuell mitgebrachten Pilzreste oder Erbrochenem kann die genaue Vergiftungsursache klären. Eine
Blutuntersuchung
hilft ebenfalls, das aufgenommene Gift korrekt zu identifizieren. Außerdem können Blut- sowie Urinwerte Hinweise auf eventuelle Organschäden (z.B. der Nieren) geben.
Unter Umständen sind weitere Maßnahmen sinnvoll, zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung des Bauchraums zur Begutachtung von
Leber
und Nieren.
Wie der Arzt eine Pilzvergiftung behandelt, hängt vom Einzelfall ab. Eine entscheidende Rolle spielen vor allem die Art der verzehrten Pilze sowie Art und Schwere der auftretenden Symptome.
Manche Patienten werden unter ärztlicher Aufsicht zum Erbrechen gebracht. Die Gabe von medizinischer Kohle (Aktivkohle) kann ebenfalls sinnvoll sein: Sie bindet das Pilzgift und wird mit ihm zusammen über den
Darm
ausgeschieden.
Für einige Pilzgifte gibt es spezielle Gegengifte, die der Arzt in solchen Fällen verabreichen kann. Beispielsweise wird bei einer Pilzvergiftung mit Muscarin (z.B. in Risspilzen) als Gegengift
Atropin
(das Gift der Tollkirsche) verabreicht.
Hat das Pilzgift die Nieren geschädigt, kann der Patient auf eine Blutwäsche (
Hämodialyse
) angewiesen sein (kurzfristig oder dauerhaft). Bei Nierenversagen kann ebenso wie bei
Leberversagen
eine Organtransplantation erforderlich werden.
Bei vielen Pilzvergiftungen ist der Verlauf vergleichsweise harmlos. Sobald sich
Magen
und Darm der verhängnisvollen Mahlzeit entledigt haben, haben es die meisten Betroffenen überstanden.
Durchfall und Erbrechen infolge einer Pilzvergiftung können je nach Art und Dosis des Pilzes Stunden bis einige Tage andauern.
Eine Pilzvergiftung kann aber auch schwerwiegend und sogar tödlich verlaufen, etwa bei dem sehr giftigen Knollenblätterpilz: Wenn nach ein paar Tagen die akuten Vergiftungssymptome (Durchfall, Erbrechen) abgeklungen sind, ist es für manche Patienten noch nicht vorbei: Als Folge der
Vergiftung
versagen bei ihnen Leber und/oder Nieren. Das Leberversagen macht sich durch eine Gelbfärbung der
Haut
und
Bindehaut
bemerkbar (Gelbsucht). Das Nierenversagen hingegen bewirkt, dass kaum oder kein
Urin
mehr ausgeschieden wird. Etwa die Hälfte der betroffenen Patienten verstirbt innerhalb von fünf bis acht Tagen. Insgesamt sind Knollenblätterpilze für 95 Prozent aller Todesfälle infolge einer Pilzvergiftung verantwortlich.
Neben Knollenblätterpilzen können auch andere Giftpilze Leber und Nieren schädigen und in schweren Fällen zum Tode führen.
Die wichtigsten Regeln, um Vergiftungen und Unverträglichkeitsreaktionen durch Pilze vorzubeugen, lauten:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.
Pilzvergiftung
Kurzübersicht
Pilzvergiftung: Wie erkennen?
Unechte Pilzvergiftung
Pilzvergiftung: Erste Hilfe
Was Sie keinesfalls tun sollten:
Giftnotruf – das müssen Sie wissen
Pilzvergiftung: Wann zum Arzt?
Pilzvergiftung: Untersuchungen beim Arzt
Pilzvergiftung: Behandlung durch den Arzt
Pilzvergiftung: Verlauf & Prognose
Pilzvergiftung vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen