Illness name: endokarditis
Description:
Bei einer
Endokarditis
entzündet sich die Herzinnenhaut (Endokard) und mit ihr vor allem die Herzklappen. Auslöser der Endokarditis ist meist eine bakterielle Infektion, die möglichst schnell mit Antibiotika behandelt werden muss. Seltener beruht eine Herzinnenhautentzündung auf einer anderen Erkrankung (z.B. Pilzinfektion, Autoimmunkrankheit). Lesen Sie mehr über Ursachen und Behandlung einer Endokarditis.
Die Endokarditis ist eine
Entzündung der Herzinnenhaut
, des sogenannten Endokards. Die Herzwand ist aus drei verschiedenen Schichten aufgebaut - das Endokard ist die innere davon. Es kleidet die Vorhöfe und Kammern des Herzens aus und bildet auch die vier
Herzklappen
. Diese fungieren als Ventile für das
Blut
, das mit jedem Schlag durch das
Herz
gepumpt wird. Bei einer Endokarditis sind in den meisten Fällen eine oder mehrere Herzklappen entzündet, meistens die
Mitralklappe
und/oder die
Aortenklappe
, selten auch die Klappen des rechten Herzens.
Meist verursacht eine Infektion mit
Bakterien
die Endokarditis, seltener Pilzinfektionen. Es gibt auch nicht-infektiöse Formen der Endokarditis. Hier entzündet sich das Endokard, ohne dass es von Krankheitserregern besiedelt wird, zum Beispiel im Rahmen des rheumatischen Fiebers. Die nicht-infektiöse Form der Endokarditis wird in den westlichen Ländern immer seltener, die infektiöse Form dagegen gewinnt an Häufigkeit. Dies liegt vor allem daran, dass heute bestimmte Herzoperationen öfter durchgeführt werden – und auch diese können die Ursache für eine Infektion sein. Meist erkranken ältere Menschen an einer Endokarditis.
Bei der infektiösen Endokarditis unterscheidet man zwei Formen:
In beiden Fällen ist es wichtig, dass eine Herzinnenhautentzündung so früh wie möglich diagnostiziert und behandelt wird, um schwere Verläufe zu vermeiden.
Die Symptome einer Endokarditis unterscheiden sich je nach ihrer Ursache. Die
akute Endokarditis
wird oft durch Staphylokokken ausgelöst. Sie äußert sich mit plötzlich auftretenden und rasch fortschreitenden Symptomen. Dazu zählen vor allem:
Durch die Entzündung entstehen an den
Herzklappen Auflagerungen
(thrombotisches Material+Erreger). Davon können sich kleine, ebenfalls infektiöse Stückchen lösen, die über die Blutbahn in andere Körperregionen gelangen. Dort verschließen sie kleine Gefäße (
Embolie
). Das betreffende Gewebe erhält deshalb zu wenig Sauerstoff (Ischämie) und geht zugrunde. Je nach Körperregion entstehen durch diese septischen Embolien verschiedene Endokarditis-Symptome, etwa:
Die
subakute Form
(Endocarditis lenta) beginnt schleichend. Der typische Erreger der subakuten Endokarditis ist Streptococcus viridans. Die Betroffenen haben oft leichtes Fieber über einen längeren Zeitraum. Schüttelfrost tritt nur ab und zu oder gar nicht auf. Erkrankte beklagen oft wenig Appetit und Gewichtsverlust. Anhaltende Entzündungsreaktionen beeinträchtigen auch bei dieser Endokarditis andere Organe - meist durch Ablagerung von Eiweißstoffen des Abwehrsystems (Immunkomplexe).
Die Endokarditis-Symptome können bei nicht-infektiösen Ursachen etwas anders sein. So stehen bei der
rheumatischen Endokarditis
meist andere Anzeichen des rheumatischen Fiebers im Vordergrund – etwa Gelenkschmerzen, die von einem Gelenk zum anderen wandern. Menschen mit
Lupus erythematodes
merken oft lange Zeit nichts davon, wenn sich Auflagerungen an ihren Herzklappen bilden (
Libman-Sacks-Endokarditis
). Es können sich auch andere Schichten der Herzwand entzünden (Perikarditis, Myokarditis) und verschiedene Symptome wie Brustschmerzen und einen beschleunigten Herzschlag verursachen.
Eine Endokarditis kann verschiedene Ursachen haben. Sowohl eine infektiöse (bakterielle) Endokarditis als auch eine nicht-infektiöse (abakterielle) Form ist möglich.
Auslöser für eine infektiöse Endokarditis sind in den meisten Fällen Bakterien, vor allem Staphylokokken und Streptokokken, gelegentlich auch Enterokokken. Der häufigste Erreger ist Staphylococcus aureus. Auch andere Bakterien und Pilze kommen infrage, allerdings selten. Pilzinfektionen machen ungefähr ein Prozent der Endokarditiden aus und betreffen vor allem Patienten mit stark geschwächtem Abwehrsystem.
Die bakterielle Endokarditis droht vor allem Patienten mit Vorschädigungen der Herzinnenhaut, auf denen sich die Erreger leichter ansiedeln, zum Beispiel durch:
Auch wenn viele Bakterien in den
Blutkreislauf
geschwemmt werden, kann eine Endokarditis auftreten. Dies kann etwa durch bestimmte Operationen im Bereich der
Zähne
und Atemwege geschehen, genauso wie durch einen Abszess oder bei Drogenabhängigen, die sich Spritzen setzen.
Jedoch muss hinter einer Endokarditis nicht immer eine bakterielle Infektion der Herzinnenhaut stehen. Einige Erkrankungen können auch eine
nicht-infektiöse Endokarditis
auslösen:
Die rheumatische Endokarditis entsteht erst nach einer abgelaufenen Bakterieninfektion. Etwa ein bis drei Wochen nach einer Streptokokkeninfektion (meist in Form einer
Mandelentzündung
oder
Rachenentzündung
) kann das sogenannte rheumatische Fieber auftreten. Der Erkrankte entwickelt hohes Fieber und es entzünden sich im Wechsel verschiedene Gelenke (wandernde Polyarthritis). Manchmal bilden sich Knötchen und Ausschläge auf der Haut (Erythema anulare rheumaticum, Erythema nodosum).
Auch das Herz kann beteiligt sein, etwa in Form einer rheumatischen Endokarditis. Man bezeichnet sie trotzdem als nicht-infektiöse Endokarditis, da diese Entzündungen nicht auf die Streptokokken zurückgehen, sondern auf Abwehrmechanismen des eigenen Immunsystems, die irrtümlich auch körpereigenes Gewebe angreifen. Mediziner nennen diese Herzklappenentzündung Endocarditis verrucosa, bei der sich kleine, rötliche Klappenauflagerungen bilden.
Eine Endokarditis kann auch im Rahmen eines Systemischen Lupus erythematodes auftreten, einer Autoimmunerkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis. Hier spricht man von einer
Libman-Sacks-Endokarditis
. Ähnlich wie bei der rheumatischen Endokarditis entstehen durch die körpereigene Abwehr Entzündungen und Auflagerungen an den Herzklappen (Fibrinthromben).
Selten sind auch Endokarditiden in Zusammenhang mit dem Löffler-Syndrom (Hypereosinophiles Syndrom), einer entzündlichen Erkrankung, die normalerweise das Lungengewebe betrifft. Bei einer
Löffler-Endokarditis
(auch Endocarditis parietalis fibroplastica) verdickt sich die Herzinnenhaut. Darauf sammeln sich bestimmte Abwehrzellen (eosinophile Granulozyten). Bei dieser Form sind aber in erster Linie die Herzwände beteiligt.
Auch ein Karzinoid-Syndrom, eine Krankheit bei der ein Tumor bestimmte Botenstoffe (v.a.
Serotonin
) vermehrt freisetzt, kann die Herzklappen angreifen und zu einer
Endokardfibrose
führen. Eine
Endocarditis thrombotica
liegt vor, wenn andere schwere Erkrankungen dazu führen, dass sich Blutzellen an der Herzklappe festsetzen. Zu diesen Krankheiten zählen etwa Krebs, ausgeprägte Unterernährung oder eine schwere Nierenschwäche mit anhaltend erhöhtem Harnstoff.
Zur Diagnose der Endokarditis erkundigt sich der Arzt zunächst nach der
Krankengeschichte
(
Anamnese
). Er fragt zum Beispiel, ob dem Patienten ein Herzfehler bekannt ist und ob eventuell ein Eingriff am Herzen stattgefunden hat. Aber auch andere Operationen (zum Beispiel beim Zahnarzt) können wichtige Hinweise liefern. Dies gilt auch für vorangegangene Infekte, Autoimmunerkrankungen und Drogenkonsum. Bei der
körperlichen Untersuchung
messen Ärzte zum Beispiel die Körpertemperatur und hören das Herz mit einem Stethoskop ab.
Bei Verdacht auf eine Endokarditis folgt eine
Echokardiografie
(auch Ultraschallkardiografie - UKG genannt). Das Herz wird durch den Brustkorb mit einem Ultraschallgerät untersucht. Es folgen weitere Untersuchungen, wenn Auffälligkeiten feststellbar sind oder die betreffende Person ein erhöhtes Endokarditisrisiko aufweist (zum Beispiel Patienten mit künstlichen Herzklappen). So liefert ein Herzultraschall, der durch die
Speiseröhre
durchgeführt wird (transösophageales Echokardiogramm, TEE), ein noch genaueres Bild des Herzens. Daher gilt: sind im TEE keine Auflagerungen an der Klappe zu sehen, ist eine Endokarditis sehr unwahrscheinlich.
Besonders wichtig ist auch die
Blutuntersuchung
des Patienten, denn sie kann Aufschluss über die Ursache geben. Das Blut wird hierfür im Labor auf Krankheitserreger als mögliche Auslöser einer infektiösen Endokarditis untersucht (Blutkulturen). Findet man den Keim, kann er durch das richtige Antibiotikum gezielt behandelt werden. Bleibt die Ursache der Endokarditis unklar, schließen sich weitere Untersuchungen an, zum Beispiel eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Entnahme einer Gewebeprobe der Herzinnenhaut (Endokardbiopsie).
Ist die Endokarditis-Diagnose schwer zu stellen, führen Ärzte manchmal zusätzliche Untersuchungen wie eine Computertomographie (CT) oder eine Positronen-Emissions-Tomographie (
PET
) durch. Damit sie besser einschätzen können, ob tatsächlich eine Herzklappenentzündung vorliegt, sind in der Endokarditis-Leitlinie sogenannte Duke-Kriterien festgelegt. Liegt eine bestimmte Kombination dieser Kriterien vor, gilt eine Endokarditis als gesichert.
Welche Therapie der Endokarditis im Einzelfall richtig ist, entscheiden verschiedene Spezialisten in Absprache miteinander – meist Kardiologen, Mikrobiologen, Infektiologen und Herzchirurgen. Bei der bakteriellen Endokarditis ist die wichtigste Maßnahme eine schnelle und effektive
Antibiotikatherapie
. In der Regel werden die Antibiotika intravenös (also direkt in die Vene) verabreicht. Die Wahl des Antibiotikums stimmen die Ärzte dabei so genau wie möglich auf den auslösenden Erreger ab - sofern ein Keim gefunden wird. Durch regelmäßige Kontrollblutuntersuchungen überprüfen sie, wie gut die Therapie anspricht.
In etwa jedem zehnten Fall kann der Krankheitserreger nicht nachgewiesen werden (sogenannte kulturnegative Endokarditis). Trotzdem ist der Einsatz von Antibiotika schon bei einem Endokarditis-Verdacht gerechtfertigt. Denn von der schnellen Behandlung hängt das Patientenleben ab. Ärzte versuchen in diesen Fällen eine Antibiotikakombination, die nahezu alle Erreger abdeckt.
Bei etwa jedem zweiten Patienten mit infektiöser Endokarditis reicht eine Therapie mit Antibiotika nicht aus. Eine
Operation
wird zum Beispiel nötig, wenn die Herzklappen durch die Entzündung stark geschädigt sind und eine Herzschwäche droht. In so einem Fall entfernen die Ärzte in der Regel das erkrankte Gewebe und setzen dem Patienten eine oder mehrere künstliche Herzklappen ein.
Bei nicht infektiösen Ursachen ist der wichtigste Teil der Endokarditis-Therapie, dass die Grunderkrankung behandelt wird. Patienten mit Systemischem Lupus erythematodes können zum Beispiel Kortisonpräparate helfen, welche die Autoimmunreaktion bremsen. Bei rheumatischem Fieber werden einerseits die Streptokokken mit Antibiotika bekämpft, andererseits wird mit entzündungshemmenden Medikamenten die Abwehrreaktion gedämpft. Um einem rheumatischen Fieber vorzubeugen, verabreichen Ärzte schon bei der vorangehenden Rachen- oder Mandelentzündung Antibiotika, wenn ein Streptokokken-Schnelltest positiv ausfällt.
Mit welchen Maßnahmen Sie einer Endokarditis vorbeugen können, erfahren Sie
hier
.
Die Prognose einer Endokarditis hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Relativ häufig sind bei der Endokarditis Komplikationen, die entstehen, wenn sich Wucherungen oder Auflagerungen auf dem Endokard lösen. Werden diese „Stückchen“ in die Blutbahn geschwemmt, können sie ein Blutgefäß verstopfen und so einen
Schlaganfall
oder eine Embolie auslösen.
Heute lässt sich eine infektiöse Endokarditis in circa drei von vier Fällen erfolgreich behandeln. Wird sie jedoch zu spät erkannt oder ist der Betroffene bereits älter und hat mehrere Krankheiten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie tödlich verläuft. Ohne Behandlung führt die
Endokarditis
(nahezu) immer zum Tod.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Endokarditis
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