Illness name: speiseroehrenentzuendung

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Speiseröhrenentzündung

Von Lukas von Kunhardt , Student der Humanmedizin
Lukas von Kunhardt

Lukas v. Kunhardt studiert Humanmedizin an der LMU München. Seit 2022 ist er Teil der NetDoktor-Redaktion und verfasst dort unter anderem medizinische Fachtexte. Er interessiert sich sehr für die Belange von Patienten und möchte ihnen durch seine Artikel den Zugang zur Medizin erleichtern.

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Bei einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) entzündet sich die Schleimhaut der Speiseröhre. Betroffene haben zum Beispiel ein Brennen hinter dem Brustbein, Schluckbeschwerden oder einen “Kloß im Hals“. Am häufigsten entsteht die Speiseröhrenentzündung durch zurückfließende Magensäure (Reflux) oder eine Infektion. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache, wobei auch manche Hausmittel unterstützen können. Alles zum Thema Speiseröhrenentzündung lesen Sie hier!

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. K20

Kurzübersicht

  • Typische Symptome einer Speiseröhrenentzündung sind Schluckbeschwerden und ein Brennen hinter dem Brustbein. Betroffene haben wenig Appetit und verlieren womöglich an Gewicht. Manchmal hingegen gibt es keine klar erkennbaren Symptome.
  • Ursachen : Zurückfließende Magensäure (Reflux), Infektionen, Medikamente oder das Immunsystem selbst reizen und entzünden die Schleimhaut.
  • Behandlung : Die Therapie hängt von der Ursache ab. Manchmal genügen Anpassungen des Lebensstils, in anderen Fällen sind mit Medikamente oder eine Operation nötig.
  • Untersuchung : Eine Abklärung durch einen Arzt ist in jedem Fall ratsam. Er blickt mithilfe einer Endoskops in die Speiseröhre (Speiseröhren-Magenspiegelung). Ggf. nimmt er Gewebeproben und Abstriche.
  • Hausmittel : Hilfreich sind Anpassungen des Lebensstils. Dazu gehören Verzicht auf reizende Substanzen und eine Ernährungsumstellung.
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Was ist eine Speiseröhrenentzündung?

Die Speiseröhrenentzündung bezeichnet die Entzündung der Schleimhaut, die die Innenseite der Speiseröhre (Ösophagus) auskleidet. Mediziner sprechen von einer Ösophagitis . Die Entzündung selbst rufen Zellen des Abwehrsystems hervor.

Sie reagieren etwa auf Reizstoffe oder Krankheitserreger und schütten Botenstoffe aus. Dadurch schwillt das Gewebe an, erwärmt und rötet sich und tut weh. Kurzum: Es entzündet sich. Je nach Ursache unterscheiden Mediziner verschiedene Formen einer Speiseröhrenentzündung. Die Entzündung kann akut aufflammen und rasch abklingen oder aber chronisch verlaufen.

Am häufigsten entzündet sich die Speiseröhre durch zurückfließende Magensäure, Refluxösophagitis genannt. Es können aber auch Infektionen, die Ernährungsweise oder Störungen des Immunsystems verantwortlich sein.

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Wie äußert sich eine Speiseröhrenentzündung?

Eine entzündete Speiseröhre kann verschiedene Beschwerden hervorrufen, manchmal aber auch beschwerdefrei verlaufen. Typische Symptome einer Speiseröhrenentzündung sind:

  • Schluckbeschwerden ( Dysphagie ) : Betroffenen fällt es schwer zu schlucken, teilweise haben sie auch Schmerzen (Odynophagie). Ob schmerzhaft oder nicht, hängt von der Ursache ab.
  • Kloß im Hals : Nahrungsstücke bleiben durch die gestörte Funktion der Speiseröhre leichter stecken und sind im Hals spürbar. Oftmals verursacht die Entzündung selbst das Kloßgefühl.
  • Appetitlosigkeit : Mitunter durch die Schluckbeschwerden oder Schmerzen schwindet die Lust am Essen.
  • Schmerzen : Auch ein Brennen oder Schmerzen hinter dem Brustbein können auftreten. Je nach Ursache treten sie beim Hinlegen nach dem Essen oder beim Schlucken auf.
  • Übelkeit und Erbrechen : Wenn Nahrung etwa in der Speiseröhre stecken bleibt, wird sie häufig wieder erbrochen. Manchmal gelangt Heruntergeschlucktes auch ohne erkennbares Erbrechen wieder zurück in den Mund (Regurgitation).

Schmerzen hinter dem Brustbein und Übelkeit können auch auf einen Herzinfarkt hindeuten.Weitere Warnzeichen sind Schweißausbruch, Atemnot oder Kreislaufprobleme . Lassen sie die Beschwerden umgehend von einem Arzt abklären (Notarzt).

Aufgrund der Appetitlosigkeit verlieren gerade bei chronischen Fällen Betroffene an Gewicht ( Gewichtsabnahme ). Liegt wiederum eine Infektion zugrunde, können die Krankheitserreger unter Umständen ins Blut gelangen und eine Sepsis („Blutvergiftung“) auslösen.

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Welche Hausmittel helfen?

Kamillentee, Brot oder Natron? Die meisten bekannten Hausmittel der Speiseröhrenentzündung sind vor allem bei Reflux sinnvoll. Sie zielen darauf ab, die Magensäure zu neutralisieren oder aus der Speiseröhre zu spülen. Mehr dazu lesen Sie in unseren Artikeln „ Refluxkrankheit “ und „ Sodbrennen “.

Reizt und entzündet eine andere Ursache die Speiseröhre, können diese Hausmittel wirkungslos oder sogar kontraproduktiv sein.

Außerdem können folgende Tipps für den Alltag die Speiseröhre schützen:

Wasser und Kamillentee gegen Speiseröhrenentzündungen

Vom Mund aus fließt den ganzen Tag über Speichel durch die Speiseröhre ab und spült Nahrungsreste, Säure und Schädlinge in den Magen . Diesen Prozess kann man durch häufiges Trinken selbst unterstützen. Wasser und Kamillentee sind aufgrund ihrer Bekömmlichkeit besonders geeignet.

Kamillentee hat zudem leicht antibakterielle Eigenschaften. Wichtig ist, Tee und andere Getränke nicht zu heiß zu konsumieren, da das die Schleimhaut reizt. Beim Kauen wird die Speichelproduktion erhöht. Daher ist es ratsam, beim Essen bewusst ausgiebig zu kauen („Gut gekaut ist halb verdaut!“). Auch Kaugummi kauen nach dem Essen hilft: Es regt die Speichelproduktion nachhaltig an

Kaffee, Alkohol und Zigaretten vermeiden

Wichtig ist außerdem, äußere Reize auf die Speiseröhrenschleimhaut zu reduzieren. Kaffee und Alkohol reizen die Schleimhaut. Trinken Sie bei einer Ösophagitis daher möglichst wenig Kaffee und verzichten Sie auf Alkohol . Auch saure Fruchtsäfte greifen die Schleimhaut zusätzlich an und werden besser gar nicht getrunken.

Welche allgemeinen Maßnahmen noch helfen und den Beschwerden einer Speiseröhrenentzündung in bestimmten Fällen vorbeugen können, lesen Sie in unserem Beitrag „ Sodbrennen “.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, sich nicht bessern oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

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Wie wird eine Speiseröhrenentzündung behandelt?

Die möglichen Behandlungen einer Speiseröhrenentzündung hängen von der Ursache ab. Ärzte Sätzen beispielsweise Säureblocker oder Medikamente gegen Krankheitserreger ein (Antiinfektiva). Die folgende Liste nennt die übliche Behandlung häufiger Ösophagitis-Formen:

  • Refluxkrankheit : Meistens genügt eine Anpassung des Lebensstils. Überdies verordnen Ärzte oft Protonenpumpeninhibitoren (PPI) , die die Säureproduktion im Magen hemmen. Alles Weitere lesen Sie in unserem Artikel “ Refluxkrankheit ”.
  • Infektion durch Candida Hefepilze ( Soorösophagitis ): Gegen die Pilzinfektion helfen Pilzmittel ( Antimykotika ) wie Fluconazol . Die Ärzte suchen außerdem nach der Ursache der Erkrankung, da Candida Infektionen in dieser Form bei gesunden Menschen nur selten vorkommen. Im Beitrag " Soorösophagitis " erfahren Sie mehr dazu.
  • Virusinfektion durch Herpes- oder Zytomegalieviren: Gegen eine virale Speiseröhrenentzündung verschreibt der Arzt sogenannte Virostatika . Sie bremsen die Vermehrung des Virus im Körper. Gegen eine CMV-Ösophagitis setzt er etwa Ganciclovir, bei einer Herpes-Ösophagitis Aciclovir ein.
  • Morbus Crohn : Bei chronisch entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn werden Medikamente benutzt, die das Immunsystem herunterregulieren . Im akuten Fall kommen z.B. Kortikosteroide („ Kortison “) zum Einsatz. Mehr dazu lesen Sie hier .
  • Eosinophile Ösophagitis : Bei einer eosinophilen Ösophagitis hilft meist, die Ernährung so anzupassen, bis die Entzündung abnimmt. Zudem verordnen Ärzte Protonenpumpenhemmer und Kortikosteroide („Kortison“). Alles zur Behandlung der eosinophile Ösophagitis lesen Sie hier .
  • Verätzungen: Bei schweren Verätzungen müssen nekrotische (abgestorbene) Abschnitte der Speiseröhre in einer Operation entfernt werden. Das fehlende Segment ersetzen Ärzte häufig durch ein Stück Darm . Alternativ ziehen sie den Magen hoch.
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Ursachen und Risikofaktoren einer Speiseröhrenentzündung

Eine Speiseröhrenentzündung hat viele mögliche Ursachen. Grob unterteilen lassen sich diese in zwei Gruppen: Zum einen können beispielsweise Magensäure oder Medikamente die Schleimhaut direkt schädigen und entzünden. Zum anderen können Krankheitserreger die Schleimhaut infizieren. Sie spielen meist dann eine Rolle, wenn das Abwehrsystem stark geschwächt ist.

Die folgende Auflistung enthält die wichtigsten Ursachen einer Speiseröhrenentzündung.

Refluxkrankheit : Magensäure ist die häufigste Ursache von Speiseröhrenentzündungen. Die Säure und das Enzym Pepsin schädigen die Speiseröhrenschleimhaut direkt. Infolgedessen setzen Entzündungsreaktionen ein, die akut oder chronischen verlaufen können. Alles zum Thema Refluxkrankheit finden sie hier .

Entzündliche Erkrankungen : Manche entzündlichen Erkrankungen betreffen unter Umständen auch die Speiseröhre. Auslöser sind vor allem die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn oder eine Sarkoidose .

Medikamente : Manche Medikamente stören die Speiseröhrenbewegung und begünstigen so einen Rückfluss von Magensäure, manche schädigen die Schleimhaut direkt. Dazu gehören Tetrazykline, Bisphosphonate, Clomethiazol und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, bekannt als Schmerzmittel). Ein Tipp: Nehmen Sie Tabletten immer mit viel Wasser ein!

Eosinophile Ösophagitis : Bei dieser Erkrankung reagieren Patienten auf bestimmte Stoffe ähnlich einer Allergie. Dadurch entzündet sich die Speiseröhrenschleimhaut. Betroffen sind häufig bekannte Allergiker ( Heuschnupfen usw.) und Asthmatiker. Mehr zum Thema Eosinophile Ösophagitis lesen Sie hier.

Infektiös : Hefepilze (Candida) und Viren (insb. Herpes-simplex- und Zytomegalievirus) sind die häufigsten Erreger, die die Speiseröhre befallen. Aber auch Bakterien (bspw. Viridans-Streptokokken, Staphylokokken) oder Parasiten (bspw. Kryptosporidien) können eine Speiseröhrenentzündung auslösen. Betroffen sind vornehmlich abwehrgeschwächte Menschen, etwa durch abwehrunterdrückende Medikamente (Immunsuppressiva, Chemotherapien), Krebs oder AIDS. Möglicherweise tritt die Ösophagitis im Rahmen einer Syphilis oder Tuberkulose auf.

Strahlung : Bei Krebs auf Brusthöhe trifft eine Bestrahlungstherapie gezwungenermaßen auch das Gewebe der Speiseröhre. Diese nimmt dadurch Schaden und kann sich im Verlauf entzünden. Die Strahlungsdosis bestimmt das Risiko für diese sogenannte Strahlenösophagitis.

Verätzungen : Säuren und Laugen fügen der Speiseröhre große Schäden zu, wenn sie verschluckt werden. Besonders gefährlich sind dabei Laugen etwa in Bleich- oder Flächendesinfektionsmittel. Sie verflüssigen das umliegende Gewebe und können die Speiseröhrenwand durchbrechen lassen. Auch verschluckte Batterien lösen Verätzungen aus.

Verätzungen der Speiseröhre stellen einen Notfall dar und müssen umgehend im Krankenhaus behandelt werden. Alarmieren sie bei Verdacht auf Verätzungen umgehend den Notarzt.

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Wie lange hält eine Speiseröhrenentzündung an?

Bei der Prognose einer Speiseröhrenentzündung spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Entscheidend sind die Ursache, die Dauer und der Schweregrad der Entzündung. Je früher man der Ursache entgegenwirkt, desto schneller kann die Speiseröhre anfangen, sich zu regenerieren. Je nachdem, wie stark der bisher genommene Schaden ist, dauert dieser Reparaturprozess mehr oder weniger lang.

In manchen Fällen verläuft eine Speiseröhrenentzündung chronisch, etwa wenn ein Reiz wie die Magensäure anhält und Betroffene kaum Beschwerden verspüren oder diesen nicht nachgehen. In solchen Fällen kann sich die Schleimhaut der Speiseröhre umbauen und es entsteht ein sogenannter Barrett-Ösophagus. Auch wenn dies eine Schutzmaßnahme des Körpers ist, erhöht sich damit das Risiko von Speiseröhrenkrebs .

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Wie wird eine Speiseröhrenentzündung festgestellt?

Der erste Ansprechpartner bei Beschwerden einer Speiseröhrenentzündung ist der Hausarzt. Er befragt und untersucht den Patienten. Gegebenenfalls überweist er ihn dann zu einem Spezialisten für Krankheiten des Verdauungstrakts, dem Gastroenterologen.

Das wichtigste Mittel zur Diagnostik ist die Spiegelung der Speiseröhre (Ösophagoskopie) . Bei diesem Verfahren führt der Untersucher einen beweglichen Schlauch mit einer Kamera in die Speiseröhre ein. Dadurch sieht er die Schleimhaut und mögliche Veränderungen, die oft schon auf eine bestimmte Form einer Speiseröhrenentzündung hinweisen.

Rötliche Streifen und Schleimhautschäden sprechen für eine Entzündung. Manchmal blutet die Schleimhaut auch leicht. Sieht der Untersucher weiße Beläge auf der Schleimhaut, liegt wahrscheinlich Infektion mit dem weißen Hefepilz Candida vor.

In manchen Fällen entnimmt der Arzt zusätzlich Abstriche und kleine Gewebeproben (Biopsien) und schickt sie in ein Labor. Dort untersucht man die Proben unter einem Mikroskop und beurteilt den Zustand der Schleimhautzellen genauer. Viren und andere Erreger der Speiseröhrenentzündung lassen sich dort ebenfalls nachzuweisen.

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Lukas von Kunhardt

Lukas v. Kunhardt studiert Humanmedizin an der LMU München. Seit 2022 ist er Teil der NetDoktor-Redaktion und verfasst dort unter anderem medizinische Fachtexte. Er interessiert sich sehr für die Belange von Patienten und möchte ihnen durch seine Artikel den Zugang zur Medizin erleichtern.

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ICD-Codes:
K20
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Avidan B. et al.: Walking and chewing reduce postprandial acid reflux, in: Aliment Pharmacol Ther 2001; 15: 151–155; doi: 10.1046/j.1365-2036.2001.00902.x
  • Herold, G. (Hrsg.): Innere Medizin, Selbstverlag, 2022
  • Kasper, D. L. et al.: Harrison's principles of internal medicine, McGraw Hill Education, 19. Auflage, 2015
  • Layer, P. et Ulrich, R. (Hrsg.): Facharztwissen Gastroenterologie, Elsevier Verlag, 2017
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Gastroösophageale Refluxkrankheit, Stand: August 2014, derzeit in Überarbeitung, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 31.10.2022)
  • Messmann, H. (Hrsg.): Klinische Gastroenterologie, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2021
  • Ralston S. H. et al.: Davidson’s principles and practice of medicine, Elsevier Health Sciences, 23. Auflage, 2018
  • Zeuzem S. et al.: Duale Reihe Innere Medizin - Ösophagitis, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018