Illness name: hoehenkrankheit
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Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
Die Höhenkrankheit bezeichnet eine Gruppe von Symptomen, die durch einen Mangel an Sauerstoff in großen Höhen (z.B. beim Bergsteigen ab einer Höhe von 2.500 Metern) entstehen. Die Symptome reichen von Kopfschmerzen über Übelkeit und Schwindel bis hin zu Lungenödemen und Hirnödemen. Bei leichten Symptomen hilft meist ein rascher Abstieg sowie körperliche Schonung. Lesen Sie hier mehr zum Thema!
Unter der Höhenkrankheit (auch High Altitude Illness, kurz: HAI; oder D’Acosta-Krankheit) versteht man eine Reihe von Symptomen, die durch einen Sauerstoffmangel im Körper in großen Höhen auftritt. Dabei ist der Körper nicht in der Lage, den geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft und den sinkenden Luftdruck in großen Höhenlagen zu verarbeiten, und entwickelt unterschiedliche Symptome.
Die Höhenkrankheit macht sich vor allem durch Kopfschmerzen bemerkbar. Sie lässt sich meist durch die richtige Vorbeugung, vor allem durch eine langsame Anpassung an die Höhe, vermeiden. Reagieren die Betroffenen nicht angemessen und steigen trotz Symptomen in weitere Höhenlagen auf, können die Beschwerden in ein lebensbedrohliches Höhenhirnödem oder ein Höhenlungenödem übergehen.
Je nach auftretenden Symptomen unterscheidet man die Höhenkrankheit in:
Diese Formen der Höhenkrankheit treten sowohl alleine als auch in Kombination miteinander auf. Der Übergang von einer zur anderen Form ist dabei oft fließend.
Es ist möglich, dass Symptome einer Höhenkrankheit bereits ab einer Höhe von etwa 2.500 Metern auftreten. Am häufigsten kommt es dabei zu einer akuten Höhen- bzw. Bergkrankheit. Sie tritt immerhin bei rund 30 Prozent der Bergwanderer auf, die sich auf über 3.000 Meter befinden. In seltenen Fällen tritt die Höhenkrankheit bereits ab einer Höhe von 2.000 Metern auf.
In extremen Höhen ab etwa 5.300 Metern entstehen meist schwere Formen der Höhenkrankheit (Höhenhirnödeme und Höhenlungenödeme), die lebensbedrohlich sind. Sie zählen zu den häufigsten Todesursachen bei Bergsteigern.
Bewohner am Berg (z.B. in den Anden) zeigen meist keine Beschwerden der Höhenkrankheit, da sich ihr Körper an die Umgebungsverhältnisse angepasst hat.
Die Höhenkrankheit kann grundsätzlich jeden treffen, der sich in größere Höhenlagen begibt (z.B. beim Bergsteigen oder bei Reisen in höhergelegene Orte) oder dort lebt (z.B. Bewohner von Bergdörfern). Bis zu jeder vierten Person, die in einer niedrigen Höhenlage oder im Flachland lebt und sich in einer Höhe über 2.500 Metern aufhält, ohne den Körper langsam daran zu gewöhnen, zeigt (meist milde) Symptome einer Höhenkrankheit.
Alte Menschen sind ebenso häufig betroffen wie jüngere, Männer genauso oft wie Frauen und Sportler nicht seltener als Untrainierte. Nicht einmal, ob jemand raucht, spielt eine Rolle dabei, ob er eine Höhenkrankheit entwickelt oder nicht. Lediglich Kinder scheinen anfälliger für eine Höhenkrankheit zu sein als Erwachsene.
Die Symptome bei einer Höhenkrankheit beginnen meist mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und einem allgemeinen Unwohlsein. Der Puls beschleunigt sich (Tachykardie). Diese Frühwarnzeichen einer beginnenden beziehungsweise akuten Höhenkrankheit gilt es, ernst zu nehmen. Zumindest ist es wichtig, dass Betroffene sofort eine Ruhepause einlegen.
Die Symptome treten in der Regel sechs bis zehn (frühestens vier bis sechs) Stunden nach dem Höhenaufenthalt (oberhalb von 2.000 bis 2.500 Metern) auf.
Erst wenn die Beschwerden völlig verschwunden sind, ist es ratsam, weiter aufzusteigen. Steigen Betroffene trotz Symptomen weiter auf, verschlechtert sich ihr Zustand meist innerhalb von zwölf bis 24 Stunden. Es kommt zu deutlichen Warnzeichen wie:
Ignorieren die Betroffenen die Symptome weiterhin, besteht akute Lebensgefahr! In diesem Fall ist es notwendig, sofortige Notfallmaßnahmen (Gabe von Sauerstoff und Medikamenten) zu treffen und in niedere Höhenlagen abzusteigen.
Im Endstadium der Höhenkrankheit (Gefahr eines Höhenhirn- und Höhenlungenödems) verschlimmern sich die Beschwerden weiter: Die Kopfschmerzen sind unerträglich stark, Herzrasen und Übelkeit nehmen zu. Die Betroffenen sind in manchen Fällen körperlich nicht mehr in der Lage, abzusteigen. In diesem Stadium können sie oft keinen Urin mehr absetzen.
Ist die Höhenkrankheit bereits weit fortgeschritten, sammelt sich Flüssigkeit in der
Lunge
und im
Gehirn
an (
Ödem
). Bei einem Höhenlungenödem beginnen die Erkrankten schwer zu husten, was das Atmen zusätzlich erschwert. Manche husten dabei rostbraunen Schleim ab. Das Höhenlungenödem zeigt sich bei etwa 0,7 Prozent der Bergsteiger, die sich auf über 3.000 Höhenmetern befinden.
Entsteht ein Höhenhirnödem, treten bei Menschen mit Höhenkrankheit
Halluzinationen
auf, und sie sind sehr lichtempfindlich (Lichtscheue). Manche verhalten sich in diesem Stadium befremdlich („verrückt“) und bringen sich und andere dabei in Gefahr. Die anfängliche Benommenheit gipfelt manchmal darin, dass die Betreffenden bewusstlos werden. An einem Höhenhirnödem erkranken etwa 0,3 Prozent der Bergsteiger ab einer Höhe von 3.000 Metern.
Wenn dann nichts unternommen wird, sterben die Betroffenen meist aufgrund der schweren Komplikationen.
Die Höhenkrankheit entsteht, wenn der Körper Schwierigkeiten hat, sich an die Umgebungsverhältnisse in großen Höhen anzupassen. Bei zunehmender Höhe – beispielsweise, wenn man einen hohen Berg besteigt – sinken der Luftdruck und der Sauerstoffgehalt in der Luft. Dadurch verringert sich der Sauerstoffpartialdruck (zeigt den Gehalt an Sauerstoff im
Blut
), wodurch sich die
Blutgefäße
in der Lunge verengen. Die Lunge nimmt so weniger Sauerstoff auf, wodurch der Körper über das Blut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist (
Hypoxie
).
In einer Höhe von 5.000 Metern ist der Sauerstoffgehalt nur noch halb so hoch wie auf Meereshöhe. Auf über 8.000 Metern stehen dem Bergsteiger nur noch 32 Prozent des Sauerstoffgehalts auf Meereshöhe zur Verfügung.
Der Sauerstoffmangel im Blut führt dazu, dass der Körper versucht, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Die
Atmung
beschleunigt sich und das
Herz
schlägt schneller, um mehr Sauerstoff über die Lunge in den Körper zu transportieren. Sind die Organe dadurch trotzdem nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, kommt es zur Höhenkrankheit.
Durch den Sauerstoffmangel vermindert sich der Druck in den Lungenbläschen, wodurch sich vermehrt Wasser aus den Blutgefäßen in das umgebende Gewebe einlagert. Dies führt unter Umständen dazu, dass sich in den Lungen und im Gehirn Flüssigkeit ansammelt (Ödem) – es entwickelt sich ein Höhenlungenödem beziehungsweise Höhenhirnödem.
