Illness name: sarkoidose
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Die
Sarkoidose (Morbus Boeck)
ist eine entzündliche Erkrankung, die akut oder chronisch verläuft. Typisches Merkmal sind knötchenförmige Gewebeveränderungen. Sie bilden sich überall im Körper und stören die Funktion der betreffenden Organe. Die häufigste Krankheitsform ist die chronische Sarkoidose der Lunge: Die Betroffenen leiden unter chronischem Reizhusten und Atembeschwerden. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Verlauf, Symptomen und Prognose der Sarkoidose.
Die
Sarkoidose (Morbus Boeck)
ist eine entzündliche Erkrankung, die verschiedene Organe und Gewebe im Körper befällt. Deshalb bezeichnen Mediziner sie auch als Multisystemerkrankung. Die Sarkoidose ist nicht ansteckend.
In den meisten Fällen betrifft die Sarkoidose die
Lunge
. Auch
Augen,
Herz
und
Haut
sind häufiger in Mitleidenschaft gezogen. Prinzipiell ist es möglich, dass sich die Sarkoidose in anderen Körperregionen zeigt, etwa im Bereich von Knochen, Nieren, Ohrspeichel- und
Bauchspeicheldrüse
sowie im zentralen Nervensystem. Dementsprechend vielfältig sind die möglichen Symptome von Morbus Boeck.
Die Sarkoidose zählt zu den sogenannten granulomatösen Erkrankungen. Ihr klassisches Merkmal sind
kleine, knötchenförmige Gewebeveränderungen
. Diese sogenannten
Granulome
sind unter dem Mikroskop sichtbar. Warum sie sich bilden, ist bislang unklar. Mediziner vermuten aber, dass erbliche Faktoren in Verbindung mit bestimmten Umweltfaktoren eine Sarkoidose verursachen.
In Westeuropa haben schätzungsweise etwa 40 von 100.000 Menschen eine Sarkoidose. Die höchsten Erkrankungsraten finden sich in Skandinavien sowie bei Menschen mit dunkler Hautfarbe in den USA.
Die Erkrankung tritt
meist zwischen 20 und 40 Jahren
auf, ein weiterer Häufigkeitsgipfel liegt bei über 50 Jahren. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen als Männer.
Manchmal erkranken auch Kinder an Sarkoidose. Eine Erkrankung bis zum vierten Lebensjahr bezeichnen Ärzte als
"frühkindliche Sarkoidose"
(early onset sarcoidosis, EOS oder Blau-Syndrom). Dieser seltenen Krankheitsform liegt meist ein genetischer Defekt zugrunde.
Nach dem Verlauf unterscheiden Mediziner
akute und chronische Sarkoidose
. Welche Symptome auftreten, hängt von der Verlaufsform, dem Schweregrad der Erkrankung sowie den betroffenen Organen ab.
Die akute Sarkoidose macht nur etwa zehn Prozent aller Krankheitsfälle aus. Die Symptome treten hier recht plötzlich auf. Meist ist die Lunge betroffen. Typisch sind:
Das
Erythema nodosum
tritt bei Sarkoidose bevorzugt an den Vorderseiten der Unterschenkel auf. Die Stellen sind sehr schmerzempfindlich. In schweren Fällen verursacht schon das Gewicht von Kleidung auf der betroffenen Haut Schmerzen. Die Hautknötchen bilden sich durch eine Entzündung des Fettgewebes direkt unter der Haut. Mögliche Ursachen dieser Entzündung sind neben Sarkoidose zum Beispiel Infektionskrankheiten und Autoimmunerkrankungen.
Die
Gelenkentzündung
(Arthritis) bei akuter Sarkoidose betrifft meist die Sprunggelenke. Die Betroffenen haben vor allem Schmerzen beim Gehen. In manchen Fällen entzünden sich mehrere Gelenke gleichzeitig (Polyarthritis).
Geschwollene Lymphknoten
finden sich bei akuter Sarkoidose im Bereich der Hauptbronchien und der großen Lungengefäße. Dieses Areal bezeichnen Ärzte als Lungenhili. Die Schwellungen verursachen meist keinerlei Beschwerden, sind aber auf dem Röntgenbild klar zu erkennen. Lymphknotenschwellungen sind ein sehr typisches Merkmal des Morbus Boeck. Bei Menschen, die sonst keinerlei Symptome haben, wird Morbus Boeck häufig allein durch diese
"bihiläre Lymphadenopathie"
im Röntgenbild erkannt.
Die drei Symptome Lymphknotenschwellung im Lungenbereich, Erythema nodosum und Gelenkentzündung (Arthritis) werden als "Trias der akuten Sarkoidose" oder als Löfgren-Syndrom bezeichnet.
Etwa 90 Prozent aller Betroffenen haben eine chronische Sarkoidose. Lunge und benachbarte Lymphknoten sind am häufigsten betroffen (pulmonale Sarkoidose). Zunächst merken viele Menschen nichts von ihrer Erkrankung, die zu Beginn meist nur unspezifische Symptome verursacht. Dazu zählen zum Beispiel:
Später kommen häufig Reizhusten, Atemnot unter Belastung und Schmerzen im Brustkorb hinzu.
Prinzipiell ist es möglich, dass Morbus Boeck neben der Lunge viele andere Organe (extrapulmonale Sarkoidose) befällt. Besonders häufig sind die folgenden Organe betroffen:
Augen:
Zeigt sich die Sarkoidose am
Auge
, sind oft mehrere Strukturen gleichzeitig betroffen, zum Beispiel die Regenbogenhaut (Iris) und der sogenannte Ziliarkörper (an diesem ist die Augenlinse aufgehängt). Diese sogenannte Iridozyklitis verursacht
Augenschmerzen
, die vor allem bei hellem Licht auftreten. In anderen Fällen entzünden sich bei einer Sarkoidose am Auge auch die
Netzhaut
(Retinitis), die
Bindehaut
(Konjunktivitis) oder die mittlere Augenhaut (
Uveitis
). Bei Augenbefall besteht ein erhöhtes Risiko zu erblinden.
Haut:
Eine chronische Sarkoidose im Bereich der Haut (kutane Sarkoidose) löst bestimmte Hautveränderungen aus. Dazu zählt zum Beispiel das Erythema nodosum. Außerdem entwickeln sich in einigen Fällen bläulich-lila Hautverfärbungen (Lupus pernio), besonders an den Wangen und der
Nase
.
Herz:
Bei manchen Menschen ist das Herz in unterschiedlichem Maße von der Sarkoidose betroffen (kardiale Sarkoidose). Ein leichter Befall verursacht keinerlei Beschwerden. Ein ausgeprägter Befall löst unter Umständen eine Herzschwäche (
Herzinsuffizienz
) oder
Herzrhythmusstörungen
aus. Es besteht dann die Gefahr ernsthafter Komplikationen!
Nieren:
Auch in der
Niere
tritt die Sarkoidose in Form entzündlicher Veränderungen in Erscheinung. Hinzu kommt, dass Menschen mit Sarkoidose häufig einen zu hohen Kalziumspiegel im
Blut
haben (
Hyperkalzämie
). Das begünstigt die Bildung von Nierensteinen und eine Verkalkung der Nieren. Manchmal kommt es zu einer Verschlechterung der
Nierenfunktion
(
Niereninsuffizienz
).
Die bei einer Sarkoidose manchmal auftretende Hyperkalzämie geht auf die vermehrte Produktion von Vitamin D3 durch Makrophagen zurück. Das sind Zellen des Immunsystems, die sich in den Granulomen ansiedeln. Im Falle einer Sarkoidose ist daher Vorsicht bei der Einnahme von Vitamin-D-Präparaten geboten (zum Beispiel um einer durch Kortisonpräparate ausgelösten
Osteoporose
vorzubeugen).
Knochen:
Betrifft die Sarkoidose den Knochen, kommt es bei den Betroffenen zur Bildung von Hohlräumen in den Händen und den Fußknochen.
Leber
und
Milz
:
Eine Sarkoidose an Leber und der Milz verursacht in der Regel keinerlei Symptome. Die Funktion der beiden Organe wird praktisch nicht eingeschränkt. Nur die
Leberwerte
im Blut sind unter Umständen erhöht.
Zentrales Nervensystem (Neurosarkoidose):
Seltener greift die Sarkoidose auf das zentrale Nervensystem (
Gehirn
und
Rückenmark
) über. Das verursacht oft einen Ausfall von
Hirnnerven
. Betrifft das etwa den Gesichtsnerv (Nervus facialis), ist in der Folge die Gesichtsmuskulatur gelähmt. Diese Fazialisparese tritt meist einseitig auf. Durch eine Schädigung kleinster Nervenfasern kommt es mitunter zu Sensibilitätsstörungen
Eine Neurosarkoidose führt manchmal zu einer Hirnhautentzündung (
Meningitis
). Eine unter Umständen gefährliche Folge der Neurosarkoidose ist eine übermäßige Ansammlung von Gehirnflüssigkeit (Hydrozephalus), da diese Flüssigkeit Druck auf das Gehirn ausübt. Auch Krampfanfälle und neuropsychiatrische Beschwerden wie Depressionen oder Angstzustände sind möglich.
Juckreiz
ist zwar kein typisches Symptom einer Sarkoidose, er tritt jedoch unter Umständen im Zusammenhang mit einer Neurosarkoidose auf. Grund ist eine Schädigung feinster Nervenfasern, die sogenannte Small-Fiber-Neuropathie, die mit verschiedenen Missempfindungen einhergeht.
Die frühkindliche Form der Sarkoidose macht sich normalerweise durch drei Hauptsymptome bemerkbar, nämlich Gelenkentzündung (Arthritis),
Hautausschlag
(Exanthem) und eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis). Weitere häufige Beschwerden sind Müdigkeit,
Appetitlosigkeit
, Fieber und eine Vergrößerung von Leber und Milz.
Die Prognose der Sarkoidose hängt erster Linie davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Form handelt. Die Lebenserwartung ist aber nur selten beeinträchtigt: Etwa fünf Prozent der Betroffenen sterben an Komplikationen wie plötzlichem Herztod oder vollständig eingeschränkter Lungenfunktion (terminale
Lungenfibrose
). Ein erhöhtes Risiko an Sarkoidose zu versterben besteht vor allem bei einem schweren Lungenbefall oder wenn Herz und Gehirn betroffen sind.
Die
Prognose der akuten Sarkoidose
ist in den meisten Fällen gut. Bei etwa 95 Prozent der Betroffenen heilt die Erkrankung innerhalb von einigen Wochen bis Monaten spontan und ohne Behandlung aus.
Auch bei der
chronischen Sarkoidose
ist eine Spontanheilung möglich, aber seltener als bei der akuten Krankheitsform. Die Selbstheilungsraten hängen hier vom Erkrankungsstadium ab: In frühen Stadien bei geringer Lungenschädigung sind sie am besten. Die Spontanheilungsraten sind dann hoch, häufig haben Betroffene nur einen Krankheitsschub. Je weiter fortgeschritten der Morbus Boeck ist, desto schlechter ist die Prognose. Kommt es zu einer Lungenfibrose, bei der das Lungengewebe vernarbt, ist eine vollständige Heilung nicht mehr möglich.
Insgesamt betrachtet
gilt für akute und chronische Sarkoidose: Bei etwa 20 Prozent aller Betroffenen bleibt die Lungenfunktion auf Dauer eingeschränkt. Etwa zehn Prozent entwickeln eine Lungenfibrose, das heißt: Entzündetes Lungengewebe wandelt sich in narbiges Bindegewebe um und verliert so seine Funktion.
Bei Sarkoidose besteht – je nach Verlauf und Schwere der Beeinträchtigung – eine Behinderung. Bei chronischem Verlauf der Sarkoidose und klinischer Krankheitsaktivität beträgt der Grad der Behinderung (GdB) in der Regel 30. Unter Umständen besteht dann bereits ein Anspruch auf bestimmte Nachteilsausgleiche. Eine Sarkoidose führt unter Umständen auch zur Arbeitsunfähigkeit. Wie lange diese andauert, hängt vom Verlauf ab und lässt sich nicht vorhersagen.
Die genaue Ursache der Sarkoidose ist unklar. Wahrscheinlich spielen aber verschiedene Faktoren bei der Krankheitsentstehung eine Rolle.
Bei den meisten Menschen betrifft die Sarkoidose die Lunge. Forscher vermuten deshalb, dass vorangegangene Infektionen sowie eingeatmete Schadstoffe das Immunsystem in der Lunge aktivieren, was dann die Bildung der Gewebeknötchen (Granulome) auslöst. Als mögliche schädliche Substanzen kommen zum Beispiel Pollen,
Viren
,
Bakterien
, Pilzsporen, Staub und Chemikalien infrage.
Da die Ursache der Sarkoidose nicht bekannt ist, ist auch nicht abschließend geklärt, ob sie zu den Autoimmunerkrankungen gehört.
Zusätzlich sind
genetische Faktoren
an der Entstehung von Morbus Boeck beteiligt. Wissenschaftler haben Gene im Erbgut des Menschen entdeckt, die bei einer Sarkoidose häufig verändert sind. Manche dieser Genveränderungen (Mutationen) erhöhen das Risiko für eine Sarkoidose nachweislich. Vermutlich haben die betroffenen Gene etwas mit der Funktion des Immunsystems zu tun.
Durch ihre Mutation werden wahrscheinlich bestimmte Stoffe, die für das Immunsystem wichtig sind, nicht mehr oder in veränderter Form gebildet. Das würde eine Fehlkommunikation im Immunsystem auslösen – mit der Folge, dass Sarkoidose entsteht. Es handelt sich bei der Sarkoidose jedoch nicht um eine klassische Erbkrankheit, vererbbar ist lediglich eine Veranlagung für die Erkrankung.
Eine Sarkoidose zu diagnostizieren, ist oft nicht leicht. Die Symptome sind so vielfältig, dass sich die Erkrankung von Mensch zu Mensch mitunter ganz unterschiedlich äußert. Außerdem kommen für die verschiedenen Beschwerden auch andere Erkrankungen als Ursache infrage. Deshalb sind mehrere diagnostische Schritte nötig, um eine Sarkoidose sicher zu diagnostizieren.
Der erste Ansprechpartner bei Verdacht auf Morbus Boeck ist meist ein
Allgemeinmediziner
. Er wird den Betroffenen bei Bedarf an einen Facharzt überweisen, etwa einen
Facharzt für Lungenerkrankungen
.
Der Arzt wird zuerst in einem ausführlichen Gespräch Ihre Krankengeschichte erfassen (
Anamnese
). Typische Fragen des Arztes im Anamnesegespräch sind zum Beispiel:
Nach dem Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Im Fokus stehen dabei vor allem Lunge und Haut. Diese beiden Organe sind nämlich am häufigsten von Morbus Boeck betroffen.
Der Arzt wird etwa den
Brustkorb abhorchen und abklopfen
. Das liefert ihm Hinweise auf mögliche Veränderungen der Lunge.
Eventuelle
Hautveränderungen
wird sich der Arzt genauer ansehen. Gegebenenfalls entnimmt er eine Gewebeprobe (
Biopsie
), um sie unter dem Mikroskop zu untersuchen. Bei der Sarkoidose zeigen sich in der Probe die entzündungsbedingten Gewebeknötchen (Granulome).
Fast immer betrifft eine Sarkoidose Lunge und Lymphknoten im Lungenbereich. Das lässt sich durch eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (
Röntgen-Thorax
) oder eine
Computertomografie
(CT-Thorax) feststellen: Dabei zeigen sich bei Morbus Boeck unter anderem vergrößerte Lymphknoten im Bereich der Hauptbronchien und der großen Lungengefäße (bihiläre Lymphadenopathie).
Anhand des Röntgen- oder CT-Befunds stellt der Arzt auch fest, in welchem Stadium sich die Sarkoidose befindet. Dieses Stadium beeinflusst die Prognose. Insgesamt gibt es fünf Schweregrade, die sich durch das Ausmaß der Lungenschädigung unterscheiden.
Stadium
Beschreibung
Typ 0
Sarkoidose-Anzeichen außerhalb des Brustkorbs, aber keine erkennbare Veränderung der Lunge.
Typ I
Schwellung der Lymphknoten an den Lungenhili (bihiläre Lymphadenopathie). Das Lungengewebe selbst zeigt keine Auffälligkeiten.
Spontanheilungsrate ca. 70 bis 90 Prozent
.
Typ II
Schwellung der Lymphknoten an den Lungenhili
und
Lungenbefall.
Spontanheilungsrate ca. 40 bis 70 Prozent.
Typ III
Keine Schwellung der Lymphknoten an den Lungenhili, sondern
nur
Lungenbefall.
Spontanheilungsrate ca. 10 bis 20 Prozent
.
Typ IV
Lungenfibrose im Röntgenbild erkennbar (Umwandlung des entzündeten Lungengewebes in narbiges Bindegewebe). Die Lungenfunktion ist dadurch irreversibel eingeschränkt.
Eine vollständige Heilung ist nicht mehr möglich.
Am häufigsten sind Typ II bei bis zu 65 Prozent der Betroffenen und Typ III bei 20 bis 30 Prozent der Betroffenen. Eine Lungenfibrose mit dauerhafter Beeinträchtigung der Lungenfunktion (Typ IV) tritt nur bei etwa fünf Prozent der Betroffenen auf.
Eine Sarkoidose der Lunge schränkt die Lungenfunktion manchmal erheblich ein. Hat sich etwa als Folge der Erkrankung Lungengewebe verhärtet (Lungenfibrose), ist es beim Einatmen weniger dehnbar. Das lässt sich mit einem
Lungenfunktionstest
eindeutig feststellen.
Bei der Lungenspiegelung (
Bronchoskopie
) führt der Arzt einen biegsamen, dünnen Schlauch in die Lunge ein. An seiner Spitze ist eine kleine Kamera befestigt. Damit begutachtet der Arzt das Lungengewebe direkt.
Außerdem lassen sich über den Schlauch winzige Instrumente einführen, um eine Probe des Lungengewebes zu entnehmen (Biopsie). Diese wird dann im Labor auf die typischen Granulome untersucht.
Blutuntersuchungen dienen weniger dazu, eine Sarkoidose zu diagnostizieren. Verschiedene Blutwerte helfen aber, den Verlauf der Erkrankung einzuschätzen. So ist bei den Betroffenen ein bestimmtes Enzym im Blut erhöht, das sogenannte
Angiotensin Converting
Enzyme
(ACE)
. Aus der Höhe des Messwertes lässt sich einschätzen, wie aktiv die Erkrankung gerade ist. Ein hoher ACE-Wert spricht für eine hohe Krankheitsaktivität. Wenn die Sarkoidose-Therapie anschlägt oder die Erkrankung von allein abklingt, sinkt das ACE im Blut ab.
Außerdem sind manchmal
Entzündungsparameter
wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) oder das C-reaktive Protein (
CRP
) erhöht. Das deutet allgemein auf Entzündungsreaktionen im Körper hin – bei Menschen mit Sarkoidose also auf eine gesteigerte Krankheitsaktivität.
Da eine Sarkoidose mitunter praktisch alle Organe des Körpers befällt, sind je nach Beschwerdebild weitere Untersuchungen notwendig. Einige Beispiele:
Eine Sarkoidose muss nicht in jedem Fall behandelt werden. Sie heilt häufig spontan aus. Das gilt besonders für die akute Sarkoidose, in einigen Fällen aber auch für die chronische Sarkoidose. In diesem Fall hängt die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung von alleine ausheilt, stark vom Krankheitsstadium ab. Je höher das Stadium, desto geringer die Selbstheilungsraten.
Neben dem Verlauf beeinflusst der Schweregrad der Symptome die Entscheidung, ob eine Therapie notwendig ist. Wenn die Symptome nicht schwerwiegend sind, ist es oftmals möglich, abzuwarten und den weiteren Verlauf regelmäßig zu kontrollieren. Bestehen aber ernste Beschwerden, nimmt die Lungenfunktion ab und/oder sind kritische Organe wie Herz, Nieren oder zentrales Nervensystem betroffen, ist eine Behandlung ratsam, um Folgeschäden und gefährliche Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder Nierenversagen zu vermeiden.
Bei
akuter Sarkoidose
setzt der Arzt in erster Linie sogenannte nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAR) ein. Dazu zählen beispielsweise
Acetylsalicylsäure
und
Ibuprofen
. Sie wirken fiebersenkend, leicht entzündungshemmend und schmerzstillend. Bei schweren Beschwerden wie zum Beispiel einer Verschlechterung der Lungenfunktion oder Fortschreiten der Erkrankung laut Bildgebung kommt kurzzeitig Kortison ("Glukokortikoide" wie
Prednisolon
) zum Einsatz. Es ist sehr wirksam gegen Entzündungen.
Bei
chronischer Sarkoidose
ist Kortison die Therapie der Wahl. Es wird meist über mehrere Monate angewendet. Dann wird die Dosis langsam wieder reduziert ("Ausschleichen" der Therapie).
Viele Menschen fürchten sich vor den Nebenwirkungen von Kortison. So begünstigt der Wirkstoff unter anderem Knochenschwund (Osteoporose). Solche Nebenwirkungen treten vor allem bei längerer und/oder höher dosierter Anwendung auf. Der Arzt wird dies bei der Therapieplanung berücksichtigen. Er wird für jeden Betroffenen eine Dosierung und Therapiedauer wählen, die möglichst niedrig sind, aber gleichzeitig eine ausreichende Wirkung bei Sarkoidose bringen. Betroffene sollten sich genau an diese Empfehlungen halten.
In schweren Fällen von Sarkoidose ist unter Umständen eine Behandlung mit weiteren Medikamenten notwendig. Manche Betroffene erhalten zum Beispiel
Methotrexat
,
Azathioprin
oder einen TNF-alpha-Blocker
. Alle Wirkstoffe zählen zu den sogenannten
Immunsuppressiva
. Sie unterdrücken effektiv das Immunsystem, aber auf andere Weise als Kortison. So kommt die Entzündungsreaktion bei einer Sarkoidose zum Stillstand.
Manchmal verschreibt der Arzt
Chloroquin
. Dieser Wirkstoff wird normalerweise zur Vorbeugung und Therapie von
Malaria
eingesetzt. Für die Sarkoidose-Behandlung ist er geeignet, weil er ähnlich wie Immunsuppressiva Immunreaktionen hemmt.
Bei Typ IV der chronischen Sarkoidose (irreversible
Lungenfibrose
) sind oft weitere Therapiemaßnahmen nötig. Je nach Schweregrad der Atemnot verordnet der Arzt weitere Medikamente wie Bronchien-erweiternde Substanzen oder eine
Sauerstofftherapie
. Selten ist die Lunge so stark geschädigt, dass sie den Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Betroffenen hilft dann nur noch eine
Lungentransplantation
.
Betroffene fragen sich häufig, ob bei Sarkoidose eine besondere Ernährung hilfreich ist. Hierfür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist aber unabhängig von der Sarkoidose förderlich für die Gesundheit.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Sarkoidose
Kurzübersicht
Was ist Sarkoidose?
Sarkoidose: Häufigkeit
Wie verläuft die Sarkoidose in den einzelnen Organen?
Akute Sarkoidose
Chronische Sarkoidose
Symptome und Verlauf beim Befall anderer Organe
Frühkindliche Sarkoidose
Wie ist die Lebenserwartung bei Sarkoidose?
Ursachen und Risikofaktoren
Untersuchungen und Diagnose
Erstes Gespräch
Körperliche Untersuchung
Röntgenuntersuchung und Computertomografie
Lungenfunktionstest
Lungenspiegelung & Biopsie
Blutuntersuchung
Weitere Untersuchungen
Behandlung
Wie wird die Sarkoidose behandelt?
Weiterführende Informationen
Bücher:
Selbsthilfe:
Autoren- & Quelleninformationen