Illness name: schimmelpilzallergie
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Claudia Schneider studierte in Innsbruck, Wien und Linz Philosophie, Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Medientheorie. Ein großes Interesse für den Körper, wie er gesund bleibt und was ihn krank macht, begleitet sie seit ihrer Kindheit. Seit 2020 unterstützt sie die NetDoktor-Redaktion mit Begeisterung und verbringt die Freizeit gern mit viel Bewegung und einem guten Buch.
Eine Schimmelpilzallergie verursacht unterschiedliche Symptome, die meist Atemwege, Augen, Haut oder den Verdauungstrakt betreffen. Ausgelöst werden die Beschwerden durch eine Überreaktion des Immunsystems auf Bestandteile von Schimmelpilzen. Die Allergie wird in der Regel mit Antiallergika behandelt. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Symptome, die Entstehung und die Behandlung!
Die Symptome bei einer Schimmelpilzallergie sind vielseitig. Das liegt zum einen daran, dass es etwa eine Million verschiedene Arten von Schimmelpilzen gibt, zum anderen fallen die Reaktionen sehr unterschiedlich aus. Allergische Reaktionen oder Vergiftungen (toxische Reaktion) werden dabei von unterschiedlichen Teilen des Pilzes ausgelöst. Manche Personen reagieren nur auf die Pilzsporen, andere auch auf die Pilzfäden (Myzel).
Die häufigsten Beschwerden bei einer Schimmelpilzallergie sind:
Grob unterscheidet man bei den Symptomen solche, die durch äußerlichen Kontakt (z.B. über Schleimhäute und Atemwege) mit Teilen von Schimmelpilzen ausgelöst werden, und jenen, die über das Essen in den Körper gelangen. Bei Kontakt über die Schleimhäute der Atemwege sind etwa tränende Augen, laufende Nase und geschwollene Atemwege die Folgen. Wenn die Pilze über Lebensmittel in den Körper gelangen, lösen sie häufig Symptome im Magen-Darmtrakt aus (Übelkeit, Unwohlsein, Durchfall) oder auch Hautreaktionen wie eine Nesselsucht.
Bei einer Schimmelallergie sind Sofortreaktionen (Allergietyp 1), aber auch zeitlich versetzte, schwere Erkrankungen möglich (Allergietypen 3 und 4, Allergiespättyp). Erfahren Sie
hier
mehr über die verschiedenen Allergietypen.
Einige allergieauslösende Stoffe (Allergene) ähneln sich in ihren biochemischen Strukturen. Kommt es aufgrund dieser Ähnlichkeit zu einer Verwechslung durch das Immunsystem, reagiert der Allergiker auch auf diese Stoffe mit Beschwerden. Das bezeichnen Mediziner als Kreuzreaktion oder
Kreuzallergie
. So leiden zum Beispiel Pollenallergiker häufig auch beim Essen eines Apfels (oder anderer Lebensmittel) unter Allergiesymptomen. Meist berichten Betroffene von Beschwerden im Mund- oder Rachenbereich mit Kribbelgefühlen, Rötungen, Jucken oder leichten Schwellungen.
Eine Kreuzallergie bei Schimmelpilzen richtet sich in der Regel auf andere Formen von Schimmelpilzen. Das heißt: Besteht eine Schimmelpilzallergie gegen eine bestimmte Pilzart, reagieren Betroffene meist auch auf ähnliche Schimmelpilzarten. Oft ist deshalb nicht eindeutig zu erkennen, welche die ursprüngliche Allergie und was eine Kreuzreaktion ist. Das spielt etwa bei einer spezialisierten Immuntherapie (Hyposensibilisierung) eine Rolle, für deren Anwendung der Arzt die erste Ursache der Allergie kennen muss.
Einige Gruppen von Antibiotika wie
Penicillin
oder
Ampicillin
und
Amoxicillin
wurden biochemisch auf Schimmelpilzen entwickelt und verursachen bei Schimmelpilzallergikern gegebenenfalls allergische Reaktionen. Informieren Sie vor Einnahme dieser Medikamente unbedingt Ihren Arzt über Ihre Allergie!
Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf einen bestimmten harmlosen Stoff (Allergen). Allergene sind meist pflanzliche oder tierische Eiweiße. Das körpereigene Abwehrsystem stuft bei einer Allergie diesen Stoff fälschlich als gefährlich ein (Sensibilisierung). Zu dieser Sensibilisierung kann es bei Schimmelpilzen grundsätzlich überall kommen, da die mikroskopisch kleinen Sporen der Schimmelpilze sich über die Luft im Freien, aber auch in Innenräumen und in oder auf Lebensmitteln ausbreiten.
Nach mehrmaligem Kontakt mit der als gefährlich eingestuften Substanz wird die plötzliche Abwehr eingeschaltet und so eine allergische Reaktion ausgelöst. Wie die Reaktionen im Detail aussehen, hängt vom jeweiligen Allergietyp ab.
Beim Soforttyp bildet das Immunsystem spezifische Antikörper (Immunglobuline, IgE) gegen den Schimmelpilz, die bei Kontakt damit aktiviert werden und innerhalb weniger Minuten zu Symptomen führen. Bei Allergietyp 4 hingegen spielen die Immunzellen eine wichtige Rolle. Die Abwehrzellen (T-Zellen) werden durch den Schimmelpilz aktiviert und führen häufig zu besonders starken Reaktionen.
Ein geschwächtes Immunsystem, eine schwer behandelbare
Erkältung
(Rhinitis) oder eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) fördern die Entwicklung einer Allergie. Auch schwer behandelbares
Asthma
, eine erblich bedingte Überempfindlichkeit (atopische Veranlagung) und eine Vorbelastung durch Allergien erhöhen das Risiko für eine Schimmelpilzallergie.
Bei einigen Berufsgruppen, die mit Materialien arbeiten, die besonders häufig von Schimmelpilz befallen sind, ist die Belastung mit Schimmelpilzen dadurch erhöht. Angehörige folgender Berufe haben entsprechend vermehrt mit Allergien zu kämpfen:
Um allergische Reaktionen zu vermeiden, ist es für Betroffene wichtig, keine von Schimmelpilzen befallenen Lebensmittel zu essen. Sichtbarer Schimmel zeigt an, dass Lebensmittel verdorben und nicht mehr genießbar sind. Auch wenn keine Allergie gegen Schimmelpilze besteht, ist das gesundheitsschädlich. Besonders anfällig für Schimmelpilzbefall sind:
Es reicht nicht aus, den sichtbaren Schimmel zu entfernen, da die Sporen sich verbreiten, auch wenn sie für das menschliche
Auge
nicht sichtbar sind.
Um eine Schimmelpilzallergie behandeln zu können, gilt es zunächst, deren Quellen zu finden. Neben medizinischen Untersuchungen lohnt sich ein Blick in die Wohnung und auf den Arbeitsplatz des Allergikers. Denn auch die Vermeidung von Schimmelpilzen ist eine wichtige Maßnahme der Therapie. Für eine dauerhafte Besserung der Beschwerden ist in einigen Fällen eine Veränderung der Wohn- oder Berufssituation hilfreich oder notwendig (Umzug, Sanierung des Wohnraums, Jobwechsel).
Zur Behandlung einer Schimmelpilzallergie verschreibt der Arzt in der Regel Antiallergika zur akuten Linderung der Symptome. Sie stehen in Form von Tabletten, Spray oder Tropfen zur Verfügung. Wirkstoffe zur Pilzbekämpfung (
Antimykotika
) in Form einer Salbe oder von Tabletten sind häufig ebenso Bestandteil der Behandlung. Zur längerfristigen Therapie einer Typ-1-Schimmelallergie ist außerdem eine Hyposensibilisierung möglich.
Dabei verabreicht der Arzt dem Allergiker in steigender Dosis den Stoff, der die Allergie auslöst. Bei erfolgreicher Therapie wird dadurch eine sogenannte Desensibilisierung erreicht. Das heißt, dass der Körper durch Gewöhnung an den Stoff diesen nicht mehr als gefährlich einstuft. In der Regel werden die Symptome schwächer oder verschwinden vollständig. Wie lange der Effekt anhält, ist allerdings unterschiedlich.