Da die Symptome bei der Höhenkrankheit zu Beginn oft unspezifisch sind, ist es wichtig, dass der Arzt den Betroffenen genau untersucht. Meist weist die Tatsache, dass der Betroffene die Symptome in großer Höhe zeigt, bereits auf eine Höhenkrankheit hin.
Zur Diagnose führt der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch (
Anamnese
). Anschließend führt er eine körperliche Untersuchung durch. Wenn der Arzt zum Beispiel neben starken Kopfschmerzen und Übelkeit Gangschwierigkeiten und einen auffallenden Leistungsabfall feststellt, sind dies bereits deutliche Anzeichen für eine Höhenkrankheit.
Zudem schließt der Arzt andere Ursachen für die Symptome aus. So treten Kopfschmerzen beispielsweise auch bei einem
Sonnenstich
, einer
Migräne
, einem Flüssigkeitsmangel oder bei
Bluthochdruck
(Hypertonie) auf. Dazu fragt der Arzt beispielsweise, wo die Kopfschmerzen auftreten (z.B. an der Stirn, am Hinterkopf, an den Schläfen) und seit wann sie bestehen (bereits vor dem Aufstieg oder erst danach?).
Der Arzt untersucht auch das Blut. Eine Blutgasanalyse und die Blutwerte helfen dabei, andere Erkrankungen (z.B.
Lungenentzündung
), bei denen ähnliche Symptome auftreten, auszuschließen.
Besteht der Verdacht auf ein Ödem in der Lunge oder im Gehirn, führt der Arzt weitere Untersuchungen durch. Dies sind beispielsweise eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs, eine
Computertomografie
des Kopfs und der Lungen oder eine Elektroenzephalografie (
EEG
, Messung der Hirnströme).
Obwohl nicht hinter jedem Symptom in großer Höhe sofort eine Höhenkrankheit steckt, gilt der Verdacht so lange, bis eine klare Diagnose vorliegt.
Bei ersten Anzeichen einer akuten Höhenkrankheit ist es wichtig, dass die Erkrankten ihrem Körper Zeit geben, sich anzupassen. Bei leichten bis mäßigen Symptomen ist es empfehlenswert, einen Tag zu pausieren und sich ausruhen. Wichtig ist außerdem, viel zu trinken, jedoch keinen Alkohol.
Um leichte Symptome wie Kopfschmerzen zu behandeln, kann ein Schmerzmittel (z.B.
Ibuprofen
) eingenommen werden. Gegen die Übelkeit helfen Antiemetika, die den Brechreiz unterdrücken. Wichtig ist aber, die Symptome ernst zu nehmen und nicht durch die Einnahme von Medikamenten zu verschleiern: Ruhen Sie sich aus und steigen Sie nicht weiter auf, solange Sie Beschwerden haben!
Bessern sich die Symptome durch diese Maßnahmen nach einem Tag nicht, ist es wichtig, um 500 bis 1.000 Höhenmeter abzusteigen. Bei schweren Symptomen oder wenn sich die Symptome weiter verschlechtern, ist es notwendig, dass Menschen mit Höhenkrankheit umgehend und möglichst weit absteigen sowie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Bei schweren Symptomen geben Ärzte dem Betroffenen Sauerstoff über eine Sauerstoffmaske. Um Wasseransammlungen im Körper (Ödeme) zu vermeiden oder zu vermindern, verabreichen sie ein Diurektikum (entwässerndes Medikament), zum Beispiel Acetazolamid.
Bei einem Höhenhirnödem verabreicht der Arzt zudem Kortison (Dexamethason), beim Höhenlungenödem ein blutdrucksenkendes Medikament (z.B. Nifedipin oder
Tadalafil
).
Diese Medikamente sind nicht zur Selbstbehandlung oder Vorbeugung der Höhenkrankheit geeignet! Bei schweren Symptomen ist immer eine ärztliche Behandlung nötig.
