Illness name: ringelroeteln
Description:
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Ringelröteln
(Erythema infectiosum) sind eine typische Kinderkrankheit. Sie treten zwar auch bei Erwachsenen auf, verlaufen hier aber oft anders. Im englischsprachigen Raum nennt man die Ringelröteln aufgrund des hochroten Ausschlags im Gesicht "slapped cheek disease", im deutschsprachigen Raum analog "Ohrfeigenkrankheit". In der Regel sind Ringelröteln harmlos. Bei Menschen mit Immunschwäche und in der Schwangerschaft hat eine Infektion aber möglicherweise schwere Folgen. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Ringelröteln!
Ringelröteln sind eine Erkrankung, die durch eine Infektion mit dem Parvovirus B19 entsteht.
Das Ringelröteln-Virus verbreitet sich meist über eine
Tröpfcheninfektion
: Beim Niesen,
Husten
und Schnäuzen verteilen Infizierte kleine Sekrettröpfchen im Raum, in denen das infektiöse Virus sitzt. Andere Menschen atmen die Tröpfchen ein und stecken sich dadurch an. Die virushaltigen Speicheltröpfchen gelangen auch auf
Haut
und Gegenstände. Der Erreger wird auf diese Weise übertragen, wenn man zum Beispiel einem Erkrankten die
Hand
schüttelt, eine verunreinigte Türklinke oder ein Spielzeug anfasst und danach mit der Hand das Gesicht berührt (
Schmierinfektion
).
Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome vergehen meist knapp zwei Wochen. Diese Zeitspanne wird als Inkubationszeit bezeichnet.
Betroffene sind im Anfangsstadium, also wenige Tage nach der Ansteckung und noch bevor möglicherweise ein Ausschlag auftritt, infektiös. So gut wie keine Ansteckungsgefahr besteht mehr, sobald sich der Hautausschlag entwickelt.
Das Phänomen, dass man ansteckend ist, noch bevor Symptome auftreten, ist mitverantwortlich dafür, dass Infektionen mit Ringelröteln Kindergarten und Schulen besonders oft heimsuchen. Betroffene Kinder bleiben nicht zu Hause, weil die Infektion meist nicht erkannt wird. Deshalb kommt es in diesen Einrichtungen zu regelrechten Epidemien – und zwar besonders im Winter und Frühjahr.
Nach einer durchgemachten Ringelröteln-Infektion haben Betroffene
lebenslange Immunität
gegen die Krankheit.
Ringelröteln sind weder in Deutschland noch in Österreich oder in der Schweiz meldepflichtig.
Ringelröteln treten hauptsächlich bei Kindern zwischen fünf und 15 Jahren auf. Bei Kindern und Kleinkindern verläuft die Krankheit meist mild und klingt nach einigen Tagen von allein wieder ab. Typisches Symptom ist der Hautausschlag, der sich zuerst im Gesicht zeigt – allerdings nicht immer. Bei manchen Kinder bleibt der Ausschlag aus, sodass die Krankheit nicht entdeckt wird.
Im Anschluss an eine durchgemachte Ringelröteln-Infektion ist die Haut insbesondere im Gesicht häufig sehr schuppig und benötigt etwa vier Wochen lang vermehrte Hautpflege.
Als typische Kinderkrankheit treffen Ringelröteln Erwachsene nur selten. Blutuntersuchungen zufolge sind 60 bis 70 Prozent aller Dreißigjährigen bereits immun gegen die Ringelröteln – sie hatten schon früher, meist in der Kindheit, Kontakt mit dem Parvovirus B19 und sind seither immun dagegen.
Wer sich erst als Erwachsener mit Ringelröteln infiziert, bekommt nur selten den bei Kindern typischen Hautausschlag. Die meisten erwachsenen Patienten, vor allem junge Frauen, entwickeln eine akute
Entzündung in mehreren Gelenken
(Polyarthritis). Die Symptome gleichen den Beschwerden einer rheumatoiden Arthritis. Zur Unterscheidung bestimmt der Arzt den
Rheumafaktor
im
Blut
des Patienten. Ist dieser positiv, liegt wahrscheinlich eine Arthritis vor. Ist der Rheumafaktor jedoch negativ und finden sich im Blut bestimmte Antikörper gegen das Ringelröteln-Virus, handelt es sich tatsächlich um eine Polyarthritis infolge von Ringelröteln.
Wie andere Kinderkrankheiten bergen Ringelröteln die Gefahr, dass sie im Erwachsenenalter ungewöhnlich starke Beschwerden verursachen und schwer verlaufen. Gefährlich wird es vor allem für Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
Auch bei Jugendlichen äußert sich die Erkrankung anders als bei Kindern. Oft führt eine Ringelröteln-Infektion zum sogenannten
Handschuh-Socken-Syndrom
. Das ist ein Hautausschlag, der sich ausschließlich auf die Hände und Füße beschränkt, also auf jene Hautbereiche, die von Socken und Handschuhen bedeckt werden. Die Hautveränderungen unterscheiden sich von dem typischen Ringelröteln-Ausschlag insofern, als dass sie sich eher in Form von kleinen, roten Punkten oder Papeln und einer verstärkten Blutgefäß-Zeichnung auf der Haut zeigen.
Zwei Drittel der Frauen im gebärfähigen Alter sind immun gegen den Ringelröteln-Erreger. Ist dies nicht der Fall, ist Vorsicht geboten, denn wenn sich eine Schwangere mit Ringelröteln infiziert, hat dies möglicherweise schwere Folgen für das ungeborene Kind.
Zwar verursacht das Parvovirus B19 keine direkten Fehlbildungen oder Behinderungen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass es über die
Plazenta
in den
Blutkreislauf
des Kindes gerät, dort die blutbildenden Zellen befällt und eine Blutarmut verursacht. Das stört die Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen und folglich dessen Entwicklung.
Bei Verdacht auf Ringelröteln während der Schwangerschaft wird das Kind daher eng per
Ultraschall
überwacht. So ist es möglich, bei ersten Anzeichen eines verringerten Blutvolumens beim Baby mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern.
Erfahren Sie mehr über Risiken und Behandlung von Ringelröteln in der Schwangerschaft im Beitrag
Ringelröteln – Schwangerschaft
.
Eine Infektion mit dem Erreger der Ringelröteln verläuft in den meisten Fällen unbemerkt. Nur ein kleiner Teil der Infizierten entwickelt Ringelröteln-Symptome. Diese fallen von Patient zu Patient unterschiedlich aus: Symptome wie Hautausschlag, grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und
Muskelschmerzen
sowie Blutarmut treten zusammen oder auch isoliert voneinander auf. Manchmal bleiben typische Symptome auch ganz aus.
Der girlanden- oder ringelförmige Hautausschlag ("
Kinderrotlauf
" genannt) ist ein charakteristisches Symptom bei Ringelröteln. Er tritt aber nur bei ungefähr einem von vier Patienten auf. Vermutlich wird er nicht direkt durch das Ringelröteln-Virus ausgelöst, sondern entsteht aufgrund der körpereigenen Immunreaktion gegen den Erreger.
Der Ausschlag ist erst ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung mit dem Ringelröteln-Erreger zu sehen. Er zeigt sich oft zunächst im Gesicht, hier vor allem an Wangen und Stirn. Dann breitet er sich auf Arme, Beine und Po aus. Mit ihrer symmetrischen Form erinnern die wellenförmigen Flecken vor allem um die
Nase
herum an einen Schmetterling. Im Krankheitsverlauf verändern sie ihre Form. Bei manchen Kindern geht der Ringelröteln-Ausschlag mit
Juckreiz
einher.
Nach einigen Tagen verblasst der Ausschlag. Gelegentlich flammt er über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten immer wieder einmal auf. Ursache dafür sind möglicherweise Sonneneinstrahlung oder hohe Temperaturen, zum Beispiel beim Baden.
Ringelröteln gehören neben Masern,
Röteln
,
Windpocken
und
Scharlach
zu den fünf Kinderkrankheiten, die häufig einen Ausschlag verursachen. Im englischsprachigen Raum heißen sie deshalb auch "Fifth disease".
Manchmal entsteht bei Ringelröteln eine Blutarmut (Anämie), weil das Virus die Vorläufer der roten Blutkörperchen, die sogenannten Erythroblasten, befällt. Diese werden in der Folge zerstört. Das stört die Neubildung der roten Blutkörperchen – eine Anämie entwickelt sich. Sie äußert sich in folgenden Symptomen:
Bei einer durch Ringelröteln bedingten Blutarmut entwickelt sich im Extremfall eine sogenannte
aplastische Krise
. Dabei kommt die Blutbildung komplett zum Erliegen, sodass Betroffene auf Bluttransfusionen angewiesen sind. Besonders anfällig für eine aplastische Krise sind Menschen, deren Blutzellen aufgrund anderer Erkrankungen nur eine kurze Lebenszeit haben (etwa bei
Thalassämie
, Sichelzellenanämie) oder deren Immunsystem das Virus nicht effizient bekämpft.
Eine Ringelröteln-Infektion bei Mädchen und Frauen führt gelegentlich zu einer
Polyarthritis
, einer Entzündung in mehreren Gelenken. Besonders oft betroffen sind Knie-, Sprung- und Fingergelenke. Diese Entzündungen sind eine Fehlreaktion des Immunsystems, die allerdings in der Regel von selbst vorübergeht und keiner speziellen Behandlung bedarf.
Auslöser der Ringelröteln ist das
Parvovirus B19
. Es ist das kleinste bekannte Virus, das bei Menschen eine Erkrankung auslöst.
Parvovirus B19 erkennt eine ganz bestimmte Oberflächenstruktur der Erythroblasten (Vorläufer der roten Blutkörperchen) und dringt in diese Zellen ein. Manchen Menschen fehlt diese charakteristische Struktur auf ihren Blutzellen. Sie sind daher von
Geburt
an immun gegen das Parvovirus.
Die Ringelröteln-Erreger sind weit verbreitet. Das liegt daran, dass Infizierte bereits wenige Tage nach der Ansteckung und schon vor dem eventuellen Ausbruch des Hautausschlags die
Viren
möglicherweise an andere Menschen weitergeben. Das Virus ist sehr stabil und überlebt auch außerhalb des Körpers auf Oberflächen längere Zeit. Das begünstigt eine Verbreitung. Allerdings ist das Ringelröteln-Virus nicht so infektiös wie beispielsweise Masern-, Röteln- oder Pockenviren.
Der Arzt diagnostiziert Ringelröteln in der Regel
anhand des typischen Hautausschlags
. Bei unklaren Symptomen oder bei Patienten ohne Hautausschlag sichert ein
Bluttest
die Diagnose: Im Blut von Infizierten lassen sich entweder Antikörper gegen das Ringelröteln-Virus oder das Virus selbst nachweisen.
Auch Jahre nach einer Infektion mit Ringelröteln zirkulieren noch spezifische Antikörper gegen den Erreger im Blut der Betroffenen. Deshalb haben Frauen mit Kinderwunsch vor einer Schwangerschaft die Möglichkeit, mittels Bluttest abklären zu lassen, ob sie bereits Kontakt mit dem Erreger hatten und deshalb immun gegen Ringelröteln sind.
Nur in seltenen Fällen muss der Arzt eine
Knochenmarkprobe
entnehmen (
Knochenmarkpunktion
). Hat der Patient tatsächlich Ringelröteln, lässt sich in der Probe das Parvovirus B19 nachweisen.
In den meisten Fällen heilen Ringelröteln von selbst aus und müssen gar nicht behandelt werden. Eine gezielte Behandlung mit einem antiviralen Medikament ist für eine Parvovirus-B19-Infektion nicht verfügbar. In schwereren Fällen besteht die Möglichkeit, die Symptome der Ringelröteln zu lindern.
Oft verschreiben Ärzte dazu Medikamente gegen Fieber und Schmerzen. Kalte Umschläge lindern den Juckreiz, der den Ringelröteln-Ausschlag gelegentlich begleitet. Bei einer schweren Blutarmut (Anämie) wird unter Umständen eine
Bluttransfusion
notwendig.
Patienten mit einem gestörten Immunsystem (Immundefizienz) erhalten manchmal spezielle Antikörper, um den Körper im Kampf gegen den Ringelröteln-Erreger zu unterstützen. Diese Therapie ist allerdings sehr teuer und nur bei einer chronischen Blutarmut notwendig.
Es gibt keinen Impfstoff gegen Parvovirus B19. Die einzigen Maßnahmen, um einer Infektion vorzubeugen, bestehen darin, auf gute Händehygiene zu achten und den Kontakt zu Infizierten zu meiden. Diese Maßnahmen sind insbesondere für Schwangere wichtig. Sie vermeiden es zudem besser, einen Kindergarten oder eine Schule zu betreten, wenn es dort zu einem Ringelrötelnausbruch gekommen ist.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.
Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.
Ringelröteln
Kurzübersicht
Was sind Ringelröteln?
Ringelröteln: Ansteckungs- und Inkubationszeit
Wie verlaufen Ringelröteln bei Kindern?
Wie verlaufen Ringelröteln bei Erwachsenen?
Wie verlaufen Ringelröteln bei Jugendlichen?
Wie verlaufen Ringelröteln in der Schwangerschaft?
Welche Symptome entstehen bei Ringelröteln?
Ringelröteln-Symptom: Hautausschlag
Ringelröteln-Symptom: Blutarmut
Gefahren durch das Ringelröteln-Virus
Was verursacht Ringelröteln?
Wie werden Ringelröteln festgestellt?
Wie werden Ringelröteln behandelt?
Wie lässt sich Ringelröteln vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen