Illness name: reizdarm

Description:

Reizdarm

Von Dr. med. R. Schwarz , Ärztin
und Christiane Fux , Medizinredakteurin
Dr. med. R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

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Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Ein Reizdarm beruht auf einer funktionellen Störung des Darms. Typische Symptome sind Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall oder Verstopfung. Häufig verstärken sie sich bei Stress. Die Krankheit kann sehr belastend sein, ist aber nicht gefährlich. Für eine sichere Diagnose muss der Arzt andere mögliche Ursachen ausschließen. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Beschwerden, Auslösern und den Behandlungsmöglichkeiten bei Reizdarm.

ICD-Codes für diese Krankheit: ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen. K58

Reizdarm: Kurzübersicht

  • Häufigste Symptome: Bauchschmerzen , Durchfall und/oder Verstopfung, Blähungen
  • Mögliche Ursachen: Gestörte Barrierefunktion der Darmwand, gestörte Darmtätigkeit, erhöhte Immunaktivität in der Darmwand, verstärkte Schmerzwahrnehmung
  • Diagnose: entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Magen-Darm-Infektionen, gynäkologische Ursachen müssen für die Diagnose eines Reizdarms ausgeschlossen werden (Ausschlussdiagnosen).
  • Behandlung: stets individuelles Behandlungskonzept mit Medikamenten, pflanzlichen Mitteln, Homöopathika, Probiotika, Ernährungsumstellung, Stressreduktion
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Reizdarm: Symptome

Bei einem Reizdarm (Colon irritabile) ist die Darmfunktion gestört. Daher verändert sich der Stuhl: Die Patienten leiden häufig an Durchfällen oder Verstopfung.

Bei einigen Patienten ist der Stuhlgang allerdings unverändert. Sie leiden vor allem unter Schmerzen oder unter Blähungen, einem Blähbauch und abgehenden Darmwinden. Diese Symptome treten in Kombination mit Durchfall und Verstopfung auf.

Reizdarm-Symptome: Die vier Krankheitstypen

Abhängig davon, welche Symptome im Vordergrund stehen, unterteilt man das Reizdarmsyndrom in vier Krankheitstypen:

  • Durchfalltyp
  • Verstopfungstyp
  • Schmerztyp
  • Blähungstyp.

Neben diesen vier Hauptformen treten auch Mischtypen auf. Außerdem kann der eine Krankheitstyp auch in einen anderen übergehen oder sie wechseln einander ab. Durchfall und Verstopfung beispielsweise können sogar am selben Tag auftreten.

Bei allen vier Krankheitstypen treten zudem folgende weitere Reizdarm-Symptome häufig auf:

  • Völlegefühl
  • Gefühl, dass sich der Darm beim Stuhlgang nicht völlig entleert
  • Schleimauflagerungen auf dem Stuhl

Schmerzen bei Reizdarm

Bauchschmerzen sind ein Hauptsymptom des Reizdarm-Syndroms. Die Schmerzen können an verschiedenen Stellen im Bauch auftreten und unterschiedlichen Charakter haben, beispielsweise:

  • brennender oder stechender Dauerschmerz
  • eher krampfartige Schmerzen in Wellen
  • Seitenstechen-artige Schmerzen
  • dumpfer Schmerz, wie ein ständiges Druckgefühl im Unterbauch

Die Bauchschmerzen bei einem Reizdarm entstehen zum einen durch die gereizte Darmschleimhaut, andererseits aufgrund der Dehnung der Darmwand durch die vermehrte Gasbildung. Darauf regiert die Darmmuskulatur mit Kontraktionen.

Durchfall bei Reizdarm

Bei Reizdarm-Kranken des Durchfall-Typs ist der Stuhl sehr weich bis flüssig. Die Zahl der Stuhlgänge steigt auf mehr als drei pro Tag. Manche Reizdarm-Patienten mit Durchfall leiden zudem unter einem plötzlich auftretenden, starken Stuhldrang. Sie wagen sich deshalb kaum noch, sich weiter von einer Toilette zu entfernen.

Verstopfung bei Reizdarm

Umgekehrt können bei einem Reizdarmsyndrom Symptome von Verstopfung auftreten. Betroffene haben sehr harten Stuhl, der in der Form an Schafskot erinnert. Diese Patienten können oft nur dreimal oder noch seltener in der Woche zur Toilette gehen.

Blähungen und Blähbauch bei Reizdarm

Bei jeder gesunden Verdauung entstehen Gase im Darm. Bei Reizdarm können sie sich aber durch gestörte Darmbewegungen und Nahrungsverwertung im Übermaß bilden. Für die Patienten ist das besonders unangenehm, da ihre Darmwand auf den Dehnungsreiz durch die Gasblasen stärker reagiert als gewöhnlich. Krampfartige Bauchschmerzen sind oft die Folge.

Können die Darmwinde nicht ausreichend entweichen, bildet sich ein Blähbauch, der trommelartig aufgetrieben sein kann und schmerzt.

Weitere Veränderungen des Stuhlgangs

Zwar bessern sich die verschiedenen Symptome meistens nach dem Stuhlgang, manche Reizdarmpatienten empfinden den Stuhlgang selbst aber als schmerzhaft.

Zudem haben viele Betroffene das Gefühl, dass der Darm nicht richtig entleert werden konnte. Das verleitet manche dazu, Abführmittel zu verwenden. Solche Medikamente helfen dann aber nicht und können den Reizzustand noch verstärken. Sind Abführmittel wirklich erforderlich, sollten sie wegen der möglichen Nebenwirkungen als kurzfristige Lösung betrachtet werden.

Häufig bei Reizdarm sind außerdem Schleimauflagerungen auf dem Stuhl.

Völlegefühl

Unabhängig davon, ob Patienten mit Reizdarm Durchfall oder Verstopfung haben, leiden sie oft unter einem permanenten Völlegefühl. Dieses bessert sich meistens nach dem Stuhlgang, kann aber auch auftreten, wenn die Betroffenen gar keine Nahrung zu sich genommen haben und der Darm relativ leer ist.

Verwechslungsgefahr mit anderen Krankheiten

Die Beschwerden beim Reizdarm-Syndrom sind unspezifisch. Das heißt, sie treten auch bei einer Vielzahl weiterer Erkrankungen auf. Bevor die Diagnose Reizdarm gestellt wird, müssen diese daher ausgeschlossen werden. Mögliche andere Ursachen für die Beschwerden sind

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten, auch gegen Laktose, Fruktose, Sorbit oder Gluten
  • Entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
  • Magen-Darm-Infektionen
  • Gynäkologische Erkrankungen, darunter auch Eierstockkrebs

Achtung! Irreführende Symptome

Bei den folgenden Symptomen handelt es sich nicht um typische Reizdarm-Symptome. Eine rasche ärztliche Abklärung ist bei ihnen notwendig, da hinter ihnen potenziell gefährliche Erkrankungen stecken können.

  • Durchfall, der vor allem nachts auftritt
  • Fieber (akut oder chronisch-wiederkehrend)
  • Blut im Stuhl
  • Starker ungewollter Gewichtsverlust
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Reizdarm: Ursachen und Risikofaktoren

Zur Entstehung von Reizdarm gibt es zahlreiche Hypothesen, für die es aber bislang erst wenige gesicherte Belege gibt.

Wissenschaftler konnten jedoch eine ganze Reihe typischer Veränderungen im Darm von Betroffenen feststellen. Diese Veränderungen treten aber nicht nur bei Reizdarm auf, sondern kommen beispielsweise auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen vor. Dazu gehören:

Gestörte Darmperistaltik (Motilitätsstörung)

Man vermutet, dass bei einem Reizdarmsyndrom die natürliche Darmbewegung gestört ist. Das bedeutet, die Bewegungen zur Beförderung der verdauten Nahrung laufen nicht optimal ab.

Die Darmperistaltik wird über ein eigenständiges Nervensystem reguliert, mit dem die Darmwand ausgestattet ist. Dieses wird auch als „Bauchhirn“ bezeichnet.

Das Bauchhirn erfasst, wenn Nahrung in den Darm gelangt und die Wand dehnt. Zusammen mit dem Botenstoff Serotonin steuert das Darmnervensystem die Verdauung. Es regt die Darmmuskulatur dazu an, sich im Wechsel anzuspannen und zu erschlaffen.

Bei einem Reizdarm gibt das Nervensystem der Darmmuskulatur fehlerhafte Anweisungen. Als Folge ziehen sich die Muskeln zu schnell, zu langsam oder im falschen Moment zusammen oder sie entspannen sich nicht mehr richtig. Der Nahrungsbrei wird daher bei einige Patienten zu schnell transportiert. Dann kann ihm im Dickdarm nicht genügend Wasser entzogen werden. Die Folge ist Durchfall.

Auch das Gegenteil ist möglich: Bewegt sich die Muskulatur zu langsam, kann eine Verstopfung auftreten. Reizdarm-Krämpfe wiederum entstehen unter anderem, wenn sich die Muskeln zu stark und zu lange zusammenziehen oder gar nicht mehr richtig entspannen.

Erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut

Auch eine unnatürlich starke Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky Gut) kann Reizdarm-Symptome auslösen. In der Darmschleimhaut sind normalerweise benachbarte Zellen jeweils über eine Art Haftbrücke (tight junction) eng miteinander verbunden. Sie schließen die Verbindung zwischen den Zellen dicht ab, sodass keine Fremdstoffe oder Krankheitserreger zwischen den Zellen hindurchgelangen können.

Solange diese Haftbrücken zwischen den Zellen intakt sind, bildet die Gesamtheit der Darmschleimhautzellen eine effektive Barriere. Sie verhindert, dass Fremdstoffe unkontrolliert aus dem Darmraum in den Körper eindringen.

Bei Menschen mit einem Reizdarm bauen sich diese Haftbrücken schneller als normalerweise ab. Die Zellen sind dadurch nicht mehr so fest miteinander verbunden, was die Barrierefunktion der Darmschleimhaut schwächt. So können beispielsweise Fremdstoffe oder Krankheitserreger leichter die Darmschleimhaut durchdringen und dort eine Immunreaktion auslösen.

Erhöhte Immunaktivität in der Darmschleimhaut

In Gewebeproben der Darmschleimhaut betroffener Menschen herrscht eine erhöhte Immunaktivität. Beispielsweise lassen sich in der Schleimhaut vermehrt Abwehrzellen des Immunsystems und deren Botenstoffe nachweisen. Warum die erhöhte Aktivität bei Reizdarm auftritt, weiß man noch nicht.

Infektionen des Magen-Darm-Trakts als Ursache des Reizdarms

Mehrere Studien belegen, dass ein Reizdarm mitunter Folge einer Magen-Darm-Infektion sein kann. Insbesondere tritt dann ein Reizdarm mit starkem Durchfall auf. Bestimmte Bakterien wie Campylobacter jejuni sind dafür möglicherweise häufiger verantwortlich als andere Arten. Allerdings lässt sich nur etwa einer von zehn Fällen von Reizdarm auf einen vorangegangenen Magen-Darm-Infekt zurückführen.

Gestörte Darmflora

Auch eine gestörte Darmflora kann zu einem Reizdarm beitragen. Gerät die natürliche Mischung der nützlichen Bakterien im Darm aus der Balance, kann das die Darmfunktion beeinträchtigen und verstärke Gasbildung begünstigen. Ursachen für eine gestörte Darmflora können Medikamente wie Antibiotika sein, aber auch Magen-Darm-Infekte.

Hilfreiche Darmbakterien
Verschiedene Darmbakterien können oral eingenommen beim Reizdarmsyndrom helfen.

Gestörter Serotoninhaushalt

Auch der Serotoninhaushalt könnte bei Reizdarm gestört sein. Der Botenstoff Serotonin ist unter anderem dafür verantwortlich, wie Schmerz wahrgenommen wird. Wird das Nervensystem des Darms bei einem Reizdarm aktiviert, kann es nicht optimal regulieren, wie viel Botenstoffe es ausschüttet. So kann es passieren, dass Betroffene ihren Darm stärker wahrnehmen als gewöhnlich und Schmerzen empfinden.

Stress als Auslöser und Verstärker

Ob Angst , Nervosität, Ärger, Kummer oder Arbeitsstress: Unter psychischer Belastung verschlimmern sich die Reizdarm-Symptome oft. Lässt der Stress wieder nach oder entspannt man sich gezielt, bessern sich meistens auch die Symptome.

Akuter Stress führt nachweislich zu Veränderungen im Magen-Darm-Trakt. Die Magensaftproduktion steigt, die Darmbewegungen nehmen zu und die lokale Immunreaktion im Darm verändert sich.

Allerdings reagieren Menschen höchst unterschiedlich auf Stress. Während manche Betroffene Methoden entwickelt haben, um mit Stress umzugehen, leiden andere enorm unter den seelischen und körperlichen Folgen. Ein andauernder Lebensstress ist für die Prognose der Erkrankung von Bedeutung: Patienten mit Lebensstress zeigen nach sechs Monaten keine Besserung ihrer Beschwerden. Dagegen zeigt sich bei 44 Prozent der Patienten ohne Lebensstress eine Besserung. Je länger die Kranklengeschichte besteht, desto geringer ist die Chance auf Besserung.

Reizdarm und seine Auslöser
Reizdarm hat verscheidne Auslöser. Meist kommen gleich mehrere zusammen.

Zusammenhang mit gleichzeitig auftretenden Erkrankungen

Es gibt einige Erkrankungen, die häufig zusammen mit einem Reizdarm auftreten (Komorbiditäten). Es ist möglich, dass Patienten mit diesen Erkrankungen eher dazu neigen, ein Reizdarm-Syndrom zu entwickeln. Zu diesen Erkrankungen zählen:

  • Depression
  • Angststörungen
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom
  • Fibromyalgie
  • Fatigue-Syndrom
  • Chronische (Kopf-)Schmerzen


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Reizdarm: Untersuchungen und Diagnose

Die Diagnose Reizdarm ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, der Arzt muss zunächst andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausschließen, bevor man von einem Reizdarmsyndrom ausgehen darf.

Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom ist ein Facharzt für Innere Medizin, der auf Erkrankungen des Verdauungstraktes spezialisiert ist: ein Gastroenterologe. Beim Arzttermin erkundigt sich der Arzt zunächst über Ihre aktuellen Beschwerden und eventuelle Vorerkrankungen ( Anamnese ). Der Arzt könnte Ihnen dabei zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Wo genau haben Sie Schmerzen und in welchen Situationen treten diese auf?
  • Haben Sie Durchfall oder Verstopfung?
  • Ist Ihnen ein Zusammenhang der Schmerzen mit bestimmten Nahrungsmitteln aufgefallen?
  • Befinden Sie sich derzeit in stressigen Lebensumständen?
  • Ist Ihnen Blut im Stuhl aufgefallen, haben Sie Fieber und haben Sie ungewollt Gewicht verloren? Dies alles wäre untypisch für den Reizdarm.

Es ist auch sinnvoll, ein 2-wöchiges Stuhltagebuch (mit mindestens eriner abnormen Stuhlentleerung) / Ernährungsprotokoll zu führen und die Ergebnisse mit dem Arzt zu besprechen. Insbesondere kann so häufig ein Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und den Beschwerden aufgedeckt werden. Es gibt außerdem spezielle Fragebögen für das Reizdarmsyndrom.

Körperliche Untersuchung

Die Beschwerden bei Reizdarm betreffen in erster Linie den Verdauungstrakt. Deswegen steht der Bauchraum im Mittelpunkt der körperlichen Untersuchung. Der Arzt hört zunächst mit einem Stethoskop den Bauch ab ( Auskultation ). Dabei kann er die Darmtätigkeit hören, aber auch feststellen, wenn sich der Darm wenig oder gar nicht bewegt. Bei einem Reizdarm bewegt sich der Darm häufig übermäßig stark.

Anschließend klopft der Arzt mit den Fingern leicht auf die Bauchdecke. Je nachdem, ob der Darm mit Stuhl oder Luft gefüllt ist, unterscheidet sich der Klang. Da bei Blähungen der Darm vermehrt mit Luft gefüllt ist, entsteht beim Beklopfen eine charakteristische Resonanz.

Zum Schluss tastet der Arzt den Bauch mit den Händen erst oberflächlich und dann etwas tiefer ab. Er kann feststellen, ob bestimmte Darmabschnitte verdickt sind und ob durch die Untersuchung Schmerzen entstehen.

Bauch-Ultraschall

Zur Beurteilung des Darmes ist die Ultraschalluntersuchung bei Reizdarm nur begrenzt aussagekräftig, da die Darmgase das Ultraschallbild stören. Doch können damit andere Ursachen der Beschwerden, wie beispielsweise Erkrankungen der Gallenblase , der Gallenwege, der Leber , der Nieren und der Bauchspeicheldrüse entdeckt werden. Außerdem kann der Arzt im Ultraschall sehen, ob die Darmwand verdickt ist. Das würde auf eine Entzündung hinweisen.

Laboruntersuchungen

Im Labor kann nach verschiedenen Stoffen im Blut, im Urin und im Stuhl gefahndet werden. Sie geben zum Beispiel Hinweise auf Entzündungen oder Infektionen. Bei einem Reizdarmsyndrom sind die Laborwerte allerdings normalerweise unauffällig.

Magenspiegelung und Darmspiegelung

In vielen Fällen muss bei unklaren Beschwerden des Verdauungstrakts eine Magen- und Darmspiegelung durchgeführt werden. Während der Untersuchung kann der Arzt auch eine kleine Probe ( Biopsie ) der Schleimhaut entnehmen. Bei einem Reizdarmsyndrom zeigen sich bestimmte Veränderungen der Darmschleimhaut Diese treten allerdings auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) auf.

Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktose-, Fruktose- oder Sorbitintoleranz sowie auch eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) rufen Beschwerden hervor, die denen des Reizdarmsyndroms ähneln. Sie lassen sich durch einfache Tests bestätigen oder ausschließen.

  • Mit dem H2-Atemtest lassen sich verschiedene Kohlenhydrat-Unverträglichkeiten ermitteln.
  • Zur Diagnose einer Zöliakie wird das Blut auf bestimmte Antikörper untersucht und eine Gewebeprobe der Dünndarmschleimhaut unter dem Mikroskop analysiert.
  • Mithilfe des sogenannten Lactulose-Mannitol-Tests kann man herausfinden, ob die Barrierefunktion des Darms gestört ist (Leaky-Gut-Syndrom).

Diagnosekriterien: Reizdarm

Nach der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) liegt ein Reizdarmsyndrom dann vor, wenn die folgenden drei Punkte bei einem Patienten erfüllt sind:

  • Der Patient leidet unter chronischen, also mindestens an einem Tag pro Woche anhaltenden darmbezogenen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Blähungen, die in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen wie Durchfall oder Verstopfung einhergehen.
  • Aufgrund der Beschwerden wird die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt.
  • Es liegen keine für andere Krankheitsbilder charakteristischen Veränderungen vor, welche die Beschwerden erklären könnten.
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Reizdarm: Behandlung

Für die Reizdarm-Behandlung gibt es keinen allgemeingültigen Therapieansatz. Wodurch sich die Beschwerden bessern lassen, hängt von den unterschiedlichen Symptomen, aber auch von den verschiedenen Auslösern und dem einzelnen Patienten.

Reizdarm-Patienten sollten daher genau beobachten, wie ihr Körper reagiert. Dabei ist es sinnvoll, Beschwerden sowie Ernährung und andere Einflussfaktoren wie Stress und psychische Belastung in einer Art Tagebuch zu erfassen. So können Sie am schnellsten Experte für die eigene Erkrankung werden.

Nehmen Sie Änderungen der Therapie immer nur in kleinen Schritten vor. Mit etwas Geduld finden Sie so die für Sie sinnvollste Behandlungsstrategie gemeinsam mit Ihrem Arzt heraus.

Reizdarmsyndrom: Therapie bei Durchfall

Den Durchfall beim Reizdarm-Syndrom kann man mit verschiedenen Medikamenten behandeln. Die am häufigsten eingesetzten sind Gerbstoffe, der Wirkstoff Loperamid oder sogenannte Gallensäurebinder.

Gerbstoffe werden freigesetzt, wenn man schwarzen Tee oder Eichenrindentee vor dem Trinken lange ziehen lässt. Man kann sie aber auch als Kapsel in der Apotheke kaufen. Sie wirken Entzündungsprozessen im Darm entgegen, verringern die Sekretion und bremsen die Darmbewegung.

Loperamid ist ein entfernt dem Opium verwandter, synthetisch hergestellter Stoff, der jedoch fast ausschließlich lokal am Darm wirkt und die übererregte Darmmuskulatur ruhigstellt. Der Stuhl verweilt dadurch länger im Dickdarm, sodass ihm mehr Flüssigkeit entzogen werden kann und er wieder fester wird. Loperamid sollte allerdings nur für kurze Zeit und streng nach Dosierungsvorschrift eingenommen werden, da das Medikament sonst zu ausgeprägter Verstopfung führen würde.

Gallensäurebinder wie Cholestyramin heften sich an Gallensäuren an. und verhindern damit deren durchfallfördernde Wirkung. Da Gallensäuren eine wichtige Rolle bei der Fettverdauung spielen, behindern die Medikamente ungünstigerweise aber auch die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K) und Medikamente.

Auch wasserlösliche Ballaststoffe wie Flohsamen, Johannisbrotkernmehl und Pektin können den Durchfall stoppen. Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, sollte man die Flüssigkeitszufuhr entsprechend steigern. Bei starkem Durchfall oder wenn ein Kind an einem Reizdarmsyndrom leidet, sind gegebenenfalls Elektrolytmischungen aus der Apotheke sinnvoll.

Reizdarm: Therapie bei Verstopfung

Wenn das Reizdarm-Syndrom eine Verstopfung verursacht, kann manchmal schon körperliche Bewegung helfen, den Darm wieder in Schwung zu bringen. Außerdem sollten Betroffene täglich zwei bis drei Liter Flüssigkeit trinken. Da dies allein meist nicht ausreicht, können zusätzlich Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und wasserziehende Stoffe wie Macrogol eingesetzt werden

Abführmittel aus der Apotheke sind beispielsweise Wirkstoffe Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Sie werden meist als Zäpfchen oder Miniklistier eingesetzt.

Reizdarm: Behandlung von Krämpfen und Schmerzen

Geht die Verstopfung mit Krämpfen einher, können Medikamente auf pflanzlicher Basis helfen. Etwa die Öle von Pfefferminze und Kümmel, die in Kapselform eingenommen werden. So gelangen sie unbeschadet bis an ihren Wirkort im Darm. Auch Anis und Fenchel können den Darm beruhigen.

Reichen pflanzliche Medikamente nicht aus, hat sich der krampflösende Wirkstoff Butylscopolamin bewährt. Es wird oft in Verbindung mit dem Schmerzmittel Paracetamol verwendet. Weitere Wirkstoffe mit krampflösender Wirkung sind Mebeverin oder Trospiumchlorid. Anders als die genannten pflanzlichen Präparate dürfen diese aber nicht dauerhaft eingesetzt werden.

Reizdarm: Was hilft gegen Blähungen?

Bei einem Reizdarm-Syndrom kann sich durch die gestörte Nahrungsverwertung und veränderte Darmbewegung übermäßig viel Gas bilden. Bei Menschen mit Reizdarmsyndrom gehen diese oft nicht spontan ab und können ebenfalls krampfartige Beschwerden auslösen und den Bauch auftreiben.

Pflanzliche Mittel gegen Blähungen wie Kümmel- und Pfefferminzöl, Fenchel oder Anis wirken nicht nur akut, sondern können auch vorbeugend und langfristig eingenommen werden. Reichen sie nicht aus, lindern entschäumende Medikamente wie Simethicon und Dimethicon die Beschwerden.

Fenchel gegen Blähungen
Fenchel kann bei akuten Blähungen helfen und diesen auch vorbeugen. Auch Anis sowie Kümmel- und Pfefferminzöl beruhigen den Darm.

Reizdarm: Homöopathie & Co.

Es gibt eine Reihe homöopathischer Präparate, denen eine lindernde oder vorbeugende Wirkung beigemessen wird. Eingesetzt werden unter anderem die folgenden Mittel:

  • Bismutoxidnitrat (Bismutum subnitricum)
  • Cerium oxalicum
  • Zitwerblüte (Cina artemisia)
  • Alpenveilchen (Cyclamen)
  • Ginseng
  • Außerdem: Schüssler Salz Kalium sulfuricum

Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Reizdarm: Therapie mit Probiotika

Probiotika aus lebensfähigen Darmbakterien sollen eine gestörte Darmflora wieder in Balance bringen. Ob und welche Probiotika bei einem Reizdarmsyndrom geeignet sind, ist noch nicht vollständig geklärt. Es gibt aber Hinweise darauf, dass verschiedene Bifidobakterien, Lactobacillen und andere Probiotika tatsächlich helfen könnten.

Reizdarm: Hilfe durch Entspannung

Ein Reizdarm wird oft durch Stress und akute oder chronische Überlastung ausgelöst oder verstärkt. Betroffene sollten beobachten, ob psychische oder körperliche Belastungssituationen die Reizsyndrom-Symptome verschlimmern. Auch hier kann ein Tagebuch helfen, solche Zusammenhänge zu erkennen.

Soweit möglich, sollten die bekannten Stressoren gemieden werden. Doch das ist nicht immer möglich. Daher ist es wichtig zu lernen, mit Stresssituationen umzugehen und Stress aktiv abzubauen. Gezieltes Stressmanagement, aber auch Verfahren wie Autogenes Training, die Progressive Muskelentspannung oder auch Yoga können helfen, den Beschwerden vorzubeugen oder diese zu lindern.

Antidepressiva und Psychotherapie

Reizdarm geht auch häufig mit psychischen Beschwerden wie Depressionen oder Angststörungen einher. Die sind mit Stress verbunden und können so ein Reizdarmsyndrom begünstigen und verstärken. Werden die psychischen Beschwerden im Rahmen einer Psychotherapie oder mit Antidepressiva behandelt, bessern sich oft auch die Reizdarm-Symptome.

Darüber hinaus beeinflussen Antidepressiva teilweise die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts und können eine schmerzlindernde Wirkung entfalten.

Reizdarm: Ernährung

Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom reagiert der Darm sehr viel sensibler auf alle Einflüsse. Das gilt auch für die Ernährung. Schwer verdauliche Lebensmittel können ihn leichter überfordern als einen gesunden Darm.

Allerdings gibt es keine allgemeingültige Empfehlung für die Ernährung bei Reizdarm: Bei Durchfall gelten andere Regeln als bei Verstopfung. Außerdem regiert jeder Betroffene anders auf verschiedene Lebensmittel.

Ballaststoffe

Auch für Ballaststoffe gilt, dass nicht jeder Reizdarm-Patient gut auf sie anspricht. Vor allem bei Verstopfung scheinen sie aber zu helfen. Von flüssige Ballaststoffen profitieren möglicherweise auch Patienten mit Durchfall oder Blähungen als Hauptsymptom.

Ernährungstipps bei Reizdarm

Die folgenden Grundregeln zur Ernährung haben sich für manche Reizdarm-Patienten als hilfreich erwiesen:

  • Essen Sie langsam.
  • Schlucken Sie nicht unnötig viel Luft herunter.
  • Viele kleine Portionen sind besser als wenige große.
  • Trinken Sie ausreichend. Gut ist z.B. Mineralwasser ohne Kohlensäure.
  • Fette Speisen, Hülsenfrüchte, starke Gewürze, manchmal auch Kaffee, Alkohol, Nikotin oder Milchprodukte können Beschwerden verursachen.
  • Auch auf Weißmehlprodukte, Fertigprodukte und verschiedene Zuckeraustauschstoffe reagieren manche Menschen sensibel.
  • Achten Sie darauf, wie die Speisen zusammengesetzt sind und zu welcher Tageszeit Sie essen.
  • Essen Sie regelmäßig und immer zu festen Zeiten.
  • Essen Sie vor allem abends nicht zu üppig.
  • Nehmen Sie sich für Ihre Mahlzeiten Zeit, versuchen Sie, diese in einer ruhigen Atmosphäre zu sich zu nehmen.

Wärme für den gestressten Bauch

Eine Wärmflasche auf dem Bauch kann Schmerzen und Krämpfe lindern und den Darm beruhigen.

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Reizdarm: Krankheitsverlauf und Prognose

Das Reizdarm-Syndrom, englisch „irritable bowel syndrome“ (IBS) oder auch Colon irritabile (Reizkolon) genannt, ist eine der häufigsten Magen-Darm-Erkrankungen in Europa. Die Krankheit tritt oft erstmals zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Reizdarm kann individuell sehr unterschiedlich verlaufen. Die Symptome können zudem zu- und wieder abnehmen, ganz aussetzen, aber auch wiederkehren. Bei einigen Patienten mit Reizdarm wechseln sich Durchfall, Verstopfung, Schmerzen und Blähungen ab. Oft beeinträchtigt die Krankheit die Lebensqualität erheblich.

Können die Betroffenen herausfinden, was ihre Symptome auslöst, haben sie eine bessere Prognose. Etwa 34 Prozent der Patienten gelingt es, durch gezielte Verhaltensänderungen und Therapiemaßnahmen ihre Symptome zu lindern oder sie werden sogar vollständig beschwerdefrei.

Besteht das Reizdarm-Syndrom allerdings über längere Zeit, ist die Prognose meistens schlechter. Etwa jeder zweite Betroffene entwickelt ein chronisches Reizdarm-Syndrom und leidet viele Jahre oder sogar sein ganzes Leben unter den Symptomen. Eine Behandlung, die die Krankheit vollständig heilen kann, gibt es bisher nicht. Es gibt aber auch keine Anhaltspunkte dafür, dass durch den Reizdarm andere schwere Erkrankungen entstehen.

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Weiterführende Informationen

Bücher

  • Ernährung bei Reizdarmsyndrom (Christoph Gasche & Ilse Weiß, 2018, maudrich)

Selbsthilfegruppen

  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen
  • Deutsche Reizdarmselbsthilfe e.V.
  • Österreichische Patienteninitiative Reizdarm (ÖPRD)
  • Reizdarm - Magendarmliga Schweiz

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Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Beate Eigler
Autoren:
Dr. med. R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Mehr über die NetDoktor-Experten
ICD-Codes:
K58
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenerologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, (DGVS): "Reizdarmsyndrom – Aufruhr im Darm" (Stand 06/2021)
  • Forbes, C. D. & Jackson, W. F.: Farbatlas der Inneren Medizin, Urban & Fischer in Elsevier, 1. Auflage 2008
  • Gesundheitsberichterstattung des Bundes unter: www.gbe-bund.de (Abruf: 16.08.2021)
  • Herold, G.: Innere Medizin, 2021
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Reizdarmsyndrom, Stand 06/2021, unter: www.dgvs.de (Abrufdatum: 24.11.2022)