Für eine Hyposensibilisierung muss das Allergen, dass die Allergie auslöst, identifiziert sein, und künstlich hergestellt zur Verfügung stehen. Aktuell ist eine Hyposensibilisierung für 30 bis 40 Schimmelpilzallergene möglich. Der Wirkstoff kann für die Therapie über Injektionen unter die Haut gespritzt (SCIT, subkutane Immuntherapie) oder unter der Zunge über eine Tablette oder Tropfen (SLIT) aufgenommen werden.
Um Schimmelpilze in der eigenen Wohnung zu vermeiden, gibt es einige Möglichkeiten. Schimmelpilze verbreiten sich wie alle Pilzarten am besten in einem feuchten und warmen Klima. Deshalb ist es wichtig, die Feuchtigkeit in Wohnräumen so gering wie möglich zu halten. Besonders gefährdet für einen Befall von Schimmelpilzen sind:
Silberfische und vor allem Staubläuse lieben Wärme und Feuchtigkeit, deshalb geben sie häufig den Hinweis auf einen Schimmelpilzbefall in der Wohnung.
Schimmelpilze sind immer schädlich für die Gesundheit. Egal, ob sie noch aktiv wachsen oder schon ausgetrocknet sind.
Den Kontakt zu Schimmelpilzen im Freien zu vermeiden ist schwer. Diese Tipps sind jedoch hilfreich, um die Belastung für Allergiker so gering wie möglich zu halten:
Die Sporen und Fäden der Organismen, die durch die Luft verbreitet werden, sind mikroskopisch klein und mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Das menschliche Auge erkennt Schimmelpilze erst dann, wenn sie sich bereits ausgebreitet haben. Es gibt Schimmelpilze in grüner, rötlicher oder schwarzer Färbung.
Einige Schimmelpilzarten kommen zum Großteil in Innenräumen vor, andere vor allem im Freien. Mediziner vermuten, dass der größere Teil aller Schimmelpilzallergien durch Pilzarten ausgelöst wird, die im Freien vorkommen.
Im Spätsommer bis Frühherbst sind die höchsten Werte von Schimmelpilzen in der frischen Luft zu messen. Das liegt daran, dass sich in dieser Jahreszeit Wärme und Regen bzw. hohe Luftfeuchtigkeit abwechseln.
Durch die vielen möglichen Symptome bei einer Schimmelpilzallergie ist es für den behandelnden Arzt oft schwer, sie eindeutig zu diagnostizieren. Im Gespräch (
Anamnese
) versucht der Arzt, Näheres über die Ursache der Schimmelpilzallergie herauszufinden und andere Auslöser der Beschwerden auszuschließen. Dabei stellt er einige Fragen, zum Beispiel:
Bei der körperlichen Untersuchung legt der Arzt seinen Fokus auf die Schleimhäute der Atemwege, Augen und die Haut des Betroffenen.
Unterschiedliche Tests helfen dem Arzt, eine Schimmelpilzallergie zu erkennen und sie von anderen Allergien abzugrenzen. Um zu unterscheiden, ob es sich um eine Schimmelpilzallergie oder eine Hausstaubmilben-, Gräser- und Kräuterpollenallergie handelt, greift der Arzt zur Diagnose oft auf Haut-, Blut- oder Provokationstests zurück.
Verschlechtern sich die Symptome bei Regen und starkem Wind, ist das häufig ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Schimmelallergie und keine Pollenallergie handelt.
Zur Feststellung einer Allergie ist der sogenannte
Pricktest
ein häufiges Mittel. Dabei werden unterschiedliche Stoffe, die bekanntermaßen Allergien auslösen (Allergene), auf die Haut getropft und gelangen durch einen kurzen Stich („Prick“) in die Haut. Reaktionen wie starke Rötungen,
Juckreiz
oder andere Symptome liefern den Nachweis für eine Allergie.
Dabei erreichen die Beschwerden in der Regel nach 15 bis 20 Minuten ihren Höhepunkt und sind nach zwei Stunden meist wieder abgeklungen. Das nennen Mediziner eine Soforttypreaktion. Diese kann auch mit etwas Verzögerung auftreten. Von einer Spättypreaktion spricht man, wenn die Symptome Stunden bis Tage nach dem Test auftreten.
