Illness name: karies
Description:
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Karies
(Zahnfäule) ist ein Prozess, bei dem sich die Zahnsubstanz langsam abbaut und schließlich ein Loch im Zahn entsteht. Mangelnde Mundhygiene und zuckerreiche Ernährung fördern die Entstehung von Karies. Symptome sind Verfärbungen der Zähne bis hin zu starken Schmerzen. Ohne Behandlung setzt sich Karies kontinuierlich weiter fort. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Karies.
Die meisten Menschen verstehen unter Karies das sprichwörtliche "Loch im Zahn". Tatsächlich beginnt diese Zahnerkrankung aber schon viel früher: Bei Zahnkaries kommt es zu einer zunehmenden Entkalkung (Demineralisierung) der harten Zahnsubstanz (Schmelz und darunter Dentin). Für diese Demineralisierung sind säurebildende
Bakterien
verantwortlich. Erst wenn der Prozess der Entkalkung nicht gestoppt wird, kommt es schließlich zu einem Loch im Zahn.
Anstelle von Karies wird auch oft der Begriff Zahnfäule verwendet. Dieser ist medizinisch aber nicht ganz korrekt – die Zahnsubstanz fault nicht, sondern wird abgebaut.
Mediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Arten von Karies, je nachdem, wie viel Zahnsubstanz die Bakterien schon zerstört haben: Bei einer
Initialkaries
liegt eine noch intakte Oberfläche mit beginnender Entkalkung vor. Bei einer
etablierten Karies
ist die Oberfläche defekt.
Je nachdem, welche Schichten des Zahnes betroffen sind, werden noch einmal Unterformen unterschieden:
Karies gilt als die häufigste Zahnerkrankung weltweit. Fast jeder Mensch leidet in seinem Leben mindestens einmal an Karies.
Milchzähne
und bleibende
Zähne
können gleichermaßen davon betroffen sein.
Je nachdem, in welchem Alter Karies sich das erste Mal bildet, wird die Frage "Wie sieht Karies aus?" unterschiedlich beantwortet, da je nach Alter unterschiedliche Bereiche der Zähne besonders betroffen sind.
Karies beschreibt einen fortschreitenden Verlauf der Zahnzerstörung. Manchmal ist "nur" ein Zahn davon betroffenen, in anderen Fällen sind gleich mehrere Zähne kariös. Außerdem treten unterschiedliche Symptome auf, je nach Stadium der Kariesentstehung.
Zu Beginn ist Karies kaum sichtbar. Mediziner nennen diese Zeitspanne Initialstadium. Auf den Zähnen entstehen langsam kreidig-weiße Flecken (white Spots). Dort lösen sich bereits Mineralien aus den Zähnen und der Zahnschmelz wird löchrig (porös). Auch dunkle Verfärbungen der Zähne sind ein Hinweis auf Karies.
Eigentlich lässt sich in diesem Stadium der Mineralverlust noch ausgleichen: Regelmäßiges und sorgfältiges Zähneputzen entfernt die schädlichen Kariesbakterien. Und das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid sorgt dafür, dass Mineralien aus dem Speichel den Verlust in der Zahnhartsubstanz ersetzen.
Bei mangelhafter Mundhygiene setzt sich die Karies fort. Zähne, die selten geputzt werden, werden zunehmend demineralisiert, und es entsteht schließlich ein Loch im Zahn. Hier können das erste Mal Schmerzen auftreten. Schmerzen stellen sich aber spätestens dann ein, wenn die Nerven der Zähne ebenfalls von Bakterien befallen werden. In diesem Stadium reagieren viele Zähne außerdem sehr empfindlich auf Hitze, Kälte oder sehr süße Speisen.
Ohne Behandlung schreitet Karies langsam voran. Von einem betroffenen Zahn kann Karies auch auf andere Zähne übergreifen. Mit zunehmendem Abbau der Zahnsubstanz nehmen dann auch die Schmerzen zu. Eine unbehandelte Kariesinfektion ist sehr gefährlich. Die Entzündung greift möglicherweise auf den Kieferknochen über und löst hier ebenfalls eine Entzündung aus. Über den Blutstrom können Bakterien außerdem vom
Mund
in den gesamten Körper gelangen und andere Organe befallen.
Ist es bereits einmal zu einem Loch im Zahn gekommen, wird dieses beim Zahnarzt aufgebohrt und mit einer Füllung verschlossen. Diese Behandlung garantiert aber nicht, dass Sie danach geschützt sind vor Karies. Zähne entwickeln häufig eine sogenannte Sekundärkaries:
Im Verlauf mehrerer Jahre bilden sich im Grenzbereich zwischen Zahn und Zahnfüllung oder Krone kleine Spalten. Diese sind zu klein, als dass die Borsten der Zahnbürste sie erreichen könnten. Allerdings sind sie groß genug, dass sich darin die mikroskopisch kleinen Bakterien ansiedeln können. Zahn-Karies tritt also auch häufig an Stellen auf, an denen bereits ein Loch im Zahn gefüllt wurde.
Karies wird durch mehrere Faktoren beeinflusst: Bakterien, Zahnhygiene und Essgewohnheiten. Die Kariesentstehung beruht auf einem Zusammenspiel dieser Faktoren. Darüber hinaus spielen auch der Speichel und das Immunsystem eine Rolle.
Um Kindern die Frage "Wie entsteht Karies?" näher zu erläutern, hilft die Geschichte der Bakterien "Karius und Baktus". Dabei wird bildlich dargestellt, was bei Karies in den Zähnen passiert. Das Bakterienpaar gibt es heute auch auf Plakaten beim Zahnarzt, in Form von Comics oder in Kurzgeschichten, die vor Milchzähne-Karies warnen.
In unserem Mund befinden sich über 700 Arten von Bakterien. In einem gewissen Maße sind diese Kleinstlebewesen für eine gesunde Mundflora notwendig. Einige Bakterien ernähren sich allerdings vorwiegend von Speiseresten, besonders Zucker. Sie verwerten Zucker aus der Nahrung und scheiden dabei als Abfallprodukte Säuren aus. Diese greifen den Zahnschmelz an, indem sie Mineralien herauslösen. Wird dieser Prozess nicht aufgehalten, entsteht irgendwann das Loch im Zahn.
Die Kariesentstehung wird durch süße Speisen und Getränke gefördert. Vor allem Haushaltszucker (Saccharose), Traubenzucker (Glukose) und Fruchtzucker (Fruktose) können von Kariesbakterien gut verwertet werden und so indirekt die Zähne schädigen. Langkettige Zuckerverbindungen, also komplexe Kohlenhydrate, wie sie in Vollkornprodukten stecken, fördern die Karies dagegen nicht.
Durch Zähneputzen werden die Bakterien im Mund in ihrer Anzahl reduziert. Sofort nach jedem Zähneputzen bildet sich aber auf der Zahnoberfläche langsam wieder ein Belag aus Bakterien und Speichelbestandteilen – Plaque oder Biofilm genannt. Wenn sich jemand selten, unregelmäßig oder nachlässig die Zähne putzt, hat dieser Belag genug Zeit und Gelegenheit, immer dicker zu werden. Das Problem dabei: In ihm vermehren sich vorwiegend diejenigen Bakterien, die Karies verursachen.
Ist reichlich Speichel vorhanden, können die darin enthaltenen Mineralien Verluste in der harten Zahnsubstanz ersetzen. Eine erhöhte Speichelmenge dient außerdem dazu, aufgenommene Speisen zu verflüssigen. So können diese besser abtransportiert werden und bleiben weniger auf und zwischen den Zähnen hängen. Einige Bestandteile des Speichels wirken zudem neutralisierend auf die von Bakterien produzierten Säuren. Andere haben antibakterielle Eigenschaften.
Zusammengefasst bedeutet dies: Ist wenig Speichel da, bildet sich eher Karies. Im Zahnzwischenraum und auf der
Zahnkrone
können sich dann leicht Nahrungsreste hängenbleiben und festsetzen, über die sich Kariesbakterien freuen.
Auch die Beschaffenheit des Immunsystems bestimmt mit, wie gut der Körper sich gegen schädliche Bakterien zur Wehr setzen kann. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem leiden sehr häufig unter Karies. Zu einer Schwächung des Immunsystems kommt es beispielsweise bei chronischen Erkrankungen wie
HIV
oder
Diabetes mellitus
. Außerdem reduzieren auch Medikamente wie Antibiotika oder Kortikosteroide (zum Beispiel Kortison) die Widerstandskraft des Immunsystems.
Karies ist eine bakterielle Infektion und – wie andere bakterielle Infektionen auch –
ansteckend
. Im normalen Alltag spielt die Ansteckungsgefahr bei Karies allerdings keine große Rolle. Die Bakterien, die für die Entstehung einer Karies verantwortlich sind, tragen alle Menschen im Mund. Es müssen deshalb auf jeden Fall individuelle Risikofaktoren hinzukommen, bevor es zu einem Ausbruch der Karies kommen kann. Eine Übertragung von karies-auslösenden Bakterien zwischen zwei erwachsenen Menschen (etwa durch Küssen oder gemeinsam benutztes Besteck) ist daher unerheblich für die Kariesentstehung.
Dass Karies ansteckend ist, spielt aber bei
Kleinkindern
eine Rolle. Bei ihnen sind weniger Bakterien und Mikroorganismen im Mund vorhanden als bei erwachsenen Menschen, bei Kleinkindern ohne Zähne sogar noch gar keine. Theoretisch übertragen Erwachsene, die beispielsweise den Schnuller des Kindes zum Reinigen kurz selbst in den Mund nehmen, ihre Kariesbakterien dadurch möglicherweise auf den Nachwuchs. Ob die Infektionsgefahr allerdings wirklich so groß ist, ist bei Experten umstritten.
Entgegen der häufigen Meinung gilt:
Karies ist nicht erblich
. Karies kann aber in Familien gehäuft auftreten. So stellen zum Beispiel erbliche Faktoren wie tiefe Zahnrillen (Zahnfissuren) einen potenziellen Risikofaktor für Karies dar. Dazu kommen Ess- und Hygienegewohnheiten, die Kinder von ihren Eltern erlernen: In Familien, in denen oft süße Speisen und Getränke auf den Tisch kommen und/oder wenig Wert auf gründliches und regelmäßiges Zähneputzen gelegt wird, ist die Gefahr für Karies bei Kindern weitaus höher als in anderen Familien.
Bei Verdacht auf Karies ist der Zahnarzt der richtige Ansprechpartner. In einem kurzen Gespräch wird er zunächst die
Krankengeschichte
(
Anamnese
) erheben. Dabei haben Sie (bzw. Ihr Kind) die Möglichkeit, die Beschwerden genau zu schildern. Anschließend kann der Arzt weitere Fragen stellen, zum Beispiel:
Anschließend findet eine
genaue Untersuchung der Zähne
statt. Karies erkennen kann der Zahnarzt, indem er mit einem kleinen Spiegel die Zähne genau betrachtet. Die Erkrankung fällt zunächst durch Veränderungen an der Oberfläche der Zähne auf. Sind solche Veränderungen auf der Oberfläche vorhanden, prüft der Zahnarzt mit einer kleinen Sonde (eine Art dünner Stab), wie weit die Schädigung schon ins Zahninnere fortgeschritten ist. Davon hängt nämlich die Behandlung ab.
Das Karies im Initialstadium meist sehr schwer zu erkennen ist, können
Röntgenaufnahmen
hilfreich sein. Darauf lassen sich kariöse Stellen sehr gut erkennen. Oft wird eine beginnende Karies auch nur zufällig auf routinemäßig angefertigten Rötngenbildern bei einer zahnärztliche Kontrolluntersuchung entdeckt.
Daneben gibt es noch weitere, moderne Methoden, die zur Diagnose von Karies eingesetzt werden können. Dazu gehören etwa die Messung der elektrischen Widerstandsfähigkeit sowie verschiedene Fluoreszenzverfahren:
Bei Karies im Frühstadium genügt manchmal eine verbesserte Mundhygiene und der Verzicht auf zuckerreiche Ernährung. Oft wird eine Karies aber erst entdeckt, wenn sie schon weiter fortgeschritten ist. Dann muss der Zahnarzt ran: Meist entfernt er mit dem Bohrer die kariöse Stelle am Zahn und verschließt das entstandene Loch mit einer Füllung.
Mehr darüber und über weitere Möglichkeiten, kariöse Zähne zu versorgen, lesen Sie im Beitrag
Kariesbehandlung
.
Nur im Initialstadium lässt sich der Mineralverlust noch selber ausgleichen. Spätestens, wenn sich ein Loch im Zahn gebildet hat, muss Karies professionell (also vom Zahnarzt) behandelt werden.
Nachdem Karies erkannt und behandelt wurde, bestehen in der Regel keine Beschwerden mehr. Eine einmalige Karies-Behandlung garantiert allerdings nicht, dass es nicht erneut zu Beschwerden kommt. Sobald die Mundhygiene vernachlässigt wird, kann sich wieder Karies entwickeln. Vor allem Karies bei Milchzähnen tendiert dazu, sich schnell wieder neu zu bilden.
Betrifft Karies Kinder, kann auch erwogen werden, betroffene Zähne (Milchzähne) vorsorglich zu ziehen, um eine Ausbreitung der Karies zu vermeiden.
Sie können Karies vorbeugen, indem Sie
zuckerhaltige Getränke und Nahrungsmittel nur in Maßen
konsumieren und auf eine
gründliche und regelmäßige Mundhygiene
achten. Dazu sollten Sie
möglichst nach jedem Essen die Zähne putzen
– egal, ob Sie etwas Zuckerhaltiges verspeist haben oder nicht. So werden übriggebliebene Speisereste sofort entfernt und der Bakterienbelag auf den Zähnen reduziert. Ist Zähneputzen nach dem Essen einmal nicht möglich, hilft auch Kaugummi, der Xylit enthält. Xylit ist ein Zuckerersatzstoff. Er regt die Speichelbildung an und kann teilweise die von den Bakterien gebildeten Säuren neutralisieren.
Nach dem Genuss von säurehaltigen Lebensmitteln (wie Zitrusfrüchten oder Cola) sollten Sie mit dem Zähneputzen ein wenig warten. Denn die Säure weichen den Zahnschmelz auf, sodass er beim Putzen leichter abgetragen wird. Warten Sie mit dem Zähneputzen daher etwa 30 Minuten.
Verwenden Sie
fluoridhaltige Zahnpasta
. Sie härtet den Zahnschmelz und hilft so, Karies zu verhindern. Nutzen Sie für die Reinigung der Zahnzwischenräume
Zahnseide und/oder Interdentalbürstchen
.
Wichtig ist schon die
richtige Mundhygiene bei Kindern
: Sobald der erste Zahn durchbricht, sollte regelmäßig mit einer weichen Kinderzahnbürste der Mund gesäubert werden. Sobald das Kind alle Milchzähne hat und der Schluckreflex vorhanden ist, sollte dazu übergegangen werden, zweimal pro Tag die Zähne zu putzen.
Regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt
tragen im Kindes- und Erwachsenenalter dazu bei, Karies in einem frühen Stadium zu erkennen. Auch eine
professionelle Zahnreinigung
(PZR) unterstützt die Gesunderhaltung der Zähne. Sie sollte bei Jugendlichen und Erwachsenen wenigstens zweimal im Jahr durchgeführt werden.
Besteht ein erhöhtes Risiko für Karies kann der Zahnarzt
Fluoridlack
auf die Zahnoberfläche auftragen oder
Fluoridgele oder -lösungen
zur Anwendung zuhause empfehlen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.
Karies
Kurzübersicht
Karies: Beschreibung
Arten von Karies
Karies: Betroffene Zahnbereiche
Karies: Symptome
Karies: Anfangsstadium
Karies: Spätstadium
Sekundärkaries (Karies unter Füllung / Karies unter Krone)
Karies: Ursachen und Risikofaktoren
Kariesbakterien
Zuckerreiche Ernährung
Zahnhygiene
Speichel
Immunsystem
Ist Karies ansteckend?
Einfluss der Familie
Karies: Untersuchungen und Diagnose
Karies: Behandlung
Karies: Krankheitsverlauf und Prognose
Karies vorbeugen
Autoren- & Quelleninformationen