Illness name: latexallergie
Description:
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Bei einer
Latexallergie
reagiert das Immunsystem überschießend auf Naturlatex oder synthetisch hergestellte Latexprodukte. Die Haut ist an der Kontaktstelle gerötet, juckt und brennt. Medizinisches Personal ist besonders häufig von einer Latexallergie betroffen. Lesen Sie hier alles Wichtige zu Symptomen und zur Behandlung der
Latexallergie
.
Bei einer Latexallergie handelt es sich um eine allergische Reaktion gegen Naturlatex oder synthetische Latexprodukte. Etwa ein bis zwei Prozent der weltweiten Bevölkerung sind von einer solchen Allergie betroffen. Sie zählt zu den häufigsten berufsbedingten Allergien und ist die zweithäufigste Ursache für eine schwere allergische Reaktion im Rahmen von Operationen.
Viele Personen, die von einer Latexallergie betroffen sind, arbeiten im medizinischen Bereich, da hier deutlich mehr Kontaktmöglichkeiten bestehen als in anderen Berufen. Auch Kinder, die mit einer Spina bifida auf die Welt kommen, haben ein erhöhtes Latexallergie-Risiko – vermutlich durch die wiederholten Operationen. Personen, die häufig
Blasenkatheter
erhalten, haben ebenso ein höheres Risiko für diese Allergie.
Naturlatex wird aus dem Kautschukbaum gewonnen. Es dient unter anderem der Herstellung von Pflastern, Einmalhandschuhen, Kathetern, Kanülen und weiteren medizinischen Produkten. Latex findet man aber auch in Gebrauchsgegenständen des alltäglichen Lebens, beispielsweise in Schnullern, Gummibündchen der Kleidung, Luftballons, Kondomen oder Wärmflaschen.
Die Latexallergie lässt sich in zwei verschiedene Allergie-Typen einteilen: Die schnelle vom "Soforttyp" (Typ 1) und die langsamere vom "Spättyp" (Typ 4).
Einige Menschen reagieren allergisch auf Latexkondome. Die Schleimhäute des Genitalbereichs sind besonders dünn und empfindlich. Dies trifft vor allem auf die weiblichen Geschlechtsorgane wie die Vagina zu, weshalb insbesondere Frauen schnell Symptome im Genitalbereich entwickeln. Männern sind auch betroffen, jedoch seltener. Abhilfe schaffen latexfreie Kondome.
Die Symptome einer Latexallergie variieren stark und sind unter anderem davon abhängig, wie die Allergene den Menschen erreichen:
Bei dieser allergischen Reaktion treten an der Stelle, an der die Haut mit Latex in Berührung kam, meist sofort stark juckende Quaddeln auf. Die Haut ist stark gerötet. Die Veränderungen breiten sich manchmal auf den ganzen Körper aus.
Dies gilt besonders bei den häufig in der Medizin verwendeten, gepuderten Latexhandschuhen. Hier wirbelt das Anziehen der Handschuhe die Allergene auf, wodurch Betroffene sie gelegentlich einatmen. Diese leiden dann unter Reizhusten bis hin zur Atemnot. Die Augen tränen, die
Nase
läuft. Manchmal löst die Latexallergie einen Asthma-Anfall aus.
Bei der Verwendung von latexhaltigen Kondomen sind insbesondere bei Frauen aufgrund der empfindlichen Schleimhaut im Genitalbereich folgende Symptome möglich:
Ebenso ist dies bei Männern möglich. Durch die etwas weniger empfindliche Haut des
Penis
ist dies jedoch seltener der Fall.
Manchmal reagiert das Immunsystem zudem so überschießend, dass das Kreislaufsystem des Körpers zusammenbricht. Der Blutdruck sinkt, die
Bronchien
ziehen sich zusammen. Die Betroffenen leiden unter starker Atemnot, Hustenreiz und Kreislaufproblemen bis hin zur Ohnmacht. In dem Fall spricht man von einem anaphylaktischen Schock. Dieser ist unter Umständen lebensgefährlich.
Der anaphylaktische oder allergische Schock ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige ärztliche Betreuung.
Bei der Latexherstellung werden oftmals Zusatzstoffe hinzugefügt, die allergene Wirkung haben. Bei der Typ-4-Latexallergie treten meist erst nach mehr als zwölf Stunden Beschwerden auf. Die betroffene Hautstelle reagiert mit einer Rötung, Papeln- oder Bläschenbildung, in manchen Fällen mit zusätzlichem Juckreiz. Man spricht auch von einem Kontaktekzem.
Besteht der Kontakt zu den Zusatzstoffen weiterhin, besteht die Möglichkeit, dass das Ekzem chronisch wird. Die Hautstelle wird dicker, schuppig und rissig und ist anfälliger für Infektionen.
Auch bei diesem Allergietyp breiten sich die Hautveränderungen in manchen Fällen auf den ganzen Körper aus, und in seltenen Fällen kommt es zu einem anaphylaktischen Schock.
Für Menschen, die an einer Latexallergie leiden, ist es wichtig, Kontakt zu Latex zu vermeiden. Latexfreie Handschuhe oder latexfreie Kondome sind mittlerweile überall erhältlich.
Sofern Sie als Betroffener im Beruf häufiger mit Latexprodukten zu tun haben, informieren Sie sich beim Betriebsarzt oder bei der Berufsgenossenschaft über Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz. Manchmal lässt sich ein Berufswechsel nicht vermeiden, um dem Latex zu entgehen.
Ärzte setzen im Rahmen der Behandlung auch verschiedene Medikamente zur Linderung der Beschwerden bei einer Latexallergie ein. Antihistaminika beispielsweise hemmen die Bildung von sogenannten Histaminen. Spezielle Blut- oder Gewebezellen schütten Histamine bei einer Immunreaktion aus und heizen so die allergische Reaktion an. Sie sorgen unter anderem für einen unangenehmen Juckreiz.
Manchmal ist der Einsatz von Kortison in Salben oder Tablettenform erforderlich, um das Immunsystem zu drosseln. Bei einer schweren allergischen Reaktion, bei der der ganze Körper betroffen ist, sind Kortison und Antihistaminika Notfallmedikamente. Diese spritzt der Arzt dann über die Vene direkt in den
Blutkreislauf
.
Es ist wichtig, dass jeder Allergiker einen Allergiepass bei sich trägt. In diesem Pass ist aufgelistet, auf welche Stoffe der Betroffene allergisch reagiert. Es empfiehlt sich, bei jedem Arzttermin den Allergiepass vorzuzeigen, sodass das medizinische Personal entsprechende latexfreie Produkte verwendet.
Zudem ist es je nach Schwere der Allergie erforderlich, dass Menschen mit Allergien ein Notfallset bei sich haben. Darin sind Medikamente enthalten, die bei einer ausgeprägten allergischen Reaktion das Immunsystem drosseln und den Kreislauf stabilisieren.
Naturlatex selbst ist eine allergene Substanz. Das industriell hergestellte Latex beinhaltet außerdem viele Zusatzstoffe wie Antioxidantien oder Farbstoffe, die manchmal Allergien auslösen.
Latex findet sich in vielen alltäglichen Gebrauchsgegenständen wie Luftballons, Kauringen, Turnschuhen und vielem mehr. Ein häufiger Kontakt führt bei manchen Menschen mit der Zeit zu einer "Sensibilisierung", das heißt der Körper entwickelt eine Immunabwehr gegen Latex oder seine Zusatzstoffe. Wenn er dann erneut der allergenen Substanz ausgesetzt wird, reagiert das Immunsystem übermäßig.
Warum genau Allergien entstehen, ist noch nicht eindeutig geklärt. Forscher gehen von einem Zusammenspiel vieler Faktoren als Ursache für Allergien aus.
Forscher haben herausgefunden, dass der besonders frühe Hautkontakt zu Latex einen Risikofaktor für die Entstehung einer Latexallergie darstellt. Beispielsweise wurden Babys mit einem "offenen Rücken" (Spina bifida) früher mit latexhaltigen Handschuhen operiert. Diese Kinder zeigten im höheren Lebensalter viel häufiger eine Latexallergie als Kinder ohne Spina bifida.
Ärzte vermuten, dass der frühe Kontakt zu Latex bei der Operation die Ursache für die Allergie-Entstehung ist.
Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Latexallergie-Risiko:
Da der Latexgehalt in vielen Gebrauchsgegenständen nicht ausreichend gekennzeichnet wird, ist es nicht leicht, Latex im Alltag vollständig zu meiden. Besonders häufig beinhalten folgende Produkte Latex:
Patienten, die an einer Latexallergie leiden, reagieren teilweise auch allergisch auf bestimmte Nahrungsmittel. Man spricht in diesen Fällen von einer
Kreuzallergie
. Banane, Kiwi, Feige oder Avocado sind häufige Auslöser. Auch bestimmte Pflanzen haben in vielen Fällen eine allergene Wirkung. Hierzu zählen der Maulbeerbaum, Gummibäume, Weihnachtssterne, Hanf oder Oleander.
Bei Verdacht auf eine Latexallergie ist es ratsam, sich an einen Arzt zu wenden. Dieser stellt zunächst einige Fragen, um das Risiko für eine Allergie abzuschätzen:
Im Anschluss folgt eine genaue Untersuchung der betroffenen Hautstelle. Dem Arzt stehen schließlich einige Allergie-Tests zur Verfügung, mit deren Hilfe er die Latexallergie diagnostiziert.
Beim Prick-Test wird die Haut zunächst an einigen Stellen leicht angeritzt. Anschließend träufelt man verschiedene Allergene darauf. Nach 15 bis 20 Minuten lässt sich bereits erkennen, ob die Haut allergisch reagiert. Bei einer Latexallergie findet sich dann an der mit Latex beträufelten Stelle eine Rötung und/oder Schwellung.
Beim RAST-Test wird dem Patienten
Blut
abgenommen, um zu sehen, ob Antikörper gegen Naturlatex darin vorhanden sind. Da sich die Antikörper nicht in jedem Fall nachweisen lassen, ist dieser Test aber weniger aussagekräftig als der Prick-Test.
Man führt diesen Test durch, um eine Latexallergie eindeutig zu diagnostizieren. Der Patient trägt für 20 Minuten einen Latexhandschuh. Wenn Symptome auftreten wie Hautveränderungen oder
Kreislaufprobleme
, wird der Handschuh sofort entfernt. Die Diagnose gilt als gesichert.
Da es manchmal zu gefährlichen Allergiesymptomen kommt, ist eine strenge Überwachung des Patienten beim Test notwendig.
Eine Latexallergie ist nicht heilbar, aber mit entsprechenden Medikamten und vor allem der Meidung von Latexkontakt ist sie in den Griff zu bekommen.
Die Latexallergie entwickelt sich meist erst im höheren Alter und besteht dann in der Regel ein Leben lang. Für die Betroffenen ist es ratsam, den Kontakt mit Latex zu vermeiden, um symptomfrei zu bleiben. Manchmal bedeutet das einen Berufswechsel, um einem weiteren Kontakt zu Latex zu entgehen. Hier unterstützt die Berufsgenossenschaft beziehungsweise der Betriebsarzt.
Mittlerweile gibt es immer mehr latexfreie Produkte, wodurch Ärzte weniger Fälle der Latexallergie beobachten. Elementar ist, dass Betroffene richtig geschult sind und wissen, in welchen Produkten sich Latex befindet. Auch der Hinweis von Betroffenen an behandelnde Ärzte oder Zahnärzte, dass sie an einer Latexallergie leiden, ist wichtig für die Beschwerdefreiheit.
Da die genauen Gründe für die Entstehung von Allergien nicht genau bekannt sind, ist dieser nur schwer vorzubeugen.
Es ist notwendig, dass Betroffene bei einer bekannten Latexallergie behandelnde Ärzte und Zahnärzte über die Allergie informieren. Liegt eine schwere Allergie vor, ist es ratsam, das vom Arzt verschriebene Notfallset mit entsprechenden Medikamenten prophylaktisch immer bei sich zu haben.
Im Krankhausbereich gibt es für das Personal und für die Patienten Empfehlungen und Vorgehensweisen, um das Entstehungsrisiko der Latexallergie zu verringern. So wird grundsätzlich empfohlen, im OP-Bereich latexallergenarme OP-Handschuhe zu nutzen, gepuderte Handschuhe sind zudem untersagt.
Bei Personen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Latexallergie, wie Menschen mit Spina bifida, gibt es für Krankenhäuser vor allem im OP- und Narkosebereich die Empfehlung, naturlatexfreie Handschuhe und Materialien zu verwenden. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Latexallergien bei entsprechenden Vorkehrungen deutlich seltener auftritt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.
Latexallergie
Kurzübersicht
Was ist eine Latexallergie?
Latexallergie: Kondome
Welche Symptome treten bei einer Latexallergie auf?
Typ-1-Latexallergie
Typ-4-Latexallergie
Wie wird eine Latexallergie behandelt?
Medikamente bei Latexallergie
Allergiepass und Notfallset
Wie entsteht eine Latexallergie?
Risikofaktoren
Latex im Alltag meiden
Kreuzallergien bei Latexallergie
Wie wird eine Latexallergie festgestellt?
Prick-Test
RAST-Test
Provokations-Test
Wie verläuft eine Latexallergie?
Kann man einer Latexallergie vorbeugen?
Autoren- & Quelleninformationen