Bisher gibt es für 30 bis 40 verschiedene Schimmelpilzarten Lösungen für einen
Allergietest
auf der Haut. Besteht die Allergie auf eine andere Pilzart, ist sie durch einen Hauttest nicht festzustellen.
Die Einnahme von Medikamenten (Antihistaminika oder kortisonhaltige Mittel) kann das Ergebnis verfälschen.
Auch Antikörpertests liefern in vielen Fällen den Nachweis für eine Schimmelpilzallergie. Dabei wird das
Blut
des Allergikers auf bestimmte IgE (Immunglobuline) hin untersucht. Dieser Wert gibt Auskunft über die sogenannte Allergiebereitschaft. Gerade bei Schimmelpilzallergien, die durch einen Pricktest nicht feststellbar sind, hilft dieser Wert dem Arzt bei der Diagnose.
Provokationstests kommen dann zum Einsatz, wenn Blut- und Hauttests keine eindeutigen Ergebnisse geliefert haben. Diese Tests werden an den Augen, den
Bronchien
oder der Nase durchgeführt. Der Arzt setzt die ausgewählte Körperstelle dabei gezielt einer Schimmelpilzlösung aus und beobachtet die Reaktion darauf. Bei dieser Art von Test ist es notwendig, dass der Betroffene noch für mindestens eine halbe Stunde nach dem Test weiter unter ärztlicher Betreuung steht, um auch mögliche verzögerte Reaktionen zu überwachen.
Provokationstests werden nicht vorgenommen, wenn:
Auch bei Provokationstests stehen nur eingeschränkt Testlösungen bereit. Ein negativer Test ist somit nicht immer ein eindeutiges Zeichen, dass keine Allergie gegen Schimmelpilze besteht.
Bei einer Schimmelpilzallergie reagieren Betroffene mit unterschiedlichen Symptomen auf den Kontakt mit Bestandteilen (Pilzsporen oder Fäden) von Schimmelpilzen. Dabei kommt es wie bei jeder Allergie zu einer Überreaktion des Immunsystems auf einen an sich harmlosen Stoff. Die Symptome sind sehr vielseitig, besonders häufig ist jedoch die Reizung der Schleimhäute und Augen.
Wird der Schimmelpilz über Speisen aufgenommen, kommt es in vielen Fällen zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder zu Hautreaktionen wie einer Nesselsucht.
Suchen Sie mit Beschwerden, die auf eine Schimmelallergie hinweisen, in jedem Fall einen Arzt auf. Haben Sie nur leichte Symptome, rät der Arzt unter Umständen dazu, die Entwicklung der Beschwerden über einen gewissen Zeitraum zu beobachten, um zu einer Diagnose zu kommen.
Kontaktieren Sie bei schweren Symptomen umgehend einen Arzt, wählen Sie den Notruf oder begeben Sie sich in eine Notaufnahme.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Claudia Schneider studierte in Innsbruck, Wien und Linz Philosophie, Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Medientheorie. Ein großes Interesse für den Körper, wie er gesund bleibt und was ihn krank macht, begleitet sie seit ihrer Kindheit. Seit 2020 unterstützt sie die NetDoktor-Redaktion mit Begeisterung und verbringt die Freizeit gern mit viel Bewegung und einem guten Buch.
Schimmelpilzallergie
Kurzübersicht
Welche Symptome löst eine Schimmelpilzallergie aus?
Kann es bei einer Schimmelpilzallergie zu einer Kreuzreaktion kommen?
Wie entsteht eine Schimmelpilzallergie?
Was darf man bei einer Schimmelpilzallergie nicht essen?
Wie wird eine Schimmelpilzallergie behandelt?
Wie kann man Schimmelpilze vermeiden?
Was können Sie tun, um Schimmel in der Wohnung zu vermeiden?
Was sollten Schimmelallergiker draußen beachten?
Wie verbreiten sich Schimmelpilze?
Wie erkennt man eine Schimmelpilzallergie?
Hauttest
Bluttests
Provokationstests
Was ist eine Schimmelpilzallergie?
Wann muss ich mit einer Schimmelpilzallergie zum Arzt?
Autoren- & Quelleninformationen