In manchen Fällen ist es sinnvoll, den Betroffenen in einer Überdruckkammer oder in einem mobilen Überdrucksack zu behandeln. Dort ist er wieder höherem Luftdruck ausgesetzt, was einem Abstieg auf eine niedrigere Höhe entspricht.
Milde Symptome einer Höhenkrankheit verschwinden meist innerhalb von ein bis zwei Tagen. Vorausgesetzt:
Die Betroffenen steigen nicht weiter auf.
Bei schweren Symptomen wie einem Höhenhirnödem oder Höhenlungenödem besteht hingegen akute Lebensgefahr. Werden die Betroffenen nicht schnell und konsequent behandelt, besteht die Gefahr, dass sie ins Koma fallen und in weiterer Folge sterben. Höhenhirnödeme treten bei etwa 0,3 Prozent der Bergsteiger über 3.000 Metern auf, Höhenlungenödeme bei etwa 0,7 Prozent, wovon jeweils rund 40 Prozent der Betroffenen sterben.
Um der Höhenkrankheit vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie Ihrem Körper Zeit geben, sich an die veränderten Umgebungsverhältnisse anzupassen (Akklimatisation). Denn je schneller Sie aufsteigen, desto größer ist das Risiko, dass sich eine Höhenkrankheit entwickelt. Die Geschwindigkeit, mit der Sie aufsteigen, ist dabei wesentlich wichtiger, als die Höhe, die Sie erreichen.
Der einzig effektive Schutz dabei ist die richtige „Taktik“ beim Aufstieg: Überwinden Sie ab einer Höhe zwischen ca. 2.500 bis 3.000 Metern nicht mehr als 300 bis 500 Höhenmeter pro Tag. Legen Sie alle drei bis vier Tage einen Tag Pause ein. Haben Sie ein erhöhtes Risiko für ein Höhenhirn- oder Höhenlungenödem (z.B. bei Herzerkrankungen), ist es ratsam, dass Sie nicht mehr als 300 bis 350 Höhenmeter pro Tag zurücklegen.
Falls Sie eine Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankung haben, sollten Sie vorher einen Arzt um Rat fragen, wenn Sie sich auf eine Höhe von mehr als 2.000 Höhenmeter begeben möchten!
Möchten Sie auf insgesamt 4.000 bis 5.000 Höhenmeter steigen, empfiehlt es sich, vorher einige Tage bis eine Woche zwischen 2.000 bis 3.000 Höhenmetern zu verbringen, um den Körper einzugewöhnen. Erst wenn diese Akklimatisierungsphase beendet ist, sollten Sie langsam weiter steigen.
In Ausnahmefällen ist es möglich, einer Höhenkrankheit mit Medikamenten vorzubeugen. Diese sind grundsätzlich für Personen gedacht, die unerwartet in große Höhe aufsteigen müssen, wie beispielsweise Einsatzkräfte, die einen Verletzten retten. In manchen Fällen sind vorbeugende Medikamente auch bei Personen sinnvoll, die bereits von einer Höhenkrankheit betroffen waren.
Vorbeugende Medikamente sind nur im Einzelfall in Erwägung zu ziehen! Sie ersetzen die Maßnahme nicht, den Körper an die Höhe zu gewöhnen, und sollten nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden!
Für akute Notfälle ist es zudem sinnvoll, eine mobile Überdruckkammer oder einen Überdrucksack mitzunehmen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
Höhenkrankheit
Kurzübersicht
Was ist die Höhenkrankheit?
Ab welcher Höhe tritt die Höhenkrankheit auf?
Wer ist betroffen?
Welche Symptome treten bei Höhenkrankheit auf?
Höhenlungenödem
Höhenhirnödem
Wie entsteht die Höhenkrankheit?
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Was kann man gegen die Höhenkrankheit tun?
Wie sieht die Prognose aus?
Wie kann man der Höhenkrankheit vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen