Illness name: leberkrebs
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Leberkrebs
ist ein bösartiger Tumor in der Leber. Meist handelt es sich um Leberzellkrebs, der sich oft als Folge von Leberzirrhose entwickelt. Er verursacht meist erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome wie Oberbauchschmerzen und ungewollten Gewichtsverlust. Männer sind häufiger von Leberzellkrebs betroffen als Frauen. Lesen Sie hier mehr zu dieser Tumorart und anderen Formen von Leberkrebs.
Leberkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung der
Leber
. Dieses Organ erfüllt viele Aufgaben im Körper:
Diese Aufgaben sind lebenswichtig für den Körper. Entsprechend gravierend kann sich eine Lebererkrankung wie Leberkrebs auswirken. Der bösartige Tumor entsteht, wenn Zellen in der Leber entarten, sodass sie – statt ihre Aufgaben zu erfüllen – sich unkontrolliert zu vermehren beginnen und dabei gesundes Gewebe verdrängen. Darunter leidet zunehmend die Funktionsfähigkeit der Leber.
Bösartige Tumoren innerhalb der Leber können unterschiedlichen Ursprungs sein. Dementsprechend unterscheidet man zwischen primären und sekundären Lebertumoren.
Ein primärer Lebertumor hat seinen Ursprung direkt in der Leber – Mediziner sprechen hier von Leberkrebs. Je nachdem, welche Zellen hierbei entarten, resultieren verschiedene Formen von Leberkrebs. Dazu zählen unter anderem:
Sekundäre Lebertumoren sind
Lebermetastasen
, also Absiedelungen (Tochtergeschwülste) eines Krebstumors in einer anderen Körperregion. Dieser ursprüngliche Tumor (Primärtumor) sitzt oft in der
Lunge
,
Brust
,
Gebärmutter
,
Prostata
oder dem Magen-Darm-Trakt. Über das
Blut
können einzelne Krebszellen des Primärtumors in die Leber gelangen und sich dort ansiedeln. In Europa sind solche Lebermetastasen häufiger als Leberkrebs.
Im Folgenden wird nur der Leberkrebs behandelt!
Leberkrebs ist relativ selten in Europa: Im Jahr 2020 erkrankten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 58.079 Männer und 29.551 Frauen neu daran. Die Erkrankung tritt überwiegend im höheren Alter auf.
In vielen europäischen Ländern und den USA ist die Leberkrebs-Häufigkeit in den letzten 35 Jahren deutlich angestiegen. Die Gründe dafür sind vermutlich die steigenden Fallzahlen für Leberzirrhose, Fettleibigkeit und Zuckerkrankheit (
Diabetes mellitus
) sowie die in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren vielen Neuerkrankungen an
Hepatitis C
– allesamt Risikofaktoren für Leberkrebs.
Mit welchen Beschwerden sich ein Leberkarzinom äußern kann, erfahren Sie im Beitrag
Leberkrebs - Symptome
.
Die genauen Ursachen für Leberkrebs sind bisher nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch zahlreiche bekannte Risikofaktoren, die das Entstehen von (primärem) Leberkrebs begünstigen. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von primärem Leberkarzinom. Hier die wichtigsten:
Leberzellkrebs entsteht in mehr als 80 Prozent der Fälle als Folge einer Schrumpfleber (Leberzirrhose). Die Hauptursachen für eine Leberzirrhose und damit für ein Leberzellkarzinom sind:
Eine chronische Hepatitis-B-Infektion und eine nichtalkoholische Fettleber können auch direkt – ohne Leberzirrhose als "Umweg" – zu Leberkrebs führen.
Bei einer Leberzirrhose geht zunehmend Lebergewebe zugrunde und vernarbt (Leberfibrose). Die Leber versucht den fortschreitenden Verlust an funktionsfähigem Gewebe zu kompensieren, indem sie viele neue Leberzellen bildet – die Zellteilung wird also angekurbelt. Weil es grundsätzlich bei jeder Teilung einer Zelle zu Fehlern im genetischen Code kommen kann, steigt damit das Risiko, dass Krebszellen entstehen. Deshalb ist Leberzellkrebs eine häufige Folge von Leberzirrhose.
Auch verschiedene Giftstoffe können Leberkrebs auslösen, so zum Beispiel Aflatoxine. Das sind sehr potente, krebsauslösende (kanzerogene) Giftstoffe, die vom Schimmelpilz (Aspergillus flavus) produziert werden. Der Pilz besiedelt oftmals Nüsse und Getreide, wenn diese unter schlechten Bedingungen (Dürre) wachsen und anschließend feucht gelagert werden. In tropisch-subtropischen Ländern ist durch Schimmelpilzgift verursachter Leberkrebs deutlich häufiger als in Europa.
Andere Hepatotoxine, die ein Leberzellkarzinom begünstigen können, sind zum Beispiel das Halbmetall Arsen und das giftige Gas Vinylchlorid (Ausgangsstoff für Polyvinylchlorid, PVC).
Die angeborene Erkrankung des Eisenstoffwechsels erhöht ebenfalls das Risiko, dass sich aus entarteten Leberzellen Leberkrebs entwickelt: Bei einer
Hämochromatose
lagert der Körper übermäßig viel Eisen im Körper ab, unter anderem in der Leber. Der erhöhte Eisengehalt schädigt das Gewebe auf Dauer, und kann eine Leberzirrhose verursachen – wie oben erwähnt ein wesentlicher Risikofaktor für Leberzellkrebs.
Das Risiko für Gallengangkrebs innerhalb (und außerhalb) der Leber steigt vor allem durch chronische Entzündungen der Gallenwege, die verschiedene Ursachen haben können. Beispielsweise kommt ein Gallengangskarzinom oft bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC) vor. Das ist eine chronische, autoimmun-bedingte Gallengangsentzündung.
Weitere mögliche Auslöser einer chronischen Gallengangsentzündung und damit ein Risikofaktor für Gallengangskrebs sind chronische Infektionen, etwa mit Typhus-Bakterien,
Hepatitis
B- oder Hepatitis-C-Viren, HIV oder diversen Parasiten (wie dem
Chinesischen Leberegel
).
Diese Art von Leberkrebs entsteht hauptsächlich durch Kontakt mit verschiedenen Giftstoffen. So kann etwa das oben erwähnte Vinylchlorid nicht nur ein Leberzellkarzinom, sondern auch einen bösartigen Gefäßtumor begünstigen. In anderen Fällen entpuppen sich Hämangiosarkome als Spätschäden des früher verwendeten Röntgenkontrastmittels Thorotrast oder aber als Folge eines Strahlenschadens.
Ein weiterer Risikofaktor für ein von den Blutgefäßen ausgehender Krebstumor stellen anabole Steroiden dar, die von manchen Sportlern und Bodybuildern missbräuchlich zum Muskelaufbau eingenommen werden.
Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf Leberkrebs ist Ihr Hausarzt oder ein Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Bei Menschen mit bestimmten Risikofaktoren für Leberkrebs (wie Leberzirrhose, chronische Hepatitis-B- oder -C-Infektion) können regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Leberkrebs sinnvoll sein.
Zu Beginn wird der Arzt in einem ausführlichen Gespräch Ihre
Krankengeschichte
erheben (
Anamnese
). Dazu bittet er Sie, ihm Ihre Beschwerden genau zu schildern, und befragt Sie zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand, Ihrem Lebensstil und eventuellen Grunderkrankungen. Mögliche Fragen diesbezüglich sind zum Beispiel:
Auf das Gespräch folgt eine
körperliche Untersuchung
: Bei Leberkrebs kann die Leber derart vergrößert sein, dass der Arzt sie unter dem rechten Rippenbogen ertasten kann. Bei einer Leberzirrhose – dem wichtigsten Risikofaktor für Leberkrebs (genauer: Leberzellkrebs) – ist die Leberoberfläche typischerweise höckerig und unregelmäßig. Auch das lässt sich ertasten.
In der Regel klopft der Arzt auch den Bauch mit den Fingern ab (Perkussion). So kann er feststellen, ob sich Wasser im Bauchraum befindet (Bauchwassersucht = Aszites). Das ist oft bei schweren Lebererkrankungen wie Leberkrebs der Fall.
Anhand der Anamnese und der körperlichen Untersuchung kann der Arzt bereits grob einschätzen, ob möglicherweise Leberkrebs vorliegt. Für eine sichere Diagnose sind aber immer weiterführende Untersuchungen notwendig.
Blutuntersuchungen bei Verdacht auf Leberkrebs dienen vor allem dazu, gegebebenfalls eine
Hepatitis-Infektion
und sogenannte
Tumormarker
nachzuweisen. Tumormarker sind Stoffe, die verstärkt von Tumorzellen gebildet werden. So ist im Falle von Leberzellkrebs – der häufigsten Form von Leberkrebs – das
Alpha-1-Fetoprotein
(auch:
Alpha-Fetoprotein
, AFP) im Blut erhöht. Der AFP-Spiegel allein erlaubt aber keine sichere Diagnose: Zum einen ist er im Frühstadium von Leberkrebs oft noch nicht erhöht. Zum anderen kann ein erhöhter AFP-Spiegel auch andere Gründe als Leberkrebs haben. Dazu zählen zum Beispiel eine Virus-bedingte Leberentzündung (Virushepatitis), Leberzirrhose, Hodentumor und Schwangerschaft.
Der AFP-Wert ist wichtiger für die Verlaufskontrolle als für die Diagnose von Leberkrebs.
Als allgemeine
Parameter der Leberfunktion
werden auch verschiedene
Leberwerte
im Blut gemessen. Dazu gehören die Leberenzyme (wie
AST/GOT
und
ALT/GPT
), die Lebersynthese-Parameter (Vitamin-K-abhängige Faktoren der Blutgerinnung,
Albumin
,
Cholinesterase
) sowie typischerweise bei einer Gallenstauung erhöhten Werte (
Gamma-GT
,
AP
,
Bilirubin
).
Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ermöglicht eine erste Einschätzung über den Zustand der Leber. Sie kann Strukturveränderungen des Organs und gegebenenfalls einen Tumor sichtbar machen. Deutlichere Bilder erhält man durch die Gabe eines Kontrastmittels (kontrastmittelverstärkter
Ultraschall
, CEUS).
Ergänzend kommen oft
Kernspintomografie
(Magnetresonanztomografie, MRT) und/oder
Computertomografie
(CT) zum Einsatz. Sie liefern detailliertere Bilder als ein normaler Ultraschall – besonders, wenn dem Patienten während der Untersuchung ein Kontrastmittel verabreicht wird, wie es meist der Fall ist.
MRT und CT helfen nicht nur bei der Abklärung eines Leberkrebs-Verdachts, sondern auch bei der Suche nach eventuellen Tochtergeschwülsten (Metastasen) in anderen Körperregionen.
Die Wichtigkeit der verschiedenen bildgebenden Verfahren richtet sich nach dem Einzelfall. Wenn etwa bei Patienten mit Leberzirrhose der Verdacht auf Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom) besteht, wird ein MRT mit Kontrastmittelgabe als bildgebendes Diagnoseverfahren empfohlen.
Darf ein MRT nicht durchgeführt werden (z.B. bei Patienten mit einem
Herzschrittmacher
) oder liefert es einen unklaren Befund, wird alternativ eine Computertomografie (CT) und/oder eine kontrastmittelverstärkter Ultraschall-Untersuchung (CEUS) zur Diagnose verwendet.
Manchmal lässt sich Leberkrebs nur dann sicher diagnostizieren, wenn eine Gewebeprobe entnommen und im Labor mikroskopisch untersucht wird. Die Entnahme der Gewebeprobe erfolgt mittels Punktion: Der Arzt führt unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle eine feine Hohlnadel über die Bauchdecke in die Leber ein und gewinnt damit Gewebe aus der verdächtigen Stelle. Der Patient erhält für den Eingriff eine örtliche Betäubung, sodass er dabei keine Schmerzen verspürt.
Leberkrebs wird – wie andere Tumorerkrankungen – nach der UICC (Union internationale contre le cancer) in verschiedene Stadien eingeteilt. Die Einteilung hängt von der Ausbreitung des Tumors ab. Diese wird wiederum anhand der sognannten TNM-Klassifikation definiert: T steht für Tumorgröße, N für Befall der Lymphknoten (lat. nodus) in Tumornähre und M für Metastasen (Tochterabsiedelungen) in weiter entfernten Körperregionen (Fernmetastasen). Anhand der Klassifikation lässt sich genau beschreiben, wie weit sich ein Tumor bereits auf das umliegende Gewebe ausgebreitet hat. Die Stadieneinteilung nach UICC hängt somit direkt von der TNM-Klassifikation ab.
TNM-Klassifikation bei Leberkrebs:
Tumorgröße (T):
Lymphknoten (N):
Fernmetastasen (M):
UICC-Stadien:
UICC Stadium
TNM-Klassifikation
Stadium I
Bis T1 N0 M0
Stadium II
Bis T2 N0 M0
Stadium III
Bis T4 N0 M0
Stadium IVa
Jedes T N1 M0
Stadium IVb
Jedes T, jedes N und ab M1
Die Leberkrebs-Therapie hängt von mehreren Faktoren ab, zu denen das Stadium der Krebserkrankung, das Alter und der Allgemeinzustand des Patienten zählen. Zur Verfügung stehen verschiedene Behandlungsmethoden, die allein oder in unterschiedlichen Kombinationen zur Anwendung kommen:
Eine
Operation
bietet die Chance, den Leberkrebs-Patienten zu heilen, indem der erkrankte Teil der Leber (Teilresektion) oder aber die gesamte Leber entfernt wird. Im zweiten Fall erhält der Patient als Ersatz eine Spenderleber (
Lebertransplantation
).
In den meisten Fällen aber ist Leberkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose für eine chirurgischen Eingriff schon zu weit fortgeschritten. Statt einer Operation oder aber zur Überbrückung der Zeit bis zur Lebertransplantation kommen dann örtliche Maßnahmen in Betracht, die den Tumor zerstören (
lokal-ablative Therapieverfahren
).
Lässt sich Leberkrebs weder operativ noch lokal-ablativ vollständig beseitigen, können Patienten mittels
transarterieller (Chemo- oder Radio-)Embolisation
und/oder mit
Medikamenten
behandelt werden. Manchmal kommt auch eine Hochpräzisions-Strahlentherapie (
Hochpräzisionsradiotherapie
) in Betracht. Ziel dieser Behandlungen ist es, das Tumorwachstum zu bremsen und die Überlebenszeit der Betroffenen zu verlängern.
Bei Leberkrebs versucht der Chirurg, das befallene Lebergewebe möglichst vollständig operativ zu entfernen. Bei einem kleinen Tumor genügt es dafür meist, einen Teil der Leber zu entfernen (
Leberteilresektion
). Da die Leber grundsätzlich ein großes Regenerationspotenzial hat, können insgesamt bis zu 85 Prozent des Lebergewebes operativ entfernt werden. Sofern die restlichen 15 Prozent der Leber gesund und voll funktionsfähig sind, kann die Leber weiterhin ihre Aufgaben erfüllen. Die verbliebenen gesunden Leberzellen ersetzen das entfernte Gewebe nach und nach.
Hat sich der Leberkrebs auf so viele Bereiche des Organs ausgebreitet, dass eine operative Teilresektion nicht mehr möglich ist, kann eventuell das ganze Organ entfernt und durch eine Spenderleber ersetzt werden. Eine solche
Lebertransplantation
kommt allerdings nur für wenige Patienten in Betracht, weil dafür verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Beispielsweise muss der Tumor auf die Leber beschränkt sein und darf noch keine Tochtergeschwülste (Leberkrebs-Metastasen) – etwa in Lymphknoten – gebildet haben.
Es gibt verschiedene lokal-ablative Verfahren zur Behandlung von Leberkrebs. Hier die wichtigsten:
Bei der
Radiofrequenz-Ablation (RFA, RFTA, RITA)
führt der Arzt unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle eine Sonde in den bösartigen Tumor ein. Über diese wird dann das Tumorgewebe mithilfe von Radiofrequenzwellen auf über 100 Grad Celsius erhitzt. Auf diese Weise lassen sich Tumorareale mit einem Durchmesser von bis zu drei bis fünf Zentimetern zerstören. Bei mehreren Tumorherden sind meist mehrere Sitzungen nötig. Sie werden jeweils unter Kurznarkose durchgeführt.
Auch bei der
Mikrowellenablation (MWA)
wird das Tumorgewebe lokal erhitzt und dadurch zerstört. Es kommen dabei allerdings noch höhere Temperaturen (bis zu 160 Grad) zum Einsatz als bei der Radiofrequenz-Ablation (RFA).
Ein anderes lokal-ablatives Therapieverfahren bei Leberkrebs ist die
perkutane Ethanol- oder Essigsäure-Injektion (PEI)
. Dabei spritzt der Arzt Alkohol (Ethanol) oder Essigsäure durch die Bauchdecke in das betroffene Leberareal. Beide Substanzen bewirken, dass die Krebszellen absterben. Das umliegende gesunde Gewebe bleibt dagegen weitgehend verschont. Die perkutane Ethanol- oder Essiginjektion wird meist in mehreren Sitzungen in mehrwöchigen Abständen wiederholt.
Experten empfehlen zur Behandlung von Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom) die Radiofrequenz- oder Mikrowellen-Ablation als lokal-ablatives Verfahren. Die perkutane Ethanol- oder Essigsäureinjektionen haben sich als weniger effektiv als etwa die RFA erwiesen.
Unter Embolisation versteht man den gezielten Verschluss von Blutgefäßen. Im Rahmen der Leberkrebs-Therapie kann man das bei Gefäßen machen, die den Tumor mit Blut versorgen:
Über einen Zugang in den Leistenarterien schiebt der Arzt unter Röntgenkontrolle eine biegsame Kanüle (Katheter) bis zur Leberarterie vor. Jeder Lebertumor wird über eine oder mehrere Verzweigungen dieser
Arterie
mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Im nächsten Schritt spritzt der Arzt über den Katheter kleine Kunststoffteilchen in diese Gefäße und verschließt sie dadurch – die Krebszellen, die nun von der Blutzufuhr abgeschnitten sind, sterben ab.
Dieses Therapieverfahren wird
transarterielle Embolisation (TAE)
genannt. Sie kann mit einer lokalen
Chemotherapie
kombiniert werden: Dazu spritzt der Arzt über den Katheter auch noch einen Wirkstoff in die Tumornähe, der Krebszellen abtötet (Chemotherapeutikum). Dann spricht man von
transarterieller Chemo-Embolisation (TACE)
.
Dieses Verfahren wird oft auch
Selektive interne Radiotherapie (SIRT)
genannt. Es handelt sich dabei um eine neuartige örtliche Strahlenbehandlung von innen. Sie kommt in Betracht, wenn Leberkrebs nicht operativ entfernt werden kann und noch keine Tocherabsiedlungen gebildet hat:
Auch hier wird wieder ein Katheter über die Leiste in die Leberarterie eingeführt. Über diesen Katheter schleust der Arzt dann zahlreiche winzige, radioaktive Kügelchen in jene Gefäße ein, die den Tumor versorgen. Das hat zwei Effekte: Zum einen werden die Gefäße verschlossen, sodass der Tumor von der Blutzufuhr abgeschnitten wird. Zum anderen werden die Krebszellen einer hohen lokalen Strahlendosis ausgesetzt, die sie abtötet.
Bei einer Hochpräzisionsradiotherapie wird eine hohe Strahlendosis von außen sehr präzise auf ein genau umschriebenes Körperareal – den Tumor oder eine Metastase – gerichtet. Das Verfahren wird auch stereotaktische Bestrahlung (engl.: "Stereotactic Body Radiotherapy", SBRT) genannt. Sie kommt in Betracht, wenn andere lokale Therapieverfahren zur Behandlung von Leberkrebs nicht möglich sein.
Im Jahr 2007 wurde mit Sorafenib der erste zielgerichtete Wirkstoff zur Behandlung von Leberkrebs zugelassen. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Multi-Kinase-Hemmer (
Multi-Kinase-Inhibitor
): Durch die Blockade bestimmter
Enzyme
verzögert er das Wachstum des Tumors und der ihn versorgenden Blutgefäße. Sorafenib kann bei fortgeschrittenem Leberkrebs verordnet werden.
Neben Sorafenib stehen inzwischen noch weitere Enzymhemmer (Multi-Kinase- bzw.
Tyrosinkinasehemmer
) für die Leberkrebs-Therapie zur Verfügung, darunter Regorafenib und Lenvatinib.
Für bestimmte Patienten mit Leberzellkrebs kommt eine Kombinationstherapie mit den künstlich hergestellten
monoklonalen Antikörpern
Atezolizumab und
Bevacizumab
in Frage. Atezolizumab hemmt ein von den Krebszellen produziertes Protein (PD-L1), das dafür sorgt, dass das körpereigene Immunsystem nicht gegen die Tumorzellen vorgeht. Durch die Blockade von PD-L1 kann Atezolizumab diese "Bremse" der Immunabwehr aufheben, sodass der Körper effektiver gegen die bösartigen Zellen vorgehen kann.
Bevacizumab hemmt gezielt den Wachstumsfaktor VEGF. Dieser wird von Tumoren hergestellt, um die Neubildung von Blutgefäßen anzuregen – für eine bessere Versorgung des Tumors. Durch die Hemmung von VEGF kann Bevacizumab also die Versorgung und damit das Wachstum der bösartigen Geschwulst verringern.
Der Wirkstoff Ramucirumab ist ein weiterer monoklonaler Antikörper, der in bestimmten Fällen von Leberzellkrebs gegeben werden kann. Er besetzt bestimmte Bindungsstellen (Rezeptoren) des Wachstumsfaktors VEGF und blockiert damit dessen Wirkung.
Die Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten kommt nur für ausgewählte Patientengruppen in Betracht.
Gegen viele Krebserkrankungen setzen Mediziner eine systemische (= auf den ganzen Körper wirkende) Chemotherapie ein – also Medikamente, die allgemein das Wachstum sich schnell teilender Zellen (wie Krebszellen) hemmen.
Bei Erwachsenen mit Leberzellkrebs wird eine solche Chemotherapie aber nicht standardmäßig angewendet, weil sie hier im Allgemeinen wenig wirkt. Im Einzelfall kann sie aber überlegt werden, etwa im Leberkrebs-Endstadium als schmerzlindernde (palliative) Maßnahme. Der Leberkrebs-Verlauf lässt sich dadurch zwar nicht gänzlich stoppen, aber zumindest verlangsamen.
Kinder und Jugendliche mit Leberzellkrebs sprechen im Unterschied zu Erwachsenen in fast der Hälfte aller Fälle gut auf eine systemische Chemotherapie an. Deshalb gehört sie bei der Behandlung dieser Patientengruppe zum Standard.
Ob Leberkrebs heilbar ist, hängt vom Stadium der Erkrankung ab: Die Leberkrebs-Prognose ist umso besser, je früher die Krankheit erkannt wird.
Oft wird der bösartige Tumor aber erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Die therapeutischen Möglichkeiten sind dann begrenzt. Wie bei den meisten Tumorerkrankungen gilt dann auch bei Leberkrebs: Lebenserwartung und Heilungschancen sind bei später Diagnosestellung schlecht. Die Krebszellen haben sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf andere Organe ausgebreitet und Tochtergeschwulste (Leberkrebs-Metastasen) gebildet. Bei der häufigsten Form von Leberkrebs – dem hepatozellulären Karzinom (Leberzellkrebs) – leben fünf Jahre nach der Diagnose im Schnitt noch jeweils 15 Prozent der betroffenen Frauen und Männer (Fünf-Jahres-Überlebensrate).
Wer Leberkrebs vorbeugen möchte, sollte die bekannten Risikofaktoren (siehe oben) nach Möglichkeit vermeiden:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
Leberkrebs
Leberkrebs: Beschreibung
Verschiedene Arten bösartiger Lebertumoren
Primäre Lebertumoren
Sekundäre Lebertumoren
Häufigkeit von Leberkrebs
Leberkrebs: Symptome
Leberkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Hepatozelluläres Karzinom - Risikofaktoren
Leberzirrhose
Für die Leber giftige Stoffe (Hepatotoxine)
Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose)
Intrahepatisches Cholangiokarzinom (iCC) - Risikofaktoren
Hämangiosarkom der Leber - Risikofaktoren
Leberkrebs: Untersuchungen und Diagnose
Anamnese und körperliche Untersuchung
Blutuntersuchungen
Bildgebende Verfahren
Biopsie
Leberkrebs: Klassifikation nach Ausbreitung
Leberkrebs: Behandlung
Operation / Lebertransplantation
Lokal-ablative Verfahren
Transarterielle (Chemo-)Embolisation (TAE/TACE)
Transarterieller Radio-Embolisation (TARE)
Hochpräzisionsradiotherapie
Medikamente
Zielgerichtete Medikamente
Systemische Chemotherapie
Leberkrebs: Krankheitsverlauf und Prognose
Leberkrebs: Vorbeugung
Autoren- & Quelleninformationen